Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 26

1986: Handwerk wesentlicher Faktor bei der Breitbandverkabelung.
„Mit demMikrofon in der Hand
lehnte ich an einer Backstein-
mauer, einen Fuß an der Wand.
Ein Mann kam auf mich zu und
bat nicht gerade freundlich, die-
ses „Herumgelümmel“ abzustel-
len“.BerndSchmellenkamp,Jung-
unternehmer undberuflich trotz-
dem ein „alter Hase“ über die
erste Begegnung mit Karl-Jür-
gen Wilbert, „Chef“ der Hand-
werkskammer Koblenz. Das ist
15 Jahre her. Schmellenkamp
war damals 18, hatte bereits ei-
nen Verlag gegründet und gera-
de die Geburt des Radiosenders
RPR miterlebt, dessen erste Le-
bensjahre ermitprägen sollte. Es
war auch das Jahr, in dem die
HwK Koblenz ihr Metall- und
Technologiezentrum einweihte.
Schmellenkamp sollte ein Inter-
view führen und wartete an der
Backsteinmauer imZentrumauf
den Hausherren Wilbert. Der ja
dann auch kam und mit ihm
sprach...
Über solche Geschichten lacht
er heute. Schwierige Typen lie-
gen ihm(zuKarl-JürgenWilbert
verbindet ihn bis heute ein gutes
Verhältnis), weil sie die Ausein-
andersetzung fordern. Schwie-
rige Zeiten liebt er auch, denn
die kann man verbessern.
ZudenDingen,dieerohneZwei-
fel verbessert hat, die er vielsei-
tiger gemacht hat, gehört dieKo-
blenzer Medienlandschaft. An-
gefangenhatte er damit alsChef-
redakteur der Schülerzeitung im
Max von Laue-Gymnasium, lie-
ferte dannBeiträge für denKran-
kenhausfunk imKoblenzer Stift
und die Moderation für einen
italienischenRadiosender,arbei-
tete über 10 Jahre bei RPR, bis
zu dem Tag im Jahr 1996, als er
sich in seineMedienagentur „zu-
rückzog“, die heute 10 Mitar-
beiter inKoblenzbeschäftigt und
darüber hinaus mit Partnern und
Autoren „in aller Welt“ zusam-
menarbeitet.
Netze auswerfen
„Was wir machen? Wir bauen
Kommunikationsnetze auf, fir-
meninterne wie auch externe.“
Das hört sich einfach an, ist es
„Ich bin ein Paradiesvogel“, sinniert er, während er über seine beruf-
liche Biographie spricht. Und sieht aus dem Fenster auf das Rheintal,
das mit breiter Kulisse vor ihm liegt. Bernd Schmellenkamp, 33 Jahre.
Unternehmer. Medienprofi. Mit seiner Medienagentur zu Hause im
„Koblenzer Wald“, wie er selbst sagt. Mit Kunden und Aktivitäten in
New York, London, Hamburg, Berlin...
aber nicht. ZumFull-Servive der
Medienleute aus demKoblenzer
Wald zählen Printmedien, Ra-
diokommunikationundKonzep-
te für Internetpräsenzen. Gene-
rellgehtes,sagtSchmellenkamp,
um authentische Kommunikati-
on. Um die Kunst, die Sache für
den Kunden auf den Punkt und
natürlich in die Öffentlichkeit
zu bringen.
„Wir sind so etwaswie einNavi-
gator im Informationsozean,
Themen- und Informationsmak-
ler.“
In der Praxis kann das so ausse-
hen: Ein amerikanischer Inter-
netdienstwillinDeutschlandsei-
ne Providerdienste etablieren.
EinKonzept wird erarbeitet. Be-
standteil des Dienstleistungspa-
kets ist auch die Pressearbeit, die
auf und mit dem Internetdienst
abgestimmt wird. Unabhängig
vomAuftraggeberwirddasThe-
ma zusätzlich auf seinen Stel-
lenwert beim Verbraucher ge-
prüft,gefragt,welcheRollespielt
das Internet, welchenService er-
warten Verbraucher, was darf
alles kosten. Aus diesenRecher-
chen produzieren die Koblenzer
Themen für Print, Funk und
Fernsehen. Aus alter Radio-
leidenschaft übriggeblieben: das
agentureigeneTonstudio produ-
ziertmitmodernsterDigitaltech-
nik Sendebeiträge und „ver-
schickt“ diese an bundesweit
mehr als 200 Radiosender. Da-
bei geht es nicht um eine Marke,
sondern um ein Thema. Dann
kommt das Angebot des Inter-
netdienstes–unddamitderBlick
konkret auf eine Marke. Ergeb-
nis: Die Amerikaner waren mit
ihrem Angebot in aller Munde
und in Rekordzeit im deutschen
Markt etabliert.
Ein anderes Beispiel: Deutsche
Unternehmen wollen ihre Pro-
dukte im Ausland verkaufen.
