Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 13

I Johann Michael (1683-1747)
II Johann Philipp (1705-1776), Johann Heinrich (1715?-1788)
[Johann Nikolaus (1706-1779) in Kastellaun ab 1745]
III Philipp (1734-1814), Franz (1748-1826),
Friedrich Carl (1744-1823), Johann Michael II (1732-?)
IV Carl (1783-1845), Franz Heinrich (1788-1859)
V Friedrich Carl (1819-1891), Georg Carl Ernst (1824-1869)
VI Friedrich (1846-1921), Karl (1847-1926)
April 1933: Vorstandssitzung im Zeichen der Gleichschaltung.
Am 13. April tagt der
Kammervorstand. Thema:
die Gleichschaltung der
HwK mit der nationalen
Regierung. Der Vorstand
überlässt die Neubildung
der Kammerführung der
NS-Gauleitung. Der neue
Vorstand tritt fünf Tage
später zusammen. Die
Vollversammlung bleibt in
ihrer Zusammensetzung
erhalten, wird aber nicht
mehr einberufen.
Legenden ranken sich um die
Felsenkirche, dieweithin sicht-
bar über der Altstadt von
Oberstein thront. Von Bruder-
mord und Sühne ist da die
Rede. Jenseits aller Überliefe-
rungen gilt als sicher, dass die-
ses bauliche Kleinod aus dem
15. Jahrhundert stammt und
eineStumm-Orgel von1756be-
herbergt.
Ihr angestammter Platz auf der
Empore über dem kunstge-
schichtlichwertvollenAltar aus
der Zeit um 1400 ist jetzt leer.
Was noch von der historischen
Orgel zu retten war, befindet
sich in Händen der „Meis-
terwerkstätte für Orgelbau“ von
Rainer Müller in Odernheim/
Glan. Im Januar 2001 soll sie
am gewohnten Platz wieder neu
erklingen.
Bis dahin haben Orgelbauer-
meister, Geselle und Lehrling
noch viel zu tun; außer einigen
„Trümmern“ des Stumm’schen
Orgelprospektes ist nicht mehr
viel erhalten. RainerMüller ent-
wickelt deshalb für die Felsen-
kirche einenNeubau, allerdings
mit dem Konzept einer erwei-
terten Stumm-Orgel mit 20 Re-
gistern auf zwei Manualen: Das
Hauptwerk entspricht denWer-
ken derHunsrückerOrgelbauer-
familie, das Schwellwerk er-
gänzt das Klangbild um roman-
tische Stimmen.
Höchsten Ansprüchen soll das
klingende Juwel im Wahrzei-
chen der Edelsteinstadt genü-
gen, denn das Instrument wird
fast ausschließlich konzertant
genutzt werden. Und das be-
deutet: Viele Organisten wer-
den die Qualität der neuen Or-
gel „austesten“.
Alte neue Meisterschaft
„Ich habe bei meinen Restau-
rierungsarbeiten die Bauprin-
zipien der Stumms regelrecht
studiert und greife bei meinen
Neubauten darauf zurück“, er-
läutert der 39-jährige Meister.
Müller vertritt den histori-
sierendenOrgelbau, beschränkt
sich auf die traditionellenWerk-
stoffe Holz, Zinn, Eisen, Leder
und Filz, während Kunststoffe
außen vor bleiben: „In den 50er
und 60er Jahren experimentier-
ten die Orgelbauer mit vielen
neuen Materialien mit dem Er-
gebnis, dass nach 20 bis 30 Jah-
ren bereits große Reparaturen
Sechs Generationen Stumm:
Orgelbauer der Sulzbacher Tradition
Dass sein Ansatz richtig ist und
er sich auf sein altes Handwerk
wirklich versteht, hat Rainer
Müller zuletzt an der Orgel in
der Herrsteiner Schlosskirche
bewiesen. DiesesWerk des spä-
ten 18. Jahrhunderts restaurier-
te und rekonstruierte er aus den
noch erhaltenenFragmenten der
Stumm-Orgel aus der dritten
Generation, korrigierte dabei
auch Modernisierungen, die in
den 60er Jahren vorgenommen
wurden.
Lehr- und Wanderjahre
ObRestaurierung oder Neubau:
Bis ein Orgelbauer die ganze
Breite seines traditionsreichen
Handwerks kennen gelernt und
sich angeeignet habe, müsse er
einige Schulen durchlaufen ha-
ben, zeigt sich Rainer Müller
beitsschritte komplett durchfüh-
ren, lernen sie die Bannbreite
ihres Handwerks richtig ken-
nen. Müller legt Wert darauf,
dass er selbst immer auch in der
Werkstatt tätig bleibt, selbst
wenn Planung und Konstrukti-
on ihn oft an den Schreibtisch
binden.
Imvergangenen Jahr erwarb der
Orgelbauermeister eine neue
Werkhalle in Merxheim/Nahe,
nachdem er fast zwei Jahre ver-
gebens nach Expansionsmög-
lichkeiten in Odernheim und im
Konversionsgelände Pferdsfeld
gesucht hatte. „Drei bis fünf
Arbeitsplätze scheinen beiman-
chem Entscheider nicht zu zäh-
len“, versteht er die erfolglose
Suche bis heute nicht. In Aus-
sicht gestellte öffentliche För-
dermittel blieben bei halbem
Wert auf der Strecke. Um eige-
ne Investitionen in Maschinen
und Werkstatt niedrig zu hal-
ten, kooperiert er mit dem Bad
Kreuznacher Schreinermeister
Manfred Christmann-Jacoby,
selbstOrgelbauergeselle, der für
ihn die Holzarbeiten vor allem
für die Orgelgehäuse ausführt.
Auch wenn er den Start in die
Selbständigkeit weitgehend aus
eigener Kraft meistern musste,
kann Rainer Müller heute zu-
frieden sein: Die Auftrags-
reichweite des jungenUnterneh-
mens beträgt zwei Jahre, je zur
Hälfte verteilt auf Neubauten
und Restaurationen. Seine jetzt
erreichte Betriebsgröße will er
weiter festigen, Lehrling Ben-
jamin Huwig wenn möglich im
kommenden Jahr als Geselle
übernehmen und wiederum ei-
nen Lehrling einstellen.
überzeugt. 1978 begann er sei-
ne Lehre im Schwarzwald bei
Claudius Winterhalter; bis zu
seiner Selbständigkeit im Jahr
1993 arbeitete er bei insgesamt
sechs Orgelbauern in verschie-
denen Regionen.
„Meine Leute sollen aus sich
heraus arbeiten“, betont der
Orgelmeister. Nur wenn sie gut
motiviert sind und ganze Ar-
an den Orgeln anfallen. Techni-
ken dagegen, die über 200 Jahre
gehalten haben, können wir
doch heute wieder neu und mit
Erfolg einsetzen.“
Restaurator
...im Handwerk - die Chance
für Maurer, Maler und La-
ckierer, Stukkateure und
Tischler, die sich als Fach-
kraft qualifizieren wollen.
Informationen im HwK-
Zentrum für Restaurierung
und Denkmalpflege, Tel.:
06785/9731-760, Fax: -769,
Email:
Hoch über dem Stadtteil Oberstein thront als Wahrzei-
chen die Felsenkirche.
Orgelbauermeister Rainer
Müller (l.) hält ein Pfeifen-
brett aus dem Orgelpros-
pekt der Felsenkirche in
Händen; dort ist derzeit die
Orgelempore verwaist (r.).
Oben: die restaurierte
Stummorgel in der
Herrsteiner Schlosskirche.
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