Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 14

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Normalerweise hat er es mit erheblich zierlicheren
Dingen zu tun, mit Ketten, Ringen, Broschen und
Armbändern. An diesem Vormittag greift Hans-
jörgBeck, Schmuckdesigner aus Kirchen-Freus-
burg im Siegerland, nicht zu feinen Zangen und
Feilen, sondern zumNagel, noch dazu zu einem
von riesigenAusmaßen. Fast eineTonne schwer
ist er und exakt 13 Meter lang: Ein roter
Riesennagel bezog jetzt als Kunstobjekt sei-
nen Platz beim Erweiterungsbau des Hwk-
Bauzentrums in Koblenz.
„Kunst am Bau“ beim HwK-Bauzentrum in Koblenz aufgestellt:
Der rote Nagel wie von Riesenhand
LKW die Reise nach Ko-
blenz angetreten, fein säu-
berlich in Luftpolsterfolie
verpackt, um seinen roten
Lack nicht zu beschädigen.
Ein Kranwagen wartet
schon, um ihn herabzu-
heben.
Beck und Aepfelbach ma-
chen sich zunächst einmal
ans Auspacken. Dann wird
der Nagel mit Bändern am
HakendesKrans festgezurrt
und schwebt an dessenArm
hoch über die Köpfe der
Zuschauer durch die Luft.
Der kräftigeWindmacht es
nicht eben einfach, ihn „ein-
zufädeln“, durch das Loch
der aus dem Mauerwerk
vorspringenden Wand-
scheibe zu stecken und
schließlich noch in den
Betonköcher einzupassen,
der bereits vorbereitet ist.
Beck dirigiert das gute
Stück an der Spitze mit ei-
nem Seil, Aepfelbach sorgt
oben, in der Hebebühne für
seine richtige Position.
Schließlich soll die rote
Haut desRiesennagels auch
jetzt unangetastet bleiben.
Und dann steht er endlich,
guckt noch ein gutes Stück
über das Dach des Gebäu-
des hervor, tatsächlich un-
übersehbar und markant.
Kunst amBau, die denBlick
„aufspießt“ und dies sogar
auf witzige Art und Weise
tut.
Der Erweiterungskomplex
desHwK-Bauzentrums, der
am
14. Juni
eingeweiht
werden soll, bietet auf drei
Etagenund insgesamt 2.100
Quadratmetern viel Platz
für modernste Maler- und
Lackiererwerkstätten, für
die Kunststoffbe- und -ver-
arbeitungswerkstatt und
mehrere Räume für die
theoretische Ausbildung.
Informationen
im HwK-Bauzentrum,
Tel.: 0261/398-601,
Fax: -991, Email:
Gemeinsam mit seinem
Werkstattnachbarn, dem
Keramikdesigner Rainer
Aepfelbach, hat Beck, der
beimrheinland-pfälzischen
Design-Preis jüngst mit ei-
ner Anerkennung für seine
„Tourbilons“ - das sindklei-
ne kinetische Objekte aus
Edelstahl - ausgezeichnet
wurde, bei dem im vorigen
Jahr von der Kammer aus-
geschriebenenWettbewerb
zur Kunst am Bau nicht nur
den Nagel auf den Kopf,
sondern auch den Ge-
schmack der Jury getrof-
fen. Denn die befand ein-
mütig, dass der Entwurf der
beiden Designer am besten
die gestellte Wettbewerbs-
aufgabe erfülle, sowohl
Leit- als auch Signal-
funktionbesitze unddennö-
tigenBezug zumHandwerk
herstelle.
In einer Werkstatt in Nord-
rhein-Westfalenhergestellt,
hat der Nagel in einem
Handwerk macht beim Bauforum des Landes mit
Während der Zentralver-
band des Deutschen Bau-
gewerbes nach Jahren wie-
der einen Zuwachs der In-
vestitionen erwartet, will
das Land sein Engagement
zur Förderung der Bauwirt-
schaft beibehalten. Sicht-
bares Zeichen dafür ist das
„Bauforum Rheinland-
Pfalz“, das zwar schon seit
August besteht, aber erst
jetzt seine entscheidende
Schlagkraft erhält.
ImHwK-Metall- undTech-
nologiezentrumunterzeich-
neten Finanzminister Ger-
not Mittler und die Präsi-
denten der vier rheinland-
pfälzischen Handwerks-
kammern Koblenz, Trier,
Pfalz und Rheinhessen die
Beitrittsvereinbarung zum
Bauforum. Die Körper-
schaften vertreten rund
9.500 Baubetriebe - 80 Pro-
zent der Bauunternehmen
Rekordzahlinder
Handwerksrolle
17.288 Mitgliedsbetrie-
be zählt die HwK Ko-
blenz zum Jahresbeginn
- eine neue Rekordzahl.
