Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 19

1984 - Galerie Handwerk zeigt in der Rizzastraße Kunsthandwerk und Architektur
Für ein Musikhaus, das ein
umfassendes Gesamtsortiment
mit allenInstrumentengruppen
samt Zubehör anbietet, ist der
Standort Idar-Oberstein eher
klein. Das Einzugsgebiet da-
gegen umso größer. Manfred
Mathias, Klavier- und Cemba-
lobauermeister in dritter Ge-
neration, bedient einen Um-
kreis von gut 80 km, seine mu-
sikalischen Nachbarn finden
sich erst wieder in den Groß-
städten Mainz, Kaiserslautern
oder Saarbrücken.
Nicht jeder Kunde will sich mit
jedem Anliegen gleich auf den
Weg in die Nahe-Stadt machen,
also muss man den Spieß um-
drehen: Bereits seit 2
1
/
2
Jahren
bietet MusikMathias seine Lei-
stungen auch über das Internet
an, bedient sich dabei der Initia-
tive des Gesamtverbandes deut-
scher Musikfachgeschäfte:
Entwicklung mit Dynamik
Ganz deutlich erkennbar ist für
denMusikinstrumentenmacher,
dass die Online-Kontakte im-
mer stärker zunehmen. „Nicht
der Umsatz steht dabei für mich
im Vordergrund“, erläutert
Mathias, „sondern die Informa-
tion. Aber auch beim Service
spielt das Internet eine wichtige
Rolle, wenn wir für Keyboards
Softwareprobleme online ana-
lysieren oder neue Programmie-
rungen updaten.“ Letzteres be-
rührt Kunden und Hersteller
gleichermaßen.
„Das Medium Internet ist nicht
mehr aufzuhalten“, begründet
überzeugt, dass auch weiterhin
Musikinstrumentenmacher, die
handwerklich ihrenMeister ste-
hen, gefragt bleiben. Ihr Schwer-
punkt wird sich auf Restaurie-
rungen und technische Gene-
ralüberholungen verlagern. Und
das spielt sich dann wieder in
der realen Welt von Musikhaus
und Werkstatt ab, während die
Informationen dazu virtuell im
heimischenWohnzimmer abge-
rufen werden können.
35 Handwerker stellen sich
und ihre Arbeiten in der Ga-
lerie Handwerk vor in der
Ausstellung „Kunsthand-
werk und Architektur“ - eine
von vielen, die immer wieder
Musterbeispiele der eigen-
ständigen Kraft und der
schöpferischen Leistung des
Handwerks insgesamt doku-
mentieren.
Mathias seinen recht frühenEin-
stieg in die eigene Homepage.
„Allerdings setzt es uns imHan-
delsbereich auch stark unter
Druck, da wir uns hier nur über
den Preis profilieren können.“
Umsowichtiger ist ihmdeshalb,
dass er seine Servicekompetenz
persönlich vermittelt. Musikin-
strumente muss man (be-)grei-
fen, hören können.
Meister seit Generationen
Bei Wartung, Pflege und Repa-
ratur allerdings wird immer die
Arbeit aus der Meisterwerkstatt
gefragt bleiben. Und damit fing
Hermann Mathias 1904 an, ge-
folgt von seinem Sohn Ernst
und dem Enkel und heutigen
Betriebsinhaber Manfred, der
seit 1980 den Ton angibt. Ge-
lernt hatte dieser Anfang der
60er Jahre in Wermelskirchen,
bevor er 1969 die Fachschule
für Musikinstrumentenbau in
Ludwigsburg besuchte und vor
der HwK Stuttgart die Meister-
prüfung ablegte.
Bewusst suchte er schon als
Geselle Erfahrungen bei füh-
renden Herstellern, kam so be-
reits in der Entwicklungszeitmit
elektronischen Klavieren und
Orgeln in Berührung, lernte die
ganze Breite der Instrumenten-
familie kennen. Trotz der Be-
deutung, die er bis heute der
Werkstattarbeit beimisst, weiß
Mathias, dass sich die in der
Handwerksrolle eingetragenen
Kollegenmit demAusbildungs-
bereich schwer tun.
Thema Ausbildung
„Was wir heute handwerklich
machen, ist für die Ausbildung
von Lehrlingen nicht mehr um-
fassend genug“, muss der
Lehrlingswart der Musikinstru-
mentenmacher-InnungKoblenz
- zur Zeit betreut er sechs Lehr-
linge, nämlich Orgel- und
Harmoniumbauer in drei ver-
schiedenen Betrieben - einge-
stehen. Für ihn ist eine Erfolg
versprechende Lehre nur denk-
bar, wenn sich die jungen Leute
ihr Können in einer kombinier-
ten Praxis aneignen: Reparatur
im Handwerksbetrieb und Her-
stellung in der Fabrik.
Manfred Mathias, der sich seit
Jahren indenPrüfungsausschüs-
sen für die Klavier- und Cem-
balobauer engagiert, zeigt sich
Klavier-
bauermeis-
ter und Ge-
schäftsfüh-
rer von
virtuellem
und realem
Musikhaus
mit ange-
gliederter
Musikschu-
le, die auf
25-jähriges
Bestehen
zurück-
blickt:
Manfred
Mathias.
Werkstattarbeit von Tradition bis High-tech: Hammer-
brett für ein Klavier und Computer für ein Keyboard.
Ich inter-
essiere
mich für
Motor-
sport. In
meinem
Beruf
kann ich
jetzt
mein
Hobby
weiter-
verfol-
gen.
Franz Becker,
20-jähriger Kfz-
Techniker
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24
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