Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 20

Februar 1951: Großer Festakt zum Kammerjubiläum.
Am 17. Februar 1951 fin-
det im Stadttheater Ko-
blenz ein großer Festakt
zum 50. Geburtstag der
HwK Koblenz statt. Die
Festrede hält Ministerprä-
sident Dr. Peter Altmeier,
der auf die Bedeutung des
Handwerks beim Wieder-
aufbau hinweist. Die Jubi-
läumsfeier schließt glanz-
voll mit einer Aufführung
der „Meistersinger“ von
Richard Wagner.
„Eigentlich gibt es die Bäckerei
in Waldböckelheim schon über
100Jahre.MeinGroßonkelmüt-
terlicherseits, Bäckermeister
Friedrich Neber, hat den Be-
trieb kurz vor der Jahrhundert-
wende gegründet. Im Besitz der
FamilieAndrae ist sieallerdings
erst seit August 1950“, so Bäk-
kermeister Karl Andre.
DerBäckermeister erinnert sich,
dass es für ihn damals „selbst-
verständlichwar, Bäcker zuwer-
den wie mein Vater. Backstube
und Wohnung waren immer zu-
sammen. Ich bin in beiden groß-
geworden“. Gelernt hat er beim
Vater. „Daswar ebenfalls selbst-
verständlich.“ 1967 erwarb er
den Meisterbrief und übernahm
1974 nach dem Tod des Vaters
den Betrieb.
Inzwischen wuchs Sohn Ralf
heran. Wie sein Großvater und
Vater lernte auch er das Bäcker-
handwerk. „Für mich stand kein
anderer Beruf zur Diskussion.
Sicher hängt das mit der Fami-
lientradition zusammen, obwohl
ich dazu nicht gedrängt wurde“,
sagt der 27-jährige. Gelernt
hat er allerdings nicht in
der väterlichen Backstu-
be. „Ich wollte über den
eigenenGartenzaunhin-
ausschauenundneueEr-
fahrungen sammeln“,
erklärt der junge
Mann. Im An-
schluss an
die Bäcker-
lehreabsol-
vierte er
erfolgreich seine Lehre zum
Konditor. Inzwischenhat er zwei
Meisterbriefe. Als Bäcker- und
Konditormeister kehrte Ralf
Andrae in den Betrieb des Va-
terszurück.ObwohlKarlAndrae
noch alleiniger Chef ist, sind
Vater und Sohn gleichberech-
tigte Partner. „Der Sohn macht
das, was der Vater nicht kann“;
meint Karl Andrae augen-
zwinkernd. „Durch Ralf hat sich
unsere Angebotspalette erheb-
lich erweitert“, erzählt der 55-
jährige stolz.
Feine Gebäcksorten und exzel-
lenteCreme- undObsttorten, Fi-
guren aus Marzipan und Scho-
kolade verwöhnen den Gaumen
der Kunden. Jüngste Kreation
des Konditormeisters ist eine
neunstöckigeHochzeitstorte,mit
Raffinesse und Engagement in
sieben Arbeitsstunden gestaltet.
In jedem Fall weiß Karl Andrae
seinen Betrieb, wenn er sich mit
60 Jahren zurückziehen will, in
den besten Händen.
VierGesellenhelfeninderBack-
stube mit, imAugust kommt ein
neuer Lehrling dazu. Die Ehe-
frauenderMeistersindBäckerei-
fachverkäuferinnen. Sie sor-
gen mit sechs weiteren
Helfern dafür, dass der
Verkauf in Waldbö-
ckelheimund inder vor
fünfJahreneröff-
netenFilia-
le Bad
Sobernheim reibungslos klappt.
Immerhin gehen täglich allein
2.500 Brötchen, samstags sogar
8.000, über den Ladentisch. 25
Brot- und 15 Brötchensorten
werden gebacken. Eine Spezia-
lität der Bäckerei Andrae, aller-
dings nur von September bis
Weihnachten erhältlich, sind die
Waldböckelheimer Lebkuchen.
Sie werden nicht nur von Kun-
den aus den umliegenden Ort-
schaftengeschätzt,sondern auch
nach Mainz, Saarbrücken und
Köln verschickt. Die Rezeptur
ist von einer alteingesessenen
Lebkuchenfabrik, die seit 1760
produzierte und vor 30 Jahren
den Vertrieb einstellte, überlie-
fert.
Ihr50-jährigesBetriebsjubiläum
am 13. August feierte die Fami-
lie Andrae mit einem Tag der
offenen Tür. Eine neue Backstu-
be wurde mit einem Schau-
backen eingeweiht.
Auf Meisterkurs
Am 28. August beginnt bei
der HwK Koblenz ein Meis-
tervorbereitungskurs für
Bäcker in den Teilen I und
II (Teilzeit, montags, 16 bis
20.00 Uhr und dienstags, 17
bis 20.15 Uhr).
