Handwerk im Sommer vom 6. Juli 2007 - page 7

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Schneller
kühl
, länger
frisch
Ob Milch oder Maschine: Mit innovativen Kühlsystemen sorgt Etscheid für Langlebigkeit
An Einfallsreichtum mangelte es den
Mitarbeitern der Etscheid GmbH schon
in den 60er Jahren nicht: Damals ließ
sich der Betrieb den selbst erfundenen
Tauchkühler patentieren. Heute
stehen die Experten für Kälte- und
Klimatechnik aus Neustadt an der
Wied noch immer für Innovationen.
Bestes Beispiel dafür: der „Think
Tank“, ein von Etscheid entwickelter
Kühltank für Robotermelksysteme.
Jewärmer dieMilch, desto schneller
verdirbt sie. Darum müssen sich
Landwirte beeilen, sie mög-
lichst schnell aus den Eutern
in eine kühle Umgebung
zu bringen. Das Pro-
blem bei herkömmlichen
Milchkühlanlagen: „Sie
können erst eingeschaltet
werden, wenn der Tank mit
mindestens einem Drittel
seines Fassungsvermögens
gefüllt ist“, erklärt Kältean-
lagenbauermeisterHermann
Heidebrecht.
Zu viel – wie Produzenten
und kluge Köpfe bei Etscheid
fanden.IhreLösung:Der„Think
Tank“, ein Milchkühltank, der
bereits kleinste Mengen scho-
nend herunterkühlt. Und das
ganz ohne Kondenswasser- oder
Eisbildung.EinespezielleFormdes
Verdampferbodens in Verbindung
mit einer speziell entwickeltenSteu-
erung der Kühlmaschine machen es
möglich.
Steckbrief: mat Wassertechnik, Andernach
Gegr. 2006
|
5 Mitarbeiter (1 Meister)
|
Wassertechnik, Trinkwasserhy-
giene, Messungen
|
Tel.: 02632/ 945629
|
Coole
Fahrt durch den
Sommer
Kälteanlagenbauermeister Klaus Jacobi hat die richtige Technik für die heißen Tage des Jahres
Hitzefrei? Dieser Begriff existiert im
Wortschatz eines Kälteanlagenbau-
ers nicht. Damit Busreisende nicht
schwitzen, Eis nicht schmilzt oder
Fleisch nicht verdirbt, verschieben die
Kälte- und Klimaprofis aus dem Hause
Jacobi ihren Urlaub auf kühlere Tage.
Eine mehrstündige Busfahrt mit
defekter Klimaanlage? Sicher nicht
die coolsteArt des Reisens, vor allem
dann nicht, wenn gerade Hochsom-
mer ist und das Fahrtziel Spanien
oder Süditalien heißt. Doch damit es
gar nicht erst zu Schweißausbrüchen
unter den Fahrgästen kommt, lassen
vieleBusunternehmer aus derRegion
die Kälte- und Klimasysteme ihrer
Fahrzeuge rechtzeitig von Profis
aus dem Handwerk überprüfen.
Werkstattmeister Sven Küster von
der Jacobi Kälte-Klima-Fahrzeug-
kühlung GmbH in Mülheim-Kärlich
etwa tauscht an diesem Vormittag
die Luftfilter eines schicken Busses
aus, der in wenigen Tagen auf Tour
gehen soll.
„Wenn die meisten anderen Men-
schen Urlaub machen, ist in unserer
BrancheHochkonjunktur“,weißKüs­
ter.InpunctoUrlaubsplanungsinddie
Monate Juli undAugust für alle Jaco-
bi-Beschäftigten deshalb tabu. Und
auch der neue Lehrling, den
Kälteanlagenbauermeister
Klaus Jacobi im August
einstellen will, muss
bereit sein, während der
Sommermonate auf Ur-
laub zuverzichten. Einem
ausgiebigen Skiurlaub
im Winter steht dagegen
nichts im Weg.
