Handwerk Special Nr. 119 vom 27. Oktober 2007 - page 14

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„Der Todkommt“
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Dem Trauerfall begegnen
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„DiemeistenhabenaberRespekt
vor meinem Berufswunsch und
finden es gut, dass ichesmache“,
fügt Mark hinzu. Nach einem
Praktikum hat er sich für diesen
Berufentschieden.„Ichhabekei-
ne Angst vor dem Umgang mit
Tod undTrauer und der Beruf ist
sehr vielfältig. EinBestatter hilft
nicht nur bei der Organisation
der Beerdigung, er begleitet die
Angehörigenundhat auchhand-
werkliche und bürokratische
Aufgaben“, begründet er seine
Wahl.NachdemAusbildungstag
tauscht er schwarzen Anzug mit
Jeans und T-Shirt und trifft sich
mit Freunden. Für ihn gehört der
Tod zum täglichen Leben.
365 Tage für die
Trauernden da
Hygienische Versorgung, An-
kleiden, Einbetten und Über-
führen des Leichnams, das
Ausstatten der Särge, organisa-
torischeundverwaltungsmäßige
Abwicklung des Begräbnisses,
Unterstützung bei der Wahl
der Dekoration und des Blu-
menschmuckes, Gestaltung der
Traueranzeige oder -drucksa-
chen, Vermittlung mit Pfarrer
oder Trauerredner, Anbieten
verschiedener Finanzierungs-
möglichkeiten und vieles mehr.
Für viele sicher kein Traumjob.
Dennoch: „Wir hatten 21 ernst
gemeinte Bewerbungen. Den
jungen Leuten war durchaus
bewusst, was sie wollten, sie
hatten sich mit dem Berufsbild
Bestatterauseinandergesetzt“,so
Petra Seifert, geprüfte Bestatte-
rin und Inhaberin des 1944 als
Schreinerei gegründeten Fami-
lienunternehmens. Ihre Eltern,
Tischlermeister und Bestatter
HaraldPartenheimer undMutter
Loni, stehen ihr zur Seite.
„Wir sind 365 Tage im Jahr
und 24 Stunden am Tag für die
Hinterbliebenen da. Wir sehen
uns als Begleiter imTrauerfall“,
sagt die Bestatterin. Weil sie ihr
WissenaneinenLehrlingweiter-
geben wollte, absolvierte Petra
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Seifert bei der HwK Koblenz
erfolgreich die Ausbildereig-
nungsprüfung. IhrUnternehmen
trägt das Markenzeichen des
Bundesverbandes Deutscher
Bestatter e.V.
Gespür für Gefühle
anderer entwickeln
„Ichbin sicher, dass ich es schaf-
fe“, sagt Mark Bruce. Er meint
damit vor allem den Umgang
mit den Trauernden. Hier gilt es,
den richtigen Ton zu treffen und
ein Gespür für die Gefühle der
Leute zu haben. Mark ist erst im
zweiten Lehrjahr und hat bis da-
hinnochZeit,Gesprächemit den
Angehörigen werden erst zum
Ende der Ausbildung geführt.
Die Verstorbenen hygienisch
zu versorgen und zu überführen,
gehört zu seinem jetzigen Auf-
gabengebiet. In der Werkstatt
mit Lager und Kühlung wird
der Sarg vorbereitet. Mark legt
das Inneremit einer Spezialfolie
aus, darauf kommt eineSargmat-
ratze. Es folgt die Bespannung
aus Seide oder einem schönen
Tuch. Das Unternehmen gibt
auch die Möglichkeit, im engs-
ten Familienkreis Abschied zu
nehmen. Dann wird der Raum
entsprechend ausgestattet.
„Seit der Kürzung des Ster-
begeldes haben wir verstärkt
Preisanfragen. Die Angehöri-
gen vergleichen die Preise, der
TrendgehtzurFeuerbestattung“,
berichtet die Bestatterin Petra
Seifert. „Es gibtKollegen, die ar-
beiten zu Dumpingpreisen. Wir
ermöglichen eine würdevolle
BestattungzueinemrealenPreis.
