Handwerk Special Nr. 103 vom 29. Jamuar 2005 - page 5

29. Januar 2005
Nr. 103
Der eine oder andere kann sich
sicherlich noch daran erin-
nern: Es gab einmal Autos, die
mit Holz angetrieben wurden.
Der Holzvergaser, dieser große
Kessel als „Anhängsel“, sorgte
gegen Ende des zweiten Welt-
krieges und in der Nachkriegs-
zeit für das mobile Fortkom-
men auf unseren Straßen.
Zeiten, in denen Benzin Man-
gelware war. Neu ist die Tech-
nik also nicht und doch konnte
sie durch ein Handwerksunter-
nehmen aus Pfalzfeld im
Hunsrück revolutioniert wer-
den.
Ein Haufen Holzhackschnitzel
und die neueste Generation
Motorenheizkraftanlage der Fir-
ma Mothermik kombiniert er-
gibt Strom und Wärme. Ohne
Qualm, ohne Abfälle und mit
einem Wirkungsgrad, von dem
einAutomobilnurträumenkann.
Jan E. E. Kramb, Diplom-Inge-
nieur für Maschinenbau, Kfz-
Meister und Gründer der Mo-
thermik, sowie Sohn Jan H.
Kramb, Diplom-Ingenieur für
Verfahrenstechnik, haben sich
über Jahre mit dem Thema aus-
einander gesetzt.Was dabei her-
auskam, ist nicht nur ein Ver-
kaufsschlager, sondern hat als
technischeMeisterleistungjüngst
auch den rheinland-pfälzischen
Innovationspreis gewonnen.
Mit dem Holzvergaser vor rund
60 Jahren haben die Anlagen
aus Pfalzfeld bis auf den Brenn-
stoff nichts gemein: Es sindcom-
putergesteuerte Aggregate, die
ohne ständigen Personaleinsatz
vollautomatisch betrieben wer-
den. VomKran, der via Compu-
ter und Lasertechnik immer ge-
nau „weiß“, wo im Vorratslager
wie viel Holzhackschnitzel vor-
handen sind und der die Anlage
beschickt, bis zum vom Unter-
nehmenmodifiziertenZündstrahl-
Dieselmotor, der im Standard-
Diesel-Betrieb nur für Küsten-
wache,BahnundMilitärinItalien
imEinsatzist-dieWirkungswei-
se und komplexe Bauweise der
Holzverstromungsanlagenbeein-
drucken. Mehr als fünf Meter
hoch und zwischen 80 und 100
TonnenschwermiteinerLeistung
vonbiszu530Kilowatt–dassind
gegründet 1983 Beratung, Entwicklung, Verkauf, Installation
und Wartung von Blockheizkraftanlagen 30 Mitarbeiter, 11
Handwerksmeister Internet:
Steckbrief: Mothermik, Pfalzfeld
Für sauberen Strom den Wald angezapft
Im Wandel der Zeit: von Großvaters Auto mit Holzvergaser zur Hightech-Holzverstromung
dietechnischenParameter.Damit
kann ein 1000-Seelen-Dorf mit
Stromversorgtwerden.Anlagen,
die besonders für große holzbe-
undverarbeitendeBetriebeinter-
essant sind, aber auch für Kom-
munen undStädte. „Dabei profi-
tierendieBetreibervomEinspeise-
gesetzfürStromausregenerativen
Energieträgern.“ Über das Ge-
setz wird diese Art der Stromge-
winnungunddieEinspeisungins
öffentlicheNetz finanziell geför-
dert. Ein gutes Argument für die
Anlagen von Mothermik, „denn
die Erlöse aus dem Betrieb de-
ckendieInvestitionskostenschon
nach kurzer Zeit“. Nach fünf bis
sieben Jahren fährt die Anlage
Gewinne ein.
