Handwerk Special Nr. 147 vom 12. März 2011 - page 12-13

„Am Ende steht immer das Handwerk!“
Holzbaubetrieb Ochs aus Kirchberg verwirklicht den BUGA-Pavillon der HwK
Dachkons­
truktion – all
das stellt sich im Com­
putermodell einfacher dar, als
in der konstruktivenUmsetzung. Bis wir
soweit sind, dass alle Bauteile von der Planung
am Computer direkt auf die CNC-gesteuerte Abbund­
maschine übertragen und dort automatisiert ausgeführt werden,
ist es noch ein weiter Weg“, formuliert Bauleiter Christian Schiel. Und
Frank Schneider, zuständig für die Arbeitsvorbereitung, ergänzt, dass für den
Abbund Modifikationen an der Konstruktions- und Steuerungssoftware
erforderlich waren.
Zukunft fußt auf Tradition
„Beidenkomplexen,amComputerentstandenenbionischenFormen
bleibenbeiallerAutomationdennochdie‚altenHasen’unersetzbar,
die noch etwas vom handwerklichen Abbund verstehen“, gibt
Heinrich Werner Ochs zu bedenken. „Und die haben wir in
unseremUnternehmen für alleBauphasenvonderGründung
bis zum Dach.“ Fachkräftesicherung bedeutet für ihn
ein hohes Ausbildungsengagement. „Gerne stellen wir
Abiturienten als Auszubildende ein, um sie dann auf
die Meisterschule oder
zur Berufsakademie zu
Faszination Handwerk: kommen – staunen – erleben
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12. März 2011
Der Beitrag des Handwerks zur BUGA 2011 in Koblenz
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„Wie
ausgefal­
len die Idee eines
Architekten auch sein
mag, am Ende steht das Hand-
werk, das deren Umsetzung leistet!“
Heinrich Werner Ochs weiß, wovon er spricht,
denn sein Holzbauunternehmen aus Kirchberg hat ge-
rade ein außergewöhnliches Bauprojekt ausgeführt:
den BUGA-Pavillon der HwK Koblenz.
750 laufende Meter Holz über 480 Knotenpunkte
mit 12.300 Stabdübeln verbunden – das sind die
Zutaten für die einzigartige Holzkonstruktion
desPavillons.Was anfangs nur inderCompu­
teranimation vorstellbar war, hat das Ochs-
Team jetzt Stück für Stück real zusam­
mengefügt. Das komplexe Tragwerk
besteht aus einemfiligranenNetz von
BUGA 2011
Willkommen im Pavillon des Handwerks am Kastorhof
Der Beitrag der Handwerkskammer zur
Bundesgartenschau in Koblenz steht
unter dem Motto „Faszination Hand-
werk: kommen – staunen – erleben“.
Fünf­
ecken, die
sich vom Boden
über fünf Stützen bis in die
Deckeziehen.JedereinzelneBalken
trägt zur Statik des gesamten Gebäudes bei.
Nach der Montage des Tragwerks schließt eine
Glasfassade den Pavillon ab.
Innovative Bauformen
„Schon in den 1970er Jahren habenwir Erfahrungenmit
derorganischenBauweisegesammelt“,blicktHeinrich
Werner Ochs auf Aufträge für Waldorfschulen und
-kindergärten zurück, diemit ihrengewölbtenund
geschwungenen Formen und Flächen eine neue
technischeHerausforderungdargestellt haben.
Beim Pavillonprojekt setzen „bionische“
Formen–
Bionik, aus
Bio
logieundTech
nik
zusammengesetzt, betrachtet kons­truk­
tive
P r i n z i ­
pien der Natur
und überträgt sie in tech­
nisch Machbares
– neue Akzente
und Anforderungen, die papierlos, in der
dreidimensionalen Konstruktion am Computer
zum Ganzen gefügt wurden.
„Die Gedanken, die wir hierbei umsetzen,
reichen 20 Jahre zurück“, erläutert Archi­
tekt Dominik Agsten, der bei Ochs das
Projekt betreut. „Die heutige Technik
macht deren Umsetzung erst im
größeren Stil möglich.“ „Ge­
drehte Stützen, die schwebende
Januar 2011: Der Bau des BUGA-Pavillons des Handwerks auf dem
Vorplatz der Basilika St. Kastor und nahe der Talstation der Seil-
bahn (hinten rechts) hat begonnen, die Fundamente sind in Arbeit.
