Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 21

Nach den
Kreishandwer-
kerschaften Alt-
enkirchen, Bad
Kreuznach und Bir-
kenfeld geht’s heute
um den Rhein-Huns-
rück-Kreis.
Kreishand-
werkerschaft
Rhein-Hunsrück
Schulstraße 3
55469 Simmern
Tel.: 06761/2271
Fax: 06761/12716
1994 - Handwerkskammer bringt Berufsinformationen ins Rollen
„Jeden Tag ein bisschen Ur-
laub!“ „Eine Region zum
Wohlfühlen, in der die Lebens-
qualität stimmt.“ „Die Wälder
des Hunsrücks, das romanti-
sche Rheintal, die Rebhänge
des Rheins und der Mosel -
überall Natur, Ruhe, gute Luft.
Man kann raus, durchatmen,
auftanken.“
Was für den Tourismus und für
den Freizeitwert gut ist, könnte
für denWirtschaftsstandort auch
Problememit sichbringen. Zwar
sind Hunsrück und der angren-
zende Soonwald eines der größ-
ten zusammenhängendenWald-
gebiete inDeutschland (mit stol-
zen 400 qkm Landschafts- und
11,5qkmNaturschutzgebieten);
gleichzeitig aber zählen die
Höhen des Hunsrück zu den
bevölkerungsärmsten Gebieten
von Rheinland-Pfalz mit gera-
de einmal 106 Einwohnern pro
Quadratkilometer.
Nur eine Stadt des Rhein-Huns-
rück-Kreises hat mehr als
10.000 Einwohner; den Löwen-
anteil stellen Gemeinden unter
300 bzw. zwischen 300 und 500
Einwohnern. Dörfer, eingebet-
tet in herbe Landschaft, noch
immer vor allem Felder, Wie-
sen, Wälder, so weit das Auge
reicht. Heimat, inder sichSchin-
derhannes tummelte. Heimat,
vor etlichen Jahren von Edgar
Reitz publikumswirksam ver-
filmt. Ist so etwas aber auch der
„Das Schiff auf Kurs halten!“ -
Kreishandwerksmeister Walter Steil im Gespräch
Silke Ditt-
rich (m.)
und ihre
Mitarbei-
terinnen
Silvia
Müller-
Arnhold
(l.) und
Hannelore
Munzlinger.
Das HwK-Info-Mobil trans-
portiert Information jetzt di-
rekt an die Schulen. Der 15
Meterlange,mitTechnik gut
ausgestattete Bus steuert
auch Großveranstaltungen,
Messen und zentrale Plätze
an. Den Einsatz koordiniert
die Päd. Anlaufstelle.
Seit mehr als sechs Jahren be-
stimmt er die Geschicke der
Kreishandwerkerschaft Rhein-
Hunsrück als Kreishandwerks-
meister mit: Walter Steil, Bä-
ckermeister, Inhaber eines Be-
triebs in Kirchberg und zweier
Filialen.
Wird sich durch die Personal-
veränderung an der Spitze der
K r e i s h a n dwe r k e r s c h a f t
Grundlegendes ändern?
Steil:
Sicher nicht. Unser vor-
heriger Geschäftsführer Karl
Maull, der sich nach fast 13jäh-
riger erfolgreicher Tätigkeit in
der Kreishandwerkerschaft zu-
rückgezogen hat, um wieder
als Rechtsanwalt zu arbeiten,
hat unser Schiff auf einen so
guten Kurs gebracht, dass man
daran nichts ändern muss. Wir
sind ja nur ein kleines Schiff,
noch dazu eines, das nicht al-
lein, sondern imFlottenverband
unterwegs ist, ein leichter Kreu-
zer unter der Führung eines
Schlachtschiffes, der HwK
Koblenz.
Was sind die Hauptaufgaben
der Kreishandwerkerschaft?
Steil:
Am besten zeigt dies ein
Überblick über unsere Aktivi-
täten der letzten dreizehn Jahre.
Da gab es 200 Innungsversamm-
lungen, einige tausend arbeits-
rechtliche und ca. 500 baurecht-
liche Beratungen und Hilfen,
ca. 160 Haushaltspläne und
ebenso viele Jahresrechnungen.
Darüber hinaus haben wir die
Kreishandwerkerschaft ins
Internet gebracht und in der
Strukturinitiative Handwerk
neueMarketingmaßnahmen für
das Handwerk eingeleitet. Au-
ßerdem beteiligen wir uns re-
gelmäßig an Berufsinformati-
onsveranstaltungen, anMessen
und Ausstellungen.
Wie sieht das Engagement der
Kreishandwerkerschaft imBe-
reich Aus- und Weiterbildung
aus?
