Handwerk Special Nr. 111 vom 6. Mai 2006 - page 9

Andernach: Das neue Ratscafé in Engels Hand
T
ipp
Mit ungewöhnlichen Ideen neue Märkte erschließen
6. Mai 2006
Nr. 111
Wer denkt, einen ech-
ten wienerischen Gro-
ßen Braunen oder Ka-
puziner oder eine Me-
lange könne man nur
in der österreichi-
schen Hauptstadt ge-
nießen, der irrt. Im
neuen Ratscafé in der
Andernacher Innen-
stadt gibt es original
diese Caféhausspezia-
litäten und andere Le-
ckereien mit „Wiener
Schmäh“.
Kaffee Sissi, ein Mocca mit
Milchschaum und weißem Si-
rup, undKaffee Franz, einMoc-
ca mit dunklem Sirup verfei-
nert, gehören dazu. Seit Sep-
tember letzten Jahres residiert
im Ratscafé Anja Engel. Die
lukullischen Süßigkeiten fürs
Café zaubert ihr Ehemann, Bä-
ckermeister undKonditorWolf-
gang Engel. Er steht ihr nicht
nur als technischer Betriebslei-
ter zur Seite, sondern führt auch
die von seinem Großvater vor
51 Jahren inAndernach gegrün-
dete Bäckerei Rommersbach in
der dritten Generation.
Erfahrungen als
Unternehmerfrau
„Als Unternehmerfrau habe ich
seit 1991 Erfahrungen gesam-
melt und mir nun den Traum
vomeigenenCaféverwirklicht“,
freut sich die 36-jährige Exis-
tenzgründerin. „Das neue Café
mitten in Andernach soll etwas
ganz Besonderes sein“, darin
war sich das Ehepaar einig. Der
Zufall kamihnen auf einer Fach-
messe zugute. „Wir ha-
ben einen Kaffeerös-
ter aus Österreich
kennen gelernt und
seine Einladung
nach Wien ange-
nommen. Dort haben
wir uns in die Café-
häuser geradezu verliebt
und beschlossen, etwas
von der Wiener Gemüt-
lichkeit zu uns an den
Rhein zu holen“, er-
zählen beide.
Bevor ihr
TraumRea-
lität wer-
den konn-
te, wurde
die gefun-
dene Räum-
lichkeit, das
Ratscafé, grund-
legend umgebaut.
„Die Betriebsberatung
der Handwerkskammer Ko-
blenz stand uns mit Rat und
Tat zur Seite“, betonen sie.
So musste beispielsweise zur
Bereitstellung öffentlicher
Fördergelder ein Gutachten er-
stellt werden.
Mercedes unter den
Kaffeemaschinen
Der Kaffee kommt frisch gerös-
tet direkt aus Wien. „Und unse-
re Profi-Kaffeemaschine ist so-
zusagen derMercedes unter den
Gegr. Sept. 2005 original Wiener Caféhausspezialitäten 15
Mitarbeiter, 8 Lehrl. in Bäckerei und Café Tel.: 02632/ 490277
Steckbrief:DasneueRatscafé, Andernach
Kaffeemaschinen und der da-
mit zubereiteteKaffee schmeckt
sensationell“, schwärmt Anja
Engel vom Aroma des köstli-
chen Getränks. Ein umfassen-
des Frühstücksbuffet, herzhaft
oder süß, runden das Angebot
im Schmuckstück von Ander-
nach, das von 6.30 bis 18.30
Uhr geöffnet hat, ab.
Bei Bäcker-
meister und
Konditor
Wolfgang
Engel und
seiner Ehe-
frau Anja gibt
es außer den
Wiener
Kaffeespe-
zialitäten
auch leckere
Brot- und
Backwaren
aus der
Traditions-
bäckerei
Rommersbach.
Immer ein Genuss: Latte
macchiato nach Wiener Art.
