Handwerk Special Nr. 116 vom 5. Mai 2007 - page 14

Maler Schneider: Vom Hahn aus zu entlegenen Baustellen
Hahn boomt - neue Aufträge für heimische Handwerker
Nr. 116
5. Mai 2007
Steckbrief: Backhaus Hehl, Müschenbach
Gegr.: 1963 | 10 Mitarbeiter (3 Meister, 3 Lehrlinge) | Brot, Bröt-
chen, Kuchen | Tel.: 0261/ 123456-0 |
M ler Schneider, Bü euren
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| Maler- und
Lackierarbeiten, Fassadenbeschichtung
Steckbrief: Klein, Caspari & Co., Büchenbeuren
Gegr.: 1983 | 10 Mitarbeiter | Montage und Vertrieb von Bauele-
menten | Tel. 06543/ 50566-0 |
Ob im Tower oder am Rollfeld: Für den Einbau von
Spezialscheiben sind Harald Caspari und seine
Mitarbeiter zuständig.
Arbeiten gleich neben den Check-In-Schaltern: Malermeister Vitali Bitter vom
Malerbetrieb Schneider sorgt für strahlendes Weiß im Terminal.
Nachteinsatz am Terminal
Wenn Malermeister
Uwe Schneider zum
Flughafen fährt, hat
das nicht zwangsläufig
etwas mit seiner Arbeit
zu tun. Manchmal
fliegt er vom Hahn
aus auch selbst in die
Ferien – oder er liefert
seine Mitarbeiter dort
ab, damit die mit dem
Flugzeug zur Baustelle
nach Spanien jetten.
Dort, wo Flugreisende ihr Ge-
päck aufgeben, haben an diesem
VormittagdieMalermeisterUwe
Schneider undVitali Bitter ihren
Arbeitsplatz. Die beiden strei-
chen eine Wand, die die frische
weiße Farbe gut vertragen kann.
Für die am Flughafen allgegen-
wärtigenSecurity-Leute sinddie
Handwerker aus Büchenbeuren
ein vertrauter Anblick. Trotz der
Geschäftigkeit vor den Check-
In-Schalternhindert sie niemand
daran, ihre Leiter aufzustellen
und mit den Streicharbeiten zu
beginnen.
„Für unseren Betrieb gibt es am
Hahn fast das ganze Jahr über
etwas zu tun“, erzählt Schneider.
Noch vor sechs Jahren hatte
sein Unternehmen, das derzeit
14 Mitarbeiter zählt, sogar ein
eigenes Lager auf dem 590
Hektar großenAirport-Gelände.
„In der Anfangszeit haben wir
vor allem Kunststoffteile für
Fensterbau-Betriebe aus dem
näheren Umfeld lackiert“, erin-
nert sich der 52-Jährige. Zwar
hat Schneider den Firmensitz
inzwischen ins Büchenbeurener
Gewerbegebiet verlagert, aber
nach wie vor sind für Schneider
und seineMitarbeiter nächtliche
Einsätze am Hahn, die auch mal
bis fünf Uhr in der Frühe dauern
können und sich etwa in den
Abflughallen von Terminal A
abspielen, keine Seltenheit.
Betriebe profitieren
vom Aufschwung
„Es sind janicht nur dieBetriebe,
die direkt am Hahn arbeiten, die
vom Ausbau des Flughafens
profitieren“, sagt Schneider. „In
umliegenden Gemeinden wie
Hirschfeld, HahnoderOberklei-
nichwurden in den vergangenen
Jahren zahlreiche Wohnhäuser
mit Schallschutzfenstern ausge-
stattet. Bei diesen und anderen
Maßnahmen zum Schutz vor
Fluglärm kamen Handwerksbe-
triebe aus der Region zum Zug.
Und auch beim Bau neuer und
breiterer Straßen, diedieAnfahrt
zum Flughafen erleichtern,
haben Dutzende Handwerker
mitgeholfen.“
Übrigens trägt Schneider nicht
immer seine weiße Arbeits-
kluft, wenn er am Flughafen
ist. Montpellier, Bratislava,
Pisa, Mallorca – wenn Uwe
Schneider vom Hahn aus in die
Ferien startet, dann dürfen es
auch schon mal Jeansjacke und
Straßenschuhe sein.
Einmal allerdings musste der
Chef denFirmenwagennehmen,
während drei seiner Mitarbeiter
per Flugzeug in Richtung Va-
lencia aufbrachen. „Wir hatten
damals für vierWochen inDenia
zwischenValencia undAlicante
zu tun“, erinnert sich der Maler-
meister. Ein Deutscher hatte die
Handwerker aus dem Hunsrück
beauftragt, seine neue Finca zu
streichen. „Die dafür benötigten
Materialien hätte ichwohl kaum
mit ins Flugzeug nehmen kön-
nen.“AlsobeludUweSchneider
einenTransporter und folgte den
Kollegen über den Landweg
nach Spanien.
Die Glaser für den Tower
Schäden beseitigt
Reparaturarbeiten am Hahn sind für die Handwerker der
„Klein, Caspari & Co. GmbH“ aus Büchenbeuren über
die Jahre schon fast zur Routine geworden. Undichte
Isolierglasscheiben im Tower tauschen sie ebenso mü-
helos aus wie sie Sturmschäden an der Decke der fast
40 Meter hohen Flugzeugwartungshalle beheben.
AlsSturmtiefKyrillimJanuarweiteTeileDeutschlandsheimsuchte,
waren nicht nur Tausende entwurzelte Bäume und abgedeckte
Dächer die Folge. Auch die 81 mal 72 Meter große und 37 Meter
hohe Flugzeugwartungshalle auf demFlughafenHahn, in der selbst
„Riesenvögel“ wie die Boeing 747 repariert werden können, war
durch Kyrill in Mitleidenschaft gezogen worden.
„Wir sind abends darüber benachrichtigt worden, dass der Sturm
die Rauchabzugsanlage in der Wartungshalle beschädigt hat“,
erinnert sich Mitinhaber Harald Caspari. Wenig später rückten
vier Mitarbeiter des auf die Montage von Fenstern, Kunststoff-
und Bauelementen spezialisierten Zehn-Mann-Unternehmens
zum Flughafen aus. „Drei Plexiglasscheiben, die zur Entlüftung
geöffnet werden können, waren von Kyrill einfach weggeweht
worden“, erzählt Caspari. Um die Dinge zumindest provisorisch
in Ordnung zu bringen, dichteten sie die offenen Stellen mithilfe
einer Notverglasung ab.
Am Tower hatten Klein- und Caspari-Mitarbeiter übrigens auch
schon zu tun, nachdem sich Trageklötzchen an Scheiben im oberen
BereichdesÜberwachungsturms gelöst hatten. „Mit einerReparatur
war es in dem Fall nicht mehr getan“, so Caspari. Stolze 380 Kilo-
grammwogdieneue Isolierglasscheibe, diederGeschäftsführer und
seine Mitarbeiter in der Schrägwand im Tower einsetzten.
„Der Unterschied zwischen dem Flughafen kurz nach Abzug der
Amerikaner und heute ist schon gewaltig“, sagt der gebürtigeHuns-
rücker. „Zum Wohl der Region kann man nur wünschen, dass die
Erfolgsgeschichte Hahn noch viele Jahre weiter anhält.“
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