Handwerk Special Nr. 74 vom 12. April 2000 - page 4

feier 2000 + Meisterfeier 2000 + Meisterfeier 2000 + Meisterfeier 2000 + Mei
Traditionell - bereits zum 17.
Mal - fragte die HwK Koblenz
Jungmeister, die am 9. April
bei der Meisterfeier 2000 ihren
Meisterbrief in Empfang neh-
men, nach ihrem beruflichen
Werdegang, ihrenGründen für
die Meisterprüfung und zu be-
ruflichen Zukunftsplänen.
Hauptmotiv für die Meisterprü-
fung ist der Wunsch nach Selb-
ständigkeit. Mehr als die Hälfte
derMeister des Jahrgangs 1998/
99 sind mittlerweile selbstän-
dig oder planen dies in Kürze.
Während die familieninternen
Übernahmen zurückgehen, ist
die Bereitschaft der Jung-
meister, einen Betrieb extern,
z.B. vom Arbeitgeber zu über-
nehmen, gestiegen.
Hauptgrund, sich nicht selbstän-
dig zu machen, war in der Ver-
gangenheit das Fehlen der Ei-
genkapitalbasis. Diesem Argu-
ment messen die Jungmeister
des Jahrganges 1998/99 eben-
falls eine entscheidende Bedeu-
tung bei: 44 Prozent nennen dies
als Grund für ihr Verbleiben in
einer nicht selbständigen Tätig-
keit. 55 Prozent gaben an, als
Meister in einem Betrieb be-
schäftigt zu sein und sich daher
nicht für eine Existenzgründung
zu interessieren. 89 Prozent der
Befragten gehen von besseren
beruflichen Aufstiegsmöglich-
keiten aus, 66 Prozent verbin-
den mit dem Meisterbrief eine
unmittelbare finanzielleVerbes-
serung.
Fast jeder zweite Jungmeister
stammt aus dem Metallhand-
werk, etwa jeder dritte aus dem
Bau- oder Ausbauhandwerk.
Auch inFolge der abgeschwäch-
ten Baukonjunktur betrug hier
die Anzahl der Meisteranwärter
in den letzten beiden Jahren 560.
Die Gewerbe für Gesundheits-,
Körperpflege und chemische
Reinigung folgen an dritter Stel-
le. Das Holzgewerbe belegt den
vierten Platz.
Erfreulicherweisewurden inden
letzten beiden Jahren auch wie-
der zehn Meisterprüfungen in
den seltenen Handwerken des
Geigenbauers und des Metall-
blasinstrumentenmachers abge-
legt.
Die Anzahl von jungen Meiste-
rinnen hat in den Jahren 1998
und 1999 gegenüber den Vor-
jahren zugenommen und ent-
spricht mit zehn Prozent wieder
demDurchschnitt. Ursache hier-
für ist in erster Linie der Zu-
wachs im Gesundheits- und
Reinigungsgewerbe. 81Prozent
aller 1999 bestandenenMeister-
prüfungen im Friseurhandwerk
wurden von Frauen abgelegt.
DerAnteil von Jungmeisternmit
höherem Schulabschluss steigt
kontinuierlich. 43 Prozent ver-
fügen über die Mittlere Reife
(1994/95: 31 Prozent, 1996/97:
41 Prozent). Der Anteil von
Abiturienten liegt bei zehn Pro-
zent.
Obwohl die Gesellenzeit als
Voraussetzung für die Meister-
prüfung auf drei Jahre reduziert
wurde, lassen sichdie Junghand-
werker Zeit mit der Meistervor-
bereitung, um Berufserfahrung
zu sammeln und finanzielle
Rücklagen zu schaffen. DieZahl
der Meisteranwärter, die maxi-
mal 25 Jahre alt sind, hat im
Vergleich zu 1996 und 1997
nochmals abgenommen. Fünf
Prozent der Meister der Jahr-
gänge 1998 und 1999 sind älter
als 40 Jahre.
Informationen
HwK-Betriebsberatung,
Tel.: 0261/398-241,
Fax: -994, Email:
Frank Siewert, Augenopti-
kermeister aus Dortmund, ist
zu Recht stolz. Er ist der al-
lerbeste der 1.606 Jung-
meister, die am 9. April ihren
Meisterbrief bekamen. Seine
Prüfung schloss er im Janu-
ar 2000 mit der höchsten
Punktzahl von allen Meister-
anwärternund derNote „sehr
gut“ ab.
Sein Beruf liegt in der Fami-
lie. Der Vater ist selbständiger
Augenoptikermeister, und
auch die Schwester trat bereits
in dessen Fußstapfen. So lag
es nahe, dass Frank Siewert
nach Abitur und Zivildienst in
die selbe Branche einstieg.
„Meine Lehre habe ich aller-
dings aus Gründen der Bevor-
zugung nicht bei meinem Va-
ter, sondern bei einemMeister
in unserer Filiale gemacht“,
erklärt der junge Mann. Sei-
nenWunsch, denMeisterbrief
zu erwerben, begründet er mit
der damit verbundenen höhe-
ren Fachkompetenz und stär-
kerem eigenverantwortlichen
Arbeiten. Spätermöchte er ge-
meinsam mit seiner Schwes-
ter den elterlichen Betrieb
übernehmen und weiter aus-
bauen.
„Unseren kleinen mittelstän-
dischen Betrieb mit acht Mit-
arbeitern, darunter vier Meis-
tern, zeichnet große Individua-
lität bei der Kundenberatung
aus. So können wir uns am
Markt behaupten. Zufriedene
Kunden sind die beste Wer-
bung. Von der Augenglas-
über dieKontaktlinsenbestim-
mung bis zu speziellen Seh-
hilfen für behinderte Men-
schen bieten wir einen Rund-
umservice“, so Siewert.
Sein Fernziel in der persönli-
chenWeiterbildung ist der Be-
triebswirt des Handwerks.
Sie sprachen auf ihrerMeister-
feier über Erfahrungen, Wün-
sche und Erwartungen an
Handwerk, Politik, Gesell-
schaft - moderiert von RZ-
Chefredakteur Martin Loh-
mann.
Ahmet Tuncer
, Karosserie-
und Fahrzeugbauermeister aus
Sinzig, baut sichund seinenKin-
dern hier etwas auf: „Wo ich
lebe, bringe ich mich ein.“
Saskia Schwickert
, Dachde-
ckermeisterin aus Neuhäusel,
Mitglied im Meisterprüfungs-
ausschuss, führt einen Famili-
enbetrieb: „Frauen und Tech-
nik - absolut keinWiderspruch!“
Manfred Reul
, Elektrotechni-
ker aus Linz, machte mit 44
Jahren seinenMeister, nachdem
er in zwei Betrieben arbeitslos
geworden war: „Die neuen Me-
dien verändern das Handwerk.“
Michael Müller
, Kfz-Tech-
nikermeister aus Winningen,
hinterfragt die Gesetzgebung:
„Die Auflagen in Deutschland
sind höher als in den Nachbar-
ländern.“
Stefan Maser
, Steinmetz- und
Steinbildhauermeister aus Bop-
pard, fordert Vereinfachung bei
Genehmigungen und Bewilli-
gungen: „Banken haben zu we-
nig Interesse an den ‘Kleinen’.“
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