Handwerk Special Nr. 173 vom 2. Oktober 2013 - page 15

Fleischermeister Markus Kramb
(r.) in der Produktion seines Be-
triebes Engelbert in St. Goar.
Handwerk aus der Region – für die Region
15
Nr. 173
2. Oktober 2013
Mitmachen!
„Ehrenamt im Handwerk ist für mich Ehrensache“, so Di-
plom-Ingenieur Alfred Theisen aus Kruft. Seit vielen Jahren
engagiert sich der Bauunternehmer im Baugewerbe – zu-
nächst als stellvertretender, seit sieben Jahren als Ober-
meister der Baugewerks-Innung Rhein-Mosel-Eifel. Darüber
hinaus ist er Vorstandsmitglied im Baugewerbeverband
Rheinland-Pfalz, engagiert sich in der Kreishandwerkerschaft
Mittelrhein sowie als Mitglied in der Vollversammlung der
Handwerkskammer Koblenz.
Obermeister Theisen zum Ehrenamt
Essen ist auch Kultur
„Das Fleischerhandwerk
leistet wichtige Beiträge
zur Lebensqualität der
Menschen“, ist Fleischer-
meister Markus Kramb,
Landesinnungsmeister
und Obermeister der
Fleischer-Innung Koblenz
überzeugt.
Erbetont,dassGenussdabeieine
wichtige Rolle spielt. „Essen ist
nicht nur Nahrungsaufnahme
oder die Zuführung von lebens-
wichtigen Inhaltsstoffen. Essen
ist auch Kultur. Der Genuss ist
ganz wesentlicher Teil unseres
Wohlbefindens und steht soauch
für Lebensqualität.“
„Gelegentlichwirdbeklagt, dass
wir Deutschen eine unterent-
wickelte Esskultur hätten“, so
Alexander Zeitler, Geschäfts-
führer des Landesinnungsver-
bands Rheinland-Rheinhessen.
„Besonders im Vergleich mit
anderen Ländern werden uns
Defizite vorgeworfen. Wir
glauben jedoch, dass man dem
Verbraucher Unrecht tut, wenn
man unterstellt, beim Essen
spiele Genuss keine Rolle. Die
Kunden der Fachgeschäfte sind
der Beweis dafür, dass es vielen
eben nicht egal ist, womit sie satt
werden, sondern dass frische
Qualitätsprodukte gefragt sind.“
Fleischerhandwerk garantiert Lebensqualität
braucher, gesunde Lebensmittel
zu kaufen, aus demVerkaufsge-
spräch in den Fachgeschäften
ergibt. „Hier wird umfassend
über Rohstoffe, Herstellungs-
verfahren und Verwendungs-
möglichkeiten informiert.“ Die
Sicherheit, die die Produkte des
Fleischerhandwerks auszeich-
net, ergibt sich für ihn auch aus
der Nähe. „Bezogen auf unser
Handwerk, kann dieser Begriff
sehr umfassend verstanden
werden. Wir sind nicht nur dem
Verbraucher nahe, sondern
auch unseren Lieferanten. Wir
beziehen unsere Rohstoffe zu
großen Teilen aus der Region.
Kurze Transportwege und nach-
vollziehbareVermarktungswege
sind die Folge. Bei uns haben
die von vielen geforderten
Regionalkreisläufe eine lange
Tradition, die wir auch in Zu-
kunft pflegen werden. Nähe als
Teil der Lebensqualität heißt
auch besondere Verantwortung
für die Region. Das gilt für
die Funktion als Anbieter von
Lebensmitteln ebenso wie für
die Rolle als Arbeitgeber und
Ausbilder. Wenn man so will,
sinddieFleischer-Fachgeschäfte
Teil eines modernen Heimatbe-
griffs“, betont der Obermeister.
Fleischer-Fachgeschäfte stehen
auch für Vielfalt. Regionale
Spezialitäten oder ortstypische
Rezepturen und Herstellungs-
verfahren sind wichtiger und
unverzichtbarer Teil des An-
gebots. Und nicht nur das: Die
individuelle Herstellung der
Produkte inden einzelnenHand-
werksbetrieben sorgt auch für
unzählige Varianten einzelner
Erzeugnisse. Die Verbraucher
haben die Wahl, sie sind nicht
auf Massenware angewiesen.
UmdenFachkräftenachwuchszu
sichern, setzt das Fleischerhand-
werk auf eine intensive und mo-
derne Ausbildung. Im Zentrum
für Ernährung und Gesundheit
der HwK Koblenz ist eine effi-
ziente Aus- und Weiterbildung
auf hohem Niveau garantiert.
