Handwerk setzt auf langjährige und erfahrene Mitarbeiter
6. Mai 2006
Nr. 111
Ein Leben für den Beruf
Winfried Karbach seit 40 Jahren bei Gebrüder Neubauer in Dörth
Bereits sein Vater ar-
beitete für die Gebrü-
der Neubauer in Dörth
bei Emmelshausen
und inzwischen blickt
Winfried Karbach auf
40 Jahre Betriebszu-
gehörigkeit zurück.
„Ich bin in diesem Fa-
milienbetrieb groß ge-
worden, ich lebe für
meinen Beruf“, be-
kennt der 55-Jährige.
„Winfried Karbach ist Hand-
werker der alten Schule“, be-
scheinigt ihmHaraldNeubauer,
der vor 15 Jahren die Leitung
der Zimmerei und Ingenieur-
holzbau Neubauer GmbH über-
nommen hat. „Zuverlässigkeit
und die ständige Bereitschaft,
dazuzulernen, zeichnen ihn aus.
Er kennt sich in seinem Hand-
werk aus, wie kaum ein ande-
rer.“ SeinenChef kennt Karbach
bereits seit dessen Lehrzeit. Für
den Diplom-Ingenieur und Ar-
chitekten Harald Neubauer ist
er auch heute noch Ansprech-
partner, wenn es um die alten
Handwerkstechniken geht.
Revolution in
der Produktion
Bei Wind und Wetter Häuser
stellen muss Winfried Karbach
nicht mehr. Nach einem flie-
ßenden Generationswechsel
unter den Mitarbeitern, ist er
heute der Älteste und hat seinen
Aufgabenschwerpunkt in der
Produktionsvorbereitung im
„Innendienst“. Sein Reich ist
die Halle mit der riesigen Ab-
bundanlage. „Früher haben wir
jeden Balken 1:1 von Hand an-
gerissen und bearbeitet. Heute
erledigt das die CNC-gesteuer-
te Maschine. Um sie bedienen
zu können, mussman allerdings
die alten Techniken beherr-
schen. Ich muss die Zeichnun-
gen verstehen, umdie Program-
mierung auf ihre Stimmigkeit
überprüfen zu können“, gibt er
einenEinblick in seinTagewerk.
„Mit den Augen klauen“, war
immer seine Devise. Zunächst
angeleitet durch seinen Chef,
hat er sich in der Freizeit das
nötige Know-how in Fachbü-
chern angelesen und in der Pra-
xis vertieft. „Ohne ein echtes
Interesse an der Arbeit, lernt
man nichts dazu. Die Lehrlinge
heute sind da klar imVorteil mit
all den Lehrgängen, die sie be-
suchen können.“ Drei Genera-
tionen der FamilieNeubauer hat
Karbach in der Unternehmens-
leitung erlebt. „Jeder war in sei-
ner Art anders, aber ich bin mit
allen gut gefahren.“
Neben der handwerklichen Re-
volution, die Winfried Karbach
in 40Berufsjahrenmiterlebt hat,
sieht er die stärkste Verände-
rung im Miteinander. „Die Ge-
selligkeit nach Feierabend, der
gemeinsame Kirmesgang in je-
dem Jahr, das alles ist doch sehr
zurückgegangen.“ Diesen Aus-
gleich zur Arbeit findet er im
Musikverein seines Heimator-
tes Karbach. Seit seinem 6.
Schuljahr spielt er dort dieTuba.
Winfried Karbach bedient routiniert „seine“ CNC-
gesteuerte Abbundanlage.
Häuser in
Holzrah-
menbauwei-
se gehören
zu den Leis-
tungen der
Zimmerei
Neubauer.
Dabei wer-
den Wand-
module im
Betrieb
montagefer-
tig vorge-
richtet.
