Handwerk Special Nr. 74 vom 12. April 2000 - page 18

Oktober 1922: Die galoppierende Inflation und ihre Folgen.
1922 setzt eine schnelle
Geldentwertung ein, die
sich mit Beginn des Ruhr-
kampfes 1923 beschleu-
nigt. Der Kammerhaushalt
von 1,16 Millionen Mark
wird um einen Nachtrags-
etat von 5,5 Millionen auf-
gestockt. Den Innungs-
ausschüssen werden Zu-
schüsse in der astronomi-
schen Höhe von 10 Milli-
arden Mark zugewiesen.
Kunden der Bäckerei Herres im
Neuwieder Stadtteil Heimbach-
Weiß können sehen, wie der
Rohstoff für ihr täglich Brot vor
ihrer Haustür wächst. Möglich
wurde dies durch die Zusam-
menarbeit zwischen dem Heim-
bacher Hof, einem landwirt-
schaftlichem Familienbetrieb,
und der Bäckerei.
„Die meisten Kunden kommen
mitkonkretenVorstellungenund
Wünschen in unsere Bäckerei.
Sie möchten sich bewusst er-
nähren und wollen wissen, wie
sich die Backwaren zusammen-
setzen. Die Nachfrage nach um-
weltschonend erzeugten und ge-
sunden Nahrungsmitteln hat
stark zugenommen. Dafür ist
man auch bereit, etwas mehr zu
bezahlen“, so Gerd Mettler, Bä-
cker- und Konditormeister, In-
haber der Bäckerei Herres.
Seit 1992 führt Mettler die vor
65 Jahren von seinemGroßvater
Joseph Herres gegründete Bä-
ckerei in der dritten Generation.
Gemeinsammit 11Mitarbeitern
und drei Lehrlingen verarbeitet
er seit 1999 ausschließlich vom
Heimbacher Hof biologisch an-
gebautesGetreide für seineVoll-
kornbackwaren.
Die Sensibilisierung der Bevöl-
kerung gegenüber Umwelt-
fragen und das daraus resultie-
rende veränderte Kaufverhalten
waren Ausgangsidee für dieKo-
operationdesBäckermeistersmit
dem Landwirt.
In dieser eher seltenen Partner-
schaft im Nahrungsmittelge-
werbe sehen sie die Chance für
mehr „Natürlichkeit“.
„In einEhrenamt bringtmanviel
von sich selbst ein. Ein solches
Amt erfordert ideelles Engage-
ment. Man darf es nicht als Last,
sondern eher als Lust und Hob-
by sehen“, philosophiert Bäk-
kermeister Christian Bauer, mit
32 Jahren jüngster Obermeister
im nördlichen Rheinland-Pfalz.
Sowohl beruflich als auch im
Ehrenamt trat der jungeMann in
die Fußstapfen seines Vaters.
Bäckermeister Ludwig Bauer,
inzwischen75 Jahre, war 20 Jah-
re Obermeister. Den elterlichen
BetriebübernahmChristianBau-
er im Februar ’99. Er führt den
vor 105 Jahren gegründeten Be-
trieb in der vierten Generation.
In der Backstube arbeiten außer
ihm noch zwei weitere Bäcker.
Mutter und Ehefrau unterstüt-
zen die vier in Teilzeit arbeiten-
de Kräfte im Verkauf.
Die Leistungspalette des Bä-
ckerhandwerks einer breitenÖf-
fentlichkeit zu zeigen, liegt dem
Obermeister der 225 Jahre alten
BäckerinnungCochem-Zellsehr
am Herzen. So plant er am 11.
Mai gemeinsam mit dem Turn-
und Sportbund eine Großveran-
staltung in der Stadthalle Zell
zum Thema „Sport und Ernäh-
rung.“ Das Motto passt zu ihm,
denn in seiner Freizeit joggt
ChristianBauer regelmäßig. Als
Übungsleiter gibt er seine Er-
fahrungen weiter. Und seit ei-
nem halben Jahr fordert auch
Tochter Johanna ihr Recht.
Bäckermeister Bauer über
den Sport: „Laufen macht
den Kopf frei, da be-
kommt man gute Ideen.“
Täglich frische
Backwaren
gibt’s aus der
Hand von
Bäcker- und
Konditormeister
Gerd Mettler.
Herbert Conzen
aus Wachtberg,
27 Jahre,
Tischlerhandwerk:
„Ich möchte gerne
selbständig sein.
Wenn ich meinen
Meister habe, werde
ich einen Betrieb
übernehmen.“
„Der Weg vom Wachsen des
Korns bis zur fertigen Backware
istfürunsereKundenleichtnach-
vollziehbar“, erklärt Gerd Mett-
ler. Der von der FamilieMaxein
geführte Hof setzt bei dem
angebautem Bio-Dinkel,
Bio-Roggen und Bio-
Weizen auf die na-
türlichenErtrags-
potentiale von
G e t r e i d e -
pflanzen und
Böden.
Kein Gen-Korn
AufdenEinsatzvongenma-
nipuliertem Saatgut wird
ebenso verzichtet wie auf
chemisch-synthetische
Dünge- und Pflanzenbe-
handlungsmittel. Die Ein-
haltung der EG-Bioverord-
nung wird durch staatlich zu-
gelassene unabhängige Insti-
tute ständig kontrolliert. Das
Drei für’s frische Brot: Bäckermeister
Gerd Mettler und die Landwirte Maxein
mit ihrem „Rommersdorfer Urkorn“.
auf den ehemaligen Ländereien
der Abtei Rommersdorf an-
gebaute Getreide gab dem Korn
seinen Namen.
Nach der Ernte und der Reini-
gungkommtdas„Rommersorfer
Urkorn“ auf direktemWeg vom
Heimbacher Hof zur Bäckerei
Herres. So werden lange und
umweltbelastendeTransportwe-
ge vermieden. In der Bäckerei
wird das Bio-Getreide auf com-
putergesteuerten Getreidemüh-
len täglich erst kurz vor der Teig-
bereitung frischvermahlen. Alle
wertvollen Inhaltsstoffe des
Getreidekorns bleiben in den
Backwaren erhalten.
VollkornbrotwirdbeiHerresmit
Natursauerteig gebacken. Für
Vollkorngebäck werden aus-
schließlich Honig und Butter
verwendet und für das Natur-
produkt Brot nur wirklich natür-
liche Zutaten.
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook