Handwerk Special Nr. 158 vom 24. März 2012 - page 12-13

Guter Schnitt: Frisurentrends und ihre Umsetzung
12
Nr. 158
24. März 2012
Was machen Obermeister, was Innungen?
Ein Obermeister ist der
gewählte Vorstandsvor-
sitzende einer Handwerks­
innung. Er vertritt die
Interessen seines Berufs-
standes nach außen und
ist für die Geschäftsfüh-
rung der Innung verant-
wortlich.
Der Obermeister wird durch
dieInnungsmitgliedergewählt.
Damit ist er die ehrenamtlichen
Spitze dieser Handwerksorga-
nisation. Innungen selbst sind
freiwilligeZusammenschlüsse
von selbstständigen Hand-
werkern, in der Regel eines
HandwerksineinemLandkreis
oder Kammerbezirk.
Ihre Schwerpunktaufgaben
sinddieFörderungder gemein-
samengewerblichenInteressen
ihrer Mitglieder, die Pflege
des Gemeinsinns und der Be-
rufsehre sowie die Förderung
eines guten Verhältnisses zwi-
schen Meistern, Gesellen und
Lehrlingen. Zu den Aufgaben
zählen auch die Regelung und
Überwachung der Ausbildung
imRahmen der dualen Ausbil-
dung und die Abnahme von
Gesellenprüfungen wie auch
die Auskunftserteilung über in
ihr organisierte Handwerker.
Tipps & Trends ums Haar / Obermeister im Portrait / Innungsarbeit
13
Nr. 158
24. März 2012
Beschwingt: Frisuren 2012
„Wir haben einen wun-
derbaren Beruf. Zwei-
mal im Jahr setzen wir
zusammen mit 260.000
Friseuren in Deutschland
neue Modetrends“,
begrüßte
Friseurmeister
Franz-Josef Kü-
veler die zahl-
reichen Gäste
zur Präsenta-
tion der Fri-
surenmode
Frühjahr/
Sommer
2012.
D e r
O b e r -
meister der Friseur- undKosme-
tiker-InnungMittelrhein,betonte
auch: „Das Friseurhandwerk hat
eine ganz spezielle Außenwir-
kung und steht so in einer be-
sonderen Verantwortung“. Die
Präsentation der Frisurenmode
Frühjahr/Sommer 2012 fand
in der der Koblenzer Galerie
Handwerk statt.
Küveler, Art Director des Zen-
tralverbands des Deutschen
Friseurhandwerks, dankte der
HwK Koblenz für die Unter-
stützung bei der Vorbereitung
der Veranstaltung. In seinem
Grußwort verwies HwK-Haupt-
geschäftsführer Alexander Ba-
den auf die „Bedeutung des
Friseurhandwerks im Umgang
mit den Menschen“, die dazu
„erforderliche Kreativität und
das notwendige Einfühlungs-
vermögen und Fingerspitzen-
gefühl“. „Wir stellen gern den
Rahmen für die Demonstration
von Sehenswertem.“
Friseur- und Kosmetiker-Innung präsentiert aktuelle Trends
Es werde Sommer: Spiel
mit Form und Farbe
Vorgestellt wurden vier neue
Damen- und drei Herren-Styles.
Frühjahr und Sommer 2012
signalisieren für Haare und
Make up vor allem Lässigkeit.
Die neuen Summer-Styles
faszinieren durch ihr
Spiel mit Form
und Farbe. Lust
aufSommerund
Sonne, bekannte Elemente
mithilfe neuer Materialien und
Techniken umgesetzt, heißt die
neue vom Zentralverband des
Deutschen Friseurhandwerks
propagierte Kreation.
„Die aktuelle Frisurenmode
lässt sich individuell auf den
Typ der Trägerin abstimmen“,
wusste Küveler. Er gehört zu
den Machern der innovativen
Frisurenideen. Zusammen mit
einem Expertenteam hat er sich
nach Berlin begeben und beflü-
gelt vom Flair der Stadt Looks
kreiert, innovativund zeitloswie
die Hauptstadt selbst.
„Bubiköpfe und 80er Styles sind
zwar schonmal da gewesen, ihre
aktuelleInterpretationwirktdank
virtuoser Schnitttechniken, Co-
lorationsverfahren und innova-
tiver Stylingideen jedoch frisch
undoriginell“, verwies er auf das
angesagte Revival sowohl im
Damen- als auch imHerrenfach.
„Bei den Damen dominieren
sommerliche Blondtöne, mal
leuchtend honigbeige, mal mit
dunklen Ansätzen und hellen
Längen. Der Undercut verleiht
speziell Kurzhaarfrisuren Tex-
tur und Ausdruckskraft. Lange
HaarebekommenEngelslocken.