Im Vergleich zum Vor-
jahr ist die Zahl der Be-
triebe in den 94 Voll-
handwerken (Anlage A)
und 46 nebenhandwerk-
lichen Berufen (Anlage
B) um fast 150 gestie-
gen. Damit setzt das
Handwerk eine Ent-
wicklung fort, die seit
13 Jahren konstant nach
oben weist (1987:
14.431 Handwerksbe-
triebe; + 2.857).
Erfreulich ist die Breite
der Entwicklung. Gera-
de im technischen Be-
reich wie auch in den
Bauhandwerken sinddie
NeugründungenundBe-
triebsübernahmen ge-
stiegen. Die Zahl der
Frauen, die einen Hand-
werksbetrieb leiten, ist
seit 1987 ebenfalls kon-
tinuierlich gestiegen.
Derzeit stehen 2.204
Frauen an der Spitze ei-
nes mittelständischen
Unternehmens.
Auch 2000 geht die
HwK von einem weite-
ren Wirtschaftsauf-
schwung, verbundenmit
neuenArbeits- undAus-
bildungsplätzen, aus.
Informationen
,
Tel.: 0261/398-261,
Fax: -983
HwK-Präsidenten undMinistermachen dasBau-
forum perfekt (v.l.): Karl Josef Wirges (MZ),
Hans-Josef Jänschke (TR), Gernot Mittler, Wal-
ter Dech (KL) und Karl-Heinz Scherhag (KO).
im Land.
Das Forum soll Verbände,
Architekten, Handwerker,
Baustoffhersteller und die
Forschung an einen Tisch
bringen. Im Vordergrund
werden energiesparendes
undökologischesBauen so-
wieKostensenkung stehen.
Ziel ist es, Wissen zu bün-
deln und die Standards im
Bau- und Ausbaugewerbe
zu erhöhen. Das soll durch
Pilotprojekte, Fortbil-
dungsveranstaltungen,
Ausstellungen und Doku-
mentationen erreicht wer-
den. Inder neuenGeschäfts-
stelle, die in der Bauabtei-
lung des Finanzministeri-
ums angesiedelt ist, wird es
darüber hinaus ständigeAn-
sprechpartner geben.
HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag bezeichnete das
Forum als Meilenstein in
der Geschichte des Landes:
Durch die Bündelung von
Kompetenzen und Unter-
stützung durch Einrichtun-
genwie der Landesbank soll
das Forum zur Förderung
von Innovationen am Bau
beitragen. Die Ergebnisse
kommen, so HwK-Haupt-
geschäftsführer Karl-Jür-
genWilbert, mittelbar auch
den Bauherren und ihren
ökologischen, städtebauli-
chen und finanziellen An-
forderungen entgegen.
Miteinander: Leben,
Wohnen, Arbeiten. Das
Motto von Ausstellung
und Rahmenprogramm
der Veranstaltungen zum
100. HwK-Geburtstag
setzt auch der für den ar-
chitektonischen Nach-
wuchs ausgeschriebene
Ideenwettbewerb zum
kostengünstigen Bauen
um. Ziel ist die Entwick-
lung eines „Starterhauses“
für private Bauherren mit
durchschnittlichen Ein-
kommens- und Vermö-
gensverhältnissen, bei-
spielsweise für junge Fa-
milien.
Die eingereichten Arbei-
ten sollen Lösungen auf-
zeigen, die den Grundan-
sprüchen jüngerer Bau-
herrengerechtwerden, die
sich aber auch mit gerin-
gem Aufwand an die An-
forderungen in verschie-
denen Lebensabschnitten
anpassen lassen, dem
neuesten Stand der Tech-
nik entsprechen, ökologi-
sche Aspekte berücksich-
tigen und langfristig aus-
gerichtet sind, also Fak-
toren wie Folgekosten
oder Wertbeständigkeit
berücksichtigen.
Dem ersten Preisträger
winkt ein 10-tägiger Ex-
pertenaufenthalt in den
Design-Zentren der HwK
Koblenz in Vientiane/
Laos und in Phnom Penh/
Kambodscha.
Die Wettbewerbsunter-
lagen können im HwK-
Bauzentrum angefordert
werden; einzureichen sind
die Wettbewerbsbeiträge
bis zum 15. Juni.
Informationen
,
Tel.: 0261/398-601,
Fax: -991, e-mail:
Architekturwettbewerb
Kunst am Bau-Zentrum der HwK:
Der rote Riesennagel weist den Weg
zum neuen Anbau des Berufs-
bildungszentrums und auf dessen
Zweck hin.
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