Handwerk Special Nr. 88 vom 31. August 2002 - page 21

Schick und modern: Mode nach Maß / 75 Jahre Friseur Matzelt
31. August 2002
Nr. 88
Kunden machen Trends
Schneidermeisterin Claudia Mohr fertigt Kleidung nach Maß
„Den Trend geben mir meine
Kunden vor. Mit ihnen ge-
meinsam berate ich, was für
sie tragbar ist“, sagt Schnei-
dermeisterin Claudia Mohr. In
Leutesdorf, traumhaft gelegen
mit Blick direkt auf den Rhein,
hat die 35-Jährige ihr Atelier.
Hier entwirft und fertigt sie
Kleidung nach Maß für Da-
men und Herren.
Sie erfüllt ihren Kunden Wün-
sche nach besonders ausgefalle-
ner Kleidung oder geht auf de-
ren Figurprobleme ein. „Die
Mode in den Geschäften ist nun
mal in erster Linie für große
schlankeFrauen entworfen, aber
nicht jeder hat die sogenannte
Idealfigur“, bringt sie die „Klei-
dersorgen“ ihrerKundenauf den
Punkt.
Inspiration von der Straße
SchöneStoffebequemundschick
zu verarbeiten ist ihr Anspruch.
Inspirieren lässt sich die sympa-
thische Schneidermeisterin von
ganz „normalen Menschen“ auf
der Strasse, ihre Kleidung sieht
sie sich an. Oder sie blättert in
einemKatalog, in demverschie-
dene Stilrichtungen und Schnit-
Vom 13. Bis 15. September findet
in der Rhein-Mosel-Halle in Ko-
blenz der 47. Bundeskongress des
Damenschneiderhandwerks statt.
Die Kreativsten und Innovativsten
Maßschneider aus dem gesamten
Bundesgebiet werden in einem
Wettbewerb ihre Leistungsfähigkeit
unter Beweis stellen. In getrennten
Wettbewerben können auch Lehr-
linge ab dem 3. Lehrjahr ihr Kön-
nen nachweisen. Zahlreiche Me-
daillen und Auszeichnungen wer-
den von einer kritischen Jury an die
Sieger der Wettbewerbe vergeben. Karl-Heinz Scherhag, MdB,
Präsident der HwK Koblenz wird die Festansprache halten. Hö-
hepunkt es Kongresses ist die Modenacht am Rhein, am Sams-
tag, den 14. September, 20 Uhr. Dann bitten Deutschlands beste
Damenschneider zum Tanz. Krönung des Abends ist eine große
Haute Couture-Modenschau. Karten sind bei der Kreishand-
werkerschaft Mittelrhein erhältlich. Tel.: 0261/1291610.
Schneidermeisterin Eva Weber-Ihden aus Koblenz, stellv. Ober-
meisterin der Innung Rhein-Mosel, ist eine der Hauptorganisa-
toren des Kongresses. 2000 gewann sie den begehrten Wander-
pokal „Silberne Rose“ der alle zwei Jahren auf dem Bundeskon-
greß des Damenschneiderhandwerks vergeben wird. In diesem
Jahr wird Eva-Maria Weber-Ihden, die auch Vorstandsmitglied
für das Maßschneiderhandwerk auf Landes- und Bundesebene
ist, ein Brautkleid präsentieren. „Eine Auszeichnung wie die
Silberne Rose ist auch Ansporn. Ich möchte schon gern eine
weitere Goldmedaille erhalten“, verrät sie.
14.9. in Koblenz: Modenacht am Rhein
te vorgestellt sind, mit passen-
denStoffprobendazuaufgeklebt.
„Stoffe beflügeln die Fantasie.
Manchmal sind esKleinigkeiten
mit denen
man tolle
Effekte
erzielen
kann“,
sagt
sie. Ihre Kunden sollen sich
wohlfühlen in „Mohr-Mode“
und sie weiter empfehlen. Von
Mund-zu-Mund-Werbung lebt
sie derzeit. „Es könnten ruhig
noch ein paar Herren mehr den
Weg zu mir finden“, wünscht
sie sich. Natürlich, Maßanzüge
haben ihren Preis, dafür stecken
aber mindestens 65 Stunden rei-
ne Handarbeit drin.
