Handwerk Special Nr. 61 vom 3. April 1998 - page 8

Für die Zukunft planen
Nachgefragt
Wann gibt es öffentliche Gelder für den privaten
Um- und Ausbau von Wohnraum?
Das Zinsniveau in Deutschland ist auch zur Baufinanzierung so niedrig, wie in de n
vergangen Jahren nicht mehr. Experten gehen davon aus, daß die Entwicklung 1998
anhalten wird. Für private Bauherren heißt das, den Bau der eigenen vier Wände, Um-
oder Ausbaumaßnahmen jetzt zu planen und mit den baulichen Projekten zu beginnen.
Neben privaten Geldern fördert auch Vater Staat diese Vorhaben. Handwerk special
befragte Bankexperten, welche öffentlichen Mittel es beim Aus- und Umbau von
selbstgenutztem Wohnraum gibt. Was zählt zu Ausbaumaßnahmen?
bei Udo Coböken, Abteilungs-
direktor der LBS Rheinland-Pfalz:
Welche öffentlichen Mittel gibt es
beim Aus- und Umbau von selbst-
genutztem Wohnraum?
Was zählt zu Ausbaumaßnahmen?
Der Bund fördert den Ausbau oder
die Erweiterung einer selbstgenutz-
ten Wohnung. Begünstigt sind Her-
stellungskosten von maximal
100.000 Mark mit jährlich 2,5%
(2.500 Mark Fördergrundbetrag) für
die Dauer von acht Jahren. Für
Bauherren, die einen Kinderfreibe-
trag geltend machen können, erhöht
sich die Eigenheimzulage um eine
Kinderzulage von jährlich 1.500
Mark für jedes Kind. Das bedeutet,
daß eine vierköpfige Familie eine
Eigenheimzulage von bis zu 44.000
Mark erhalten kann. Die Gesamtzu-
lage darf bei Ausbauten 50 % der
Herstellungskosten nicht über-
schreiten. So erhält eine Familie mit
drei Kindern, die das Dachgeschoß
ihres Einfamilienhauses für 80.000
Mark ausbaut, eine Gesamtförde-
rung von 40.000 DM (sechs Jahre je
6.500 DM, im siebten Jahr 1.000
Mark).
Zu Ausbaumaßnahmen zählen z.B.
der Ausbau des Dachgeschosses,
der Ausbau von Kellerräumen zu
Wohnräumen oder der erstmalige
Einbau eines Badezimmers. Mit
Ausnahme des Dachgeschoßaus-
baus muß ein wesentlicher Bauauf-
wand vorliegen, d.h. die Baukosten
machen ein Drittel der Kosten eines
vergleichbaren Neubaus bezogen
auf die umgebauten Räume - aus.
Eine Erweiterung liegt vor, wenn
durch Aufstockung des Gebäudes
oder durch den Anbau an das Ge-
bäude, z.B. Wintergarten, zusätzli-
cher Wohnraum geschaffen wird.
Die Förderung setzt die Einhaltung
von Einkommensgrenzen voraus.
Anspruch haben Ledige mit einem
jährlichem Einkommen bis zu
120.000 Mark und Ehepaare bis zu
240.000 Mark.
Auch das Land Rheinland-Pfalz
stellt unter gewissen Voraussetzun-
gen öffentliche Mittel zur Verfü-
gung.
Nachgefragt
bei Oskar Hanke, Bezirksdirektor
der Signal-Versicherung, Bezirksdi-
rektion Koblenz:
Wie kann man öffentliche Mittel
beantragen? Wo und wann muß ein
Bauherr diese Anträge abgeben?
Die Förderung von An- und Aus-
baumaßnahmen als auch Moderni-
sierungsmaßnahmen erfolgt nach
den jeweiligen Landesprogrammen.
Im Regelfall darf vor der Bewilli-
gung der Mittel nicht mit dem Um-
bau begonnen werden. Wir empfeh-
len daher unbedingt, sich rechtzeitig
vor der Baumaßnahme bei den
zuständigen Ämtern nach Förder-
mitteln zu erkundigen. Auskünfte
erteilen in Rheinland-Pfalz die
Landratsämter, Gemeinde- und
Stadtverwaltungen. Auch Antrags-
vordrucke sind dort erhältlich.
Informationen
Torsten Kleis
ist
Doppelmeister! Wenn er
am 29. März aus den
Händen von Bundes-
kanzler Helmut Kohl
seinen zweiten Meister-
brief als Klempner er-
hält, steht der Endspurt
zum Zimmerermeister
unmittelbar bevor, Dach-
deckermeister ist er be-
reits. Torsten Kleis aus
Trier: „Ich will umfang-
reiche Kenntnisse in
allen drei Bereichen
nachweisen. Mit dem
Hat gut Lachen: Doppelmeister Torsten Kleis ist Dachdecker- und
Klempnermeister, im Mai ´98 steht der dritte Meistertitel als Zim-
merer im beruflichen Fahrplan des ehrgeizigen Trierers.
erworbenen Wissen,
möchte ich meinen
Kunden auch die ent-
sprechenden Leistungen
anbieten. Meine Devise
lautet: Alles aus einer
Hand bieten“, begründet
der 28jährige seine
Meisterambitionen.
