Handwerk Special Nr. 136 vom 6. Februar 2010 - page 13

Wohnliche Problemlösungen vom Tischlermeister
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Nr. 136
6. Februar 2010
Dank BaE zum Job
Tischlergeselle Christian
Pesch aus Ockenfels
schaut optimistisch in
seine berufliche Zukunft.
Ab März hat der junge Mann,
der im Rahmen der Berufsaus­
bildung in außerbetrieblichen
Einrichtungen (BaE) bei der
Handwerkskammer Koblenz
seine Lehre absolvierte, einen
Arbeitsplatz in der Firma Geiser
AG in Bern/Schweiz.
Tischlergeselle Christian Pesch hat Glück – Mit Fleiß zum Ziel
Flexibilität sichert Fortbestehen
Bis zu 300 Kilo Gewicht
können die zwischen
65 und 85 Zentimeter
breiten Stühle tragen, die
Schreinermeister Man-
fred Dieterich und sein
Team gerade bauen:
„Sonderanfertigungen gehören
zum festen Repertoire unseres
Handwerks“, erklärt Dieterich.
„Wir sind Problemlöser!“
FürManfredDieterichundseinen
Sohn Jens, selbst Schreinermeis­
ter und fachgeprüfter Bestatter,
gehört die Lösung kniffliger
Aufgaben zu den täglichen
Herausforderungen, „die das
Schreinerhandwerk gerade so
interessant machen“, sind sich
beide einig.
„Über 20 Lehrlinge habe ich
schon ausgebildet und war im­
merwiederbegeistertdavon,wie
schnell die jungen Leute für den
Werkstoff Holz Feuer fangen,
wennsieschonfrüheigenständig
Aufgaben übernehmen dürfen“,
berichtet der 61-jährige Ober­
meister der Schreiner-Innung
Simmern, der kürzlich mit der
Ehrennadel der HwK Koblenz
ausgezeichnet wurde.
Auch er ist nach wie vor völlig
in seinem Element, wenn er in
seinerWerkstattsteht.Dochauch
wenn die Grundfertigkeiten im
Schreinerhandwerk noch die­
selben wie vor hundert Jahren
sind, „kann man sich nicht auf
Althergebrachtem ausruhen“,
ergänzt Jens Dieterich, der seit
seiner Meisterprüfung 2003 im
väterlichen Betrieb mitarbeitet.
Flexibilität und Aufgeschlos­
senheit gepaart mit Fachwissen
seien heutzutage Grundvoraus­
setzungen, um erfolgreich zu
sein „und zu bleiben“, so der
34-jährige Hunsrücker.
Bei der Schreinerei Dieterich in
Sargenroth gehört diese Flexi­
bilität fest zur Betriebsphiloso­
phie. „Um auch große Aufträge
rationell anfertigen zu können,
haben wir im vergangenen Jahr
ein CNC-Bearbeitungszentrum
erworben. Hightech ist mittler­
weile zumfestenBestandteil des
Schreinerhandwerksgeworden“,
erklärt Jens Dieterich.
Schreinermeister Dieterich blickt auf fast 40 Meisterjahre zurück
Steckbrief: Schreinerei Dieterich, Sargenroth
Gegr.ca.1910 | 8Mitarb.(2Meister,1Lehrling) | Möbel-,Treppen-,La­
denbau,Bestattungen | Tel.:06761/964568 |
„Seit meiner Ausbildung hat
sich nicht nur im Hinblick auf
die Technik einiges verändert“,
blicktManfredDieterichzurück.
VorallemdieZunahmederMon­
tagebetriebehabevieleSchreiner
dazu gezwungen, sich neue
Absatzmärkte zu erschließen.
„Vor 20 Jahren waren Einfami­
lienhäuser das Hauptarbeitsfeld
der Schreiner. Heute hat sich
beinahe jede Schreinerei eine
Nische gesucht, wir sind flexible
Spezialisten geworden“, weiß
Dieterich aus seiner zwei Jahr­
zehnte andauernden Erfahrung
als Obermeister.
Das Arbeitsfeld der Schreinerei
Dieterich, die demnächst ihr
100-jähriges Jubiläum feiern
kann, prägen drei Kernbereiche:
„WirfertigenindividuelleMöbel
für Privatkunden, führenLaden-
undMessebauten im gehobenen
Stil durch und sind nach alter
Familientradition auch An­
sprechpartnerbeiBestattungen“,
zählt Jens Dieterich auf. Damit
sind die Sargenrother ein gutes
Beispiel für die erfolgreiche
Verbindung aus Flexibilität und
Spezialisierung.
„Ich wollte Erfahrungen im
Ausland sammeln und mich im
Internet informiert. Die Schwei­
zer Firma hat mich zumVorstel­
lungsgespräch eingeladen. Mit
demGesellenbrief in der Tasche
kann ich nun dort starten“, freut
er sich. Zusätzliches Bonbon:
DieFirma zahlt dem23-Jährigen
sechs Monate die Unterkunft.
„Ich werde ranklotzen und den
Chef nicht enttäuschen“, so
Christian entschlossen.
Ab s o l v i e r t
hat Christian
seine Lehre
in der Tisch­
lerwerkstatt
des Berufs­
bildungszen­
t r ums d e r
Handwerks­
k a m m e r
Koblenz in
Rheinbrohl.
„Na c h d e r
Hauptschule
hat es mit ei­
ner Lehrstel­
le zunächst
nicht geklappt
und ich ha­
be mich auch
zu wenig en­
gagiert“, ge­
steht er. „Die
A u s b i l d e r
und Sozialpä­
dagogen der
HwK haben
mir geholfen,
meinenWeg zu finden. Ich habe
nicht nur fachlich, sondern auch
menschlich viel gelernt.“
BaE als
Startchance
Die HwK bietet die BaE in Zu­
sammenarbeit und Förderung
mit den örtlichen Agenturen für
Arbeit und den ARGEN in ihren
Berufsbildungszentren in Ko­
blenz, Rheinbrohl, Bad Kreuz­
nach, Herrstein und Cochem
an. Sie wird als Ergänzung zur
betrieblichenAusbildunggezielt
für Jugendliche mit Lern- sowie
sozialen oder sprachlichen De­
fiziten angeboten. Die jungen
Leute beginnen eine Lehre bei
der HwK in einem von acht
Handwerksberufen.
Ziel der BaE ist die Übernahme
in eine betriebliche Ausbildung.
Während der Zeit bei der HwK
werden die jungen Leute, die oft
durch ein schweres persönliches
Schicksal geprägt sind, indivi­
duell theoretisch und praktisch
gefördert und sozialpädagogisch
betreut. Sie werden fachlich und
menschlich fit gemacht, ihre
Lehre in einem Handwerksbe­
trieb fortzusetzen oder, wenn
dies nicht klappt, bei der HwK
erfolgreich zu beenden.
Infos bei der Pädagogischen
Anlaufstelle, Tel.: 0261/ 398-
324, Fax: -989, E-Mail: pa@
hwk-koblenz.de
Diese Stühle halten auch
großen Gewichten stand:
Manfred Dieterich und Sohn
Jens (r.) fügen die Einzelteile
sorgsam zusammen. Nach
dem Verleimen werden die
Teilstücke eingespannt und
einige Zeit unter stetigem
Druck verfestigt (r.).
Er hat die Kehrtwende ins Berufsleben
geschafft: Christian Pesch tischlert dem-
nächst in der Schweiz.
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