Die Innungsspitze mit (v.r.) Geschäftsführer Alexan-
der Zeitler, Ehrenobermeister Hans Werner Seul,
Obermeister Markus Kramb – mit der Obermeisterket-
te von 1962 – und seinem Stellvertreter Martin Hem-
merle präsentierte bei einem Wurstkolleg mit Rainer
Schulte Strathaus (2.v.l.) lukullische Spezialitäten.
Dass die hochwertigen
Lebensmittel aus dem
F l e i s che r handwe r k
auch sicher sind, ergibt
sich aus der besonderen
Verantwortung, die die
BetriebemitihrenMitar-
beitern ganz persönlich
wahrnehmen. „Einige
Verbraucher erinnern
sichimmererstbeinega-
tiven Schlagzeilen rund
um das Fleisch, welche
besondere Vertrauens-
stellungderHandwerks-
meister genießt“, so
Kramb. Er verweist
darauf, dass sich die
Sicherheit für den Ver-
„ureigenen Interesse eines jeden
selbstständigen Handwerkers“.
„Die Mitgliedschaft hat viele
handfeste Vorteile. Neben dem
Erfahrungsaustausch, der po-
litischen Einflussnahme über
die übergeordneten Verbände
und Kontaktmöglichkeiten in-
nerhalb der Branche, gibt es
viele betriebswirtschaftliche
Argumente, die überzeugen.“Er
nenntalsBesispieldiekostenlose
Rechtsberatung und Vertretung
vorArbeits-,Sozial-undVerwal-
tungsgerichten.AuchVergünsti-
gungen und Sonderrabatte beim
Waren- und Materialeinkauf,
im Versicherungsbereich und
beim Energiebezug gehören
dazu. Theisen verweist auch
auf die vielfältigen Fachveran-
staltungen, Lehrgänge sowie
Ehrenamtliches Engagement ist
Theisen,derdenFamilienbetrieb
in dritter Generation führt, in
die Wiege gelegt. Schon sein
Großvater, Maurermeister und
Firmengründer Jacob Theisen,
war als Lehrlingswart aktiv.
Auch sein Vater Bernhard Thei­
sen war viele Jahre im Innungs-
vorstand tätig. „Nur wer sich
einmischt und mitredet, kann
etwas bewegen. Man muss sich
rühren, um Ziele zu erreichen“,
bringt derObermeister dieFami-
lienphilosophie auf den Punkt.
„Gemeinsam erreicht man ein-
fach mehr,“ appelliert er an
seine Handwerkskollegen, sich
zusammen für das Handwerk
stark zu machen. Eine Innungs-
mitgliedschaft liegt für ihn im
Aus- undWeiterbildungs-
möglichkeiten.
Die Baugewerks-Innung
Rhein-Mosel-Eifel zählt
47 Mitgliedsbetriebe. 22
Lehrlinge absolvieren
hier ihre Ausbildung.
„Wir müssen uns noch
stärker positionieren, um
Herz und Verstand junger
Menschengleichermaßen
zu erreichen und für unser
Handwerkzubegeistern“,
betont Theisen. „Auf
dem Bau gibt es nicht
nur Maurer. Inzwischen
kannmanaus einer Palette
von nicht weniger als 16
anerkannten Bauberufen
wählen, die zu einem
sicheren Arbeitsplatz und
gutem Verdienst führen.
Es muss gelingen, diesen
Gedanken in den Köpfen
derJugendlichenundihrer
Eltern zu verankern.“
Wirbt fürs Ehrenamt im Hand-
werk: Alfred Thei­sen, Ober-
meister der Baugewerks-In-
nung Rhein-Mosel-Eifel.
Foto: KHS
125 Jahre Kreishandwerkerschaft Mittelrhein
1979:
Nach nur einjähriger Bauzeit zieht die Kreishandwerkerschaft Mittelrhein im
September in ihren Neubau in der Hoevelstraße 19 um. Auf fast 1.000 Quadratmetern
Nutzfläche steht dem Handwerk damit im Koblenzer Stadtteil Rauental ein modernes und
großzügig gestaltetes Gebäude zur Verfügung, das ohne Fremdfinanzierung errichtet
werden konnte. Am 1. Januar nahm Diplom-Volkswirt Karlheinz Gaschler seine Arbeit
bei der KHS als Geschäftsführer auf, der seit Mai 1976 Kreishandwerksmeister und
Kfz-Mechanikermeister Karl-Heinz Scherhag vorsteht.
Foto: KHS Mittelrhein
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12-13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook