Handwerk Special Nr. 136 vom 6. Februar 2010 - page 20

Kleidung nach Wunsch vom Schneiderhandwerk
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Nr. 136
6. Februar 2010
Handwerk ausleben
„Ich habe eine Nische
gefunden, in der ich mein
Handwerk voll ausleben
kann“, freut sich Ur-
sula Näher-Pehlke aus
Schwollen im Hunsrück.
Die 55-jährige Schneidermeis­
terin näht Gewandungen für
Mittelalter & Fantasy. „Das
Entwerfen von mittelalterlichen
Kleidungsstücken nach histo-
rischen Vorlagen oder eigenen
Ideen füllt mich aus. Die Arbeit
mit Stoffen, Bordenund anderen
Materialien ist für mich ein kre-
atives Spiel“, bekennt sie.
Nach Erwerb desMeisterbriefes
machte sich Ursula Näher-Pehl­
ke 1986 mit einer Änderungs-
schneiderei selbstständig. „Die
Nachfrage nachMaßbekleidung
ist im ländlich geprägten Raum
gering. Änderungen hingegen
werden eher verlangt“, erklärt
Schneidermeisterin hat ihre Marktnische erfolgreich gefunden
UFH Info-Abend
Unternehmerfrauen in-
formieren am 8. Februar
zum Thema „Alters-
armut ist weiblich“.
Was man ideell gibt, ist unbezahlbar
Schneidermeisterin Ma-
ria-Therese Jenemann
gehört zu den Hand-
werksmeistern, die die
HwK Koblenz mit der
Ehrennadel als höchster
Auszeichnung der
Kammer für beson-
deres ehrenamt-
liches Engagement
ausgezeichnet hat.
„Was man ideell gibt,
ist unbezahlbar“, sagt die
Obermeisterin der Schnei-
der- und Modisteninnung
der Kreise Bad Kreuznach
und Birkenfeld. Die 60-Jährige
aus Guldental (Nahe) weiß,
wovon sie spricht. Über 20
Jahre hat sie sich ehrenamtlich
für das Handwerk eingesetzt,
zuerst als Lehrlingswartin und
anschließend alsVorsitzende im
Gesellenprüfungsausschuss.
„Mein Anspruch war immer,
den jungen Leuten das Feuer für
unseren wunderbaren kreativen
Beruf weiterzugeben und die
Schneidermeisterin
Jenemann mit Ehrennadel der HwK ausgezeichnet
Steckbrief: M.-T. Jenemann, Guldental
Gegr. 1981 | Mode nach Maß: Neuanfertigungen, Anpas-
sungen, Änderungen | Tel.: 06707/ 915657
MeisterbriefinihremHandwerk.
„Nur wer sein Handwerk richtig
gelernt hat, kann es vermitteln.
ModenachMaßschneidetimmer
gut ab“, ist sie überzeugt. Immer
wieder hat sie selbst ausgebildet
und einige hundert Gesellenprü-
fungen abgenommen.
„Ohne das Schneiderhandwerk
wären wir in die Steinzeit
zurückversetzt. Der Spot der
neuenImagekampagnestelltdies
hervorragenddar.DieMenschen
laufen imLendenschurz, es geht
nicht zivilisiert zu ohne uns“,
betont die Meisterin. Schnitt-
muster zeichnen, zuschneiden,
Teile zusammennähen, füttern,
unterlegen. Ohne Nadel und
Faden kann Maria-Therese
Jenemann nicht leben. „Es liegt
in den Genen. Meine beiden
Onkel waren auch Schneider-
meister“, scherzt sie. Zu den
größtenVeränderungen in ihrem
Handwerk zählt sie die neuen
Materialien. „Hightechstoffe
dominieren. Sie verlangen eine
andere Be- und Verarbeitung,
auch mit neuen Garnen. Dafür
sind wieder andere Maschinen
wie die Versäuberungsmaschi-
ne erforderlich, die ein exaktes
Ergebnis erleichtern.“
Liebe zur Materie zu vermitteln.
