Handwerk Special Nr. 74 vom 12. April 2000 - page 17

1900/01: Genossenschaften der Handwerker wachsen nur zögernd.
Als die HwK ihre Arbeit
aufnimmt, ist das Genos-
senschaftswesen schwach
entwickelt. Das Debakel
einer Schneider-Genos-
senschaft im pfälzischen
Homburg war nicht dazu
angetan, den Gedanken zu
fördern. Bis 1901 werden
trotzdem die Rohstoff-Be-
zugsgenossenschaft für
Tapezierer und Dekora-
teure in Koblenz, die
Schuhmachergenossen-
schaft Boppard und die
Kreditgenossenschaft in
Simmern gegründet.
Draußen ist es kalt und imHaus
mollig warm, obwohl es keine
Heizung gibt. Nur zwei Glüh-
birnen brennen. Utopie? Nein,
in einem Passivhaus, der Wei-
terentwicklung der Niedrig-
energiehäuser, ist dies bereits
Realität.
Das Familienunternehmen Loth
ausNiederelbert imWesterwald
bietet Passivhäuser in Holz-
rahmenbauweise an. Damit be-
tritt der Zimmereibetrieb Neu-
land in Rheinland-Pfalz und
setzt Zeichen im ökologischen
Hausbau.
Was ist ein Passivhaus?
Den Grundgedanken eines
Passivhauses erklärt der Firmen-
chef, Dipl.-Ing.Wolfgang Loth,
der das Unternehmen seit 1982
in dritter Generation leitet, so:
„DieHäuser haben zu jeder Jah-
reszeit ein behagliches Wohn-
klima ohne ein separates Hei-
zungs- und Klimatisierungs-
system. Wärme sammeln, Wär-
me speichern, so wenig Wärme
wiemöglich verlieren, lautet die
Devise. Es heizt und kühlt sich
eben rein passiv. Dies wird
hauptsächlich dadurch erreicht,
dass alle Fassaden und das Dach
extrem gut gedämmt sind, bis
zu40Zentimeter dick.Dreifach-
verglasungen mit zwei Be-
schichtungen sorgen für solare
Gewinne. Eine kontrollierte
Wohnungslüftung garantiert
regelmäßige Lufterneuerung.
Die Frischluft wird von außen
über den Wärmeaustauscher in
das Haus geführt und dort durch
die Abluftwärme bereits vor
Eintritt in das Gebäude er-
wärmt.“
75 Prozent weniger Energie
„Die maximale Heizlast in
Passivhäusern liegt bei weniger
als zehn Watt pro Quadratme-
ter. Das bedeutet, dass zwei
Glühbirnen an kalten Winterta-
gen ausreichen, um ein Zimmer
von 20 m
2
zu heizen. Für ein
Passivhaus von 120 m
2
in
Holzbauweise liegen die Heiz-
energiekosten bei ca. 150 Mark
pro Jahr. Darüber hinaus ist auch
der Verbrauch für die Warm-
wasserbereitung und den
Haushaltsstrom verringert. Der
Energieverbrauch für alleHaus-
haltsanwendungen ist um 75
Prozent reduziert“, heißt es in
einer Studie des Passivhaus-In-
stituts Darmstadt. Trotz diesen
hohen Energiesparstandards ist
ein Quadratmeterpreis von
2.300 Mark wie in herkömmli-
cher Bauweise zu realisieren.
Zimmerer-Tradition
„Die Kombination des nach-
wachsenden Rohstoffes Holz
mit der inzwischen auch gesetz-
lich verbindlichenEnergiespar-
Die hochgedämmte Gebäude-
hülle ist im Holzbau kein Pro-
blem. Darüber hinaus ermögli-
chen die schlankeren Konstruk-
tionen derHolzbauweise gegen-
über der Massivbauweise einen
höheren Wohnflächengewinn
bei gleichenAbmessungen“, be-
gründet Wolfgang Loth den
Vorteil des Holzbaus.
