Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 17

80er Jahre - Handwerkskammer leistet Hilfe bei Integration
Für den Einsatz von nicht ein-
mal 40 Mark monatlich Zehn-
tausende von Mark pro Jahr
zurückbekommen? Glücks-
spiel?KrummesGeschäft?Nor-
mal kann das nicht sein?
Und doch ist alles legal und
Wirklichkeit,denndieRechnung
ist nüchterner Bestandteil der
Unternehmensphilosophie von
Ralph Hebel mit „Ausrichtung
auf die Zukunft“. Der 27-jährige
Doppel-Handwerksmeister – er
ist Dachdecker- und Klempner-
meister – setzt auf die Möglich-
keiten des Internets und kann
bereits beachtliche Erfolge vor-
weisen.
Damit ist er im praktischen Ein-
satz erfolgreicher als die Viel-
zahl von „Internetschmieden“,
dieüber Jahre roteZahlen schrei-
ben. Ralph Hebel, der im Fami-
lienbetrieb, einem Dachdecker-
unternehmen aus Bad Marien-
berg im Westerwald, einen Un-
ternehmensbereich als Klemp-
nermeister vor einem Jahr grün-
dete, schloss das Unternehmen
vor drei Jahren ans Netz an und
war damit einer der erstenwww-
Dachdecker.
DerweltweiteNetz-Auftrittträgt
längst Früchte: „Zwei Aufträge
im Gesamtwert von mehr als
50.000 Mark haben wir hier er-
halten, dem stehen 35 Mark
Nutzungsgebühren im Monat
gegenüber.“ Die unglaubliche
Rechnung ist also bereits voll
aufgegangen. Die Programmie-
rung hat der Mann der nächsten
GenerationimUnternehmenvon
Heinz und Egon Hebel selbst
übernommen. Nach Feierabend
und am Wochenende bringt er
die www-Seiten auf den neue-
sten Stand.
Sauberer www-Hof
Es hat, so berichtet der 27-jähri-
ge, einmal vor Jahren einenKun-
den gegeben, der habe den Auf-
trag an die Dachdecker im Bad
Marienberger Gewerbegebiet
Jahnstraße auch deshalb verge-
ben, weil ihr Hof so aufgeräumt
sei. So ähnlich sei das inzwi-
schen mit den Servern. Internet
schafft Transparenz und stellt
die Verbindung zu einem Be-
trieb her, den man noch nie vor-
her zu Gesicht bekommen hat.
Dem virtuellen Besuch folgen
Telefonate mit mündlichen Ab-
sprachen. „Kalkulationen und
bildhafte Konstruktionszeich-
nungengehendannwieder übers
Netz zum Kunden, mit der Aus-
führung der Arbeiten entsteht
der persönliche Kontakt.“ Der
Alltag der Zukunft, da ist sich
Ralph Hebel sicher. „Warum
sollte das auch anders sein? Der
Kunde sitzt in Frankfurt oder
Köln, alles lässt sichüberDaten-
autobahn oder Telefon arran-
gieren, deshalb muss niemand
hunderte Kilometer fahren.“
Nicht nur im Kundenservice,
auch im Unternehmen haben
Hebels die neueWunderwelt der
Kommunikation voll im Griff.
„Jeder Mitarbeiter hat einen ei-
genen e-mail-Zugang, das be-
schleunigt Auftragsabwicklun-
genunddieArbeitskoordination
untereinander.“ Mehr als 40 Be-
schäftigte zählt der innovative
Handwerksbetrieb.Imreinhand-
werklichen Bereich bietet das
Unternehmen die gesamte Viel-
falt des Dachdecker- und
Klempnerhandwerks. Ob Steh-
falzdächer aus Metall, klassi-
sches Pfannen- oder Schiefer-
dach; ob privates Objekt, Groß-
aufträge von mehr als 100 Häu-
sern oder Re-
paraturarbei-
ten in luftiger
Höhe – He-
bels helfen
weiter.
