Handwerk Special Nr. 173 vom 2. Oktober 2013 - page 5

Metall-Handwerk: Zwischen Tradition und Morderne
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Nr. 173
2. Oktober 2013
125 Jahre Metallhandwerker-Innung
1888: 20 Koblenzer
Schlossermeister reichen
den Antrag zur Gründung
einer Innung ein. Die
vorgelegten Statuten wer-
den akzeptiert und nach
konstituierender Sitzung
wird die Schlosser-In-
nung Koblenz ins Leben
gerufen. Es ist der Beginn
einer Erfolgsgeschichte,
die bis zum heutigen Tag
anhält.
Wie kaum ein anderer Wirt-
schaftszweig versteht es das
Metallhandwerk seit Jahrhun-
derten, sich im politischen,
gesellschaftlichen und tech-
nologischen Wandel durchzu-
setzen.Veränderungenwerden
vonBetriebenaktivaufgenom-
men, Neuerungen genutzt oder
zumTeil selbst entwickelt und
mit traditionellen Fertigkeiten
verknüpft.
Noch älter als die Innung ist
der Betrieb J.J. Brühl Stahlbau
des heutigen Innungs-Ober-
meisters Markus Brühl: Seit
137 Jahren existiert das Fami-
lienunternehmen, in dem 25
Mitarbeiter und vier Auszubil-
dende beschäftigt sind. Damit
führt Markus Brühl in fünfter
Generation das weiter, was
sein Ur-Urgroßvater mit dem
Ankauf einer Schmiede 1876
begann. J.J. Brühl – die beiden
„J“ stehen für die Vornamen
des Gründers Johann Josef
– zählt heute zu den bundes-
weit führenden Betrieben bei
Brückenbau und -sanierung
und kann auf eine ganze Reihe
herausragender Referenzen
verweisen wie Arbeiten an
der Moseltalbrücke Winnin-
gen, Rheinbrücke Neuwied
oder auch Eisenbahnbrücke in
Koblenz-Hochheim.DieKons­
tante in der jahrzehntelangen
Entwicklung sei diehandwerk-
lich hochwertige Bearbeitung
des Werkstoffs Stahl, erläutert
Obermeister Markus Brühl.
Fortschrittheißtfürihn:Mitder
Zeit gehen und stets offen für
neueWegeundEntwicklungen
sein. Permanente Aus- und
Weiterbildung der Mitarbeiter
und die Qualitätssicherung
gehören dazu.
Die Metallhandwerker-In-
nung Koblenz gehört zu den
Gründer-Innungen der Kreis-
handwerkerschaftMittelrhein.
Für Markus Brühl ist das
Engagement in der Innung
Ehrensache. Als langjähriger
stellvertretender und neuer
Obermeister sowie als Fach-
gruppenleiter „Stahlbau und
Schweißen Rheinland-Pfalz“
setzt er sich mit der Überzeu-
gung für seinen Berufsstand
ein: „Die Innungsarbeit ist
enormwichtigundwer sich en-
gagiert, kannviel erreichen.Ob
Lobby- und Öffentlichkeitsar-
beit, Nachwuchswerbung und
Nachwuchsförderung– es geht
darum, das Handwerk voran
zu bringen und die Qualität im
Handwerk zu sichern“, betont
Markus Brühl.
Spannende Geschichte
Handwerk und Geschich-
te ... Handwerk schreibt
Geschichte! Das gilt auch
– und ganz besonders –
für den Titel der aktuellen
Ausgabe, ausgesucht
durch Verantwortliche bei
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz und Kreishand-
werkerschaft (KHS) Mittel-
rhein, die weite Teile der
aktuellen Ausgabe „Hand-
werk Special“ gemeinsam
bearbeitet haben.
125 Jahre KHS als Schwer-
punktthema bedeuteten auch,
ein passendes Titelfoto aus-
zusuchen, das schließlich eine
typische Handwerkerfamilie
aus der Zeit um 1900 zeigt. Hin-
tergründe zum Bild: Zunächst
Fehlanzeige. Über den Namens-
zug imoberenBildbereich „Nic.
