Handwerk Special Nr. 88 vom 31. August 2002 - page 14

Exklusiv-Interview mit Werner Wittlich / HwK aktuell: Nachrichten
31. August 2002
Nr. 88
Mann des Handwerks für Berlin
Kandidiert wieder für den Bundestag: Werner Wittlich
Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Elektrotechnikermeister
Werner Wittlich aus Kurtscheid in der Kommunalpolitik. Er war von
1989 bis 1998 Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags und zog
in der Wahlperiode 1998-2002 erstmals in den Deutschen Bundestag
ein. “Die Sorgen und Anliegen der Menschen in meinem Wahlkreis
Neuwied/Altenkirchen sind die Grundlage meiner politischen Arbeit
in Berlin”, erklärt der 56-jährige Vorsitzende Kreishandwerks-
meister der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald.
Herr Wittlich, Sie treten zum
zweiten Mal als CDU-Direkt-
kandidat zur Bundestagswahl
an: Was empfinden Sie im
Wahlkampf 2002 anders als
vor vier Jahren?
DieStimmungslage
istfürunsgenauum-
gekehrt, wir spüren
Rückenwind.ImGe-
spräch mit den Bür-
gerinnen und Bür-
gern spüre ich: Die
CDUhatgroßeChan-
cen die Wahl zu ge-
winnen.
„Mehr Praktiker
für die Bundespolitik“ war
1998 Ihr Leitbild. Sind Sie als
Bundespolitiker immer noch
der Praktiker aus dem Hand-
werk? Legen Sie selbst Hand
an als Elektromeister?
Für die praktisch-produktiveAr-
beit alsHandwerksmeister bleibt
mir nicht mehr viel Zeit. Was
wesentlich zurQualifikation des
Meistersgehört,diebetriebswirt-
schaftliche Leitung eines Unter-
nehmens, nehme ich in Zusam-
menarbeit mit einem Mitgesell-
schafter weiterhin wahr.
Welche Erfahrungen aus Ih-
rem Handwerker-Sein sind
wertvolle Hilfen bei Ihrer Ar-
beit in der Politik?
Wenn ich an den Berufsstand
Handwerk denke, ist für mich
das Basiswissen unverzichtbar.
VonderLehreüber dieGesellen-
zeit, dieMeisterprüfung und den
Betriebswirt des Handwerks bis
Hilfe und Unterstüt-
zung für seinen
Wahlkampf erhält
der Handwerker und
Politiker Werner
Wittlich von seinem
Wahlkampfteam
Miriam Hirsch,
Monika Lamerz und
Jochen Hirsch
hin zur Selbstständigkeit habe
ich alle Stationen durchlaufen
und mich nach und nach ehren-
amtlich engagiert. Nie mit dem
Ziel Kreishandwerksmeister zu
sein, sondern immer, umdiePro-
bleme zu erkennen
und fürVeränderun-
gen und Verbesse-
rungen zu sorgen.
Für mich wäre es
sehr wichtig, dass
mehr Leute aus der
Praxis- nicht nur,
aber vermehrt aus
demHandwerk–die
politische Arbeit er-
gänzen würden.
Wird das bodenständige Hand-
werk im fernen Berlin wahr-
und ernstgenommen?
DerriesigeTigerHandwerkwird
zwar in Berlin durch den ZDH,
regional durchdieKammernund
Kreishandwerkerschaften gut
vertreten, müsste aber noch viel
mehr Druck ausüben, damit die
Situation im Handwerk vor Ort
inBerlin spürbarwird.Mankann
nicht nur „über die da“ oben mo-
sern,dasssienichthandeln,wenn
man selbst nichts tut. Jede Stun-
de des ehrenamtlichen Engage-
mentsbeeinflusstMeinungen.Da-
raus kann sich nur Positives für
dieUnternehmenskultur und die
Unternehmen selbst entwickeln.
Wo sehen Sie die Stärken der
Handwerksorganisationen im
politischen Dialog?
Die HwK Koblenz wie auch die
anderenHandwerksorganisatio-
nen stehen in ständigem Kon-
taktzudenRegierungenundVer-
waltungen und sie werden auch
gehört! Sie bringen sich aktiv in
die Gestaltung der Landes- und
Bundespolitik ein. Sie geben Si-
tuationsbeschreibungen wieder,
die der Realität entsprechen und
den Verantwortlichen helfen, in
der politischenTagesarbeit nicht
betriebsblind zu werden. Neh-
men wir die Steuerreform: Man
hat die Großunternehmen, die
Kapitalgesellschaften, zuerst
entlastet und den Mittelstand
dabei sträflich vernachlässigt.
Mir sind - auch fürmeinenWahl-
kreis - 100 Betriebe mit fünf
Arbeitnehmern lieber als einer
mit 500. Denn die kleinen und
mittleren Unternehmen sind
nicht so anfällig für konjunktu-
relle Schwankungen, sie können
viel flexibler reagieren. Diese
gesunde Struktur müssen wir
fördern. Die Rahmenbedingun-
gen müssen so gesetzt werden,
dassjemandüberhauptnochLust
hat auf Selbstständigkeit, auch
in der Weiterführung bestehen-
der Betriebe.
Was ist nach vier Jahren rot-
grüner Regierung anders als
nach 16 Jahren schwarz-gel-
ber Regierung?
DieSituationhat sichverschärft.
