Handwerk Special Nr. 103 vom 29. Jamuar 2005 - page 11

Peter Unkel setzt auf Zupacken und Bürgernähe
Von Politikern, die ihr Handwerk von der Pike auf erlernt haben
29. Januar 2005
Nr. 103
„Sicher hat mich mein Elternhaus menschlich geprägt“, ist Di-
plom-Verwaltungsfachwirt Peter Unkel, Bürgermeister der Ver-
bandsgemeinde Emmelshausen, überzeugt. Aufgewachsen in einer
Handwerkerfamilie - Großvater und Vater waren selbstständige
Bäckermeister in Kaltenengers, die Mutter arbeitete im Betrieb mit
- hat er früh gelernt, zuzupacken, vorausschauend zu denken,
über den Tellerrand zu schauen und mit den Leuten zu reden.
Inneren. Ab 1991 war er in der
Ministerialverwaltung des Lan-
des Sachsen-Anhalt, zuletzt als
Regierungsdirektor imMiniste-
rium für Wirtschaft, Technolo-
gie und Verkehr, tätig.
Seit 1997 ist Unkel Bürgermeis-
ter in Emmelshausen. Die Ver-
bandsgemeinde umfasst auf ei-
ner Fläche von 135 Quadratki-
lometern 25 Orts-
gemeinden mit
insgesamt rund
15.000 Einwoh-
nern. „Auchwenn
ich nicht mehr in
derBackstube ste-
he, habe ich den
Region unter Dampf halten
Die „Region unter Dampf hal-
ten, und ihre Standortvorteile
und Attraktivität zu sichern und
weiter auszubauen“, ist für Un-
kel, der auch als stellvertreten-
der Vorsitzender im Regional-
rat Wirtschaft aktiv ist, oberstes
Prinzip. Dazu gehört für ihn
beispielsweise die Gewährleis-
tung eines modernen, familien-
freundlichenKindergarten- und
Schulwesens und die weitere
Optimierung der Infrastruktur.
Mit der Anbindung an die Au-
tobahn 61, die Hunsrückbahn
und die Hunsrückhöhenstraße
verfügt die Region über gute
Verkehrswege.
Die effektvolle Wirtschaftsför-
derung hat der 42-Jährige zur
Chefsache erklärt. „Ich bin kein
Bedenkenträger. Jammern hilft
nicht“, betont er. Er setzt auf
zukunftsorientiertes Gewerbe-
flächenmanagement, nennt die
Gewerbegebiete inHalsenbach,
Dörth und Pfalzfeld und den
mit der Stadt Boppard neu er-
schlossenen Industrie- und Ge-
werbeparkHellerwald II, die für
die wirtschaftliche Weiterent-
wicklung und zur Schaffung
neuer Arbeitsplätze zur Verfü-
gung stehen.
Bedeutung desMittelstands
Er weiß um die Bedeutung der
mittelständischen Betriebe, al-
lein 227 Handwerksbetriebe
sind hier beheimatet. Auch ei-
nige Hightech-Unternehmen
haben hier ihren Sitz. Seine ehe-
malige Arbeitskleidung zieht
BürgermeisterUnkel heute nicht
mehr an. Und wenn Ehefrau
Katrin ihn bittet, doch mal ein
Brot oder einen Kuchen zu ba-
cken, sagt er ihr, dass er nur mit
„großen Mengen und großen
Öfen“ umgehen kann.
Vom Bäckergesellen zum
Bürgermeister in Emmelshausen
Bezug zur Praxis nie verloren.
Ich spreche die Sprache der
Menschen in unserer Region
‘ganz vorn imHunsrück’, weiß,
was sie bewegt“, sagt er. Bei
den Bürgermeisterwahlen im
Juni letzten Jahres wurde der
parteilose Verwaltungsfach-
mann mit mehr als 83 Prozent
der Stimmen in seinem Amt
bestätigt.
Er weiß, was es heißt, einen
Betrieb zu führen und keinen 8-
Stunden-Arbeitstag zu haben.
„In unserer Familie bildeten
Arbeit und Privates eine glück-
liche Symbiose.“ Eigenschaf-
ten, die ihm in seiner heutigen
Profession zugute kommen.
Verwaltungsfachmann
mit Praxisbezug
„Nach demAbitur habe ich eine
Bäckerlehre im elterlichen Be-
trieb gemacht, mich dann aber
doch anders orientiert“, bekennt
er. „Mein Vater, durch den Tod
des Großvaters frühzeitig in die
Pflicht genommen, hat mir freie
Berufswahl gelassen“, fügt er
hinzu. Nach dem Studium an
der Fachhochschule für öffent-
liche Verwaltung in Köln, ar-
beitete er in verschiedenen Po-
sitionen im Geschäftsbereich
des Bundesministeriums des
Bürgermeister Peter Unkel (l.) weiß um die Bedeutung des Handwerks und sucht den
Kontakt zu „seinen Kollegen“ - hier Konditormeister Rainer Krechel.
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„Betriebe müssen an Zukunft glauben können“
Neujahrsempfang geprägt von vorsichtigem Optimismus – Ministerpräsident Koch als Festredner
Zwischen Hoffnung auf ein
Anspringen der Konjunktur und
klaren Forderungen an die Poli-
tik, diese Entwicklung durch
geeignete Rahmenbedingungen
zu unterstützen, bewegte sich
die Stimmung des vierten ge-
meinsam von HwK und IHK
Koblenz ausgerichteten Neu-
jahrsempfangs der Wirtschaft.
„Unsere Betriebe müssen wie-
der an ihre Zukunft glauben
können“, umschrieb HwK-Prä-
sident Karl-Heinz Scherhag die
Stimmungslage im Handwerk,
denn „das setzt Energien frei,
die zu Investitionen in neue
Arbeitsplätze und die Betriebs-
einrichtung führen“. Damit ein-
her ginge die Lösung einer der
drängendsten wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Heraus-
forderungen, nämlich die Be-
reitstellung der erforderlichen
Anzahl von Lehrstellen.
Als Festredner forderte Minis-
terpräsident Roland Koch ein
Umdenken in der Bildungspoli-
tik. „Wenn wir nicht bereits in
der 5. Klasse von den Schülern
auch Leistungen einfordern und
sie daran gewöhnen, fühlen sie
sich später verraten und ver-
kauft, wenn sie in der Lehre und
imBeruf gefordert werden.“ Für
Unternehmer käme es darauf an,
dass die Zeugnisse der Lehrlin-
ge Fähigkeiten im Lesen,
Schreiben und Rechnen beleg-
ten und nicht die Teilnahme an
einer „sozialintegrativen Maß-
nahme“.
Als Festredner ermutigte der hessische Ministerpräsi-
dent Roland Koch dazu, die Leistungsbereitschaft von
Jugendlichen zu fordern und zu fördern.
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