Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 17

80er Jahre: HwK hat auch bei neuen Medien die Nase vorn.
Bereits 1980 veröffentlich-
te die HwK Koblenz eine
Umfrage über den Einsatz
von Computern in Hand-
werksbetrieben; mit einem
eigenen, mit den Kreis-
handwerkerschaften abge-
stimmten Programm nutzt
die Kammer als eine der
ersten Institutionen auch
die Möglichkeiten des Btx
als neues Informations-
medium.
Der Ausstellungsraum von
Korbmachermeister Michael
Steinberg in Bad Kreuznach
ist eine wahre Fundgrube aus-
gefallener Möbelstücke und
skurriler Skulpturen.
Die Umgebung lädt zum Ver-
weilen ein, und wenn man sich
umschaut, entdeckt man allent-
halben ein neues interessantes
Detail: da stehen alte Barstühle
mit Sitzflächen aus Korb-
geflecht, Couchtische aus Glas
und Stahl mit winzigen gefloch-
tenen Applikationen, laden
Korbsessel mit Kirschholz-
körper zum Sitzen ein.
Schon in der dritten Generation
üben die Steinbergs ihr altes
Handwerk aus. Nachdem der
heute 46-jährigeMichael Stein-
berg die staatliche Fachschule
für Korbflechterei in Lichten-
fels/Oberfranken besucht hatte,
arbeitete er in den Betrieben
seiner Eltern in Hamburg und
Berlin, seinerHeimatstadt.Nach
der bestandenenMeisterprüfung
gründete er seine eigene Werk-
statt inBadKreuznach; seit 1990
befindet sichderWerkstattladen
dort auf dem Martinsberg.
Meisterstücke
Entwerfen und Anfertigen von
Möbeln ist die große Leiden-
schaft von Michael Steinberg.
Heinz Pauly
aus Mayen,
33 Jahre,
Tischlerhandwerk:
„Wenn ich meinen
Meister gemacht
habe, weiß ich,
dass ich eine gute
Ausbildung habe
und hoffe auf eine
gute Stelle.“
In mehreren Ländern Afrikas
und Asiens gibt es Partner-
schaftsprojekte der HwK Ko-
blenz, finanziert vom Bundes-
ministeriumfürwirtschaftliche
Zusammenarbeit. Ziel ist es,
vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe zu
leisten. Den heimischen Hand-
werkern werden Techniken
vermittelt, die es ihnen ermög-
lichen, ihre Waren auf dem
(Welt-)Markt anzubieten. Da-
bei sollen die landesspezifi-
schen Eigenheiten (Produkt-
design, Handwerkstechnik) er-
halten bleiben. Langfristiges
Ziel ist, das Handwerk der Ent-
wicklungsländer unabhängig
von externenHilfen zumachen.
Informationen
bei der
Ost-West-GmbH der HwK,
Tel.: 0261/398-124,
Fax: -997, Email:
ter-
net:
Designzentren der HwK Koblenz
„Mein Meisterstück ist ein
Stuhl, an dem ich etwa 60 Stun-
den gearbeitet habe. Erst kürz-
lich habe ich zwei Stühle dieser
Art verkauft“, erzählt der Korb-
machermeister.
Er arbeitet eng mit einem be-
freundeten Schreiner zusam-
men, der ihm die Möbelgestelle
nach seinen Entwürfen konstru-
iert und ihn berät, welche Form-
gebung mit welchen Hölzern
möglich ist. Seit er sich selb-
ständig gemacht hat, kooperiert
Michael Steinberg auch mit den
Designern Peter Wessa, Bruno
Schulz und Wolfgang Laubers-
heimer, Professor an der Kölner
FH für Design. Ein Ergebnis
der Zusammenarbeit mit Wolf-
gang Laubersheimer ist der
„KangarooChair“, ein ebenso
bequemer wie extravaganter
Stuhl, der mittlerweile in etwas
abgeänderter Form wieder zu
haben ist.
Die Kombination von Stahl und
Korb ist ein zusätzliches Mar-
kenzeichen der Möbel von Mi-
chael Steinberg - bei Wolfgang
Laubersheimers Vater hatte er
das Schweißen gelernt. Wenn
die Zeit es erlaubt, entstehen
aus dieser Vorliebe für Metall
in Verbindung mit der Korb-
flechterei kleine Objekte, die
jeder Einrichtung einen beson-
deren Reiz verleihen.
Experimentierfreude
Seine Ideen entwickelt Michael
Steinberg im Gespräch mit den
Kunden oft direkt vor Ort in
deren Wohnung. So ergeben
sich immer wieder neue, indivi-
duelle Möbel und Accessoires.
„Ich experimentiere gerne und
lasse mich dabei auch von tech-
nischen Neuerungen inspirie-
ren. AlsHalogenstrahler neu auf
dem Markt waren, habe ich die
Leuchtenmit Korbgeflecht um-
wickelt. Das Ergebnis war ein
angenehmes, warmes Licht“,
erläutert Michael Steinberg.
Pharao aus Kambodscha
Von den Fähigkeiten des Hand-
werkers profitiert auch Fernost:
Im Rahmen eines Partner-
schaftsprojekts der HwK Ko-
blenz, das nach dem Prinzip
„Hilfe zur Selbsthilfe“ verfährt,
leitete er in Kambodscha und
Laos Workshops: „Es ging in
erster Linie darum, den Leuten
zu zeigen, wie man nach Ent-
würfenKorbmöbel anfertigt und
welche Techniken dabei am ef-
fektivsten eingesetzt werden
können.“
In Bad Kreuznach hat er Stücke
stehen, die aus dem Projekt ent-
standen sind. Darunter sind der
Der KangarooChair vereinigt die Materialien Korb und
Metall mit exklusivem Design - und ist einfach bequem.
Schmuckständer „Pharao“ und
eine Buchstütze im asiatischen
Design.
Virtuelle Werkstatt
Michael Steinberg glaubt an die
Zukunft von Korbmöbeln, ob
nun in Asien oder Deutschland.
Im Februar eröffnete er eine
Filiale in der Kölner Innenstadt,
die sich großer Beliebtheit er-
freut. „Korbmöbel liegen abso-
lut im Trend. Schlichte Formen
und naturbelassene Materialien
werden bevorzugt“, weiß der
Korbmacher.
Im Trend liegt er auch tech-
nisch: seit Oktober 1999 ist er
mit eigener Homepage online.
Wer sich über die Arbeit von
Michael Steinberg informieren
möchte, kann dies also unter
n.
Die Homepage wird ständig ak-
tualisiert, liefert einen Einblick
in die Werkstatt und ist optisch
und qualitativ ebenso anspre-
chend wie die Produkte ihres
Besitzers.
Traditionelles Handwerk, modernes Design, Experimen-
te mit Materialmix: die Welt von Michael Steinberg.
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