Dazu passen sowohl größere
Wellen als auch kleinere Krin-
gellocken“, erklärte Guido Reg-
nery, Creative Direktor für das
Vorgestellt
Obermeister Gerd Schanz
Besucht man den
Obermeister einer
Innung, stehen
das Ehrenamt
und Fragen zur
Handwerksorga-
nisation im Mittel-
punkt.
So ist es auch bei
Friseurmeister Gerd
Schanz aus Neuwied.
Der 64-Jährige wurde
im Februar zum Ober-
meister der Friseur-
und Kosmetik-Innung
Rhein-Westerwald ge-
wählt. Ehrenamtlich
Damenfach. Der Friseurmeister
favorisiert den trockenen
Haarschnitt. „Nur tro-
ckeneHaare sind
e h r l i c h e
Haare.
D a s
Haar fällt na-
türlich.Ichkannsicher
stellen, dass das Haar der
Kundin auch zu Hause so
fälltwieichesgeschnitten
habe“, sagte er.
„Männerköpfe verab-
schieden sich von Akkuratesse
und Konformismus. In diesem
SommererlebtderPopperschnitt
Renaissance. Unterschied-
licheLängen lockerndieSil-
houette auf“, so Oliver Schmidt,
Creative Direktor für das Her-
renfach. Wie sein Kollege
Regnery zeigte auch
Friseurmeister Schmidt
anModellenentsprechende
Looks. Er demonstriert wie
„gewollt verschnittene Partien“
neueFormakzentesetzen.„Farb-
veredlung sollte sichbeimHerrn
an der natürlichen Haarfarbe
orientieren und nur minimal
dunklersein.SobleibtderKunde
authentisch,dasHaarharmoniert
mit Augen und Brauen.“
Von Flamingotönen
bis zu Neonfarben
„Beim Make up gibt es drei
Trends“, sagte Gaby Berkler,
Vorsitzende der Fachgruppe
KosmetikderInnungMittelrhein
und Landesbeauftragte Kosme-
tik für dasRheinland. „Die kühle
Variantemit knallpinkenLippen
und Rouge in blaustichigem
Rosa, das Make up in Flamin-
gotönen und das selbstbewusste
Spiel mit Neonfarben.
Wichtigster Sommertrend ist ein
feinporigerTeintmitnatürlichem
Glanz. Dafür sorgen sogenannte
Primer, die vor der Foundation
aufgetragen werden.“ Die neu-
en Make ups wurden ebenfalls
vor Fachkollegen an Modellen
demonstriert.
Das interessierte Fachpublikum
war sich einig, dieVeranstaltung
hat überzeugt. Der Mix aus
praktischer Vorführung und
theoretischen Erläuterungen
kam an.
MehrInfosundFotosimInternet:
Wohin gehen die Trends? Obermeister Franz-Josef Küveler (M.)
und die Friseurmeister Guido Regnery (l., Damenfach), Oliver
Schmidt (hinten rechts, Herrenfach) sowie Gaby Berkler (vorne
3.v.r., Kosmetikbeauftragte) haben mit den Models die neuesten
Schnitte und Arbeitstechniken gezeigt.
Fast 200
Gäste
kamen
zur Prä-
sentati-
on der
Frisuren­
trends in
die Gale-
rie Hand-
werk.
Die Frisurentrends Frühjahr
und Sommer 2012 werden
erklärt und handwerklich um-
gesetzt.
Zur
Frisur
pas-
sendes
Make-
up.
Hier
geht’s
mit
dem
Smart-
phone zum Film-
„Meine Kunden sind
meine Gäste. Sie sollen
eintreten und sich im
Salon wohlfühlen. Das
ist wie ankommen bei
Freunden“, betont Fri-
seurmeisterin Silvana
Thomi. Seit 2007 führt sie
gemeinsam mit Mutter
Christa ein Friseurge-
schäft in Ochtendung.
„Mein Wunsch war es immer,
einen eigenen Salon zu führen.
Vor fünf Jahren ergab sich dann
die Gelegenheit, ein bislang
als Restaurant genutztes Ob-
jekt komplett umzugestalten“,
erzählt die 25-Jährige. Große
Hilfe bei der Verwirklichung
ihres Vorhabens erhielt die jun-
ge Friseurmeisterin von Mutter
Christa. Die 51-Jährige gab
ihren Beruf in der Modebranche
auf und steht der Tochter seit
Eröffnung des Salons an der
Rezeption zur Seite.
„DerUmgangmitKunden ist für
michnicht neu, daher fielmir der
Übergang zum Friseurbereich
erheblich leichter. Ich stehe voll
hinterdemWohlfühlkonzeptvon
Silvana. DieMenschenmöchten
denFriseurbesuchgenießen.Da-
zu gehört neben den bekannten
Serviceleistungen im Friseursa-
lon vor allem auch Einfühlungs-
vermögen und Verständnis für
ihre Belange“, sagt sie.
Zufriedene Kunden, die sie wei-
ter empfehlen, sind für Silvana
Thomi die wichtigsten Partner.
