Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 21

Januar 1943: Handwerkskammern werden aufgelöst.
„Es ist vor allem ein finanzier-
bares Haus von hoher Quali-
tät“, charakterisiert Bianca
Schütz, Architektin aus Bad
Neuenahr-Ahrweiler, den An-
spruch an ihr Wohndomizil. Sie
baute es auf dem elterlichen
Grundstück, hinter dem Eltern-
haus,bewohntesmitihrerneun-
jährigen Tochter und bezeich-
net es selbst als Haus für Zwei.
Das Gebäude ist in Form und
Material bewusst reduziert. Das
Erdgeschoss besteht aus einem
50Quadratmeter großemWohn-
Arbeitsraummit integrierterKü-
che. „Viel Platz für Treffen mit
Freunden, für Kinderfeste und
vieles mehr“, betont die Archi-
tektin, die ihr Haus selbst ent-
worfen hat. Eine Wendeltreppe
führt hinauf zum Bad und zu
zwei Räumen, individuelle
Rückzugsorte für Mutter und
Tochter. Die Treppe wurde in
derWerkstatt des Schlosser- und
Schmiedemeisters Paul Schäfer
inHeimersheimvorgefertigt und
vor Ort montiert. Das Geländer
aus dünnem Flachstahl harmo-
niert mit den Buchenholztrep-
penstufen. „Die Treppe wirkt
sehr filigranund leicht“, soSchä-
fer.Mit seinemSohn,Dipl.-Bau-
ingenieurBertholdSchäfer,führt
er den Betrieb mit 10 Mitarbei-
tern, darunter ein Lehrling. Das
auf Fassadenbau spezialisierte
Metallbauunternehmenhat auch
die Stahl-Alu-Glasfassade am
würfelförmigen Haus angefer-
tigt. „Die tragenden Stahlprofile
auf der Raumin-
nenseite und die
außen schwarz be-
schichteten Alu-
profile geben dem
Haus einen futuri-
stischen Anblick.
Durchdiewenigen
PfostenundRiegel
öffnet es sich kom-
plett. Der Über-
gang vom Garten
inddenWohnraum
ist fließend. Die
Natur wird in den
Raum geholt. Dar-
über hinaus sorgt
dieGlasfassade für
eine passive Ener-
gierückgewinnung“,
so Schäfer. Da es
auf dem Grund-
stück in der zwei-
ten Reihe steht,
bleiben neugierige
Einblicke selten.
Die massiven Wände des Hau-
ses sind außen hoch gedämmt.
Die Niedrigtemperaturheizung
wird durch einen Kaminofen er-
gänzt.DasmachtSinnundstrahlt
neben der Wärme auch Gemüt-
lichkeit aus.
Innen ist alles sparsammöbliert.
„Die Konzentration auf das
Wesentliche lässt den in Farb-
undMaterialwahl zurückhalten-
den Raum großzügiger wirken,
lässtSpielraumfürflexiblesUm-
gestalten und freie Gedanken.
Nichts lenkt im Raum ab. Das
Wechselspiel des einfallenden
Lichts sorgt für natürliche Ver-
änderungen“, erklärt Bianca
Schütz die vermeintliche Leere.
Ungewohnt erscheinen die un-
verputzte Decke und der grau
gestrichene Estrichboden. „Der
Rohbau wurde so ausgeführt,
dass man ihn als fertig betrach-
ten kann“, erklärt Maurermei-
ster Hans Witsch. Er führt das
1953 in Bad Neuenahr-Ahr-
weiler gegründeteUnternehmen
in der zweiten Generation.
Witsch und seine 21 Mitarbeiter
bietennebenMaurer-undBeton-
arbeiten auch Instandsetzungs-
undSanierungsarbeitenan.Zahl-
reiche interessante Objekte, so
das Hallenbad der Stadt, mehre-
re Schulen und der Springbrun-
nen vor demAhrweiler Bahnhof
,zählen zudenArbeitendesAhr-
weiler Bauunternehmens.
Im„Haus für Zwei“ verweist der
Maurermeister auf die inderUn-
teransicht unverändert belasse-
ne Betondecke. Verputzen oder
Anstreichen entfiel. Erreicht
wurde der besondere Effekt
durch Schaltafeln, deren Struk-
tur sichtbar ist. Handwerksmei-
ster Witsch betont, dass hoch-
wertigeRüttelvibratorenzumVer-
dichten des Betons zum Einsatz
kamen, weil Unebenheiten und
undichte Stellen die Einheit des
Bildes gestört hätten.
Mutter und Tochter fühlen sich
wohl in ihrem Haus, das gerade
durch seine Zurückhaltung aus
demRahmen und ins Auge fällt.
Wohlfühlen im selbst entworfenen Haus: Die Architek-
tin Bianca Schütz an ihrem Schreibtisch.
Ein kostengünstiges Generatio-
nen-Haus, dass sich variabel der
Bewohnerzahl anpasst, mit gutem
Design zu verbinden: So lautete
die Aufgabe für Studenten beim
Architekturwettbewerb der HwK
Koblenz. Die Arbeiten - hier die
von Sieger Martin Grunz aus
Koblenz - sind während der Aus-
stellung im Schloss zu sehen.
Die Treppe sorgt für lichte
Transparenz zwischen
„Oben und Unten“.
Leben am Fuße des
Weinbergs: Eine offene
Architektur zur natür-
lichen Umgebung
schaffen - das waren
Ansätze für Architektin
Bianca Schütz, ihr Haus
zu entwerfen. Nebenbei
ist es praktisch und
kostengünstig.
Der Arbeitskreis „Rationalisierung am Bau“ der HwK Ko-
blenz trifft sich am 21.September zum Thema „neue Ent-
wicklungen im Vergabe- und Gewährleistungsrecht“.
Informationen,
Tel.: 0261/398-257, Fax: -994, Email:
ternet:
Arbeitskreis „Rationalisierung am Bau“
Am Samstag, 2. 9., 16.00 Uhr,
findet die Verleihung der
Preise im Designwettbewerb:
„Kleine Dinge des Alltags“
und im Architekturwettbe-
werb „Preiswertes Bauen für
junge Familien“ statt. Beide
Wettbewerbe wurden von der
HwK im Vorfeld der Feier-
lichkeiten zur 100-Jahr-Feier
ausgelobt. Der Jury des Archi-
tekturwettbewerbs lagen 13
Arbeiten von Architekturstu-
denten zur Bewertung vor.
43 Jahre nach ihrer Grün-
dung setzt die „Gauwirt-
schaftskammerverordnung“
die Handwerkskammern
außer Gefecht. Die Kam-
mern Koblenz und Trier
gehen gemeinsam in der
Abteilung Handwerk der
Gauwirtschaftskammer
Moselland mit Sitz in Ko-
blenz auf.
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