Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 11

1918: Drastischer Einbruch bei den Lehrlingszahlen.
Viele hatte der Krieg „mei-
sterlos“ gemacht, teilweise
zur Abwanderung in Indus-
trie und Landwirtschaft
gezwungen. Die Kammer
versucht die Probleme der
Lehrlinge durch eine
Lehrstellenvermittlung zu
lösen. Trotzdem sinkt ihre
Zahl rapide. 1918 unter-
ziehen sich nur noch 609
Lehrlinge der Gesellen-
prüfung, knapp die Hälfte
der Vorkriegszahl.
„Loch anLochund hält doch“:
Rund 6.000 Löcher von 3 mm
Durchmesser, Mittenabstand
ganze 4 mm, auf einer Fläche
von 30 mal 75 cm, das Ganze
zwölfmal für die Elemente ei-
nes Akustikpanels im Kölner
Wallraff-Richartz-Museum.
Material: schwer entflammba-
rer schwarzer Filz. Methode:
Lasereinsatz in Zusammenar-
beit mit der Service-GmbH der
HwK Koblenz.
Für den Auftraggeber Walter
Bernd Stillger, Raumausstatter
und Innenarchitekt aus Diez,
war klar: „Fast 75.000 Löcher
stanztmannichtmehr vonHand,
andererseits kann man nicht für
zwölf Flächen gleich einen ei-
genen Stanzapparat herstellen.“
Aufmerksam geworden durch
einen Beitrag in HANDWERK
SPECIAL lag die Anfrage an
die Service-GmbH der HwK
und ihr High-tech-Potential
nahe.
Dem ersten Kontakt folgte zu-
nächst eine Phase der Material-
erprobung. Denn, so Udo Al-
brecht, Leiter des HwK-Laser-
zentrums: „Für Filz und andere
Textilien aus Kunstfaser lagen
uns bisher keineErfahrungswer-
te vor. Außerdemsind dieLaser-
anlagen im HwK-Metall- und
Technologiezentrum für Mate-
rialien mit höherer Dichte aus-
gelegt.“ Die Leistung musste
also so weit gedrosselt werden,
dass die Löcher nicht über die
vorgegebeneGröße hinaus „aus-
brannten“.
Nach einigem Berechnen und
Experimentieren, das auch das
Dehnungsverhalten des Mate-
rials unter Wärmeeinwirkung
einschloss, stimmten die Wer-
te, und die zwölf Filzflächen für
dieMuseumsbeschallung konn-
ten in (Klein-)Serie gehen.
Wenn auch die Zusammenar-
beit mit der Service-GmbH der
HwK Koblenz Premiere feierte
- anspruchsvolle Aufträge in
Sachen Objekteinrichtung sind
dem Handwerksbetrieb für
Raumausstattung, Polsterei und
Autosattlerei nicht fremd. Seit
vier Generationen ist das Unter-
nehmen Stillger in der Diezer
Innenstadt zu Hause.
Heinrich Stillger begann 1897
mit der Herstellung von Pferde-
geschirren; seinNeffeBernhard
fing in den 1920er Jahren mit
Polster- undTapezierarbeiten an
und verkaufte später lederne
Ranzen und Mappen aus eige-
ner Fertigung. SohnHerbert, der
1952 die Meisterprüfung als
Sattler und Polsterer ablegte,
erweiterte das Angebot um die
Autosattlerei, die heute schwer-
punktmäßig in der Innenausstat-
tung von Oldtimern betrieben
wird.
Walter Bernd Stillger, der nach
seiner Raumausstatterlehre
Gesellenjahre in Paris undMar-
seille verbrachte und anschlie-
ßend sein Ingenieurstudium als
Innenarchitekt abschloss, über-
nahm 1997 die Leitung des
Handwerksbetriebes. Mit vier
handwerklichen Mitarbeitern
erweiterte er die klassische
Polsterei um gehobene Objekt-
ausstattung - vornehmlich als
Partner von Schreinerbetrieben:
Cafeterias und Kantinen, Emp-
fangsbereiche und Konferenz-
räume, Messestände... So man-
cheWandverkleidungoder Sitz-
gelegenheit trägt seine Hand-
schrift.