Dass die Auftragsbücher bei vie-
len Kälteexperten sehr gut gefüllt
sind, hängt, wie Jacobi-Mitarbeiter
Joachim Tilch vermutet, auch mit
den (scheinbaren?) Auswirkungen
des Klimawandels zusammen. „In
Hightech von der Wied
Ineiner vonzwei großenFer-
tigungshallen des Unter-
nehmens verschweißen
Bekir Temur und Hei-
ko Pabst
Steckbrief: Jacobi GmbH, Mülheim-Kärlich
Gegr. 1981
|
8 Mitarbeiter (3 Meister, 1 Lehrling
|
Vertrieb, Installation, War-
tung von Klima- u. Heizsystemen
|
Tel.: 0261/ 26700
|
Steckbrief: Etscheid GmbH, Neustadt/Wied
Gegr. 1950
|
50 Mitarbeiter (4 Meister, 6 Lehrlinge)
|
Herstellung von
Kühl­anlagen und -behältern
|
Tel.: 02683/ 3080
|
keiten eines Kälteanlagenbauers bei
Etscheid während eines Praktikums
kennen gelernt. „Mir hat die Arbeit
von Anfang an Spaß gemacht“, sagt
derNoch-Schüler, der invierWochen
bei Etscheid eine Lehre beginnt.
Dann haben die Kühlanlagen-Profis
aus dem Wiedtal schon sechs Aus-
zubildende.
„Zum einen sehen wir uns in der
Verantwortung, jungen Menschen
eine Chance zu geben“, begründet
Etscheid-Prokurist Klaus Wilhelm
die hohe Lehrlingsquote. „Zum an-
deren sind Fachkräfte im Kälte- und
Klimabereich aber auchnicht einfach
zubekommen.Deshalbbildenwirun-
sere künftigenFachkräfte amliebsten
selber aus.“Liebhabernvon leckerem
Käse, Joghurt oder frischerKuhmilch
kann es nur recht sein.
den vergangenen Jahren hatten wir
fast durchgehend heiße und
lange Sommer. Mit der
Folge, dass sich immer
mehrMenschen für eine
Klimaanlage entschei-
den“, sagt Tilch.
Einbau Profisache
Dass die Installation eines
solchen Gerätes manchen
Hobbyheimwerker überfordert, wird
vielen jedoch erst später bewusst.
„DieLeutebesorgensichdieAnlagen
imBaumarkt, versuchen sie selbst
einzubauen, müssen dann aber
irgendwann feststellen, dass
sie nicht weiterkommen und
mandieseArbeit besser einem
Profi überlässt,“ erzählt er.
Die Uniklinik in Frank-
furt dagegen beauf-
tragte von Beginn an
dieKlimafachleuteaus
Mülheim-Kärlich, um
den gesamten virolo-
gischen Bereich mit
einer modernen Kli-
maanlageauszustatten.
Nur einer von vielen
erfolgreich ausge-
führtenGroßaufträgen
in der Referenzliste
des Acht-Mitarbeiter-
Betriebes.
Was bei Jacobi eben-
falls Hochkonjunktur
hat: „Seit einigen Jah-
ren gibt es eine starke
Nachfrage nach Kli-
maanlagen mit Wär-
mepumpentechnik“,
berichtet Kälteanla-
genbauermeister Klaus Jacobi. Die
Vorteile dieser Geräte: Sie beziehen
ihre Energie aus demBoden oder der
Luft und können sowohl zu Heiz- als
auch zu Kühlungszwecken genutzt
werden.
„In der Anschaffung sind sie nicht
ganz billig, aber wenn man daran
denkt, dass sie ganz ohne Heizöl
oder Gas auskommen, haben sich
die Kosten schon nach kurzer Zeit
amortisiert.“
Der
„Think
Tank“ ist
ein echtes
Handwerks-
produkt. Bis zu
20.000 Liter Milch
fasst der Kühltank,
den Fachkräfte bei Etscheid in
Neustadt/Wied zusammenbauen.