AuchdieFriedhofskulturhatsich
verändert. Urnenwände werden
das Friedhofsbild prägen. Durch
die veränderten Familiensituati-
onen können oder wollen viele
die jahrelange Grabpflege nicht
übernehmen. Auch ‘Rasengrä-
ber’ ohne Bezugspunkt nehmen
zu.“ Petra Seifert sieht dort vor
allem Probleme im psychischen
Bereich. „Den Hinterbliebenen
fehlt oft der Zugang zu einem
richtigen Grab“, ist sie sich
sicher. „Das kann dazu führen,
dass sich Probleme bei der Trau-
erbewältigung entwickeln.“
Selbst bleibt der 40-Jährigen
nach jeder organisierten Beerdi-
gung ein wenig Wehmut. „Na-
türlich braucht man in unserem
BerufeineangemesseneDistanz.
Als Profi mussman den Schalter
umlegen können. Trotzdem,
wen alles kalt lässt, der hat den
falschen Beruf gewählt.“
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Gegr. 1944 | 4 Mitarbeiter, 1 Lehrling | Bestattungen | Tel.: 0671/
31200 |
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Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Beratung der Angehörigen
im Sterbefall und der fachliche Beistand stehen im Mittelpunkt
des Berufsbildes. Das Friedhofsgesetz der jeweiligen Kommune,
das Bestattungsrecht des Landes und die entsprechenden Vor-
schriften im Umgang mit den Verstorbenen müssen beachtet wer-
den. Auch die Bestattungsriten verschiedener Religionen spielen
eine Rolle. Das Handwerk kommt auch nicht zu kurz. Der Bestat-
ter muss Särge ausstatten und mit modernem Werkzeug umgehen
können. In die HwK-Lehrlingsrolle in Koblenz sind fünf junge
Leute eingetragen, die den Beruf der Bestattungsfachkraft lernen.
Infos zur Lehre bei den HwK-Ausbildungsberatern, Tel.: 0261/
398-323, Fax: -989, E-Mail:
Das Traditionsunternehmen wurde vor 168 Jahren gegründet. „Ich
bin mit dem Beruf verwachsen“, sagt der Bestatter, der 1945 als
jungerKaufmann indas Familienunternehmen einstiegund es heute
invierterGeneration führt. Damalswie heutewar und ist dasBestat-
tungshaus ein vertrautes Ziel für Menschen, die imTrauerfall einen
verständnisvollenGesprächspartnerundhilfreichenTrauerbegleiter
suchen. Bloemers gehört zu jenen alteingesessenen Koblenzer Be-
stattern, die sich als Familienbetrieb amMarkt etabliert haben. Als
Tischlerei gegründet und später als reines Bestattungsunternehmen
weitergeführt, stärkten die Ehefrauen ihren Männern den Rücken.
„Die Familie muss dahinterstehen, denn als Bestatter ist man 365
Tage imEinsatz“, betontHils, der auchderHwK-Vollversammlung
angehörte. ImPräsidiumdesBundesverbandesDeutscher Bestatter
hat er sich dafür eingesetzt, dass die Bestattungsfachkraft seit 2003
anerkannter Ausbildungsberuf ist (s. Infokasten oben).
„Heute werden die Menschen älter, der Tod kommt verzögert. Die
Auseinandersetzung mit dem Sterben und die Bestattungskultur
sollten dennoch stärker im Bewusstsein der Menschen verankert
sein“,wünscht sichHils. „Anonymisierungund Individualisierung“
prägten nicht nur das Leben, sondern auch das Sterben in unserer
Zeit. Das zeigten Rasengräber oder Aschestreuwiesen. „Der Trend
zur Feuerbestattung nimmt zu. Leider auch die ‘Entsorgungsmen-
talität’ der Angehörigen. Ein Grab ist Zeichen der Erinnerung und
Symbol derWertschätzung fürMenschen, die einemnahestanden“,
plädiert Hils für würdige Ruhestätten. Er empfiehlt Angehörigen,
die in einer anderen Stadt leben oder aus gesundheitlichen Gründen
keine Grabpflege übernehmen können, die Dauergrabpflege, ein
Serviceangebot der Grabpflegegenossenschaft. „Diese Genossen-
schaft – für Rheinland-Pfalz mit Sitz in Bad Kreuznach – verfügt
über ein umfangreiches Serviceangebot.“
Kraft schöpft der praktizierende Katholik Rudolf Hils aus seinem
Glauben: „Jeder Tag, den ich erlebe, ist ein Geschenk.“
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gegr. 1839 | 6 Mitarbeiter | Bestattungen | Tel.: 0261/ 125660 |
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