Handwerk Special Nr. 75 vom 17. Mai 2000 - page 4

6. Jahrhundert n.Chr.: Baukultur mit äußeren Anleihen.
„Als Auftrag, der ihm Anlie-
gen war“, beschreibt der Ko-
blenzer Steinbildhauermeister
Manfred Lorisika, dessen Un-
ternehmen in diesem Jahr sein
75jähriges Jubiläum begeht,
die Gestaltung eines 1,35 m
hohen und 0,9 m breiten Bach-
findlings als Mahnmal.
„Die Arbeit war eine Heraus-
forderung. Ich habe dieArbeits-
stunden nicht gezählt“, so der
56-jährige über sein Auftrags-
werk für den Landesverband
Rheinland-Pfalz der Deutschen
Sinti von 1997. Das Mahnmal
„Wider dasVergessen“ steht am
Moselufer, Nähe Deutsches
Eck. Es erinnert an die während
der NS-Zeit inKoblenz verfolg-
ten und ermordeten Sinti und
Roma. Die Inschrift arbeitete
Lorisika nicht als kantige Tafel,
sondern wie eine Papyrusrolle
im Bronzeguss. „Jeder Stein-
metz hat seine ihmeigeneHand-
schrift, die seine Arbeiten ein-
zigartig macht“, erklärt er.
In dritter Generation
„Steine sind ein Symbol für die
Ewigkeit, Ausdruck des Unver-
gänglichen. Mich fasziniert es,
diesemharten, widerstrebenden
Material eine Form aufzuzwin-
gen. Die Entscheidung über die
Form ist immer endgültig, des-
halb müssen alle Bearbeitungs-
schritte vom Rohling bis zum
Die Inschrift am Mahnmal
„Wider das Vergessen“ ar-
beitete Manfred Lorisika
als Papyrusrolle aus Bron-
zeguss.
Der Meister bei seiner täg-
lichen Hand-Arbeit (u.).
fertigen Produkt sorgfältig ge-
plant werden“, sagt Lorisika.
Der Steinbildhauermeister lei-
tet den Familienbetrieb in Ko-
blenz-Neuendorf in dritter Ge-
neration. Für ihn gab es eigent-
lich nie einen anderen Berufs-
wunsch: „Ich fiel aus der Küche
sozusagen in die Werkstatt.“
Bereits Großvater Thomas
Lorisika war Steinmetz- und
Steinbildhauermeister. Er be-
gann 1925 imHof seinesGrund-
stücks, bevor er eine eigene
Werkstatt baute. 1936 entstand
die neueWerkstatt amNauweg,
die auch heute noch Standort
des Familienunternehmens ist.
Vater Alfred Lorisika lernte
beimVater und übernahm 1955
den Betrieb. Er vergrößerte und
modernisierte ihn.
„Die neuen Gesteinsarten aus
Marmor und Granit erforderten
andere Techniken“, erklärt der
heutige Firmeninhaber, der sei-
ne Meisterprüfung 1969 ableg-
te. Die Betriebsübernahme er-
folgte 1974. Bis heute hat
Lorisika 13 Lehrlinge ausgebil-
det. Für Manfred Lorisika, der
„Jeder Stein ist ein Stück Per-
sönlichkeit“, deshalb tue es ihm
„weh, wenn ein Kunde einen
Grabstein in Auftrag gibt, den
er irgendwo gesehen hat.“
Große Bedeutung misst er der
individuellenBeratungbei: „Die
Gestaltung fängt bei der Bera-
tung an.“ Er legt Wert darauf,
dass das Schriftbild auf dem
Grabstein in sich geschlossen
ist, der Name insgesamt gelesen
werden kann. 120 Grabsteine
fertigt er imJahr. In seinerWerk-
statt gehören moderne Maschi-
nen ebenso zur Ausrüstung wie
der traditionelle Meißel und der
Klöpfel.
Neben der Herstellung von
Grabsteinen zählt zu seinen
jüngsten Arbeiten die Bestü-
ckung des Rhein-Lehrpfades
vonEhrenbreitsteinnachHorch-
heim mit Basaltlavasteinen, die
erklärendeBronzeschriftplatten
tragen.
auf die Gestaltung von Grab-
malen spezialisiert ist, hat sein
Beruf etwas Künstlerisches,
Schöpferisches. Die Steinewer-
den auf Formgeschnitten und je
nach Auftrag geschliffen und
poliert. „Wir hauchen denStein-
tafeln Leben ein“, beschreibt er
die Arbeit in seiner Werkstatt.