Lehre statt Designstudium
ClaudiaMohrhatihrHobbyzum
Beruf gemacht. Schon während
der Gymnasialzeit hat sie sich
stark für Mode interessiert, ent-
deckte ihre kreative Ader. Vor
die Berufswahl gestellt hieß es:
Design studieren oder eine
Schneiderlehre machen?
Die Abiturientin entschied sich
für letzteres. Ihre Lehre absol-
vierte sie im Maßatelier Alfons
und Ursula Trampert in Neu-
wied, wurde dann sogar Landes-
siegerin im Praktischen Leis-
tungswettbewerb der Hand-
werksjugend. Und noch eine
Auszeichnung erarbeitete sie
sich: den „Lövenherzpreis“ des
Landkreises Neuwied.
Von der „fleischfressenden
Pflanze“ zum Meisterbrief
NachGesellenjahren als Schnei-
derin arbeitete sie fünf Jahre als
DekorateurinamNeuwiederThe-
ater. Ihre erste Aufgabe, „die
große fleischfressende Pflanze“
fürdasStück„DerkleineHorror-
laden“ zunähen, hat ihr viel Spaß
gemacht“,erinnertsiesich.Doch
sie wollte ihr eigener Chef sein
und legte den Grundstein dafür
mit dem Besuch der Meister-
schule. Seit März 2001 ist die
jungeDamen-undHerrenschnei-
dermeisterin selbstständig. Und
wenn sie nicht gerade an Klei-
dung für Kunden arbeitet, hat sie
auch viel Spaß daran, ausgefal-
lene Sachen für sich selbst zu
entwerfen und zu schneidern.
„Wenn es dann jemandem gut
gefällt und er es gern hätte, ver-
kaufe ich das Stück natürlich
auch“, sagt sie verschmitzt.
Mitten im histori-
schen Ortskern
Kobern-Gondorfs,
nur einige Meter
von der Mosel
entfernt, machte
sich 1926 Matthias
Berressem mit
seinem Friseursa-
lon selbstständig.
Seitdem ist der
Salon in der Fami-
lie geblieben.
Mittlerweile steht im 76. Jahr seines Bestehens mit Achim Matzelt, dem Enkel des
Gründers, die dritte Generation „an der Schere“ - in engstem Zusammenwirken mit
der zweiten. Denn auch wenn sie sich nach der Betriebsübernahme durch ihren
Sohn Achim 1995 längst in den Ruhestand zurückziehen könnten, sind Eli-
sabeth und Karl-Heinz Matzelt nach wie vor im Salon aktiv. „Als
ich meinem Vater meinen künftigen Mann vorstellte, glaubte er
allerdings zunächst wohl nicht, dass ich den Salon fortführen
würde“, erinnert sich Elisabeth Matzelt schmunzelnd. Schließ-
lich war der nicht Friseur, sondern Winzer. Schwiegersohn
Karl-Heinz Matzelt vertauschte schließlich nach einer Um-
schulung zum Friseur die Reb- mit der Haarschere. Die Kun-
den kommen, wie Achim Matzelt erzählt, keinesfalls nur aus
Kobern-Gondorf, „sondern auch aus der näheren und weite-
ren Umgebung“. Den weitesten Weg, meint er augenzwinkernd,
habe ein Kunde aus Japan, der aus Kobern stamme und bei
seinen Heimatbesuchen immer auch zum Haareschneiden kom-
me. Der große Einzugsbereich ist wichtig, von der einheimi-
schen Kundschaft alleine könnte der Betrieb, in dem Matzelt
neben seinen Eltern eine Friseurgesellin hilft, nicht leben.
Desto wichtiger ist die Zufriedenheit der Kunden. Für sie
hält er sich auf dem Laufenden. Die jungen Styling-Bewuss-
ten kommen bei ihm ebenso auf ihre Kosten wie auch die
eher „konservativ“ ausgerichtete Stammkundschaft.
Haarschnitt ist bei Matzelts Familiensache
Vom ersten
Entwurf über
das Zuschnei-
den und Nähen
(links) bis hin
zum Bügeln:
Viele Stunden
reine Handar-
beit stecken in
einem garan-
tiert einmali-
gen Klei-
dungsstück.
Claudia Mohr
erfüllte sich im
März 2001 in
Leutesdorf den
Traum von der
beruflichen
Selbstständig-
keit.
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