Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 5

Ausstellung im Koblenzer Schloss + Miteinander: Leben, Wohnen, Arbeiten
„...so finden wir imMetallbau heute eine
andere Form von Handwerk. Die Nach-
wuchskräfte bringen hervorragende Lei-
stungen. Sie müssen Zeichnungen lesen
können und mit Hilfe von Computern
umsetzen. Das Endergebnis ist auch ein
handwerkliches Produkt, nur die Metho-
den haben sich geändert.“
Christian Schultheis, Koblenz,
Ehrenobermeister Metallbau-Innung
„...so muss vor allem die Meisterprüfung
bleiben, das ist das wichtigste, was es
gibt, und das Ausland beneidet uns dar-
um. Die Meisterprüfung ist unser Güte-
siegel. ... Ich habe meine Nachfolger gut
ausgebildet. Das Handwerk kann nicht
sterben, das wird immer wieder ge-
braucht.“
Wilhelm Krampen, Koblenz,
Installateurmeister, früher Obermeister
„...so ist das Schönste an meinem Hand-
werk das Gestalterische. Meine liebste
Arbeit war, das habe ich immer gesagt,
das Zuschneiden. Das Entwerfen, Ent-
wickeln und Zuschneiden und die Tech-
nik, das eigentliche Nähen, das ist ein-
fach die Grundlage, das muss man wei-
tergeben können und das habe ich getan.“
Käthe Krumholz, Vallendar,
Schneidermeisterin
„...so ist das Besondere am Friseur-
handwerk: Näher kommt man den Men-
schen kaum. Über das rein Handwerkli-
che hinaus fordert uns das Schön-Sein-
Wollen des Kunden, das Mit-der-Zeit-
Gehen des Handwerkers. Meine Devise:
Sich konzentrieren auf die Arbeit, auf
den Kunden eingehen, Partner sein.“
WernerDürr, Altenkirchen, Friseur-meis-
ter, früher Kreishandwerksmeister
Vor einigen Jahren überrasch-
ten er und seine Mitstreiter die
Koblenzer in der Vorweih-
nachtszeit mit einem glitzern-
den Lamettaregen. Witziges,
Unübliches, Aufsehenerregen-
des. Genau darauf nimmt das
Team der Designergruppe
„Kunstflug“ mit „Pilot“ Heiko
Bartels, Professor für Produkt-
design an der Uni Weimar, seit
1980 kontinuierlich Kurs. 1989
hob „Kunstflug“ zu einer auf-
sehenerregenden Ausstellung
mit Modellen und Objekten in
der Galerie Handwerk ab.
Macher für Ausstellungen
In den 90er Jahren klopftenVeranstal-
ter zunehmend bei Bartels und seinen
Mitfliegern auch dann an, wenn es um
die Gestaltung, die Konzeption von
Ausstellungen ging. Eine Ausstellung
über die Geschichte des Kunststoffs in
derTischkultur imDeutschenKlingen-
museuminSolingen, Kulturgeschicht-
liches zum Türdrücker im Frankfurter
Architekturmuseum, eineAusstellung
über „Entartete Musik“ in den Räu-
men des ehemaligen Gauvereins in
Weimar. „Eine schwierige, aber reiz-
volle Aufgabe“, erinnert sich Bartels.
Handwerkliche Vielfalt
Genau so umreißt er
auchseinneuestesPro-
jekt, die Ausstellung
zum 100. Geburtstag
der Handwerkskam-
mer im Koblenzer
Schloss unter dem
Motto „Miteinander:
Leben, Wohnen, Ar-
beiten“, die am 24.
August eröffnetwird.
„Erstens reizt mich
das breite Spektrum
des Handwerks“, er-
klärt Bartels, als wir
ihn bei Vorgesprä-
chen und Lichtpro-
ben imSchloss tref-
fen, „und zweitens
die Tatsache, dass
die Handwerkskam-
mer gerade in Ko-
blenz ausgesprochen
eng mit der Stadt
verzahnt ist“. Dass
es landauf, landab
in diesen Wochen
und Monaten ver-
gleichbare Jubilä-
sentieren, durch Kleinmöbel und aus-
gewähltesKunsthandwerk. „DerRaum
verlangt ganz einfach ein bisschen
Prunk und Aufwand.“
Umrahmt wird die Jubiläumsausstel-
lung von einem informativen und un-
terhaltsamenBeiprogramm, vonTech-
nik- undWissenschaftskongressen bis
zum Handwerksfest - nicht zu verges-
sen unterschiedliche Angebote fürs
leibliche Wohl u.a. im stimmungsvol-
len Garten des Schlosses.
en feiert, empfindet der
Ausstellungsmacher als
zusätzlichen Anreiz. „Da
können wir auch gut aus-
probieren,wieman sichge-
gen diese Flut abheben
kann.“
Mobil mit Medien
An Ideen dafür mangelt es
ihm - natürlich - nicht, Ideen
zu den zu bearbeitendenThe-
men, zum Ort der Ausstel-
lung. Einbezogen wird z.B.
gleich der Platz vor dem
Schloss, auf dem sich u. a. die
Bauhandwerker präsentieren
werden; drinnen, im Treppen-
haus, stimmen Fotosequenzen
auf 100 Jahre Handwerks- und
Kammergeschichte ein und ver-
deutlichen den grundlegenden
Gedanken des Miteinander, die
BeziehungenzwischenKammer,
HandwerkundRegion. Selber die
Themen erforschen können Inter-
essierte imBlauen Saal, der in ein
multimediales Archiv umgestal-
tet wird. „Ohne denmassiven Ein-
satzunterschiedlicherMedien läuft
heute bei einer solchen Ausstellung
nichts!“
Wohnen im Prunk
Um Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft des Handwerks dreht sich al-
les imSpiegelsaal.Werkzeuge spielen
dabei, laut Bartels, die zentrale Rolle,
„weil ich denke, dass gerade Hand-
werker zu ihren Gerätschaften immer
eine besondere Beziehung hatten und
haben, ablesbar ja schon an den Zunft-
zeichen“.
Im Kaisersaal wird sich, prächtig in-
szeniert, auf einer langen Tafel und in
Vitrinen derBereich desWohnens prä-
Entwürfe
zum Aus-
stellungs-
konzept aus
dem Bartels-
Team.
Der Kopf der „Kunstflieger“:
Professor Heiko Bartels
von der
Bauhaus-Universität
in Weimar.
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