Seide ist kein Jeansstoff. Sie er-
fordert einen beinahe zärtlichen
Umgang“, lacht sie.Noch immer
bietet die Maßschneiderin Prak-
tika an, um Jugendlichen den
Zugang zum Beruf zu erleich-
tern. „Vor dem beliebten Mode-
designstudiumsollte immer eine
abgeschlossene handwerkliche
Ausbildung stehen“, erklärt sie.
Leidenschaftlich plädiert Ma-
ria-Therese Jenemann für den
Schneidermeisterin Maria-Therese
Jenemann gibt ihre Erfahrung mit
Nadel, Faden und Nähmaschine
gern an die junge Generation wei-
ter. Seit über 20 Jahren engagiert
sie sich in der Gesel-
lenprüfung.
Steckbrief: Die Gewandmeisterin, Schwollen
Gegr.: 1986 | 1 Meisterin | Gewandungen für Mittelalter & Fantasy
| Tel.: 06787/ 8838 |
dieMeisterindieEröffnungeiner
Änderungsschneiderei.
Im Sommer 2006 entdeckte
sie dann ihre eigentliche Lei-
denschaft. „Mein Mann und
ich wurden von Freunden zum
Besuch einesMittelaltermarktes
mitgenommen. Das Mittelalter
in unserer Zeit zu erleben war
eine besondere Erfahrung. Hier
wurde die Idee geboren, selbst
die Märkte mit hochwertigen
Gewändern und einem eige-
nen Marktstand zu besuchen.
Inzwischen bin ich vom Virus
infiziert“, sagt sie.
Heiraten wie
im Mittelalter
Zahlreiche Hochzeiten hat sie
mittlerweile mit ihren Anferti-
gungenverschönt.Kundenfindet
sie auf den Märkten und über
das Internet. „Mittelalterliche
Hochzeiten sind gefragt,
weil viele Hochzeiter für
i h r e n Tag das Beson-
dere suchen“, weiß sie.
Aber auch Menschen, die
einmal einen Traum von
der Vergangenheit hier und
heute, beispielsweise auf
Burgfesten, leben möchten,
stattet siemit entsprechenden
Gewändern aus.
PersönlichhatdieSchneidermeis­
terin ihr Herz an die Gewan-
dungendesMittelaltersverloren.
Zur modernen Imagekampagne
für das Handwerk sieht sie kei-
nenWiderspruch. ImGegenteil!
„UnserHandwerkhältzahlreiche
Möglichkeiten offen. Gerade
jungen Menschen muss klar
werden, was Handwerk alles
kannundinwievieleRichtungen
man sich mit abgeschlossener
Lehre entwickeln kann“, ist sie
überzeugt.
Bei dreiviertel der heute
30- bis 59-jährigen Frauen
in Deutschland wird die
Altersvorsorge nicht aus-
reichen. Das ergab eine
Marktforschungsstudie des
Deutschen Instituts für Al-
tersvorsorge (DIA). Grund
sind die bis heute um rund 20
Prozent niedrigerenGehälter
der Frauen gegenüber den
Männern.
Wie die geringere Rente
durch eine private Altersvor-
sorge aufgefangen werden
kann, zeigt der Infoabend
„Altersarmutistweiblich“am
8. Februar ab18.30Uhr inder
Signal Iduna Geschäftsstelle
in Koblenz, Löhrstraße 78-
80. Organisiert wird die Ver-
anstaltung vom Arbeitskreis
der Unternehmerfrauen im
Handwerk (UFH) Koblenz.
Frauen auf dem Weg in die
Selbstständigkeit erhaltenbei
der HwK Koblenz einen um-
fassenden und individuellen
Beratungsservice.
Weitere Infos, Tel.: 0261/
398-257, Fax: -994, E-Mail:
Ob mittelalterliche Hochzeit oder
Burgfest: Mit viel Gespür fürs Detail
näht Schneidermeisterin Ursula Nä-
her-Pehlke ihre hochwertigen Ge-
wänder und präsentiert sie auf Mittel-
altermärkten in ganz Deutschland.
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