Nachgefragt
Präsident Baugewerbeverband
Seit Dezember
2005 steht der
gelernte Zim-
merer, Archi-
tekt und Di-
plom-Inge-
nieur für Holz-
technik Harald
Neubauer dem
Baugewer-
beverband
Rheinland e.V.
als Präsident
vor. Der 48-
jährige
selbstständige
Unternehmer
aus Dörth im
Gespräch mit
Handwerk
Special:
Herr Neu-
bauer, die
konjunkturel-
le Stimmung
im Handwerk
insgesamt hat
sich deutlich
aufgehellt.
Wie sieht es
im Baugewer-
be aus?
Wenn hier auch die Politik noch die richtigen Schritte einleiten
würde, wie beispielsweise durch die Senkung der Mehrwertsteuer
auf die Hälfte bei Bau- oder Modernisierungsmaßnahmen, wäre
der Schub nach vorne gegeben. Andere Länder haben so ihre
Arbeitslosenzahlen deutlich gesenkt und nur so könnte ein Teil des
Stellenabbaues der letzten Jahre von circa 700.000 Arbeitsplätzen
wieder aufgefangen werden. Deutschland war immer ein Land im
Bau, ich würde mir wünschen, dass es wieder so wird.
Wo sehen Sie für die Bauhandwerke neue Potenziale und
Märkte?
Die zukünftigen Märkte werden sich von dem Neubau in den
hochwertigen, qualifizierten Umbau, die Restaurierung, die
Nutzungsveränderungen, die Umwidmung von Bauten verlagern.
Einweiteres zu beachtendes Projekt wird Public-Privat-Partnership
(PPP) sein, d.h. die Ausführung von Bauten im öffentlichen
Interesse durch Bauunternehmer.
Welche Impulse kann der Baugewerbeverband seinen Mit-
gliedern geben?
Der Baugewerbeverband Rheinland e.V. als Organisation der
mittelständischen Bauwirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz
ist dazu prädestiniert, seinen Mitgliedern für die Zukunft Heraus-
forderungen und Unterstützung zu geben, sei es bei der Betriebs-
analyse, bei der Fortbildung, bei der marketingmäßigen Neu-
positionierung.
Wohin gehen die Trends im privaten Haus- und Wohnungs-
bau?
Der private Haus- und Wohnungsbau steht, wie vieles in der
Gesellschaft, ebenso vor bedeutenden Umwälzungen. Während
einerseits die Einwohnerzahl in Deutschland voraussichtlich sin-
ken wird, ist gleichwohl ein Ansteigen der Anzahl der Haushalte
prognostiziert. Es wird weiter ein Wettbewerb stattfinden zwi-
schen einerseits weiter wachsenden wirtschaftlichen Ballungs-
und Kernregionen und andererseits der Notwendigkeit, auch den
ländlichen Raum wohnmäßig interessant zu gestalten.
Der private Haus- und Wohnungsbau wird sich lösen müssen von
der reinen Befriedigung der Grundversorgung „wohnen“ hin zu
den Trends Wellness, Luxus, Ökologie, Energieeffizienz. Auch
die elektronische Hausvernetzung eröffnet ungeahnte Potenziale.
Wir stehen also vor sehr interessanten Zeiten, die hohe Herausfor-
derungen in sich bergen. Nur mit einem notwendigen Schuss an
Optimismus, Schaffenskraft und mit einer Organisation im Rü-
cken lassen sich diese Problemfelder auch angehen.
I
nfos
Baugewerbeverband, Tel.: 0261/ 304060
Gegr. 1858 18Mitarb. (3Meister, 3 Lehrl.) Zimmerei, Ingenieur-
holzbau, Passivhaus Tel.: 06747/ 7000
Steckbrief: Neubauer GmbH, Dörth
Nach meiner Beobachtung scheint die lang
anhaltende Talfahrt zum Ende zu kommen.
Das Baugewerbe profitiert zurzeit von Ener-
giesparmaßnahmen, von nicht mehr auf-
schiebbaren Infrastrukturmaßnahmen im
Bereich der öffentlichen Hand, von Aufträ-
gen unter Einbeziehung der Eigenheimzu-
lage sowie aufhellenden Tendenzen im Ge-
werbebau.
