Handwerk Special Nr. 73 vom 16. Februar 2000 - page 16

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Weiterbildung - Beratung - und noch viel mehr: Dienstleistungsangebot der HwK auf der WIVA
Die HwK Koblenz hat auf
der 11. Wirtschafts- und
Verbraucherausstellung
vom 18. bis 27. Februar
auf dem Koblenzer Messe-
gelände für jeden etwas im
Angebot.
Ob das umfassende Wei-
terbildungsprogramm für
Einsteiger und Profis, die
Kurse der HwK-Meister-
akademie, Ausbildungs-
beratung und Lehrstellen-
börse oder die Beratung in
Betriebswirtschaft, Tech-
nologie oder Umwelt-
schutz: HwK-Ansprech-
partner stehen mit Rat und
Tat zur Verfügung.
Schwerpunkt der Betriebs-
beratung sind Tipps zu
Existenzgründung und Ge-
nerationswechsel, ergänzt
durch die HwK-Betriebs-
börse, die Angebote und
Gesuche zu Betrieben,
Betriebsleiterstellen, Ge-
werberäumen und Arbeits-
mitteln enthält. Die HwK-
Berater stehen zumvertrau-
lichen und individuellen
Gespräch zur Verfügung.
Für jedermann ist das
HwK-Weiterbildungspro-
gramm 2000 im Angebot.
Seminare undLehrgänge in
Koblenz, Bad Kreuznach,
Rheinbrohl (NR) und Herr-
stein (BIR) vermitteln be-
triebswirtschaftliche, tech-
nische oder gestalterische
Inhalte, vonder EDV-Schu-
lung bis zur Fachkräfteaus-
bildung imHandwerk. Viel
Neues ist darunter wie An-
gebote im „Telelearning“,
bei dem Kursinhalte zu
Hause erarbeitet werden.
Ein modularer Lehrgang
führt zum „Internetassis-
tenten“.WeitereQualifizie-
rungen, die parallel zu und
integriert in die Meis-
terprüfungsvorbereitung
erworben werden können,
sind unter demTitel „Meis-
terprüfung Plus“ zusam-
mengefasst.Wer vorab aus-
probieren will: Am Com-
puter dreidimensional kon-
struierenmit CADoder sei-
nen gestalterischen Ideen
mit Freihandzeichnennach-
gehen, auch das ist bei den
Qualifizierungsfachleuten
möglich.
Die Pädagogische Anlauf-
stelle der HwK ergänzt das
Angebot für Schüler und
Lehrlinge. Teilnehmer der
PA-Bildungsmaßnahmen
mit den Arbeitsämtern zei-
gen „Handwerk live“. Die
Ausbildungsberater geben
Tipps zum Start in den
Handwerksberuf und haben
die aktuelle Lehrstellen-
börse. Für alle, die mehr
machen wollen: Auch der
„Erfinderclub JungesHand-
werk“, „Betriebsassistent
imHandwerk“ sind präsent.
Anlässlich ihres 100. Ge-
burtstages verschenkt die
HwK an Interessierte einen
„Beratungs-Euro“, der als
Gutschein für kostenpflich-
tige HwK-Dienstleistungs-
angebote gilt und beim
„Markt derMöglichkeiten“
am 18./19. März im HwK-
Metall- und Technologie-
zentrum, August-Horch-
Straße, z.B. für einen Wei-
terbildungskurs eingelöst
werden kann.
Informationen
zur HwK auf der WIVA,
Tel.: 0261/398-111,
Fax: -990, e-mail:
Was nicht richtig funk-
tioniert oder modern ge-
nug ist, wird „entsorgt“,
wandert in den Müll. Re-
pariert wird nur noch we-
nig. Der Trend zu immer
schnelleren Produktzyk-
len und kurzlebigeren
Waren ist unübersehbar.
Ein Trend, der natürliche
Ressourcen verschlingt,
begrenzten Deponieraum
und energieaufwendiges
Material kostet. Die Erhal-
tung und Wiederverwen-
dung handwerklicher und
industrieller Produkte ist
deshalb im Interesse von
Umwelt und Wirtschaft-
lichkeit wichtig.
Dem trägt die HwK Ko-
blenz Rechnung mit einem
Wettbewerb unter dem
Motto „Reparieren statt
wegwerfen“. Teilnahmebe-
rechtigt sind Gesellen und
Meister der Bau- und Aus-
baugewerke in Rheinland-
Pfalz. Verlangt werden eine
fotografische Bestandsauf-
nahme des Schadens vor der
Reparatur, Schadenskar-
tierung und -beschreibung,
ein Reparaturkonzept, eine
Reparieren statt Wegwerfen: HwK-Wettbewerb zum Jubiläum
SkizzemitMaterialangabe,
das reparierteOriginal oder
aussagekräftige Fotos, der
Material-,Kosten- undZeit-
aufwand.
Die Wettbewerbsunter-
lagen können beim HwK-
Zentrum für Restaurierung
u. Denkmalpflege, Schloss-
weg 6, 55756 Herrstein an-
gefordert werden. Abgabe-
termin für die Beteiligun-
gen ist bis zum 31. März.
Die Wettbewerbsbeiträge
werden durch ein Preisge-
richt beurteilt; alle zur Be-
urteilung zugelassenen Ar-
beitenwerden darüber hin-
aus bei der großen Jubilä-
umsausstellung im Ko-
blenzer Schloss unter dem
Titel „Miteinander: Leben,
Wohnen, Arbeiten“ vom
25. August bis 1. Oktober
mit demNamen ihres Ver-
fassers öffentlich ausge-
stellt.
