Handwerk Special Nr. 119 vom 27. Oktober 2007 - page 12

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BleibenSteinmetzekünftigdraußen?
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brüchen
beschäftigt
werden. Ihnen
Alternativen mit
menschenwürdigen Le-
bensbedingungen zu eröffnen,
ist genauso schwierig, wie den
Nachweis zu führen, dass keine
Kinder an Roh- oder Halbfertig-
steinen für Grabmale mitgear-
beitet haben.
Als eine der ersten Kommune
hatMünchen für seine geänderte
Friedhofssatzung eine Nach-
weispflicht über die Produkti-
onsbedingungen der Grabmale
eingeführt, in der eine „unab-
hängige Zertifizierung, z.B. das
XertifiX-Siegel (derzeit einziges
unabhängiges Siegel)“ gefordert
wird. Unabhängig davon, ob es
unter wettbewerbsrechtlichen
Gesichtspunkten zulässig ist,
eineneinzelnenAnbieter ineiner
allgemein geltenden Satzung zu
benennen, stellt sich die Frage,
wer und was sich dahinter
verbirgt.
Eine unabhängige
Zertifizierung?
XertifiX ist ein eingetragener
Verein mit Sitz in Freiburg i.
Br., der sich zum Ziel setzt,
Kinderarbeit zu bekämpfen und
die schulische und berufliche
BildungvonKindern zu fördern.
Dieser Verein vergibt nach eige-
ner Aussage ein „qualifiziertes
„Bisher gibt es weltweit keine
zertifizierten Lieferanten für
Import-Grabsteine“
Umsetzbarkeit:
Gut gemeint, aber ...
Den in ersten Friedhofssat-
zungen geforderten lückenlo-
sen Nachweis darüber, dass
Importsteine ohne Kinder-
arbeit hergestelltwurden,
könne derzeit niemand
verlässlich führen, so
Geschäftsführer und
Justitiar Manfred Ru-
be von der HwK
Koblenz. Insofern
stelle sich die Frage
nach der Verhältnis-
und Rechtmäßigkeit
der entsprechenden
Satzungsbestim-
mungen.
Im Rahmen einer An-
hörung, zu der die
Verbandsgemeindever-
waltung Weißenthurm
Steinmetzbetriebe und
die Handwerkskammer
kürzlich eingeladen hat-
Um Missverständnissen
gleich entgegenzutreten:
Jeder ernsthafte Steinmetz
und Steinbildhauer, jede
Handwerkskammer und In-
nung wird das berechtigte
Anliegen der Satzungsmacher
teilen, „blutige Grabsteine“
von unseren Friedhöfen zu
verbannen.
Auf welchem Weg aber ist
der erklärte politische Wille
zu erreichen? Wie wird ein
Steinmetz beispielsweise der
Forderung in der Münchener
Friedhofssatzunggerecht –diese
haben Kommunen in unserer
Region zumVorbild genommen
–, in der es heißt: „Es dürfen nur
Grabmale aufgestellt werden,
die nachweislich in der gesam-
ten Wertschöpfungskette ohne
ausbeuterische Kinderarbeit
im Sinne der ILO-Konvention
182 hergestellt sind“? Ist ein
lückenloser Nachweis über
alle Produktionsstufen hinweg
überhaupt zu führen?
Im Trend:
Steine aus Indien
Am Anfang der Diskussion um
dieGrabmalkunst steht derKun-
demitseinem(Zeit-)Geschmack
– der auch von der Kostenseite
beeinflusst wird. „Im Trend
liegen Granit und Marmor mit
Farben und Maserungen, wie
sie in Europa kaum vorkommen
oder aus hiesiger Produktion
deutlich teurer sind“, erklärt
Obermeister Willibald Grahs
von der Steinmetz- und Stein-
bildhauer-Innung Mittelrhein.
Auch das ist Globalisierung.
Wichtigste Importländer:mit bis
zuzweiDrittelnallerNatursteine
Indien, aber auch China oder
Brasilien.
Schätzungen gehen davon aus,
dass in Indien 150.000 Kinder
unter 16 Jahren illegal in Stein-
Zertifikat für Grabsteine“, das
die Einhaltung sozialer Min-
deststandards, insbesondere den
Nichtgebrauch von Kinder- und
Sklavenarbeit, für die gesamte
Wertschöpfungskette testiert.
FürdasZertifikaterhebtXertifiX
eine Lizenzgebühr in Höhe von
3 Prozent des Verkaufswertes
der Steine, wenn sie Indien
verlassen. Ein Fünftel dieser 3
Prozent würden an das Bischöf-
licheHilfswerkMisereor e. V. in
Aachen weitergeleitet, das dann
SozialmaßnahmenfürdieKinder
und ihre Familien organisiere (s.
im Internet:
Allerdings räumt die Signum
GmbH–siegehörtalsSteinhänd-
ler, hinter demdrei Steinmetzbe-
triebe in Freiburg im Breisgau
stehen, dem XertifiX-Vorstand
an – auf ihrer Homepage ein:
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die Problematik der Nachweis-
barkeit unddieSchwierigkeiten,
eine rechtlich gefestigte Lösung
zu finden, die auch in der prak-
tischen Umsetzung trägt.
Ein Schritt zur Lösung des
Dilemmas: Grabmale aus regio-
nalerProduktion.MitdemNeben-
effekt, dass deren Gewinnung
und Verarbeitung Arbeitsplätze
im eigenen Land sichert.
te, bekräftigte deren
Erster Beigeordnete
Georg Hollmann den
politischenWillen der
Kommunen, „blutige
Steine“ aus Kinderar-
beit zu ächten - eine
Position,diedasHand-
werk uneingeschränkt
teilt. Er zeigte aber
auch Verständnis für
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Bundesinnungsverband des Deutschen
Steinmetz-, Stein- und Holzbildhauerhandwerks
Weißkirchener Weg 16, 60439 Frankfurt a. M.
Tel.: 069/ 5760-98, Fax: -90
E-Mail:
Steinmetz- und Bildhauer-Innung
Bad Kreuznach, Birkenfeld und Simmern
Obermeister Friedrich Schröder, Niederhausen
c/o Kreishandwerkerschaft Bad Kreuznach
Rüdesheimer Straße 34, 55545 Bad Kreuznach
Tel.: 0671/ 83608-0, Fax: 33141
E-Mail:
Steinmetz- und Steinbildhauer-Innung Mittelrhein
Obermeister Willibald Grahs, Boppard
c/o Kreishandwerkerschaft Mittelrhein
Hoevelstrasse 19, D-56073 Koblenz
Tel.: 0261/ 40630-0, Fax: -30
E-Mail:
Steinmetz-Innung des Westerwaldkreises
Obermeister Peter Müller, Irmtraut
c/o Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald
Joseph-Kehrein-Straße 4, 56410 Montabaur
Tel.: 02602/ 10050, Fax: 100527
E-Mail:
Informationen für Handwerksbetriebe im HwK-Rechtsdezernat:
Tel.: 0261/ 398-203, Fax: -983, E-Mail:
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