Medienkommunikation soll da-
bei helfen. „Hier kannman nicht
einfach die deutsche Pressemit-
teilung in die Landessprache
übersetzen“, erklärt Bernd
Schmellenkamp. Stattdessen
müsse man sie an die landes-
typischen Gegebenheiten - so
Sprache oder Mentalität - an-
passen.Dafür sorgt ein „flächen-
deckender“ Mitarbeiterstab aus
„Muttersprachlern“ – ob in New
York oder Warschau.
Alles gute Ideen. Wie kommt
man darauf? Schmellenkamp
überlegt.„IchhabevieleMedien-
bereiche kennengelernt, habe
Stärken und Schwächen gese-
hen und für meine Firma die
Stärken so kombiniert, dass die
Schwächen zu unserem Markt
wurden.“DieserProzessseinoch
lange nicht abgeschlossen. Pas-
send dazu lautet das Schmellen-
kampsche Leitmotiv denn auch:
„Ich will anstoßen, Visionen er-
denken, etwas bewegen.“
Die Welt da draußen
Eine andere Lebensphilosophie
heißt: „Ich baumir dieWelt, wie
sie mir gefällt...“. Ein Spruch
aus früheren Tagen, von Kin-
der- undMedienstar Pippi Lang-
strumpf. „Wir spielten als Kin-
der Verstecken und hatten drei
Fernsehprogramme.“ Überle-
gungen, was daraus geworden
ist und die Erkenntnis, dass Ju-
gendliche heute in einer reiz-
überfluteten Medienwelt leben.
40Fernsehprogramme, Internet,
Game-Boy. „Die Reaktionszeit
nimmt zu, die Aktionszeit wird
weniger.“ Ohne lehrerhaft zu
wirken, erkennt der 33-jährige
eine Passivität die aus dieser
Überlastung resultiert, eine La-
stigkeit der Jugendlichen zu ei-
ner Freizeitgesellschaft. Wer er-
folgreich sein will wie er, muss
sich eher von „Power, Leiden-
schaft und Disziplin“ leiten las-
sen. Ohne das die Freizeit weg-
fällt. „Ich bin kein Workoholic
und will auch mit keinem zu-
sammenarbeiten. Es gibt die
Welt da draussen, da spielt sich
das Leben ab.“
In dieser Welt da draußen liebt
Schmellenkamp gute Literatur
und guten Rotwein, einsame
Strände auf Sylt und die Innen-
stadt von NewYork, Zeitungen,
mindestens vier pro Tag. Die
erste ist immer die „Bild-Zei-
tung“. „Die Entwicklung vom
Revolverblatt zu einer der bes-
ten Zeitungen haben die gut hin-
gekriegt“, sagt er anerkennend.
Information und Unterhaltung,
kurz und knapp. Das, was die
Leute wirklich bewegt. Head-
lines, die sich einprägen. Das
entspricht genau seiner Vorstel-
lung von Pressearbeit, die er in
seiner Agentur umsetzt.
DemJournalismusgrundsätzlich
attestiert er eine gewachseneBe-
deutung.EinetragendeRollebeim
Einblick in unsere Gesellschaft,
die manchem nicht schmeckt,
auf die geschimpft wird, die
mächtig ist. Ohne die die Demo-
kratie in diesem Land ein ent-
scheidendes Stück ärmer wäre.
Was bringt ihn, den an interna-
tionalen Märkten orientierten
Unternehmer dazu, den „Ko-
blenzer Wald“ nicht zu verlas-
sen? „Ich liebe die Natur des
Rheintals.DieWegenachFrank-
furt oder Köln, zu den Flughä-
fen sind kurz.“
Er wolle die Welt auch weiter-
hin von Koblenz aus erobern.
Ganz fertig ist er noch nicht da-
mit.
Bernd Schmellenkamp weiß, wie der Hase in der Medienbrnche läuft, ob Zeitung oder
Radio, kennt die Stärken und Schwächen und hat die Stärken so kombiniert, dass die
Schwächen zu seinem Markt wurde. Kunden wie JOOP oder BMW nutzen das.
Radio und TV live aus
dem Schloss
Auch die Medien sind
„live“ vor Ort: RPR, die
Rhein-Zeitung und SWR
berichten von der Ausstel-
lung Miteinander: Leben,
Wohnen, Arbeiten aus dem
Koblenzer Schloss. RPR
vor ORT sendet live am 26.
8. und 9. 9. jeweils von 12
bis 14 Uhr. Die SWR-
Landesschau berichtet am 4.
und 9. 9. um 19.20 Uhr
sowie am9.9. um 19.15 Uhr
und am 10.9. um 18.45 Uhr.
Breitbandverkabelung,
wichtig für die neuen In-
formations- und Kommu-
nikationstechniken, ist Sa-
che des Handwerks. Dem
trägt eine Vereinbarung
zwischen Deutscher Bun-
despost und Handwerk
Rechnung, die 1986 in die
Tat umgesetzt wird mit der
Gründung der Medien-
Kabel-Mittelrhein GmbH.
Sie bietet Kabelanschluss
als Service aus einer Hand.
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