Auftragsindikator
Ob es für einen jun-
gen Handwerks-
meister mit inno-
vativenIdeenPro-
bleme im „tradi-
tionellen“ Fami-
lienbetrieb gibt,
der vom Vater
und dessen Bruder
geleitetwird?„Über-
hauptnicht.Hinterdem
www-Auftritt mit seinem
Einfluss im Unternehmen
stehen wir alle.“ Dass sich die
ältere Generation dem neuen
High-Tech-Gedankenverschlie-
ße, hat RalphHebel nicht festge-
stellt, „die nutzen das Netz ge-
nauso wie ich oder die Besucher
unserer Seite.“ Fast 4000 schau-
ten auf Hebels Web-Seiten in
derzweitenJahreshälfte´99
vorbei, „damit konnten
wir bereits im Herbst
1999 ein starkes Inter-
esseerkennen,dassdie
ersten Wochen im
neuen Jahr bestäti-
gen“. Noch nie, sagt
RalphHebel, sei in sei-
nem Betrieb die Auf-
tragslage sogar in
den traditionell
schwachen Win-
termonatensogut
gewesen wie zu
Beginn des neu-
en Jahrtausends.
Alles aus einer
Hand: Ralph
Hebel, zweifa-
cher Hand-
werksmeister,
ist nicht nur
im Umgang
mit schweren
Kantbänken
Fachmann,
auch die
Internetprogram-
mierung ge-
hört zu seinem
Alltag.
DieHandwerkskammerKoblenz
wollte es genau wissen und be-
fragte 1.700, fast ein Zehntel
allerHandwerksbetriebeimNor-
den von Rheinland-Pfalz: Wel-
che Rolle spielt das Internet für
dieUnternehmer, wie beurteilen
sie den Einsatz von High-Tech
in ihrenBetrieben, wie stelltman
sich der Technologieoffensive?
Ergebnis: In 50 Prozent der Un-
ternehmen ist die „Zukunftsmu-
sik“ Internet bereits Realität.
Unter 1.700 Mitgliedsbetrieben
sämtlicher Gewerke beteiligten
sichdieBau- undAusbaugewer-
be sowie die Elektro- und Me-
tallgewerbe besonders stark an
der Befragung – auch ein Zei-
chen für dieForcierungdesKon-
junkturaufschwunges mit neuen
Mitteln. Bereits über die Hälfte
der Betriebe nutzen das Internet
vor allem zur Informationsbe-
schaffung, aber auch fürs Home
Banking und den täglichenKon-
takt zu ihren Lieferanten. Die
Möglichkeitendes Internets zum
schnellen Austausch von Daten
als Instrument flexibler Kom-
munikation werden zunehmend
genutzt. Für einen eigenen
Internet-Auftritt haben sich be-
reits 21 % der Befragten ent-
schieden. Vorteilewie die direk-
teKommunikation zumKunden
oder der „schnelleDraht“ zuKo-
operationspartnern sind die
Hauptargumente. In vielen Be-
trieben ist der interaktive Aus-
tausch von technischen Daten
und Komponenten längst Reali-
tät: Zeichnungen,Konstruktions-
entwürfe, Materialanforderun-
gen und Kalkulationen gehen
übers Datennetz zu Geschäfts-
partnern und Kunden, was Zeit
und Personal spart und einen
entscheidenden Wettbewerbs-
vorteil mit sich bringt. In der
Fertigung nutzen 45 % und in
der Versorgungstechnik 16 %
der Betriebe neue Technologi-
en.
Infos zur Befragung und zum
HwK-Serviceangebot derHwK-
Betriebsberatung: Tel: 0261/
398-241, Fax: –994, e-mail:
1980 ist die Pädagogische
Anlaufstelle derHandwerks-
kammer gestartet, die nicht
nur denen hilft, die schwerer
einen Ausbildungsplatz fin-
den, sondern mit Qualifi-
zierungsprogrammen auch
die Integration von Aus- und
Übersiedlern fördert.
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