Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 15

1936: Handwerksförderung durchArbeit.
Nicht mehr Kredite sollen
jetzt die Wirtschaft auch
im Handwerk ankurbeln,
sondern Aufträge seitens
des Militärs. Im Juli 1936
wird die „Handwerksbau
AG Rhein-Mosel“ in Trier
ins Leben gerufen, die bis
zum Kriegsausbruch Offi-
ziers- und Unteroffiziers-
wohnungen, aber auch
Privatwohnungen im Gau-
gebiet errichtet.
Zeit ist Geld - und Uhren. Arm-
band-, Taschen-, Wand- und
Standuhren. Einer kennt sie
alle: Roland Schmelzeisen,
Uhrmachermeister in Ober-
wesel.
SeinHandwerk lernte er ab 1977
in Lahnstein, ging als Geselle
nachWürzburg undmachte dort
auch seinen Meister. Nach eini-
gen Jahren in einem Juwelier-
und Uhrmachergeschäft auf der
exklusiven Düsseldorfer Kö
kehrte er 1991 nach Oberwesel
zurück und übernahm den elter-
lichen Uhrmacherbetrieb.
In seinem Geschäft an der
Rathausstraße gibt es jedoch
nicht nur Uhren, sondern auch
Schmuck. Beides gehört eng
zusammen, schließlich können
auch Uhren schmücken, wenn
sie zum Stil der Trägerin oder
des Trägers passen. „Wer tief in
die Tasche greift, um sich eine
einmalige Uhr zu kaufen, der
will seinen Stil auch in ihr wi-
derspiegeln“, soderUhrmacher-
meister.
Alles eine Stilfrage
Zu den wichtigsten Aufgaben
des Uhrmachers gehört die In-
standsetzung und Wartung von
Uhren, ob modernste Quarz-
Armbanduhr oder historische
Standuhr. Geduld und Präzisi-
on sind gefordert, um mit Lupe
und Kornzange Uhren wieder
zum Laufen zu bringen, wie
beispielsweise den so genann-
ten „Schwarzwälder Surrer“,
eine Holzplatinenwanduhr aus
dem 17. Jahrhundert, die ein
Uhrenliebhaber in dieWerkstatt
brachte. Um die Entstehungs-
zeit bestimmen zu können, muss
der Uhrmacher sich mit dem
Uhrwerk und dem Baustil des
Gehäuses auskennen. „Typisch
für solche Uhren sind die Holz-
platinen und die Bronzeglocke,
die zu jeder vollen Stunde
einmal schlägt.“
Wichtig sind vor allem gut aus-
gebildeteArbeitskräfte. Derzeit
beschäftigt Schmelzeisen eine
Meisterschülerin und eine Prak-
tikantin. „Ich versuche die jun-
genMenschen für diesen Hand-
werksberuf zu begeistern und
ihnen seine besonderen Aufga-
ben zu vermitteln.“ Während
ihres zweiwöchigenPraktikums
arbeiten die Praktikanten bei
Roland Schmelzeisen an einem
eigenenWerkstück, das sie dann
mit nach Hause nehmen kön-
nen. Außerdem arbeiten in sei-
nem Betrieb eine Goldschmie-
din und seit Dezember auch die
drei Jahre lang vergeblich, so-
gar per Fernsehen (!) gesuchte
Verkaufskraft, unabdingbar für
den guten Service, der zur
Geschäftsphilosophie gehört.
Für die nächste Zeit hat sich
Roland Schmelzeisen viel vor-
genommen. Demnächst soll ein
neues, größeres Ladenlokal be-
zogen werden. Dort möchte der
Handwerksmeister auch Wo-
chenendseminare für Uhren-
liebhaber anbieten; in Arbeit ist
eine Internet-Seite, um Kunden
besser über aktuelle Verkaufs-
angebote oder auch Funktions-
weisen von Uhren informieren
zu können.
