Handwerk Special Nr. 173 vom 2. Oktober 2013 - page 12-13

125 Jahre Kreishandwerkerschaft Mittelrhein
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Nr. 173
2. Oktober 2013
Zeitreise in Daten & Fakten
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Nr. 173
2. Oktober 2013
Handwerk im Zeitstrahl
1853: neue Gewerbegesetzgebung
Die Industrialisierung und Wirtschaftskrisen beeinträchtigten die
Lage des Handwerks. Nur knapp sieben Prozent der Meister bil-
deten die innungsgebundene Koblenzer Handwerkerschaft. Gegen
die Bedenken liberaler Wirtschaftspolitiker billigte die Gewerbege-
setzgebung 1881 den Innungen endlich Aufgaben zu, die bereits in
der Handwerkerbewegung von 1848 gefordert wurden.
1888
Der Eiffelturm in Paris ist
im Bau. Das Brause-Ge-
tränk Coca-Cola startet in
den USA. Die Fotografie
entwickelt sich zu einem
neuen Medium.
1888: Innungs-Ausschuss gegründet
Am 7. August 1888 erklärten acht Koblenzer Innungen
ihren Beitritt zum Innungs-Ausschuss. Als 1. Vorsitzen-
der wurde Bäckermeister Hartmann Grisar (1888-1891)
und dann Bäckermeister Anton Neidhöfer (1891-1902)
gewählt. 1890 gehörten dem Innungs-Ausschuss elf
Innungen mit rund 390 Betrieben an.
1900: Handwerkskammer Koblenz
Im Jahr 1900 übernahm die neu gegründete Handwerkskammer für
den Regierungsbezirk Koblenz den gesetzlichen Auftrag zur Hand-
werksförderung. Eine der vorrangigen Aufgaben war die Regelung
und Kontrolle des Lehrlingswesens. Die örtlichen Innungs-Aus-
schüsse arbeiteten mit der Handwerkskammer eng zusammen. Mit
Unterstützung der Kammer wurden auch Meisterkurse angeboten.
1933: Machtübernahme der Nationalsozialisten und die Folgen
Ab 1933 wurde das liberale Organisationssystem der Innungen aufgehoben. Die gesamte
Organisation wurde auf die Ziele der Machthaber ausgerichtet. Obermeister, Vorsitzende
und Geschäftsführer wurden durch Linientreue ersetzt, um eventuelle Widerstände gegen
Zwangsmaßnahmen auszuschließen. 1934 wurden sämtliche Innungs-Ausschüsse im Regie-
rungsbezirk aufgelöst. Die Handwerkskammer übernahm die Kontrolle über die Innungen. Die
bisherigen Innungs-Ausschüsse wurden in zehn Kreishandwerkerschaften umgewandelt.
1944: Zusammenbruch
Durch Fliegeran­
griffe bedingt
und in Folge des
„Totalen Krieges“
kam die Arbeit der
Innungen und der
Kreishandwerker-
schaft zum Erlie-
gen. Jede Interes-
senvertretung hatte
ihren Sinn verloren
und stellte die Tä-
tigkeiten ein.
1945: Kriegsende und Neubeginn
Der Zusammen-
bruch im Mai 1945
verbreitete zu-
nächst den Zustand
tiefer Lethargie.
Die Stadt Koblenz
war fast völlig
zerstört. Tausende
Menschen suchten
nach Nahrungs-
mitteln, einer
Bleibe und neuen
Existenz. Zum
1. Oktober 1945
erfolgte die Bestel-
lung der Kreishand-
werks- und Ober-
meister durch die
Besatzungsmacht.
1947: Innungs-Neuwahlen
In den Innungen
wurden Neuwahlen
durchgeführt. Es
spricht für die
Qualität der kom-
missarisch bestell-
ten Obermeister,
dass sie fast alle
wiedergewählt wur-
den und zum Teil
30 Jahre im Amt
blieben. Ebenfalls
gewählt wurde der
Vorstand der Kreis-
handwerkerschaft.
1948: Neue Schulen
Das Berufsschul-
wesen in Koblenz
lag am Boden, da
die Räumlichkeiten
zerstört waren.
1948 wurde mit
dem etappenwei-
sen Wiederaufbau
begonnen.
