Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 20

1998 - HwK-Zentrum für Restaurierung und Denkmalpflege eröffnet
Norbert Freese, 54 Jahre, Buch-
bindermeister,
„Man ist verantwortlich für das,
was man sich vertraut gemacht
hat“, zitiert Norbert Freese, aus
dem „Kleinen Prinzen“ von An-
toine de Saint-Exupéry. Der
BuchbindermeisteristLehrlings-
wart der Buchbinderinnung und
Mitglied im Gesellenprüfungs-
ausschuß für das Buchbinder-
handwerk. Seit vier Jahren gibt
er seine Kenntnisse und Erfah-
rungen an den Buchbindernach-
wuchs weiter. Er hat sich mit
den Problemen der ihm anver-
trauten Jugendlichen auseinan-
dergesetzt. Im Berufsbildungs-
werk Heinrich Haus Neuwied
bildet er zur Zeit fünf gehörlose
und schwerhörige junge Leute
zu Buchbindern aus. Er lernte
die Gebärdensprache, um Ver-
ständigungsprobleme mit den
Lehrlingen auszuschließen.
„Durch die Arbeit mit jungen
Leuten bin ich jung geblieben“,
sagt der 54-jährige. „Ständige
Weiterbildung trainiert den
Geist”, ergänzt er. So machte er
zusätzlicheeineAusbildungzum
Siebdrucker. 1993 qualifizierte
sich Freese bei der HwK Ko-
blenz zum „Betriebswirt des
Handwerks“. Am Herzen liegt
dem Lehrlingswart, das Image
seines Berufs zu verbessern.
„Buchbinder ist selbst imZeital-
ter der elektronischen Medien
kein aussterbender Beruf. Viele
wissen gar nicht, wie vielseitig
er ist“. Als Highlights bezeich-
net er Einzel- und Sonderanfer-
tigungen, bei denennebenBuch-
einbänden auch Kasetten und
Kästen aus verschiedenenMate-
rialien hergestellt werden. Für
die Serienfertigung von Zeit-
schriftenKalendernoderWerbe-
prospekten müssen Schneide-,
Falt-, Einsteck-, Klebe- und
Zusammentragmaschinensowie
Prägepressen bedient werden.
„Technisches Interesse, gutes
Reaktionsvermögen und „et-
was künstleri-
schen Touch“
nennt der Lehr-
lingswart als
Voraussetzun-
gen für das Er-
lernendesBuch-
binderhand-
werks.
„Wir kupfern nichts ab!“
ElisabethDietz-Bläsner, 34 Jah-
re, Keramikermeisterin
Als Individualisten, die nichts
„abkupfern“, bezeichnet Elisa-
beth Dietz-Bläsner, Lehrlingswar-
tinderKeramiker-InnungRhein-
land-Pfalz, ihre Berufskollegen.
Seit 1992 leitet sie den vom
Großvater Ende der 20-er Jahre
gegründeten Töpferhof Mylen-
dyck in Höhr-Grenzhausen. Mir
drei Gesellen hat sie sich auf die
für den Westerwald tpische
salzglasiereteGefäßkeramikspe-
zialisiert.Aber auchGarten- und
Baukeramik führt sie als Auf-
tragsarbeit durch. Stolz ist sie
auf eine Wandgestaltung der
Grundschule inKoblenzNieder-
berg, die ihre Handschrift trägt.
„Ursprünglich wollte ich nach
demAbiturMusik studieren“ er-
innert sie sich. Schließlich sei
sie aber „beim Töpfern“ geblie-
ben, da der
Um-
gang mit Ton nicht zuletzt seit
Kindesbeinen zu ihrem Leben
gehörte, da auch ihre Eltern als
Keramikerarbeiteten.NachLeh-
re und Gesellenzeit in verschie-
denen Keramikwerkstätten ab-
solvierte sie von 1988 bis 91 ein
StudiumanderStaatlichenFach-
schule für Keramikgestaltung.