Steil:
Unter den zahlreichen
Fort- und Weiterbildungsmaß-
nahmen möchte ich nur einmal
den Weiterbildungslehrgang
für mitarbeitende Ehefrauen,
die ja in den in unserem Raum
dominierenden kleineren Be-
trieben unverzichtbar sind, her-
vorheben, den wir zeitgleich
mit demArbeitskreis derUnter-
nehmerfrauen gegründet ha-
ben, der nicht nur ein Forum
betriebswirtschaftlichen, son-
dern auch gesellschaftlichen
Handelns geworden ist.
Boden, auf dem Handwerk ge-
deiht?
Skepsis, die sichmöglicherwei-
se einschleicht bei dem, der sich
auf den Weg zur Kreishand-
werkerschaft Rhein-Hunsrück
in Simmernmacht, wird schnell
verscheucht im Gespräch mit
deren junger Geschäftsführerin
Silke Dittrich, erst Anfang des
Monats in
ihr Amt
eingeführt. „Wir sind zwar
mit 325 Mitgliedsbetrie-
benzahlenmäßigeineklei-
ne Kreishandwerker-
schaft, aber dafür eine, die
finanziell, dank der Umsicht
meines Vorgängers Karl Maull,
der sparsam wirtschaftete, auf
sicheren Füßen steht.“ Fusions-
tendenzen, wie sie Kreishand-
werkerschaften anderswo erfas-
sen, lassen sich deshalb nicht
erkennen. So einfach ließe sich
die Kreishandwerkerschaft
Rhein-Hunsrück auch nicht ver-
einnahmen.
Das erklärt Jura-Assessorin Sil-
ke Dittrich an ihrem Schreib-
tisch in den eher bescheidenen
und funktionalen als auf Reprä-
sentation hin angelegten Ge-
schäftsräumen der Kreishand-
werkerschaft in der Simmerner
Schulstraße. Die gebürtigeHan-
noveranerin bringt mit dem
Schwerpunkt Arbeitsrecht gute
Voraussetzungen für ihren neu-
en Job mit.
Persönliche Kontakte
Da die Kreishandwerkerschaft
Rhein-Hunsrück hübsch über-
schaubar ist, bietet sich zudem
die Chance, Beratung persön-
lich und individuell durchzu-
führen, beispielsweisebei juri-
stischen oder arbeitsrechtlichen
Fragen, wie etwa Tarifange-
legenheiten, Urlaubsanspruch,
Fehlverhalten von Arbeitneh-
mern, Arbeitsverträgen. Gera-
de hier besteht bei vielen selb-
ständigen Handwerkern Infor-
mationsbedarf, denn die Mate-
rie ist für einenNicht-Fachmann
kaum noch zu überschauen.
Zuständig ist die Geschäftsfüh-
rerin auch für die Verwaltung
der Finanzen der 12 Mitglieds-
Innungen (die größte der 12 ist
die Kfz-Innung mit 52 Betrie-
ben, gefolgt von den Maurern,
Dachdeckern, Elektroinstalla-
teuren und Friseurenmit jeweils
rund 30 Betrieben), für deren
Haushaltsplänen etc. Tatkräfti-
ge Hilfe leisten ihre drei
MitarbeiterinnenHannelore
Munzlinger, Silvia Müller-
Arnhold und Nicole Eiche-
Görges. Ein kleines, aber, wie
alle beteuern, schon jetzt gut
aufeinander eingespieltesTeam.
Thema in der Arbeit der Kreis-
handwerkerschaft sind unver-
mindert die regional bedingten
Strukturproblem. Probleme, die
man weniger im Alleingang als
in Zusammenarbeit mit anderen
Einrichtungen undGruppierun-
gen angehen will, z. B. dem
Regionalrat Wirtschaft. Wich-
tiges Stichwort: der junge Air
Industrial Park Hahn, der für
die Region ganz neue Möglich-
keiten eröffnet.
Innerhalb derKreishandwerker-
schaft und in den Innungen
möchte Silke Dittrich auch den
Generationenwechsel befördern
helfen, mehr Interesse an einer
Übernahme ehrenamtlicherAk-
tivitäten unter jungenHandwer-
kern wecken, mehr für Wer-
bung und Öffentlichkeitsarbeit
tun oder auch, in Kooperation
mit der HwK, Angebote vor Ort
z. B. fürUnternehmerfrauenma-
chen, die besonders in kleine-
ren Betrieben engagiert mitar-
beiten und sich kaum tage- oder
wochenlang aus der Arbeit aus-
klinken können. Für sie gibt’s
auch gezielte Weiterbildungs-
angebote.
Als Kind
habe ich
mit meiner
Mutter
Berliner
gebacken.
Die Freu-
de daran
habe ich
mir erhal-
ten. Ich
backe im-
mer noch
leiden-
schaftlich
gerne.
Henry
Pieper
20-jähriger
Bäcker
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24
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