1970: KHS Rhein-Mosel
Ab Jahresbeginn fusionierten die Kreishandwer-
kerschaften (KHS) Cochem-Zell und Koblenz zur
neuen Kreishandwerkerschaft Rhein-Mosel. Es
nahmen der neu gewählte Kreishandwerksmeister
Andreas Stülb (Zell) sowie der bereits seit dem
Jahre 1956 tätige Geschäftsführer Alfred Immig die
Führung der Geschäftsstelle in Cochem-Zell wahr.
1971: weitere KHS-Zusammenschlüsse
Die Obermeister der Kreishandwerkerschaft (KHS) für den ehema-
ligen Kreis St. Goar beschlossen einstimmig, ihre Geschäftsfüh-
rung der KHS in Koblenz mit Wirkung ab 1.1.1971 zu übertragen.
Die Delegierten der KHSen Mayen und Rhein-Mosel traten in
May­en zusammen und beschlossen die Vereinigung zur KHS Mit-
telrhein. In Mayen und Bullay wurden Nebenstellen errichtet. In 80
Handwerks-Innungen waren 4.270 Betriebe organisiert.
1976: KHM Scherhag
Auf Leo Ponsens folgte von 1976
bis 1989 Kfz-Mechanikermeister
Karl-Heinz Scherhag als Kreishand-
werksmeister (KHM). Scherhag war
umfangreich politisch als Stadtrat
in Koblenz und als Bundestagsab-
geordneter tätig.
1979: GF-Wechsel
Nach 35 Jahren Geschäfts-
führung durch Gerhard Jung
folgte Diplom-Volkswirt
Karlheinz Gaschler 1979 zu-
nächst als Geschäftsführer
und ab 1981 als Hauptge-
schäftsführer.
1982: Erste Bits und Bytes
Im Zuge der Umstellung auf Elektronische
Datenverarbeitung wurde das erste Festplat-
ten-Laufwerk von Nixdorf in der Größe zweier
Waschmaschinen angeschafft – Speicherkapa-
zität 42 MB. Zusammen mit der Handwerkskam-
mer wurden erste Anwendungsprogramme zur
Buchhaltung und Mitgliederverwaltung erstellt.
1988: 100 Jahre KHS Mittelrhein
Unter dem Vorsitz von Kreishandwerksmeister
Scherhag feierte die Kreishandwerkerschaft in der
Rhein-Mosel-Halle ihr großes Jubiläum mit über
1.000 Gästen. Der damalige Landtagspräsident
Dr. Heinz Peter Volkert hielt die Festansprache,
zugleich erscheint eine 300-seitige Chronik der
Innungen und der Kreishandwerkerschaft.
1989: KHM Oster
Nachdem Karl-Heinz
Scherhag zum Präsident
der HwK Koblenz gewählt
wurde, trat Bäckermeis­
ter Bernhard Oster die
Nachfolge als Kreishand-
werksmeister (KHM) an.
1998: www-Start
Die KHS schafft mit
ein Internet-Portal für
das mittelrheinische
Handwerk und deren
Innungen mit zunächst
rund 800 Seiten. 2013
sind es über 3.000
Seiten, die monatlich
über 19.000 Besucher
zählen.
1999: KHM Börner
In Nachfolge von
Bernhard Oster wird
Detlef Börner, Ober-
meister der Fliesenle-
ger-Innung Mittelrhein,
zum neuen Kreishand-
werksmeister gewählt.
2013: KHM feiert 125sten
Die Kreishandwerker-
schaft umfasst 1.800
Meisterbetriebe mit
11.800 Gesellen und
2.200 Lehrlingen in 42
Handwerks-Innungen
mit 340 Ehrenamts-
trägern. Bei durch-
schnittlich 80 Stunden
je Ehrenamtsträger
werden rund 27.200
freiwillige Stunden
jedes Jahr erbracht.
Jährlich finden rund
450 Veranstaltungen
mit Innungsversamm-
lungen, Tagungen,
Freisprechungsfeiern
und Seminaren statt.
Vor den Prüfungs-
kommissionen der
Innungen bestanden
780 Prüflinge ihre Ge-
sellenprüfung.
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