Sie loben nicht nur ihr Fachwis-
sen, sondern schätzen auch ihre
offene und herzliche Umgangs-
art. „Ich zeige Trends in der
Frisurenmode, laufe ihnen aber
nicht nach. Schließlich muss die
Frisur zum Typ, zum Kopf und
Steckbrief: Hairfeeling Thomi, Ochtendung
Gegr. 2007 | 8 Mitarbeiter (1 Meister, 3 Lehrlinge) | Master of Co-
lor | Tel.: 02625/ 952 659 |
z u m
g a n z
persönlichen Erscheinungsbild
passen“,betontsie.„Ganzgleich,
ob man sich Hair-Stylist, Hair-
Designer oder einfach nur Fri-
seur nennt, dieKunden erwarten
Geschick beim Schneiden und
Färben. Alle über einen Kamm
zu scheren, ist absolut out“, weiß
die junge Frau. Bei Wettbewer-
ben stellte sie ihr Wissen und
Können unter Beweis. Bereits
2007 erhielt sie aufgrund ihres
TalentsundEngagementsfürden
Beruf die Goldene Schere, eine
Auszeichnung für Friseure.
Ausbildung zum Friseur:
Drei von 570
Um immer aktuell informiert zu
sein, nutzen Silvana und Christa
Thomi und ihr Team zahlreiche
Weiterbildungslehrgänge. „Nur
wer selbst sehr gut informiert ist,
kann auch informieren“, sagen
sie. Das geben sie auch an die
drei Lehrlinge Tino, Laura und
Miriam weiter. Sie gehören zu
den570 jungenLeuten, die inder
LehrlingsrollederHwKKoblenz
registriert sind.
DerFriseurberufgehörtnachwie
vor zu den beliebtesten Ausbil-
dungsberufen. „Man hat nach
der Lehre gute Berufschancen.
Mit Leidenschaft und Ehrgeiz
kann man es bis zum Meister
schaffenundeineneigenenSalon
eröffnen“,bringtesTinoaufdem
Punkt. Seine jungeChefin ist ein
gutes Vorbild.
Friseur Haarfeeling: Kunden sind Gäste
Zusammen mit Mutter Christa führt Friseurmeiste-
rin Silvana Thomi (beide Mitte) den 2007 gegründe-
ten Friseursalon in Ochtendung.
aktiv ist er bereits seit 1978. Er arbeitete im Gesellenprüfungs-
ausschuss der Innung, war zehn Jahre der Vorsitzende. Auch als
stellvertretender Obermeister engagierte er sich bis 2008 für die
Innung. Aus persönlichen Gründen zog er sich dann zurück. Vier
Jahre später stellte er sich nun erneut der Verantwortung.
„Ich bin überzeugt, dass die Mitgliedschaft jedem Einzelnen
Vorteile bringt“, wirbt Gerd Schanz für die Innung. Der Ober-
meister nennt beispielsweise eine erhebliche Rabattierung bei
Schulungen, Strom- und Gasbezug, Mietberufskleidung, Wer-
bekosten, Prüfungsgebühren und vielem mehr. Er spricht von
möglicherBetriebsberatungderMitgliederbeiauftretendenFragen
und hebt den Informationsvorsprung hervor, der die Betriebe vor
Fehlentscheidungen schützt. „Innungsmitgliedschaft heißt auch
gemeinsamer Einkauf von Waren und somit bessere Kalkula­
tionsgrundlagen“, wirbt er für Neuzugänge.
Gerd Schanz ist überzeugter Ehrenamtler. „Ich habe Lust, ge-
meinsam mit Fachkollegen etwas zu unternehmen“, sagt er. Der
Obermeister verweist auf denBesuchderDeutschenMeisterschaft
für Friseure am 13. und 14. Mai in Frankfurt. „Unser Wissen
kommt den Kunden zugute. Beratung gehört zum Handwerk“,
betont er. SeinBetriebwurde 1951 von seinerMutter, Friseurmei-
sterin Hilde Schanz, geründet. Seit 42 Jahren ist er der Chef. Von
Beginn an ist ihm Ausbildung wichtig. Vor allem Stammkunden
halten Gerd Schanz seit Jahren die Treue. Außer den üblichen
Dienstleistungen im Friseurhandwerk, gehören in seinem Salon
HaarverlängerungenundHaarverdichtungendazu.„DieSymbiose
aus Ehrenamt und Tageswerk ist eine Herausforderung und hält
mich fit“, lacht er.
Wohlfühl-Salon
Steckbrief: Coiffeur Schanz, Neuwied
Gegr. 1951 | 9 Mitarbeiter (1 Meister, 3 Lehrlinge) | Haarverlänge-
rung, Haarverdichtung |
Fotos: P!ELmedia
Fotos: P!ELmedia
Fotos: P!ELmedia
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 14,15,16,17,18,19,20,21,22,23,...24
Powered by FlippingBook