1991 erwarb sie auch den Mei-
sterbrief. Seit einem dreiviertel
Jahr ist dieLehrlingswartin Vor-
sitzende im Gesellenprü-
fungsausschuss für das Kera-
mikerhandwerk. Die Lehrlings-
ausbildung liegt der jungenFrau,
die in ihrer Werkstatt selbst ei-
nen Lehrling ausbildet, beson-
ders amHerzen. „Jeder Lehrling
kann einen soliden Standard an
Kenntnissen und Fähigkeiten
von seiner Lehre erwarten, um
für die Zukunft fit zu sein. Dann
muss jeder allerdings seine eige-
ne Handschrift finden und ent-
wickeln. Dafür setze ich mich
ein“. Auch für Höhr-Grenzhau-
sen als Zentrum der Keramik-
schaffenden engagiert sie sich.
„Wir wollen die Vielfalt unseres
und Schnittstelle Begriffe der
modernenBürokommunikation.
Als „ewiges Lernen“ bezeichnet
Jonas sein Berufsleben, der mit
50 Jahren die Computersprache
lernte. Heute sind die Berufe des
Büroinformationselektronikers
und des Radio- und Fernseh-
technikers im Beruf des
Informationstechnikers vereint.
„Lehrlingemüssen eineBreiten-
ausbildung haben, um nicht
fabrikatgebunden zu sein. Sie
dürfen bei einer späteren Be-
werbung nicht eingeengt sein.
Spezialisierung kommt später“,
betont Jonas. Darüber hinaus
misst er dem Service große Be-
deutung zu. Er selbst repariert
beispielsweise Kopierer binnen
24 Stunden.
Handwerks und die breite Palet-
te der Keramik zeigen“. Dazu ist
geplant, die Werkstätten sonn-
tags zu öffnen, so dass interes-
sierte Besucher sehen und live
miterleben können, wie Kera-
mik entsteht. Am Sonntag, den
2. April, fällt der Startschuss für
den ersten Tag der offenen Tür!
Beruf im Wandel der Zeit
Norbert Jonas, 66 Jahre, Büroin-
formationselektonikermeister
„Den Beruf Büromaschinenme-
chaniker wie ich ihn ursprüng-
lich gelernt habe, gibt es heute
nicht mehr. Mir macht es aber
Spaß, mich mit den ständigen
Neuerungen vertraut zu ma-
chen“, sagt Norbert Jonas, seit
1962 Lehrlingswart der Büroin-
formationselektronikerinnung.
„Der Wandel der Zeit wird in
unserem Handwerk besonders
deutlich”, erklärt der ehemalige
Landesinnungsmeister, der seit
1960 seinen Betrieb in Neuwied
führt. In den 50-er Jahren gehör-
tenSchreibmaschine, Registrier-
kasse undRechenmaschine zum
Standard im Büro. Später kam
die elektrische Schreibmaschi-
ne dazu, elektromechanische
Büromaschinen, die schon inden
80-ern durch Elektronik ersetzt
wurden. Heute sind Kilo-Byte
Vergangenheit mit Zukunft -
das könnte über dem HwK-
Zentrum für Restaurierung
und Denkmalpflege in Herr-
stein stehen. In einem Fach-
werkhaus aus dem Jahre
1710 erwerben Handwerker
das Rüstzeug zur Erhaltung
historischer Bausubstanz.
Informationen
Wie hilft ein Lehrlings-
wart?
Lehrlingswarte sind Mit-
glied des Vorstands einer
Handwerksinnung. Zu den
ehrenamtlichen Aufgaben
zählen die Kontakte der
Innung zu den Lehrlingen
und Berufsschulen und das
Prüfungswesen. Außerdem
sind die Lehrlingswarte
Ansprechpartner für alle,
die einen Ausbildungsplatz
in einem Handwerk suchen.
„...ich
mich
nach
meiner
Lehre in
meinem
Heimat-
land
Grie-
chenland
selbstän-
dig
machen
will.“
Dimitrios Tog-
rouzidis, 16 Jah-
re, Informations-
elektronikerlehre
Norbert Jonaus, Büroin-
formationselektroniker,
weiß aus seiner Erfahrung:
„Wer eine breite Ausbil-
dung besitzt, hat gute
Bewerbungschancen.“
Elisabeth Dietz-Bläsner
wollte ursprünglich nach
dem Abitur Musik studieren
- heute ist sie froh, das es
anders gekommen ist. „Ins
Keramikhandwerk kann ich
mich einbringen, kann meine
Ideen umsetzen.“
Norbert Freese sichert mit seinem Ehrenamt dem tradi-
tionsreichen Buchbinderhandwerk ein Stück Zukunft.
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