Verputzt, verklinkert oder
schlicht lackiert - Holzhäuser
gibt es heute in den verschie-
densten Formen, und sie sind
nicht immer auf Anhieb als
solche zu erkennen. Grund-
konzept vieler dieser Häuser
ist der moderne Holzrahmen-
bau. Das Holzbauunterneh-
men Fein im Westerwald ge-
hört zu den Spezialisten dieser
Bauweise.
„Seit sechs Generationen lebt
das Zimmererhandwerk in un-
serer Familie“, weiß Christoph
Fein zu berichten. Schon Kas-
par Fein, 1809 geboren, übte
diesen Beruf aus. Das Unter-
nehmen selbst feiert in diesem
Jahr sein 75-jähriges Jubiläum.
Geleitet wird es heute von den
vier GeschwisternDieter, Axel,
Christoph und Nicole.
Gut aufgeteilt führen sie die ein-
zelnen Bereiche des Betriebs:
Axel Fein als Zimmerermeister,
Nicole und Dieter Fein als Di-
plom-Ingenieure und Christoph
Fein als Diplom-Kaufmann.
Und auch für die Nachfolge in
der nächsten Generation ist
schon gesorgt. Tino hat seine
Lehre als Zimmermann abge-
schlossen, Björn blickt seiner
Gesellenprüfung entgegen. Als
jüngstes Familienmitglied ist
Vanessa Fein im Unternehmen
tätig und macht eine Ausbil-
dung als technische Zeichnerin.
Zimmer-Meister-Haus
Natürlich gehören zu den Auf-
gaben von Holzbau Fein eine
Vielzahl vonZimmererarbeiten,
doch der Holzrahmenbau ist das
Spezialgebiet des Handwerks-
betriebs. Die Technik des Holz-
rahmenbaus stammt ursprüng-
lich aus Amerika. Christoph
Fein stellte schon 1987 die
Unternehmensstruktur darauf
um. Holzbau-Fein gehörte
damals zu den Gründungsmit-
gliedern des „Zimmer-Meister-
Haus-Verbandes“, der deut-
schlandweit 80Betriebe umfasst
und für die Qualität der Arbei-
ten im Holzrahmenbau steht. In
der Vereinigung mit anderen
Betrieben findet ein ständiger
Erfahrungsaustausch statt zu
dafür verfolgtmandas zukunfts-
weisendeKonzept des Holzrah-
menbaus. Gerne betont Chri-
stoph Fein, wie sehr sich tradi-
tionelles Zimmererhandwerk
undmoderneBautechnik beein-
flussen. Ohne das handwerkli-
cheWissen des Zimmerers kann
auch das beste Konzept keine
sinnvolle Umsetzung finden.
schenräume Dämmmaterial ge-
füllt. Auch die Haustechnik fin-
det darin genügend Platz. Diese
Konstruktion bietet einen be-
sonderen Wärme- und Schall-
schutz.
Vor allem sind es Bauzeit und -
kosten, die für diese Bauweise
sprechen. Steht der Kunden-
wunsch einmal fest, werden die
einzelnen Bauteile in den Be-
triebshallen vorbereitet und
dann nur noch zum Aufbau an
die Baustelle transportiert. In-
nerhalb kürzester Zeit ist dort
der Neubau errichtet.
Modernes Design
Vielen erleichtert die Ästhetik
einer Holzfassade die Entschei-
dung zumHolzrahmenbau. Un-
ter Mitarbeit eines Architekten
entwickelt Holzbau Fein selbst
neue und individuelle Wohn-
ideen. Im Zusammenklang von
Ökonomie, Ökologie und mo-
dernem Design zeigt sich Holz
dabei alsWerkstoff der Zukunft
- und der Zimmerer als Gestal-
ter einer neuen Wohnkultur.
aktuellen Fragen der Bauphysik
oder zu schalltechnischen
Aspekten.
Heute werden im Westerwald
weniger Dachstühle gefertigt,
Der Holzrahmenbau zeichnet
sich durch ein optimal isolie-
rendes Dämmsystem aus. Auf
dasGrundgerüst einesVollholz-
rahmens wird eine aussteifende
Beplankung gesetzt, in die Zwi-
Die Holzrahmenbauweise versteckt ihre inneren Werte
hinter einer ansprechenden Außenhülle.
Die Kunst des Steinbaus
geht in der Zeit der Völ-
kerwanderung nicht völlig
unter, wie etwa frühmittel-
alterliche Grabsteine an
Rhein und Mosel zeigen.
Für anspruchsvollere
Bauwerke aber werden
nach wie vor auch fremde
Steinmetze und Maurer
herangezogen; steinerne
Monumentalbauten blei-
ben die Ausnahme.
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