Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 8

1839: Freiwillige Zusammenschlüsse bevorzugt.
Statt in staatlich kontrol-
lierten bzw. favorisierten
Innungen ziehen es die
Meister in zahlreichen
Städten und Gemeinden
vor, sich in freiwilligen
Gewerbevereinen zusam-
menzuschließen. 1839 ent-
steht auf diese Art und
Weise die Cochemer
Holzarbeitergesellschaft
aus Schreinern, K üfern,
Drechslern, Glasern und
Mühlenmeistern.
Seit einem Jahr leitet Maurer-
meister Winfried Kranz die
Kranz Bauunternehmung in
Ediger-Eller. Neuanfang oder
Übernahme des väterlichenBe-
triebs hieß für den jungen
Mann die entscheidende Fra-
ge nach erfolgreichem Meis-
terabschluss.
„Eigentlich habe ich ganz von
vorn anfangenwollen“, erinnert
er sich „Ich bin anders als mein
Vater. Es gibt immer wieder
Kunden, die sich schwer tun,
das zu akzeptieren.“ Trotzdem
ist ihm der Betrieb ans Herz
gewachsen. Er hat beim Vater
gelernt und hatte bereits wäh-
rend der Gesellenzeit und spä-
ter als Jungmeister eigenverant-
wortliche Aufgaben. So war er
unter anderem für Planung,
Kalkulation, Durchführung und
Kontrolle betrieblicher Maß-
nahmen sowie für dieLehrlings-
ausbildung zuständig.
„Ich kenne alle Höhen und Tie-
fen, die ein Baubetrieb mit sich
bringt.“ Dass er sich 1999
schließlich doch entschloss den
Aktuelles Raumdesign im
Zusammenspiel verschiede-
ner Materialien schafft
Wohnkultur.
Existenzgründung
Die HwK-Betriebsberatung
hat für Existenzgründer ein
umfangreiches „Existenz-
gründungspaket” zusam-
mengestellt.
Es besteht aus einem Leit-
faden zur Betriebsgrün-
dung, Checklisten als
Arbeitsmaterial und einer
CD-ROM der rheinland-
pfälzischen Handwerks-
kammern „Selbständig im
Handwerk“.
Mit Hilfe der Checklisten
werden die wichtigsten De-
tails für eine Betriebsgrün-
dung erfasst. In der richti-
gen Strukturierung liegt oft
der Erfolg von Finanzie-
rungsgesprächen mit der
Bank.
Für die Übernahme von
Betrieben, Betriebsleiter-
stellen oder Maschinen und
Einrichtungen enthält die
HwK-Betriebsbörse Ange-
bote und Gesuche.
Informationen
bei der
HwK-Betriebsberatung,
Tel.: 0261/398-248,
Fax: -994, Email:
Internet:
Neben Neubauten zählt die
Sanierung historischer Bau-
substanz zu den Aufgaben
des Kranz-Teams.
elterlichen Betrieb zu überneh-
men, lag auch daran, dassHwK-
Betriebsberater ihn zu diesem
Schritt ermutigten.
Seit 1961 zählt das von Richard
Kranz gegründeteBauunterneh-
men zu den führenden im Kreis
Cochem. „Ein fester Kunden-
stamm ist nicht zu unterschät-
zen, darüber hinaus erleichtern
langjährigeMitarbeiter und eine
solide technischeGrundausstat-
tung den Neuanfang.“
Trotzdembetrat der jungeMau-
rermeister auch neue Pfade, vor
allem in der Öffentlichkeitsar-
beit. Jüngstes Beispiel ist die
Internetpräsenz
unter
Das Leistungsangebot umfasst
neben der Ausführung vonNeu-
bau-, Umbau- und Renovie-
rungsarbeiten den Beton- und
Stahlbau, Außen- und Innen-
putzarbeiten, die Herstellung
von Fließestrichen sowie alle
anfallenden Wartungs- und Re-
paraturarbeiten im baulichen
Bereich. „Obwohl der klassi-
sche Maurerbetrieb gerade im
ländlichen Bereich noch gefor-
dert ist, sichert langfristig gese-
hen ein breites Leistungsspek-
trum unsere Existenz“, weiß
Winfried Kranz.