Infos: Tel.: 0261/398-400,
Fax: -990, e-mail:
Int
Vater und Sohn Andre, bei-
de Bäckermeister aus Wald-
böckelheim. Seit 50 Jahren
backen die Andre´s ihr Brot,
seit 100 Jahren gibt es die
Bäckerei.
Fleischerfamilie Reh steht für
Tradition.DerVornameKarl(er
wurde in der vierten Generation
umHeinzerweitert)gehörteben-
so zu dieser Tradition wie die
Jagd und der Beruf. „Fleischer
werden war ein Muss, da wurde
nicht viel diskutiert. Der Sohn
trat automatisch in die Fußstap-
fen des Vaters“, erinnert sich
Karl-Heinz Reh, der die von Ur-
großvater Karl Reh gegründete
Fleischerei in der vierten Gene-
ration führt.
Karl-Heinz Reh hat sein Eltern-
haus, gleichzeitig das Betriebs-
gelände, nieverlassen. BeimVa-
ter hat er gelernt und die Gesel-
lenjahre verbracht. 1973 been-
dete er erfolgreich die Meister-
schule. Nach dem Tod des Va-
ters übernahm der damals 43-
jährige Fleischermeister den
Betrieb und die vom Großvater
überlieferten Rezepte, die die
Hausmacherwurst derRehs zum
Gaumenspaß machen. Wie die
Generationen vor ihm ist Karl-
Heinz Reh passionierter Jäger.
Die Trophäen im Büro zeugen
von seinem Jagdglück. In der
Fleischerei gehören deshalb
Wildspezialitäten,natürlichselbst
erlegt, traditionsgemäß zum An-
gebot. Hinzugekommen ist die
Grillthekemit täglichwechseln-
den Grillspezialitäten. Ein Ser-
vice, der nicht nur von der alt-
eingesessenen Kundschaft gern
angenommen wird.
„Ein Familienbetrieb läuft nur
dann gut, wenn alle mithelfen,
daran hat sich bis heute nichts
geändert“, sagt Karl-Heinz Reh.
Er verweist auf seine Frau Elke,
die für die Büroarbeit zuständig
ist und im Verkauf hilft. Und
auch Mutter Helma steht trotz
ihrer 73Lebensjahre täglichhin-
ter der Fleischtheke. Drei Mitar-
beiter (einer davon war bereits
bei Großvater Karl beschäftigt) ,
arbeiten in Produktion und Ver-
kauf mit. Ein Lehrling verstärkt
das Team. „Der Betrieb hat un-
sere Familie seit 100 Jahren gut
ernährt“, resümiert Karl-Heinz
Reh. Er erinnert sich aber auch
an schwerere Zeiten, als der
Rindfleischumsatz wegen des
BSE Skandals stark zurückging.
„Das Vertrauen der Kunden zu
ihrem Fleischer ist ganz wich-
tig“, weiß er und erzählt dabei,
dass er sein Schlachtvieh seit
Jahrzehnten vom gleichen Bau-
ernhof bezieht.
Etwas Sorgen bereitet dem Flei-
schermeister die Nachfolgere-
gelung. Auch wenn der 50-jäh-
rige selbst noch nicht ans Auf-
hören denkt, weiß er doch, dass
mit seinen beiden Töchtern die
Tradition Reh ins Wanken gera-
ten ist. „Sie haben andere Plä-
ne“, konstatiert er realistischund
räumt doch ein, dass ihm der
Gedanke, „was kommt nach
dir?“, etwas weh tut.
Auf Meisterkurs
Am 2. September beginnt
ein HwK-Meistervorberei-
tungskurs für Fleischer in
Teilzeit. Infos, Tel. 0261/
398-400, Fax: -990
Karl-Heinz
Reh führt
das 1900
gegründete
Altendiezer
Familien-
unter-
nehmer
heute in der
vierten Ge-
neration.
Guten Appetit! Für das leibli-
che Wohl während der Aus-
stellung ist gesorgt. An allen
Tagen verwöhnen Lehrlinge
des Konditor-, Bäcker- und
Fleischerhandwerks die Besu-
cher. An einer eigens einge-
richteten Cafebar im Spiegel-
saal gibt es sowohl kalte als
auch warme Getränke.
Am 28. August beginnt bei der Handwerkskammer
Koblenz in Koblenz ein Meistervorbereitungskurs
für Bäcker. Die Teile I (praktischer) und II (fach-
theoretischer Teil) werden in Teilzeitform unterrich-
tet. Gelernt wird montags, 16 bis 20.00 Uhr und
dienstags, 17 bis 20.15 Uhr.
Infos: Tel.: 0261/398-400, Fax: -990, Email:
Meisterbrief jetzt backen!
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