Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 30

Gedanken und Gefühle von Handwerkslehrlingen und ihren Ausbildern zum Lehrbeginn
Rund 12.000 Jugendliche erlernen derzeit im Bezirk der Handwerkskammer Koblenz ein Handwerk in 130 Handwerksberufen. Der positive Trend in der handwerklichen
Ausbildung setzt sich im nördlichen Rheinland-Pfalz auch im Jahr 2000 fort. Rund 2.500 Lehrverträge wurden bis zum 31. Juli abgeschlossen. Im Herbst, so die Erfahrungen
der HwK, werden es ca. 2000 mehr sein.
Junge Leute aus verschiedenen Gewerken und “gestandene“ Handwerksmeister sprechen zum Lehrbeginn über ihre Erwartungen. Freude am Beruf steht für die Handwerks-
gesellen in spe obenan. Die Ausbildungsmeister wünschen sich dynamische und motivierte Jugendliche. Der Schulabschluss spielt dabei nicht die alles entscheidende Rolle.
Kfz-Mechanikermeister
Hermann-Josef Mallmann
(unten rechts) vom Koblenzer Autohaus Wolff nennt
Dynamik, Aufgeschlossenheit und Flexibilität als
wichtige Kriterien für die Aufnahme eines Lehrlings.
„Beim Schulzeugnis achte ich vor allem auf die
Fehltage“. Unter 60 Bewerbungen konnte er in
diesem Jahr auswählen.
„Während eines 14-tägigen
Praktikums testen wir die
Kandidaten nach dem
Prinzip learning by doing.
Man merkt schnell, wer
anpackt und eifrig ist.
Bremsen ist leichter als
Anschieben.“
Patrick Mog
aus Weißenthurm gehört zu
den zwei neu eingestellten
Kfz-Mechanikerlehrlingen.
„Ich bin Auto-Fan“, bekennt der 16-jährige, der nach dem
Hauptschulabschluss ein Berufsvorbereitungsjahr absol-
vierte. „Mich fesselt die Technik, ihre Schnellebigkeit.“ Als
Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist er auch in der Freizeit stets einsatzbereit.
Miriam Stahl
aus Urbar möchte Raumausstatter
werden. „Das ist mein Wunschberuf“, sagt die
18jährige, die bereits bei einem Polster-Designer ein
längeres Praktikum absolviert hat. Mit Farben und
Formen Räume neu zu stylen liegt der Realschülerin,
die davon träumt später einmal selbständig zu
arbeiten. Ihr Lehrherr, Raumausstattermeister
Karl-Joachim Doetsch
hat in der Lehrstellenbörse
der HwK annonciert. Für Doetsch, der seit 1976
20 Lehrlinge ausgebildet hat, geht nichts über das
persönliche Kennenlernen vor Lehrbeginn. „Dabei
erfährt man einiges über die Arbeitsmoral und den
Charakter des Bewerbers. Das ist mir wichtiger als
das
Schul-
zeugnis.“
Jochen Schütz
aus Koblenz
möchte
Tischler
werden. Für
den 20-
jährigen
Abiturienten
„vereint dieser
Beruf künstle-
rische und handwerkliche Fertigkeiten. Beides
liegt mir, hinzu kommt meine Vorliebe für den
Werkstoff Holz“. In der Holzwerkstatt Lunne-
bach in Vallendar fühlt er sich „rundum wohl“,
das wusste er bereits nach dem Praktikum.
Tischlermeister
Rolf Lunnebach
überträgt
seinen Lehrlingen bei Eignung frühzeitig eigene
Aufträge. „Das fördert die Verantwortungs-
bereitschaft und Kreativität.“
Isabelle Michalke
möchte Orthopädiemechaniker werden. Als Grund für
ihre Berufswahl nennt die 20-jährige Fachabiturientin ihre „soziale Einstel-
lung, ihr Interesse an der Medizin und ihr Faible für Technik. „Ich will mi t
meiner Arbeit helfen, dass
behinderte Menschen in der
Gesellschaft integriert bleiben
und im Alltag zurecht kommen.
Isabelle, die seit ihrem 13.
Lebensjahr Diabetikerin ist, hat
sich viel mit medizinischen
Fragen beschäftigt. Für sie, die
selbst in einer Arztfamilie groß
geworden ist, kam nur eine
Ausbildung im Gesundheits-
handwerk in Frage. Ihr Lehrherr,
Horst Klapperich
, Orthopädie-
technikermeister, Thönnissen
GmbH, setzt bei seinen Lehrlin-
gen vor allem Einfühlungsver-
mögen voraus. „Bei uns werden
keine Lehrstücke gemacht. Der
Kontakt zum Patienten besteht vom ersten
Tag an, die künstlichen Gelenke werden
direkt angepasst.“
Bremsen ist leichter als anschieben
Handwerk und Ausbildung - das hat
Tradition. Tradition ist heute auch, dass die
HwK Koblenz in ihrer großen Lehrstellenbörse über alle
freien Lehrstellen im nördlichen Rheinland-
Pfalz informiert:
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34
Powered by FlippingBook