Informationen
beim
HwK-Zentrum für Re-
staurierung und Denk-
malpflege in Herrstein,
Tel.: 06785/ 9731-760,
Fax: -769, Email:
Vor wenigen Tagen hat die
Europäische Zentralbank
(EZB) die Leitzinsen um
einenViertel-Prozentpunkt
heraufgesetzt (von 3 auf
3,25 Prozent). Die Stabili-
tätderEuropawährungsoll
sogesichert, derEuro lang-
fristig gefestigt werden.
DochdieEntscheidung der
Währungshüter bringt
Probleme für weite Teile
der Wirtschaft mit sich.
Besonders betroffen ist der
handwerkliche Mittelstand.
Karl-Heinz Scherhag, Prä-
sident der Handwerkskam-
mer Koblenz und Bundes-
tagsabgeordneter, sieht in
der Zinserhöhung eine kräf-
tigen Tritt auf die Konjunk-
turbremse: Das Handwerk
sei auf Grund seiner finan-
ziellen Strukturen von ex-
terner Liquiditätsfinzierung
abhängig.EineTatsache,die
jetzt für einen starken Ko-
stendruck sorge und durch
die fehlendeStrukturreform
der Steuer- und Sozialpoli-
tik nicht abgefedert werde.
Das Interview imWortlaut:
Herr Scherhag, sie kritisie-
ren die Zinserhöhung im
Hinblick auf eine externe
Liquiditätsfinanzierung.
Lebt das Handwerk auf
Pump und zahlt nun die
Zins-Zeche für zu hohe
Außenstände?
Scherhag: Keineswegs. Da
sindzweiAspekte: Zinszah-
lung und ihre Entstehung.
In fast jedem Handwerk fi-
nanzieren Unternehmen die
Aufträge ihrer Kunden vor.
Diese „Vorlage“ wird mit
den Banken über Konto-
Korrent abgewickelt, hier
greifen die nun angehobe-
nen kurzfristigen Zinsen.
Kosten für Ersatzteile und
Arbeitszeit entstehendirekt.
Zinserhöhung: Fester Tritt auf die Konjunkturbremse
HwK-Präsi-
dent Karl-
Heinz Scher-
hag (MdB)
warnt davor,
politische
Fehler über
die Finanz-
märkte zu
korrigieren.
DieBezahlungfürdieseLei-
stungen erfolgt jedoch erst
später, der Zeitraum muss
also finanziell abgesichert
werden. Besonders stark
entwickeln sich die Zins-
kostenbeispielsweise inden
Bauberufen – auch auf
Grund der oft schlechten
Zahlungsmoral. Hier kann
ich beim besten Willen den
Schuldigen nicht beim
Handwerk sehen.
Welche Konsequenzen er-
warten Sie für das Hand-
werk?
Der Startschuss für eine
KonjunkturbelebungimMit-
telstand war gerade erst ge-
fallen. Wer will nun die
Garantie geben, dass es kein
Fehlstart ist? Viele Hand-
werksbetriebewirddieEZB-
Entscheidung hart treffen,
sich imschlimmstenFall als
existenzbedrohend darstel-
len. Besonders betroffen
sind ausgerechnet die Wirt-
schaftsbereiche mit hoher
Vorfinanzierung – ich spre-
che von der Bau- und Me-
tallbranche –, die ohnehin
seit längerer Zeit auf schwa-
chen Beinen stehen. Im üb-
rigen trifft dieZinserhöhung
auch die Industrie und hier
vor allem den exportorien-
tierten Bereich, der oft als
Konjunkturlokomotive dar-
gestellt wird.
Der Euro fällt seit seiner
Einführung. Was also hätte
die EZB machen sollen?
Währungs- oder Konjunk-
turschwäche?
Hier kann es kein „entwe-
der - oder“ geben. Ich sehe
eine große Kluft zwischen
der europäischen und auch
deutschen Wirtschaftspoli-
tik, zwischen den Ankündi-
gungen einer Steuer- und
Sozialreform einerseits und
einer sich verselbständigen-
den Finanzpolitik anderer-
seits. Die Steuerreform der
Bundesregierung als Entla-
stung der Wirtschaft exi-
stiert seit Monaten in den
Köpfen, die Zinserhöhung
nun auf den Kontoauszü-
gen unserer Unternehmen.
Experten warnen bereits
davor, dass dies nicht die
letzte Anhebung in diesem
Jahr gewesen sei – wann
und imwelchenUmfangdie
dringend notwendige Ent-
lastung der Betriebe statt-
findet, wird dagegen immer
unsicherer. Man kann nicht
von einem gesamteuropäi-
schen Wirtschafts- und Wäh-
rungsprogramm sprechen
unddann je nachTagesform
Einzelteile herausbrechen.
So stellt man das gesamte
Programm in Frage.
Die Euro-Talfahrt als Quit-
tung einer mangelhaften
Politik?
Ja. Denn mit der Zinserhö-
hung und einem damit er-
hofften Wiedergewinn des
Vertrauens indenEurowird
die wirtschaftliche Situati-
on nicht verbessert, die bis-
herigen Prognosen sind oh-
nehinvoneinerstarkenWäh-
rung ausgegangen. Es wird
nicht auf wirtschaftliche
Entwicklungen reagiert,
stattdessemsollenpolitische
Fehler rückgängig gemacht
werden.
Wie könnte eine wirtschaft-
liche Entlastung aussehen?
Auf keinen Fall darf es zu
einer weiteren Zinsan-
hebungkommen. Vielleicht
sollte die Bundesregierung
mal damit anfangen, ihren
kühnen Worten in Steuer-
und Wirtschaftsreform Ta-
ten folgen zu lassen.
Die Europäische
Zentralbank hat die
Zinsen angehoben -
und hebelt damit
die Konjunktur im
Handwerk aus.
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