Kuns –Klempnerei“ beginnt die
Recherche. In der HwK existie-
ren alte Handwerkerkarten und
mitderNummer8347sogarnoch
eine der ältestenEintragungen in
der Handwerksrolle. Demnach
wird der Klempner-Betrieb von
Nicolaus Kuns 1889 (also ein
Jahr nach derKHS!) inBoppard,
Oberstraße 92, gegründet und
Zum Titel: Ein Foto und seine außergewöhnliche Hintergrund-Story
besteht bis 1969 in zwei Gene-
rationen. Das Werk von Vater
Nicolaussetztab1939SohnLud-
wig Kuns fort, der ehrenamtlich
alsObermeister aktiv ist. Dessen
Schwester Margarete Kuns – im
Bild als junges Mädchen im
Vordergrund – betreibt nach
der Schließung der Klempnerei
1969 am gleichen Standort mit
Schwester Maria ein Porzellan-
geschäft. Heute befindet sich in
derOberstraße92einEiscaféder
Familie Toscani. Die Besitzerin
desHauses, ElisabethFußhöller,
aber ist die Nichte des letzten
Handwerksmeisters Ludwig
KunsundberichtetüberdasFoto:
„Das war die Werkstatt auf dem
Hof,diespäterabgerissenwurde.
Direkt darunter befindet sich
ein römischer Weinkeller“, der
unmittelbar neben der Römer-
mauer aus dem 4. Jahrhundert
liegt und noch heute begehbar
ist. So haben die Kuns ihren
Handwerksbetrieb vor fast 125
Jahren dort errichtet, wo bereits
15 Jahrhunderte vorher die
Römer ihre baulichen Spuren
hinterlassen haben.
Ein Fall für das
Wirtschaftsarchiv
Wie spannend Geschichte und
der Blick in Familienchroniken
sein kann, wird deutlich als Eli-
sabeth Fußhöller mehr über ihre
Vorfahren erzählt: „Ur-Großva-
ter Jakob Henrich war Tischler
undging zusammenmitMichael
Thonet um 1845 nach Wien,
um dort gemeinsam mit dem
weltbekannten Möbelbauer zu
Boppard, Oberstraße 92, war zwischen 1889 und 1969
Sitz der Klempnerei „Nic. Kuns“.
Der gleiche Standort heute, rechts Teile der Römer-
mauer, darunter ein Jahrhunderte altes Kellergewölbe.
arbeiten.“ In dieser Phase ent-
stand unter anderem „Stuhl Nr.
1“ und Thonets Bugholzstühle
erfreuten sich einer starken in-
ternationalen Nachfrage. „Wir
haben sogar noch Original-Un-
terlagen aus dieser Zeit“, verrät
ElisabethFußhöller, die sichnun
zusammen mit der HwK über
Möglichkeiten einer Abgabe an
das künftige Wirtschaftsarchiv
Rheinland-Pfalz austauschen
wird. In Koblenz bringen sich
dieHwK,dasLandeshauptarchiv
wieauchdasLandesmuseumund
dieGeneraldirektionKulturelles
Erbe Rheinland-Pfalz gemein-
sam in den Aufbau eines landes-
weiten Wirtschaftsarchives ein,
für das jetzt dieWeichen gestellt
werden. –
Mehr Informationen
dazu im Internet unter:
wirtschaftsarchiv
Machen sich für die Metallhandwerker-Innung
Koblenz stark: Ehrenobermeister Werner Schult­
heiss, Werner Breuer, Bernd Grandmontagne, Karl-
Heinz Mallmann, Obermeister Markus Brühl, Mar-
kus Bollinger, Udo Schmitt, Geschäftsführer Karl-
heinz Gaschler, Herbert Adams, Markus Schmitt.
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Foto: Dausner-Verlag, Boppard
Foto: Juraschek
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