Handwerk Special Nr. 76 vom 16. August 2000 - page 15

1928: Steuerbelastung erschwert den Aufbau im Handwerk.
In zwei Schriften publi-
ziert die Kammer drängen-
de Probleme des Hand-
werks, als deren wichtigste
Ursache die ungleiche Er-
hebung der Gewerbesteuer
und die allgemeine Notla-
ge im besetzten Gebiet the-
matisiert werden. Die Ge-
werbesteuer trifft insbe-
sondere das städtische
Handwerk hart.
Die Frisierstube der Familie Adam um die Jahrhundertwende... und heute. Friseurmeister Heinz Adam vor seinem „Salon“.
Dass man sich von ihm ein recht
genaues Bild machen kann, da-
für sorgt seine Entlassungs-
urkunde aus der Artillerie des
Herzogs zu Nassau vom 15. Ja-
nuar 1849. Der „Bombardier
Christian Adam von Hachen-
burg“, heißt es da, „...den 9 ten
August 1821 zu Hachenburg
(geboren)... ist 5 Fuß, 6 Zoll, 2
Strich groß, Bader von Gewer-
be, hat schwarzeAugenbraunen,
blaue Augen, kleine Nase, breit
Mund, blond Bart, rundes Kinn,
blond Haare, gewölbt Stirne,
schmal Gesicht, frischGesichts-
farbe, k besondere Zeichen...“.
Vor seiner Laufbahn als „Con-
scribirter des Jahres 1841“ hatte
Anton Christian Adam als Ba-
der in Marburg gearbeitet, sich
dabei, laut Zeugnis, „als ein bra-
ver und solider junger Mann be-
tragen und sich dadurch allge-
meines Zutrauen erworben, und
deshalbumsomehr verdient, em-
pfohlen zu werden, als er zu-
gleich seine Zeit zur Ausbildung
im Fache der Chirurgie mit vie-
lem Fleiße benutzt hat“. Diese
Kenntnisse nutzte er ab 1842 in
einer eigenenBarbierstube inder
Friedrichstraße,ganzinderNähe
des Hachenburger Schlosses,
schor hier nicht nurBärte, schnitt
und kräuselte der männlichen
Kundschaft, darunter der Graf
vonHachenburg, dieHaare, son-
dern half allen unter Zahn-
schmerzen oder anderen Krank-
heiten Leidenden mit Barbier-
Skalpell, Blutegeln oder selbst
gerührten Salben. Damit legte er
denGrundsteinfüreinenFriseur-
betrieb, der heute von seinem
Ururenkel Heinz geführt wird
und zu den ältesten Friseur-
betrieben in Familienbesitz in
Deutschland gehört.
Nach wie vor befindet er sich in
der Friedrichstraße, allerdings
verlegte Heinz Adam den Salon
auf die andere Straßenseite, in
ein, so scheint es, fein restaurier-
tes Fachwerkhaus. „Der Schein
trügt ein bisschen“, meint Adam
lachend, „ursprünglich war das
ein eher hässliches Haus aus den
50er Jahren“. Der Friseurmei-
ster mit einer ausgeprägten Vor-
liebe für Haare, aber auch fürs
Bauen, ergriff die Initiative, setz-
te vor das Haus eine Fachwerk-
fassade des 18. Jahrhunderts.
Sein neuestes Bauobjekt: Eine
alte Mühle, „schließlich waren
meine Ahnen mütterlicherseits
ja Müller“.
Die Pädagogische Anlaufstelle
(PA) der HwKKoblenz feiert ihr
20-jähriges Bestehen. Die PA als
selbständiger Bereich der HwK
Koblenz ist in ihrer Art bundes-
weiteinmalig.AlsNahtstellezwi-
schen Schule und Wirtschaft in-
formiert sie Schüler wie Lehrer
über dasHandwerkund seineBe-
rufswelt.
Die PA ist Ansprechpartner für
die Betriebe, koordiniert den
schulischenTeilderAusbildungs-
gänge und ist
Partner für die
Arbeitsverwaltung. Zahlreiche
Anstöße für die Bildungspolitik
gehen von ihr aus.
Die berufliche und soziale Inte-
grationBenachteiligter liegt Ilka
Wilbert, Leiterin der PA, beson-
ders am Herzen. Sie hat die Ar-
beit der Pädagogischen Anlauf-
stelle in den zwanzig Jahren ih-
res Bestehens entscheidend ge-
prägt. Ihr Motto: „Wir mögen
jeden Teil-
nehmer mit
seinen Stärken und Schwächen,
geben ihn nicht auf und holen
ihn dort ab, wo er steht“, über-
trägt sie auf ihre inzwischen 44
Mitarbeiter.UmdieStartchancen
JugendlicherundjungerErwach-
sener mit Lern- und/oder sozia-
len Problemen ins Berufsleben
zu verbessern, führt die PA ge-
meinsammit derArbeitsverwal-
tungvieleLehrgänge durch. Ziel
ist stets dieÜbernahme des Teil-
nehmers in einen Arbeits- oder
Ausbildungsplatz nach einem
Jahr.Mit einer Quote von fast 90
ProzentliegtdieHwKdabeibun-
desweit an der Spitze. Ein sol-
cher Erfolg wird dadurch mög-
lich, weil die Kammer Partner
von 17.500 Betrieben im Nor-
denvonRheinland-Pfalzist.Ent-
scheidend ist aber auch, dass ein
Team von Ausbildern, Lehrern
und Sozialpädagogen sich indi-
viduell um diejenigen kümmert,
die der Starthilfe bedürfen. In
zwanzig Jahren haben rund
10.000 Teilnehmer die angebo-
tenen Qualifizierungslehrgänge
in Koblenz, Bad Kreuznach,
Rheinbrohl und Herrstein be-
sucht.
Zur Pädagogischen Anlaufstel-
le gehört auch die neunköpfige
HwK-Ausbildungsberatung.Die
Ausbildungsberater betreuen
5000 Ausbildungsbetriebe. Sie
arbeiten eng mit den Lehrlings-
warten,denInnungenund Kreis-
handwerkerschaftenzusammen.
Sie pflegen Kontakt zu den Be-
rufsschullehrern und zu den Be-
rufsberatern des Arbeitsamtes.
Mit dem rollenden HwK-Info-
mobil besuchen sie Schulen und
Großveranstaltungen.Zielistda-
bei immer, die Begeisterungsfä-
higkeit für dasHandwerk zu ent-
fachen.
Informationen zur PA ,
Tel.: 0261/398-324, Fax: -989,
e-mail:
Internet:
Steht hin-
ter dem
20-jähri-
gen Erfolg
der Päd-
agogi-
schen An-
laufstelle:
Leiterin
Ilka
Wilbert.
Am Montag, 4. 9., 9.00 Uhr,
werden die 24. Lehrerinfor-
mationstage bei der HwK von
Minister Prof. Dr. E. Jürgen
Zöllner eröffnet. Multimedia-
tage zum Thema: „Das Ge-
sicht unserer Schule“ finden
am 5. und 6. 9. in Form von
workshops im HwK-Metall-
und Technologiezentrum statt.
Am letzten Tag geht es um
das Thema: „Erfahrungen in
der Praxis - Perspektiven für
Sonderschüler“.
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