Junge Kräfte bei Etscheid: Klaus Wilhelm (rechts)
reicht Jan Schmidt einen Ausbildungsvertrag. Der
15-Jährige beginnt eine Kälteanlagenbauerlehre.
„Klima-Check“ vor Ferienbeginn: Kfz-Technikermeister
Sven Küster tauscht die Luftfilter eines Reisebusses aus,
der demnächst Richtung Süden startet.
Profis
für sauberes
Wasser
„mat Wassertechnik“ aus Andernach bietet Rundum-Service in Sachen Trinkwasserhygiene
Der eine bringt das fachliche, die
beiden anderen das handwerkliche
und technische Know-how ins Un-
ternehmen ein: Fertig ist ein Fach-
betrieb, der einen Rundum-Service
in Sachen Trinkwasserhygiene
anbietet. Bereits ein Jahr nach ihrer
Gründung „brummt“ es bei „mat
Wassertechnik“ aus Andernach.
Nicht dass unser Leitungswasser
schmutzigundvollerBakterienwäre.
„IndenallermeistenFällenistessogar
sehr sauber“, sagt Installateur- und
Heizungsbauermeister Andreas Ke-
pernick, einer der dreiGesellschafter.
Wenn ein potenzieller Auftraggeber
die Wasserexperten aus der Bäcker-
jungenstadt kontaktiert, muss das
also nicht zwangsläufig heißen, dass
etwas „faul ist“ mit demWasser. Ein
geringesRestrisiko einerVerunreini-
gungdurchKrankheitserregerbesteht
aber dennoch.
„UnsereKunden sind fast ausschließ-
lich öffentliche Einrichtungen, die
gesetzlich dazu verpflichtet sind,
die Wasserqualität in ihrem Haus
untersuchen zu lassen“, erklärt
Mitgesellschafter Thomas Linnartz,
Diplom-Ingenieur für Umwelt- und
Hygienetechnik. Krankenhäuser
und Seniorenwohnheime, Hotels,
Behörden oder Schulen: Die Liste
der Einrichtungen, die regelmäßige
Wasserkontrollendurchführen lassen
müssen, ist lang.
Nische entdeckt
Dementsprechend groß ist der
Kundenkreis der Andernacher. Erst
kürzlich kehrten sie von einem
Arbeitseinsatz auf der Nordseeinsel
Sylt zurück. „Soweit wir wissen,
gibt es in ganz Deutschland keine
zehn Unternehmen, die in Sachen
Trinkwassertechnik einen vergleich-
baren Rundum-Service anbieten“,
sagt Kepernick. Angefangen bei
der Entnahme von Wasserproben,
die sie in Zusammenarbeit mit Part-
nerlaboren oder Gesundheitsämtern
durchführen, über die Untersuchung
von Rohrleitungssystemenmit Infra-
Wasser ist ihr Element: Mit Ultraschall, Infrarot und PC untersuchen die mat-
Gründer Frank Knorr (links) und Thomas Linnartz Rohrleitungssysteme.
rot- oder Ultraschallgeräten bis zur
fachgerechten Reparatur defekter
oderverunreinigterLeitungselemente
reicht die Angebotspalette. „Wenn
tatsächlich doch einmal Legionellen
oder andereErreger insLeitungswas-
ser gelangen, dann sind die Ursachen
vielfältig.Häufigkönnen sogenannte
Todstellen der Grund dafür sein“,
weißAndreasKepernick. „EineTod-
stelle“, so erklärt der SHK-Meister,
„ist ein Teil eines Leitungssystems,
durchden seit längererZeit keinWas-
ser mehr geflossen ist. Das kann zum
Aus Holz mach’ Strom und Baustoff-Recycling
Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk mit Umweltpreis ausgezeichnet
Die Mothermik GmbH aus Pfalzfeld
im Hunsrück und die Tischlerei Jür-
gen Zmelty aus Lahnstein haben den
rheinland-pfälzischen Umweltpreis in
der Kategorie Handwerk gewonnen.
