Handwerk Special Nr. 74 vom 12. April 2000 - page 8

13./14. Jahrhundert: Ausbildung des Nachwuchses wird ein Grundpfeiler.
Eine geregelte Ausbildung
der Lehrlinge ist, wie sich
bald zeigt, unerlässlich für
das „Alte Handwerk“.
Wissen wird allein in der
Werkstatt mündlich oder
durch Anschauung an
Lehrlinge und Gesellen
weitergereicht. Männli-
ches Geschlecht, eheliche
und ehrliche Geburt sind
die Grundvoraussetzungen
für die Ausbildungsfähig-
keit. Als ungeeignet gelten
die Kinder von fahrenden
Leuten, Abdeckern,
Scharfrichtern und Schä-
fern.
Mit 19 legte er – als jüngster
Meister seines Jahrganges - die
Meisterprüfung ab, übernahm
im gleichen Jahr den elterli-
chen Betrieb und ging auf Ex-
pansionskurs:AndreasZeisaus
Herschbach im oberenWester-
wald.
Das war 1983. „Ich hatte da-
mals, trotz meines Alters, ganz
konkrete Vorstellungen von der
Zukunft unseres Unternehmens,
und die habe ich Stück für Stück
umgesetzt“, so der heute 36-jäh-
rige Handwerksmeister, der 25
Mitarbeiter, darunter drei Lehr-
linge, beschäftigt.
Zu seiner Erfolgsgeschichte gibt
es das passendeMarketing-Kon-
zept: Das fängt mit demFirmen-
logo „Die!Dachdecker“ an, be-
inhaltet ein 24-Stunden-Notte-
lefonundschließtmiteinembrei-
ten Produkt- und Dienstlei-
stungsangebot ab. „Die Aufga-
ben haben sich seit der Betriebs-
gründung 1924 stark verändert“
beschreibt Andreas Zeis sein
Handwerk. „Heutewerden nicht
nur Dächer in verschiedenen
Techniken und mit unterschied-
lichsten Materialien gedeckt, zu
unseren Arbeiten gehören auch
die Dachbegrünung, Klempner-
und Gerüstbauarbeiten oder
Wandausführungen“. Besonde-
res Augenmerk widmet der We-
sterwälder der Energieberatung
beimHausbau, denn gerade eine
gute Dachisolierung spart Geld
und sorgt für ein gutes Wohn-
klima im Haus. „Dabei arbeiten
wir mit Fachhandwerkern ande-
rer Gewerke zusammen.“
Seinen Kundenkereis konnte
AndreasZeis kontinuierlich aus-
bauen, „im Umkreis bis 200 Ki-
lometer haben sich unsere Lei-
stungen herumgesprochen und
wird auf unsere Arbeit zurück-
gegriffen“. Günstig sei zur Zeit
die konjunkturelle Nachfrage
durch private Bauherren, so die
Feststellung der Herschbacher
und kritisieren gleichzeitig die
nachwievorschlechteZahlungs-
moral vieler Auftraggeber, be-
sonders aus dem kommunalen
Bereich.
Einen lukrativen Markt hat der
36-jährige in der Fertigung von
Dachelementen ausgemacht.
„Wir fertigen selbst vor und la-
gernBauteilewieGauben,Dach-
vorbauten oder Fertiggaragen“.
Als 19-jähriger Hand-
werksmeister übernahm
Andreas Zeis 1983 den
Familienbetrieb.
Dächer! Ob aus Metall, in
Schiefer- oder Ziegel-
deckung, ob Neubau, Repa-
ratur oder „Einrüsten“ von
Gebäuden - ohne Dachdek-
ker hätten unsere Häuser
laufend Schnupfen.
Sie steigt für individuelle Lö-
sungen aufs Dach: Dachde-
ckermeisterinBrigitte Latsch-
Weber. Sie gehört zu den 162
Frauen unter den 1800 Jung-
meistern - in einem für Frauen
eher untypischen Handwerk.
Latsch-Weber übernahm1999
den Betrieb vomVater in Her-
dorf. Seitdem gibt sie bei fünf
männlichen Mitarbeitern den
Ton an. ObZiegel- oder Schie-
ferdach, Walm- oder Flach-
dach, je nach Trend und Ge-
Die Lieferung und der Einbau
vorOrtwerdenmiteigenerTech-
nik und aus einer Hand realisiert
– ein großer Schritt in Richtung
Zukunft in einer 75-jährigen
Firmengeschichte, die so erfolg-
reich im neuen Jahrtausend fort-
geschrieben wird.
schmack steigt dieDachdecker-
meisterin ihren Kunden aufs
Dach. Kenntnisse um Außen-
wandbekleidung, wärme-
dämmende oder energie-
sparende Maßnahmen sind
dabei gleichermaßen gefragt.
Die junge Frau hat ihre Mei-
sterprüfung 1998 bei der HwK
Koblenz mit Bravour bestan-
den. Auchwenn ihrVater nicht
mehr aktiv mitarbeitet, fragt
die jungeMeisterin ihn ab und
zu um seinen Rat: „50 Jahre
Berufserfahrung sind durch
nichts zu ersetzen.“
Zu den Jungmeistern 2000 ge-
hören auch rund 200 Meister
aus dem Dachdeckerhandwerk,
die sich in der Bundesfach- und
Meisterschule in Mayen quali-
fizieren.
Sie absolvieren in dieser bun-
desweit einzigen Bildungsein-
richtung für das Dachdecker-
handwerk alle vier Teile der
Meistervorbereitung (Fach-
praxis und Fachtheorie, Wirt-
schaft und Recht, Berufs- und
Arbeitspädagogik) und legen
dort auch ihre Prüfung ab. Der
Meisterprüfungsausschusswird
von der HwK Koblenz als der
örtlichen Kammer gestellt.
Bei der Meisterfeier in der
Rhein-Mosel-Halle am 9. April
fehlten die Jungmeister vom
Dach allerdings - sie richten ihre
eigene Feier in Mayen aus.
Der nächste Meisterkurs
für Dachdecker beginnt am
14. August in Mayen.
Infos unter Tel.: 02651/98730
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