Vorgestellt
Bürgschaft direkt
Das seit Mai
2005 für Exis-
tenzgründer
aufgelegte
Bürgschafts-
programm der
Investitions-
und Struktur-
bank Rhein-
land-Pfalz
(ISB) und der
rheinland-pfäl-
zischen Kredit-
Garantiegemein-
schaft (KGG)
Handwerk wird
immer öfter
beantragt.
Damit können auch in schwierigen Bran-
chen Gründungsvorhaben realisiert werden.
So reagierte beispielsweise eine Hausbank
auf die Anfrage zweier Brüder, die mit ei-
nem Investitionsvolumen von 200.000 Euro
ein Bauunternehmen gründen wollten, erst
ablehnend. Daraufhinwurde eineBürgschaft
direkt über die HwK Koblenz bei der KGG
Handwerk beantragt und bewilligt. Mit der
Bürgschaftszusage in der Tasche fanden die
beiden Gründungswilligen eine Hausbank,
die die Existenzgründung begleitet. Bei der
Finanzierung wurden unter der Einbringung
von Eigenkapital die möglichen öffentli-
chen Finanzierungshilfen eingebunden und
ein ausreichender Kontokorrentrahmen zur
Verfügunggestellt.DasUnternehmenkonnte
bereits zwei neue Arbeitsplätze schaffen.
Wer kennt sie nicht, die kleinen Anekdoten, die sich umsWiener
Caféhaus ranken. Immerhin sollen es die osmanischen Belagerer
(Türken) gewesen sein, die Säcke voller Kaffeebohnen vor den
Stadttoren Wiens einfach haben stehen und liegen lassen, als sie
die Flucht antreten mussten. Wie auch immer, es entstand eine
imposante Caféhauskultur, die um 1900 ihren Höhepunkt er-
reichte. Wer heute in Wien ein altes Caféhaus besuchen möchte,
ist wohl mit dem„Frauenhuber“ in der Nähe des Stephansplatzes
gut beraten. Es soll das älteste noch bestehende Caféhaus sein.
Wien und seine Caféhäuser
I
nfos
Die Intention der „Bürgschaft direkt“, Existenzgründern mit
fehlenden Sicherheiten eine gute Verhandlungsposition gegen-
über den Banken zu verschaffen, ist aufgegangen. Sie kann kein
Ersatz für ein fehlendes tragfähiges Konzept sein, aber sie kann
fehlende oder unzureichende Sicherheiten abdecken und so die
Finanzierung der Gründung sicherstellen.
... bei der HwK-Betriebsberatung, Tel.:
0261/ 398-251,
Sie sind mit Eifer bei der Sache,
um die süßen Geheimnisse der
Backkunst zu erkunden. Julia
Aschenbrenner, Irini Avrami
undKathrin Fischbach (v.l.) ge-
hören zu den 58 Mädchen unter
den 360 jungen Leuten, die im
HwK-Bezirk Koblenz das Bä-
ckerhandwerk erlernen. In der
überbetrieblichen Lehrlings-
unterweisung in der HwK-Backstube lernen sie verschiedene
Rezepte für Brot, Brötchen und Feinbackwaren kennen. Die
Griechin Irini wird von Bäckermeister Klaus-Josef Acher in
Betzdorf ausgebildet. Kathrin lernt ihr Handwerk vonBäckermeis-
ter Mario Stötzel in Kirchen, Julia von Bäckermeister Heinz-
Walter Schneider in Oberwambach. Die jungen Mädchen haben
sich für einen Beruf entschieden, der immer Konjunktur hat.
Computergesteuerte Knet- und Rührmaschinen erleichtern in den
Backstuben längst die körperliche Arbeit. Bäcker ist für alle mit
einem guten Geschmack ein attraktiver Beruf - auch für Mädchen.
Infos zur Lehre bei der HwK-Ausbil-
dungsberatung, Tel.: 0261/ 398-323
Lehrlingsunterweisung bei der HwK
SüßeGeheimnisse
Wiener Schmäh am Rhein
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