16.2.2011: Zimmerer und Bauingenieur Heinrich Wer­ner
Ochs erläutert bei
Idee des BUGA-
Pavillons und deren Umsetzung in seinem Betrieb.
Erste Februarhälfte 2011: Für den Transport nach Ko-
blenz montieren die Zimmerer in der Produktionshalle
von Ochs den BUGA-Pavillon in Baugruppen vor.
Januar 2010: Am Anfang steht eine Vision, dann die Visualisie-
rung am Computer für den durch die Fachhochschule Trier ent-
worfenen und konstruierten BUGA-Pavillon des Handwerks.
Grafik: FH Trier
15.2.2011: Mit BUGA-Geschäftsführer Hanspeter Faas
(2.v.r.)
und Unterneh-
mer Heinrich Werner Ochs
(2.v.l.)
vollziehen Präsident Werner Wittlich und
Hauptgeschäftsführer Alexander Baden
(5.u.6.v.l.)
die Grundbalkenlegung.
Foto: P!ELmedia
Steckbrief: Ochs GmbH, Kirchberg
Gegr. vor 1790 | 110 Mitarb. (6 Meister, 15 Lehrl.) | Objekt- u. Holzhausbau,
Aufstockungen, energetische Sanierung | Tel.: 06763/ 9310-0 |
Der Treffpunkt des Handwerks
bietet vom 15. April bis 16. Ok­
tober Ausstellungen, Workshops
und Aktionen zu den Schwer­
punkten Bauen und Wohnen,
Hightech im Handwerk, Kunst­
handwerk und Design, Schönheit
und Wellness sowie Energie und
Umwelt. Auch Beiträge zum
„Bunten Klassenzimmer“ der
BUGA finden hier statt. – Das
vollständige Programm im Inter­
net:
Der BUGA-Pavillon ist hervorge­
gangen aus einem Forschungs- und
Entwicklungsprojekt des HwK-
Kompetenzzentrums für Gestaltung,
Fertigung und Kommunikation mit
dem Lehrgebiet Digitales Konstru­
ieren und Entwerfen der Fachhoch­
schule Trier. Es untersucht, wie in
Zukunft anspruchsvolle Tragwerks­
konstruktionen aus Holz durch
CNC-gestützte Maschinen produ­
ziert werden können. Das Projekt
wird von der Europäischen Union
aus dem Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE)
und vom Land Rheinland-Pfalz
kofinanziert.
Infos beim HwK-Kompetenzzentrum,
Tel.: 0261/ 398-582, Fax: -986, E-Mail:
ternet:
Grafik: FH Trier
schi­
cken, da­
mit sie alsBau- und
Projektleiter zurückkom­
men.“ Für den stellvertretenden
ObermeisterderZimmerer-InnungSimmern
steht fest, dass die Handwerkslehre für den Praxis­
bezug eines guten Studenten unverzichtbar ist.
„Die Geschichte unseres Unternehmens ist bis 1790 unter
dem Namen Ochs belegt“, versichert der Kirchberger. Als
„Ackerer undZimmermann“ bestellteman imSommer den
Hunsrück-Boden und im Winter zog man von Dorf zu
Dorf, umScheunen zubauen. „Noch inmeiner Lehrzeit
kamen zwei Drittel der Aufträge aus der Landwirt­
schaft“, erinnert sich der 61-jährige Zimmerer und
Bauingenieur. „Heute liegen die Schwerpunkte
neben öffentlichen Gebäuden und mehrge­
schossigen Holzhäusern bei Passiv- und
‘Plusenergiehäusern’,alsoBauten,diemehr
Energie gewinnen, als sie verbrauchen.“
Bei
a l l e n
Aufträgen gilt
Ochs’Grundsatz:„Gut–
zügig – kostengünstig
– unkompliziert!“
Ganz Handwerk
eben ...
Erste Märzhälfte 2011: Die Zimmerer montieren auf einem pro-
visorischen Traggerüst die Dachkonstruktion des BUGA-Pavil-
lons. Im letzten Arbeitsschritt folgt dann die Verglasung.
Ende Februar 2011: Die fünf Stützen
für die Dachebene sind verankert
und ausgerichtet.
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