Jahrzehntelange Erfahrung
Die Entwicklung und der Bau
von Motorenheizkraftanlagen
hat lange Tradition im Unter-
nehmen. Bereits seit der Grün-
dung1983entwickelt,fertigtund
vertreibt Mothermik diese, da-
malsmitDieselangetriebenenAn-
lagen. Im Jahr 2000 übernahm
der heute 32-jährige Sohn den
Betrieb. Bereits zu dieser Zeit
steckten einige Jahre Entwick-
lungszeit imneuenTyp,derauch
mit Bio-, Erd- wie auch Klärgas
betriebenwird.
Bis 2007 „ausverkauft“
Täglicherkundigensichbiszu 30
Interessierte beiMothermiküber
die neue Technologie. 10 Anla-
gen pro Jahr können die 30 Mit-
arbeiter, unter ihnen 11 Hand-
werksmeisterundzweiIngenieu-
re,bauen.BisAnfang2007istdie
Produktion ausgelastet.Weil die
Nachfrage ständig steigt, sollen
weitereMitarbeiterwieauchLehr-
lingeeingestelltwerden.Starkist
das Interesse an den Pfalzfelder
AnlagenauchimAusland.„Viele
Anfragen kommen aus Öster-
reich, der Schweiz, aber auch
Kanada oder Puerto Rico.“ Bis-
her ist der Kundenkreis aus Ser-
vicegründenaufdieeuropäischen
Nachbarn begrenzt, „und doch
zeigt die weltweite Nachfrage,
dass wir hier einen neuen Markt
erschlossen haben“.
Die Holzverstromer aus Pfalz-
feld eröffnen neue Wege zur Er-
zeugung regenerativerEnergien.
Robuste Technik, Erfahrung so-
wie ein solider, handwerklicher
Anlagenbauermöglichendenjah-
relangenDauerbetriebunddamit
einekontinuierlicheStromerzeu-
gung.
Über das Internetmit ihrenAnla-
gen „online“ verbunden, können
diePfalzfelder Erbauer jederzeit
aktuelle Daten abrufen und sich
so über eventuelle Wartungsar-
beiteninformieren.AucheinStück
Hightech, das längst zumAlltag
eines Handwerksunternehmens
dazu gehört.
Mit einer technischen Innovation einen neuen Markt geschaffen
Dieser
Haufen
Holzhack-
schnitzel
kann eine
1000-
Seelen-
Gemeinde
fast eine
Woche mit
Strom
versorgen.
Hinter der
Idee steht
das Unter-
nehmen
von Jan H.
Kramb.
Fünf Meter
hoch liegt
der Arbeits-
platz der
Handwer-
ker, werden
die bis zu
100 Tonnen
schweren
Kraftwerke
montiert,
die das
Unterneh-
men auch
entwickelt.
„Alle Kraft
voraus“:
Die für die
Stromge-
winnung
eingesetzten
Dieselmoto-
ren sorgen
in ähnlicher
Form auch
in Booten
der italieni-
schen
Marine für
Bewegung.
Innovationspreis
Info-Tel.: 0261/398-571
Jährlich wird durch das
rheinland-pfälzischeWirt-
schaftsministerium, die
landeseigene Investitions-
und Strukturbank sowie die
vier rheinland-pfälzischen
Handwerkskammern der
Innovationspreis imHand-
werk ausgerufen. Bewerben
können sich Handwerksbe-
triebe des Landes, die
innovativeTechnologien
entwickeln und einsetzen.
Einen breiten Service zu
allen Fragen rund um
Erfindungen und Entwick-
lungen bietet die HwK-
Technologieberatung. Sie
informiert auch über den
Innovationspreis.
HwK-Technologieberatung:
Tel.: 0261/ 398-571
Fax: 0261/ 398-988
E-Mail:
Stichwort ...
Metallbau März
Info-Tel.: 0261/398-402
Bei derMeisterakademie der
HandwerkskammerKoblenz
beginnt imMetallbauerhand-
werkam12.MärzeinMeister-
vorbereitungskursinTeilzeit,
am14.März inVollzeit. Bei-
de Kurse finden in Koblenz
statt.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
Tel.: 0261/ 398-402
Fax: 0261/ 398-990
E-Mail:
Internet:
HwK-Meisterkurs
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