So bietet er auch Arbeiten im
historischen und denkmalpfle-
gerischen Bereich unter Ver-
wendung von natürlichen Pro-
dukten an. Die Erhaltung beste-
hender Bausubstanzen mit in-
novativen Materialien und Ar-
beitstechniken sieht der junge
Firmeninhaber für sich und sei-
ne elf Mitarbeiter als eine be-
sondere Herausforderung. Per-
sönlicheWeiterbildung steht für
ihn obenan. „Man kann nurwirt-
schaftlich erfolgreich sein,wenn
man sich Unternehmensgrund-
sätze aufgestellt hat und diese
konsequent umsetzt.“
„Ich habe keine Angst etwas
zu wagen, denn nur wer Risi-
ken eingeht, lernt mutig zu
sein“, beschreibt Elektroinge-
nieur Marco Löhr aus Löf/
Mosel sein Lebensmotto.
Vor drei Jahren übernahm der
junge Mann die kleine Werk-
statt seines Vaters, Schlosser-
Sie arbeiten Hand in Hand: Elektroingenieur Marco
Löhr und sein Vater, Schlossermeister Klaus Löhr.
meister Klaus Löhr. Sein Ziel
war es von Anfang an, die Me-
tallbearbeitung durch Elektro-
leistungen zu erweitern.
Diesen Rat bekam er von der
HwK-Betriebsberatung; er lobt
die unbürokratische Hilfe vor
allem in betriebswirtschaftli-
chen und rechtlichen Fragen.
Heute bietet der gelernte Ener-
gieanlagenelektroniker neben
traditionellen Schlosserarbeiten
für Geländer, Treppen, Tore,
Überdachungen auch die Edel-
stahlverarbeitung und Kom-
plettlösungen im Bereich An-
triebstechnik an. Weiterhin lie-
fert er zu Türen und Toren die
notwendigen Komponenten der
Sicherheitstechnik.
„Ein Handwerksbetrieb muss
verstärkt Dienstleistungen an-
bieten, um sich am Markt be-
haupten zu können“, so Löhr.
Für den Großauftraggeber Lidl
erledigt er imMetall- und Elek-
trobereich alle anfallenden
Reparaturaufträge. Seine Kun-
den finden sich imUmkreis von
100 Kilometer.
Blick zurück
„Eigentlich hätte ich auch
Schlosser werden können, denn
schon als Kind habe ich den
Duft der Werkstatt geschnup-
pert. Das Tüfteln und die Arbeit
mit Kopf und Hand liegt mir“,
blicktMarco Löhr zurück. Nach
dem Fachabitur und einer Aus-
bildung zum Energieanlagen-
elektroniker absolvierte er ein
Studium an der Fachhochschu-
le in Koblenz.
Zwei Jahre Arbeit bei einer
Zeitarbeitsfirma befriedigten
ihn nicht. Da war sein Wunsch
nach eigenverantwortlicher Tä-
tigkeit als selbständiger Unter-
nehmer. So lag es nahe, in den
Einmann-BetriebdesVaters ein-
zusteigen. Heute haben beide
die Rollen getauscht. Marco
Löhr ist der Chef, sein Vater
arbeitet eigenverantwortlich in
seinem Spezialgebiet. Ein
Metallbauergeselle ergänzt das
Team. Marcos Ehefrau managt
das Büro.
Die Schlosserwerkstatt wurde
inzwischen längst zu klein. Die
neue Halle ist fast fertiggestellt.
Im August beginnt der erste
Lehrling bei Marco Löhr seine
Ausbildung.
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