Wir reichen den Brief unter
der Glasscheibe hindurch, der
Postbeamte nimmt ihn - Brief-
marke drauf und „zack“. Was
macht „zack“ und gehört dem
Postbeamten? Richtig, die
Stempel. Die gibt’s bereits seit
der Antike.
Ab dem 16. Jahrhundert wur-
den sie anstelle eines Siegels
verwendet, ab dem 18. Jahr-
hundert als Behörden-Stempel.
Damals wurden sie von staatli-
chenMünzanstalten hergestellt,
heute vom Flexographen.
Hubertus Maurer ist Flexogra-
phenmeister, einQuereinsteiger,
denn ursprünglich hatte er eine
Ausbildung als Elektroinstalla-
teur absolviert. Nach fünfjähri-
ger Bundeswehrzeit gründete er
mit Ehefrau Regina einen
Bürobedarfsfachhandel. Das
Geschäft lief gut, Probleme gab
es nur mit den Stempeln. „Die
Lieferzeiten waren zu lang oder
die Preise zu hoch.“ Deshalb
begann er selbst Stempel herzu-
stellen: „Nach und nach habe
ich mir die Maschinen gekauft,
Fachgespräche mit den Herstel-
lern geführt und Arbeitsan-
leitungen studiert.“ Auch die
Vorbildung als Elektroinstalla-
teur erwies sich als nützlich.
Aktuelles Berufsbild
Nachdem er lange in der „Bun-
desinnung für das Flexogra-
phen-Handwerk“ nur Gast-
mitglied war, legte er 1992 sei-
neMeisterprüfung ab, bezogmit
seinemUnternehmenHofreuter
neue Räumlichkeiten in Rüdes-
heim im Hunsrück, mit mehr
Platz für Werkzeuge und Ma-
schinen, für Computer, hoch-
wertige Plotter und Scanner, die
heute zum Werkzeug eines
Flexographen gehören.
Neben den klassischen Holz-
stempeln werden Selbstfärbe-
Stempel, Datumsstempel und
Paginiergeräte gefertigt, ganz
individuell und nach Kunden-
wunsch.
Mit
modernen
Grafikprogrammen
wird der Vorschlag
am Computer auf-
bereitet, davon ein
Film erstellt. Auf
die Filmvorlage
wird zähflüssiges
Plasma aufgetragen
und belichtet. An
den lichtdurchlässi-
genStellenderVor-
lage erhärtet das
Plasma, die wei-
chen Stellen wer-
den weggewa-
schen. Übrig bleibt
die Stempelplatte,
die, auf einen Holzgriff mon-
tiert, sofort einsatzfähig ist. Eine
neue Technologie ist das Laser-
gravieren, bei dem die Gummi-
Klischees für die Stempel von
einem Laser erstellt werden.
Die Produktpalette des Famili-
enbetriebs beschränkt sich nicht
auf Stempel, sondern umfasst
alles, was z.B. Firmenkunden
für ein überzeugendes und ein-
heitliches Auftreten in der Öf-
fentlichkeit brauchen, wie Visi-
tenkarten oder Folien-, Kunst-
stoff- undEloxal-Schilder, Auf-
kleber, Offset- und digitalen
Schnelldruck und Fahrzeug-
beschriftungen. „RollendeWer-
bung ist eine der einfachsten
und besten Arten zu werben.“
Aber selbst wenn sich das
Flexographenhandwerk zum
vielseitigenMediendienstleister
gemausert hat – gestempelt wird
weiterhin. Ohne Stempel wäre
nach wie vor nicht nur manche
Briefmarkensammlung wert-
und manches Formular bedeu-
tungslos.
Herr der Stempel und
Werbemittel: Flexo-
graphenmeister
Hubertus
Maurer aus
Rüdesheim.
Mikroskopische Präzi-
sion ist im Uhrmacher-
handwerk gefragt - und
Herausforderung auch
für die Lehrlinge.
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