Umweltministerin Margit Conrad
vergab den Preis am „Tag der Um-
welt“ in der Mainzer Staatskanzlei.
„DiediesjährigenPreisträger tragen
mit Innovationskraft, Kreativität
und Risikobereitschaft zu einem
nachhaltigen Klimaschutz bei“,
lobte Conrad.
Mothermik überzeugte die Jury
mit einer völlig neuen Technolo-
gie: der CO 2 -neutralen Holzver-
stromung. Mehr als zehn Jahre
hatte der Handwerksbetrieb in die
Entwicklung dieser bundesweit
einmaligen Technik investiert.
Als nachwachsender Rohstoff zur
Erzeugung regenerativer Energien
wird heimisches Holz verwendet.
FürRheinland-Pfalzalswaldreiches
Bundesland weise die Technologie
indieZukunft, betontendie Juroren.
„Das Projekt Mothermik Holz-
verstromung ist ein Beispiel, wie
mittelständische Betriebe sich den
Herausforderungen stellenund sehr
innovativbislangproblembehaftete
Technologien zur Einsatzreife brin-
gen“,betontedieUmweltministerin.
Die Holzverstromung wird mittels
Holzvergasungundanschließendem
Gewinner des rheinland-pfälzischen Umweltpreises:
Diplom-Ingenieur Jan H. Kramb (l.) und Tischlermeister Jürgen Zmelty.
Kraft-Wärme-Kopplungs-Prozess
realisiert. Der Wirkungsgrad ist im
Vergleich zu herkömmlichen Tech-
niken deutlich höher. Vorteil für die
Umwelt: hohe Energieeffizienz und
CO2-Einsparung.
Für die „konsequenteWiederverwen-
dungunddenEinbau alterBaustoffe“
zeichnete die Jury die Tischlerei
Jürgen Zmelty aus. Der Handwerks-
betrieb nutze dadurch ein „großes
Energieeinsparpotenzial“. Schließ-
lich „verbrauche“ jeder Baustoff bei
Herstellung, Transport, Lagerung
und Entsorgung große Energiemen-
gen. „Durch die Verwendung alter
Baustoffe wird eine Sanierung von
Altbauten zur Energiesparmaß-
nahme ersten Ranges“, würdigte
Conrad den Preisträger. Auch bei
der Sanierung denkmalgeschützter
Gebäude oder der Restaurierung
antiker Möbel baut Tischlermeister
ZmeltyhistorischeBaustoffewieder
ein. Der Betrieb setzt dabei auf eine
engeAbstimmungmitdemZentrum
für Restaurierung und Denkmal-
pflege der Handwerkskammer
Koblenz. Der mit insgesamt 9000
Euro dotierte Umweltpreis wurde
erstmals 1990 vergeben.
Edelstahlele­
m e n t e a n
einem „Think
Tank“ mit einem Fassungsvermö-
gen von 20.000 Litern. Neben den
beiden Schweißfachkräften arbeiten
Kälteanlagen- und Metallbauer, An-
lagenmechaniker und
Elektrotechniker in dem
50-Mitarbeiter-Betrieb.
Gemeinsam stellen sie
modernste Kühlanla-
gen für Industrie und
Landwirtschaft her. Die
Palette umfasst Tauch-
und Eintauchkühler
für Filteranlagen und
Werkzeugmaschinen,
Flüssigkeits-Wärme-
tauscher, Kühltanks und
modernste Wärmerück-
gewinnungssysteme.
Der 15-jährige Jan
Schmidt aus Epgert
hat die vielfältigen und
anspruchsvollen Tätig-
Beispiel eine seitMonatennichtmehr
genutzte Toilette oder Dusche sein.“
In privaten Haushalten, so versichert
er, komme so etwas aber so gut wie
überhaupt nicht vor.
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16
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