„Ohne Kenntnisse im Baurecht
sind diese Arbeiten in großen
Gebäuden heute kaum noch zu
bewerkstelligen“, erläutert der
41-Jährige den Vorteil, den er
aus der Kombination vonHand-
werk und Studium zieht. Die
HwK-Laserexperte Udo Albrecht (l.) und Walter Bernd Stillger
erproben den Lasereinsatz bei Filz: Der Laser-Grav ist nicht an-
wendbar, weil Bearbeitungsfläche und Leistung zu gering sind.
In der großen Laserschneidanlage braucht der Filz eine entspre-
chend gelochte Auflage, um Dehnungen zu vermeiden.
Ein erstes Muster ist fertiggestellt und wird dem
Architekten zur Begutachtung vorgestellt: Das
Lochmuster und die Schalldurchlässigkeit entspre-
chen den Vorgaben, und so gehen die Filzflächen
für das Akustikpanel in Kleinserie.
Service-GmbH
der HwK Koblenz -
Ihr Partner für:
Lasertechnologie
̈
Wasserstrahlschneiden
̈
Kunststoffschweißen
̈
Materialprüfung
̈
Konstruktion von
Maschinen
̈
Herstellung von
Prototypen
̈
Fertigung von
Kleinserien
̈
Entwicklung von
Schaltungen
̈
Programmierung
von SPS
̈
3D-Visualisierung
und Animation
̈
Dienstleistungen im
Bereich Umwelt und
Arbeitssicherheit
̈
Einführung von Quali-
tätsmanagement-
systemen
Informationen
unter
Tel.: 0261/398-135,
Fax: -935, Email:
Autosattlerarbeiten bei der Restaurierung von Oldtimern
sind ein Schwerpunkt von Vater und Sohn Stillger.
Zukunft seines Familienbetrie-
bes sieht Stillger neben den
Aufträgen, die er mit Partnern
aus anderen Handwerken aus-
führt, vor allem in der individu-
ellen Dienstleistung für Privat-
kunden.
Das schließt die kompetenteBe-
ratung und die Ausführung von
handwerklich anspruchsvollen
Arbeiten bis hin zur Restaurie-
rung ein. Ob traditionelle
Polsterarbeiten oder exklusive
Objekteinrichtung: DieNeugier
auf die Möglichkeiten modern-
ster Arbeits- und Fertigungs-
methoden bringt Stillger dabei
immer wieder ein Stück voran.
Richtungsweisende Anwendungen moderner Schneid- und
Fügetechnologien im Mittelstand - 30./31. August 2000
Welche Bearbeitungsverfahren und welche Anlagenkonzepte eig-
nen sich für den Einsatz in kleinen und mittleren Unternehmen?
Welche wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen
sind zu erfüllen? Welche Einsatzbereiche werden von den Ver-
fahren abgedeckt?
Beim Technik-Kongress am 30. und 31. August 2000 will die
HwK Koblenz mit Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik Antworten auf die Fragen nach dem Einfluss von techno-
logischen Entwicklungen und nach der Nutzung durch die mittel-
ständische Wirtschaft geben.
Die Veranstaltung richtet sich an Betriebsinhaber, Fach- und Füh-
rungspersonal kleiner und mittlerer Unternehmen, Mitarbeiter
und Studierende an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und
anderer Bildungsstätten sowie an die interessierte Öffentlichkeit.
Sie soll den Dialog zwischen den Beteiligten fördern. Die Veran-
staltung wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verband für
Schweißen und verwandte Verfahren e.V. (DVS) durchgeführt
und von Staatssekretär Günter Eymael, rheinland-pfälzisches
Wirtschaftsministerium, eröffnet.
Weitere Informationen
unter Tel.: 0261/398-511, Fax: -988,
Email:
ternet:
TECHNIK KONGRESS
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