Handwerk Special Nr. 88 vom 31. August 2002 - page 13

Vor Ort: Über das Leben betroffener Handwerker nach der Hochwasserkatastrophe
31. August 2002
Nr. 88
Idee und Verantwortung: Karl-Jürgen Wilbert
Redaktion: Jörg Diester, Beate Holewa, Andrea Düpper
Layout:
Jörg Diester, Andrea Düpper
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Caroline Albert, Nina Thom, Janet Kölschtzky,
Dr. Lieselotte Sauer-Kaulbach, Sandra Ogriseck (HwK
Leipzig)
Herausgeber:Handwerkskammer Koblenz
Friedrich-Ebert-Ring 33, 56063 Koblenz, Tel.: 0261/398-
160, E-Mail:
in Verbindung mit dem Mittelrhein-Verlag Koblenz
Fotos:
W. Baumann, Focus Foto-Studio, G. Juraschek, odd Bad
Kreuznach, HwKKoblenz
Anzeigen: Hans Kary (verantw.), Informa RZ-Anzeigenservice, 56070
Koblenz. Verkaufsleiter: Rudolf Speich, Tel.: 0261/ 892-115
Technische Herstellung: Druckhaus Koblenz
Impressum
Bilder links: Auch in
Döbeln überrollten die
Wassermassen in kürze-
ster Zeit die Stadt und den
Betrieb von Fleischermei-
ster Götzel. Doch der 58-
Jährige (rechts mit Sohn
Nils) denkt nicht ans
Aufgeben: „Wir haben 40
Jahre Sozialismus über-
standen, dann werden wir
das jetzt auch schaffen.“
Das blieb übrig von
der Tischlerei Müller -
im Bild Bärbel Müller
- in Dohna. In Stunden
riss auch hier das
Wasser das berufliche
Lebenswerk vieler mit
sich. „Unsere Maschi-
nen wurden alle wie
Spielzeug weggespült,
die Halle ist
abrissreif.“ Mitten in
den Schlamm- und
Schuttmassen sind
neben der Tischlerei
zwei fabrikneue Autos
„steckengeblieben“ -
vom Fließband in die
Schrottpresse.
Während in der Bäckerei von Franziska Seifert (im Bild
oben links) die Abriss- und Aufräumarbeiten auf vollen
Touren laufen, geht der Betrieb im Verkaufswagen weiter.
Zur Zeit fährt die Handwerkerin täglich in eine 30 Kilometer
entfernte Schaubäckerei, um ihre Döbelner mit frischen
Backwaren zu versorgen.
chen: Um die Versorgung imOrt
zu gewährleisten, fährt die Mei-
sterin im Augenblick jeden Tag
in eine 30 km entfernte Schau-
bäckerei.
Einige Straßenzüge weiter hat
Fleischermeister JoachimGötzel
seine Fleischerei. „In dem Haus
bin ich vor 58 Jahren geboren.
Wasser war hier nie ein Thema.“
Das hat sich vor einigen Tagen
dramatisch geändert. „Aus der
Straßewurde ein reißender Bach,
der selbst Autos und riesige Öl-
tanks mit sich riss.“ Auch die
Schäden in der Fleischerei sind
groß: Die Maschinen schwam-
men umher, ein tonnenschwerer
Kühlcontainer, voll mit frischen
Wurst- und Fleischwaren, wurde
angehoben und hat die Decke
darüber eingedrückt. „Die Ver-
kaufstheke klatschte in denWas-
sermassengegendieWände.“Der
einzige Grund, dass sie imLaden
blieb, war das dickeElektrokabel
imFußboden, das alsAnker dien-
te. „Wir haben die Mitarbeiter
nach der Flut gefragt: Aufgeben
oder weitermachen. „Weiterma-
chen, Meister, war die Antwort.“
EinMotiv dafür ist auch der eige-
ne Sohn, 32 Jahre alt, wie er
Fleischer. Er wird das Geschäft
weiterführen, auch, oder viel-
leicht gerade wegen der Katas-
trophe. Ein Stück Familienge-
schichte, die fortgesetzt wird.
Dazu passt auch die kleine Ge-
schichte umdas Hochwasser, die
sich imTreppenhaus der Familie
abspielt. Dort stehen jetzt die in
Sicherheit gebrachten Meister-
briefe aus vier Generationen.
In der nächsten
Sendung von
HwK-TV, die
am 31.8. und
1.9. sowie am 7.
und 8.9. gesen-
det wird, berich-
ten HwK und
der regionale
Fernsehsender
TVT1 über
Handwerksbe-
triebe vor Ort,
die besonders
stark vom Hoch-
wasser betroffen
sind.
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