Bereits seit 1996 hat sich das
1900 vonZimmermeister Fried-
rich Loth gegründete Familien-
unternehmen, das in diesemJahr
sein 100-jähriges Betriebs-
jubiläum feiert, überwiegend
auf denBauvonNiedrigenergie-
häusern in Holzrahmenbau-
weise spezialisiert. Wenn auch
Hammer und Nagel, Säge und
Zange nach wie vor typische
Werkzeuge der Holzbearbei-
tung und des Zimmererhand-
werks sind, ist eine wirtschaftli-
che Produktion heute nur mit
zeitgemäßer Computertechno-
logie möglich. Bereits 1985 er-
stellte der Holzbaufachbetrieb
erste Dachaufrisse mit Compu-
terhilfe. 1996 wurde eine CNC-
gesteuerte Abbundstraße in Be-
trieb genommen. 18 Mitarbei-
ter, darunter drei Lehrlinge, sind
im Betrieb beschäftigt.
CNC-Technik
Am 6. Mai beginnt im
HwK-Berufsbildungs-
zentrum Rheinbrohl ein
CNC-Kurs für Tischler.
Die Teilnehmer lernen,
wie CNC-Techniken einge-
setzt werden, um effizien-
ter und kostengünstiger
produzieren zu können.
Weitere Themen sind Da-
tentechnik, Numerische
Steuerungen sowie Pro-
grammierung nach DIN
66025.
Informationen
unter
Tel.: 0261/398-113,
Fax: -990, Email:
Int.:
Die Holzrahmenbauweise aus der Zimmererwerkstatt - ob im herkömmlichen Haus
oder im Passivhaus - ist von außen oft gar nicht zu erkennen.
Wolfgang Loth und seine Frau führen den Familienbe-
trieb im zimmererhandwerk in dritter Generation.
Sie kommt aus Denver, Colo-
rado.WennMonaMitchell am
9. April ihren Meisterbrief in
Empfang nimmt, hat sie die
weiteste Anfahrt aller Jung-
meister hinter sich - über 6000
Kilometer.DieGoldschmiede-
meisterin, die Jahrgangsbeste
in ihrem Gewerk, lebt seit
zwei Jahren in Amerika und
kommt eigens zurMeisterfeier
über den großen Teich.
Die 29-jährige begann nach
dem Abitur ein Lehramts-
studium für Mathematik und
Physik in Mainz. Nach dem
ersten Semester stellte sie fest,
dass dies „ihre Sache nicht
bauweise bietet sich an. Ziel der
Energiesparverordnung ist es,
den Energiebedarf von Häusern
um bis zu 30 Prozent zu senken
und so dieCO
2
-Emmission stark
zu reduzieren.Mit Holz erreicht
man ein gesundes Raumklima,
da dieses Naturprodukt in der
Lage ist, die Luftfeuchtigkeit
im Raum relativ konstant zu
halten. Der Heizaufwand redu-
ziert sich bereits im Vorfeld.
war“. „Ich wollte kreativ sein,
meine Ideen mit den Händen
umsetzen“, begründet sie ihre
dann begonnene Lehre in Idar-
Oberstein, die sie als beste Ge-
sellin mit Auszeichnung ab-
schloss. Nach der Gesellenzeit
besuchte sie den HwK-Meister-
kurs in Herrstein.
In ihrer Freizeit trainierte sie
die Cheerleader einer Foot-
ballmannschaft in Fischbach/
Nahe. Ihr späterer Ehemann
Charles aus Denver, der hier
seine Militärzeit verbrachte,
war der Trainer der Footballer.
Seit zwei Jahren leben die bei-
den in Denver, haben einen elf
Monate alten Sohn. Nebenbei
erstellt die jungeMeisterinmit
großem Erfolg Entwürfe für
amerikanischeGoldschmiede.
Später möchte sie sich selb-
ständig machen - ob in Ameri-
ka oder in ihrer Heimat - ist
noch offen.
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