Die Regierung Schröder hat die
vorsichtigenReformenderKohl-
Regierung in der Steuer Arbeits-
markt- undSozialpolitik zurück-
genommen. Die Chancen des
Mittelstands haben sich deutlich
verschlechtert.
Ist das Handwerk politisch
genug?
Ich halte es für ganz wichtig,
dass sich Handwerker und Un-
ternehmer für das politische und
gesellschaftliche Leben interes-
sieren und sich einbringen. Wir
sind es doch gewohnt, Entschei-
HwK-Lehrerinfotage
vom 11. bis 15. 11.
Auftaktveranstaltung der
26. Lehrerinfotagen bei der
HwK Koblenz Diskussion
zum Thema „Leben - Ler-
nen - Leistungsdruck +++
Lehrerinfotage sind Ange-
bot zur Berufsorientierung
in Handwerk und Wirt-
schaft für Lehrer aller allge-
meinbildenden Schulen im
nördlichen Rheinland-Pfalz
+++ hochrangige Gäste
u.a. Minister Prof. Dr. Jür-
gen Zöllner und Prof. Dr.
Reinhard Marx, Bischof
von Trier +++ Praxistage
in den Aus- und
Weiterbildungsstätten der
HwK +++
HwK-Infos zu den
Lehrerinfotagen:
Tel.: 0261/398-111,
Fax: -989
E-Mail
Interne
Nachrichten-Ticker +++ Nachrichten-Tic
Vom 11. bis 15. November fin-
den die 26. Lehrerinformations-
tage bei der HwK Koblenz statt.
Wichtigstes Anliegen der in ih-
rer Art in Deutschland einzigar-
tigen Veranstaltung ist die Be-
rufsorientierung in Handwerk
und Wirtschaft. Die Lehrerinfo-
tage sind einAngebot für Lehrer
aller allgemeinbildenden Schu-
len im nördlichen Rheinland-
Pfalz, von der Sonderschule bis
zumGymnasium.
Mitveranstalter sind die ADD
Aufsichts- und Dienstleistungs-
direktion,AußenstelleSchulauf-
sicht Koblenz und die fünf Ar-
beitsämter im Bezirk der HwK
Koblenz. Den Auftakt bildet die
Podiumsdiskussion zum Thema
Leben- Lernen- Leistungsdruck
mit dem rheinland-pfälzischen
Minister fürWissenschaft, Wei-
terbildung, Forschung und Kul-
tur, Prof. Dr. Jürgen Zöllner.
Weiterer Höhepunkt der Veran-
staltung ist neben den Praxis-
tagen die Diskussion mit Prof.
Dr. ReinhardMarx, Bischof von
Trier,überWerteundWertorien-
tierung in Bildung, Arbeitswelt
und Gesellschaft.
Unter dem Motto „Gestalten -
Entfalten - Weiterbilden“ findet
am Freitag, den 6. September,
10 bis 18 Uhr, in Neuwied ein
Lernfest statt. Es wird über die
zahlreichen Möglichkeiten der
Weiterbildung informieren. Das
HwK-Berufsbildungszentrumin
Rheinbrohl wird an diesem Tag
ebenfalls präsent sein. Mit sei-
nenumfassendenBildungsange-
boten ist es Partner vor Ort. Dar-
über hinaus zeigen Tischler-
lehrlinge in lebenden Werkstät-
ten ihr Können. Ein buntes Büh-
nenprogramm, u.a. mit Orienta-
lischem Tanz lädt zum Verwei-
len ein. Für das leibliche Wohl
ist auch gesorgt.
Lernfest am 6. Septem-
ber in Neuwied
Lernfest am Freitag, den 6.
September in Neuwied
+++ Berufsbildungs-
zentrum der HwK in
Rheinbrohl stellt Leistungs-
spektrum vor +++ lebende
Werkstätten, Kulturelles &
Kulinarisches auf dem
Lernfest +++
HwK-Informationen
zum Berufsbildungs-
zentrum Rheinbrohl:
Tel.: 02635/95 46-0,
E-Mail
dungen auf einer Baustelle von
jetzt auf gleich zu treffen. Das
Gleiche müsste auch in politi-
schen Fragen gelten, bleibt aber
zu oft in den langwierigen Ent-
scheidungsprozessen hängen.
Sie haben Ihre Bundestags-
arbeit in Bonn begonnen, sind
dann nach Berlin umgezogen.
Ist die „Berliner Republik“
eine andere als die Bonner?
Die Arbeit als Abgeordneter in
Berlin ist die gleiche geblieben.
Aber die Mentalität ist eine an-
dere, das Klima in der größeren
Stadt ist rauer. Als Westerwäl-
der habe ich dabei keine Berüh-
rungsängste, den Umgangston
kann ich genauso rau mit Wäller
Schnauzebeantworten.ObBonn
oder Berlin - man muss die Po-
litikerarbeit mögen.
Wie bekommt der Mensch
Wittlich seine Aufgaben unter
einen Hut? Machen Sie in den
Augen Ihrer Familie die richti-
ge Familienpolitik?
Die viele Aufgaben gehen zu
Lasten der Familie, aber diese
trägt sie gernemit. Entscheidend
ist dass die Arbeit mir Freude
bereitet. Und ich spüre immer
wieder, dass ich für die Men-
schen hier etwas bewirken kann.
MehrzuPersonundpolitischem
EngagementaufderHomepage:
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