Handwerk Special Nr. 111 vom 6. Mai 2006 - page 3

Salzbrand Keramik 2006 - Galerie Handwerk Koblenz 14.5.-18.6.
6. Mai 2006
Nr. 111
Bierkrüge, Sauerkrauttöpfe etc.
verwendet. Salzglasur wird re-
duzierend gebrannt, das heißt,
im Ofen darf es während und
nach dem Salzen keine Sauer-
stoffzufuhr geben.
Red und Knibis –
traditionelle plastische
Verzierungsverfahren des
rheinischen Steinzeugs
Durch die Knibis-Technikwer-
den mit dem Knibisholz, einem
Werkzeug mit abgeflochtenem,
1-3 cm breitem Ende, Vertie-
fungen erreicht, die vor dem
Salzbrand oft mit Smalte gefüllt
werden. Mit demRed-Holz ein-
geschnittene Konturen grenzen
mit Smalte bemalte Felder ab.
Kölnischbraun, Braun-
geflammt, Kristallbraun
Die Herstellung des fleckig
braunen salzglasierten Stein-
zeugs hat in Köln im frühen 16.
Jahrhundert begonnen und ist
hier zuerst zu einemKunstzweig
geworden. Von Köln aus ist der
Antrieb zu künstlerisch verzier-
tembraunemSteinzeugmit auf-
gelegtem Reliefschmuck in die
Töpferorte Raeren, Siegburg
und Frechen vorgedrungen.
Salzglasur im
Kannenbäckerland
Seit 500 Jahren bilden der helle
graue Scherben und seine De-
koration mit kobaltblauer und
manganvioletter Farbe in Ver-
bindung mit der Salzglasur das
Markenzeichen der internatio-
nal anerkannten Töpferkultur
des Kannenbäckerlandes. Als
Steinzeug hat es auch ohne die
Glasur einen dichten, wasser-
undurchlässigen, gesinterten
Scherben, ist laugen- und säu-
rebeständig (außer Flusssäure)
und von großer mechanischer
Festigkeit. Seit dem 13./14.
Jahrhundert imKannenbäcker-
land hergestellt, erzielte das
salzglasierteSteinzeug imWes-
terwald im 17. Jahrhundert in-
nerhalb weniger Jahrzehnte
eine technische, künstlerische
und absatzmäßigungeahnteBlü-
te, während die anderen Zen-
tren ihre Bedeutung verloren.
Salzglasur –
kratz- und säurefest
Bei der Herstellung der klassi-
schen Salzglasur wirdwährend
des Brandes Kochsalz in den
Ofen eingebracht. Das ver-
dampfende Salz reagiert mit
dem Wasserdampf und die da-
bei entstehendenChlornatrium-
dämpfe schlagen sich dann als
Glasur auf dem Scherben nie-
der. Die Salzglasur ist äußerst
kratzfest, säure- und alkohol-
beständig. Siewurde inderVer-
gangenheit deswegen gerne für
John Dermer, Australien
Preis SalzbrandKeramik 2006
Begründung der Jury
John Dermer aus Australien ge-
lingt es souverän, hoch gebrann-
te Porzellangefäße mit meister-
lich gelenktem Salzfluss wie
selbstverständlich zu überzie-
hen. Ebenso herausragend er-
scheint das kühne, gleichwohl
sensible Spiel mit traditionellen
Gefäßformen. Die wohltuende
Zurückhaltung inFormund Far-
be der Gefäßgruppe stellt die
salzglasierten Oberflächen in
denVordergrund und überzeugt
durch ihre große harmonische
Gesamtpräsenz.
Salzbrand
Keramik 2006
Petra Bittl, Deutschland
Auszeichnung
Begründung der Jury
Ihre überraschende keramische
Gefäßplastik aus farbiger Stein-
zeugmasse baut Petra Bittl mit
Zitaten aus der Welt der Archi-
tektur. Das gekonnte und schlüs-
sigeMiteinander der ungewöhn-
lichen Formen und der geritz-
tenDekoremitmalerischenEle-
menten wird durch eher spar-
sam gesetzte Salzglasurakzente
noch verstärkt und erweitert.
Ane-Katrine von Bülow,
Dänemark
Auszeichnung
Begründung der Jury
Ane-Katrine vonBülowpräsen-
tiert monumentale Porzellan-
schalen in klarer Formenspra-
che, die ihre Kraft und Aus-
drucksstärke durch den starken
grafischen Hell-Dunkel-Kon-
trast der Glasuren erfahren. Die
Wechselwirkung verwandter
Arbeiten führt in ihrem Zusam-
menspiel zu einemüberzeugen-
den und spannungsreichen Ge-
samtbild.
Petra Wolf, Deutschland
Auszeichnung
Begründung der Jury
Petra Wolf eröffnet mit ihren
perforiertenundgedehntenTon-
körpern neue Sehweisen und
vermittelt eine neue Leichtig-
keit auf dem Feld des freien
Arbeitens mit Salz in der Kera-
mik. Die plastischen Objekte
berufen sich dabei immer ein-
drucksvoll auf ihreHerkunft aus
Erde, Feuer undAsche undüber-
zeugen durch ihre ausgespro-
chene Sensibilität.
Internationaler Wettbewerb und Ausstellung
Der Preis Salzbrand Keramik,
dotiert mit 7.000 Euro, geht
2006 an den Australier John
Dermer. Zusätzlich vergab die
international besetzte Jury drei
mit jeweils 1.000 Euro verbun-
dene Auszeichnungen an Petra
Bittl ausBonn, Ane-Katrine von
Bülowaus Kopenhagen und Pe-
tra Wolf aus Brüggen.
Zur Eröffnung der Ausstellung
mit Preisvergabe im 7. interna-
tionalenWettbewerb Salzbrand
Keramik 2006 lädt die Hand-
werkskammer Koblenz am
Samstag, 13. Mai 2006, 17 Uhr
in die Galerie Handwerk Ko-
blenz ein. Einführende Worte
spricht Hans-Peter Jakobson,
Direktor der Museen der Stadt
Gera und Mitglied der Jury.
Zur Ausstellung erscheint ein
zweisprachiger, reich bebilder-
ter und farbiger Katalog mit
Abbildungen je eines Objektes
aller Teilnehmer. Fachbeiträge
zur Entwicklung und zu den
Wegen der Salzglasur stammen
von Konrad Schneider, Archi-
var aus Frankfurt a.M., und zur
aktuellen Salzglasur in Meck-
lenburg-Vorpommern und
Brandenburg von Hans-Peter
Jakobson.
Die Ausstellung in der Galerie
Handwerk in der Rizzastraße
24-26, 56068 Koblenz, ist vom
14. Mai bis 18. Juni 2006 täg-
lich von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Der Wettbewerb Salzbrand Ke-
ramik 2006 wird auch in diesem
Jahr vomMinisterium für Wirt-
schaft, Verkehr, Landwirtschaft
und Weinbau Rheinland-Pfalz
finanziell unterstützt.
Infos in der Galerie Hand-
werk, Tel.: 0261/ 398-277,
Fax: -993, E-Mail:
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