„Der Besuch von Lehr-
gängen genügt mir dazu
nicht. Ich muß die Ma-
terie grundlegend be-
greifen“, schätzt der
selbständige Dachdek-
kermeister ein.
Zukunftschancen durch Handwer-
kerkooperationen am Bau war das
Thema der HwK-Arbeitskreise
„Rationalisierung am Bau“ und
„Zukunftsmärkte“: Seit zwei Jahren
treffen sich Experten regelmäßig bei
der HwK Koblenz, um gemeinsam
zukunftsorientierte Strategien in den
Bauhandwerken zu erarbeiten. The-
ma im März ´98: Kurze Bauzeiten
als Merkmal kostengünstigen Bau-
ens. Studien belegen, daß sich Ra-
tionalisierungsmöglichkeiten durch
eine gute Koordination der Bautä-
tigkeit ergeben. Die „Leistung aus
einer Hand“ muß verstärkt angebo-
ten werden. Auch den Vorteil eines
gemeinsamen Einkaufs gelte es
durch Betriebe stärker zu nutzen.
Qualität, Zuverlässigkeit und letzt-
lich Kundenzufriedenheit sind die
Wettbewerbsvorteile einer funktio-
nierenden Handwerkerkooperation.
Informationen zu den nächsten
Treffen des Arbeitskreises gibt die
HwK Koblenz, Tel.: 0261/398-602,
Für
Dominique Pfeuffer
aus Würzburg ist der
Meisterbrief die Krö-
nung seiner bisherigen
beruflichen Laufbahn.
Als bester Jungmeister
im Steinmetz- und Stein-
bildhauerhandwerk wird
er ihn am 29. März in
Koblenz erhalten.
Nach zweijährigem Auf-
enthalt in Mexiko, wo
ihn die gewaltigen Pyra-
midenanlagen des Lan-
des, insbesondere Theo-
tihuacan und Tuxla be-
eindruckten, entschloß er
sich 1990, sein Hand-
werk zu lernen. Nach der
Gesellenzeit absolvierte
er eine Ausbildung zum
staatlich geprüften Bau-
techniker. Parallel dazu
bereitete er sich bei der
HwK Koblenz auf die
Meisterprüfung vor. Sein
Meisterstück, eine zwei
Meter hohe Standuhr aus
Krensheimer Muschel-
kalk, vereint sowohl
zeitliche Symbole als
auch geometrische For-
men. Neben seinen
handwerklichen Fähig-
keiten ist der Würzbur-
ger ein Computerexper-
te und hat seinem Mei-
sterstück eine CD-Rom-
Presentation maßge-
schneidert. Die beweg-
ten Bilder, Grafiken und
Texte sind der Renner
auf Messen und Aus-
stellungen, „die Kombi-
nation aus solider Hand-
arbeit und die elektroni-
sche Umsetzung für
andere Medien faszi-
niert die Menschen.“
Zur Zeit arbeitet der
junge Mann als Bau-
leiter in Bukarest. Mit
rumänischen Bauarbei-
tern montiert er eine
Natursteinfassade an
einem Bankgebäude.
Weltenbummler, Computerexperte und Handwerksmeister:
Dominique Pfeuffer ist Steinmetz- und Steinbildhauer. Seinem
Meisterstück hat er eine CD-Rom-Präsentation „gewidmet“.
Torsten
und
Denis Schade
, Straßen-
bauermeister aus Eschwege, sind
Cousins. Torsten und Denis Schade,
Straßenbauer aus Eschwege bei Kas-
sel, sind die einzigen Verwandten
unter den 1.514 Jungmeistern.
Ihre Väter, Straßenbauermeister Gün-
ter und Heinz Schade, führen in zwei-
ter Generation ein Straßenbauunter-
nehmen. Sowohl Denis als auch Tor-
sten beschlossen, in deren Fußstapfen
zu treten. Nach gemeinsamer Lehre
und Gesellenzeit im väterlichen Be-
trieb absolvierten beide in Vollzeit
auch den Meistervorbereitungslehr-
gang bei der HwK in Koblenz. Ge-
wohnt haben sie während dieser Zeit
bei der Oma von Denis. „Schon
während der Lehre haben wir vieles
zusammen gemacht. Das hat sich
während der Meistervorbereitung
fortgesetzt. Wir haben gemeinsam
gelernt und uns gegenseitig abge-
hört. Jeder hat bei der Prüfung mit
dem anderen mitgefiebert“, so die
Jungmeister. Später werden sie ge-
meinsam den Betrieb leiten und
somit die Familientradition fortset-
zen. Nach der Meisterfeier gibt es
erst einmal ein großes Familienfest.
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