Handwerk Special Nr. 147 vom 12. März 2011 - page 11

man aber echte Begeisterung für
Fahrzeugtechnikmitbringt,kann
diesesHandwerk zumTraumjob
werden“, weiß sie. Auch nach
25-jähriger Berufserfahrung ist
Ute Wagner noch Feuer und
Flamme für ihr Handwerk und
geradejetzt,nachderÜbernahme
der Chefposition im Betrieb,
sprüht sie nur so vor Aktivität
undPlänen. „Natürlichmuss das
alles gut durchdacht werden. Ich
willjetztnichts,wassichüberdie
Jahre hinweg bestens bewährt
hat, über den Haufen werfen.
Aber einige Pläne schwebenmir
noch vor“, schmunzelt sie.
Frühstück in
der Werkstatt
EineIdeesollschonindennächs­
ten Wochen konkrete Gestalt
annehmen: „Ich möchte einen
Workshop speziell für Frauen
anbieten, bei dem die Teilneh-
merinnen lernen, kleine Kniffe
am Auto selbst vorzunehmen.
Wie prüfe ich den Ölstand, was
ist bei einer Reifenpanne zu tun
oder wie verhalte ich mich bei
Von wegen Männerberuf: Starke Frauen im Handwerk
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Nr. 147
12. März 2011
Fahren mit gutem Gefühl
Viele Ideen sausen ihr
momentan durch den
Kopf, die sie Schritt für
Schritt in die Tat umset-
zen will. Ute Wagner ist
Kfz-Technikermeisterin
und hat vor genau einem
Jahr die Geschäftsfüh-
rung von ihrem Vater
Heinrich übernommen.
Vor mehr als 50 Jahren gründete
der Kraftfahrzeugmechaniker-
meister in seinem Heimatort
Dorweiler (Hunsrück) seine
eigene Werkstatt, die ab 1962
zur Ford-Vertragswerkstatt mit
eigenem Pkw-Verkauf wurde.
„Es war damals einfacher einen
Betrieb zu gründen, als heute
einen erfolgreich am Markt zu
halten“, spricht der 78-Jährige
aus Erfahrung. Tochter Ute ist
frühzeitig in seine Fußstapfen
getreten, lernte bei ihm das
Kfz-Handwerk. „Leicht war das
nicht“, gibt sie offen zu. „Der
Beruf fordert einem einiges ab.
Der Ablauf in der Werkstatt ist
anders als imBüro.Damussman
sich erst zurechtfinden. Wenn
Kfz-Meisterin Ute Wagner legt Wert auf Kundennähe
Ganz vollendet in Form gebracht
„Die Leistung zählt, dabei
spielt es keine Rolle, ob
diese von einem Mann
oder einer Frau erbracht
wird“, ist Jutta Michels
überzeugt. Die Karosse-
rie- und Fahrzeugbauer-
meisterin hält seit Januar
dieses Jahres das Steuer
im Karosseriebetrieb
Michels in Cochem-Brau-
heck fest in der Hand.
Karosserie- und Fahrzeugbauermeisterin aus Brauheck steht ihre Frau
Steckbrief:KarosseriebauMichels,Co-Brauheck
Gegr. 1920 | 15Mitarb. (2Meister, 3Lehrl.) | Karosserie-, Lackiererar-
beiten | Tel.:02671/1204 | E-Mail:
zeit. Wir pflegen hier einen kol-
legialenTon. Das erleichtert den
Umgang“, sagt Jutta Michels.
„Es kommt schon mal vor, dass
Kunden nach dem Chef fragen,
wenn ich bediene. Dann kläre
ich auf und wir lachen alle“,
schmunzelt sie. Jutta Michels
ist nicht allein Karosserie- und
Fahrzeugbauermeisterin, sie ist
auch staatlich geprüfte Techni-
kerin für Karosserie- und Fahr-
zeugtechnik und Fahrzeugla-
ckiererin. Ab Oktober wird sie
die Meisterschule bei der HwK
Koblenz besuchen, um auch im
Maler- und Lackiererhandwerk
die Meisterkrone zu erwerben.
„Wir sind ein Meisterbetrieb
im Karosseriebau und in der
Lackiererei. Als Chefin möchte
ich auch in beiden Bereichen
die Meisterschaft nachweisen“,
begründet sie ihr Vorhaben.
Nach dem Abitur hat die 28-
Jährige ihr Handwerk imKaros-
serie-Fachbetrieb ihres Onkels
Erich Michels gelernt. Er hat
die Leitung nun seiner Nichte
übertragen, arbeitet aber weiter
imUnternehmenundstehtihrmit
Rat und Tat zur Seite. Hat es die
junge Chefin schwer, von ihren
15 ausschließlich männlichen
Mitarbeitern akzeptiert zu wer-
den? „Ich habe das Handwerk
von der Pike auf gelernt, kenne
das Team aus meiner Lehrlings-
Ist die Chefin in
der Werksttatt:
Karosserie- und
Fahrzeugbauer-
meisterin Jutta
Michels führt den
Betrieb ihres On-
kels weiter.
einem Unfall. Damit es keine
dröge Veranstaltung wird, soll
der Kurs mit einem gemütlichen
Frühstück verknüpft werden.“
Praxisbezogener Service ist
auch im täglichen Geschäft das
A und O des Familienbetriebes.
Selbst Vater Heinrich ist noch
immer aktiv und kümmert
sich mit Hingabe um die Res-
taurierung von Oldtimern. So
manches „Schätzchen“ verbirgt
sich in seiner Werkstatt, so ein
türkisfarbener Ford P3 aus dem
Jahre 1963. „Der Beruf war
immer auch Hobby für mich
und umgekehrt“, erzählt Hein-
rich Wagner, der 2009 seinen
„Goldenen Meisterbrief“ für
seine vor 50 Jahren abgelegte
Meisterprüfung erhielt.
Noch heute ist Ute Wagner bei
den Weiterbildungsseminaren
meist die einzige Frau. „Wir
sind leider immer noch in der
Minderzahl in diesem Beruf.“
Eine Tatsache, die sie nun zum
TeilihrerUnternehmensphiloso-
phie macht. „Wir hören unseren
Kunden zu, wenn sie mit einem
Steckbrief: Autohaus Wagner, Dorweiler
Gegr. 1959 | 3Mitarb. (2Meister) | Neu-, Gebrauchtwagen, Reparatur
allerFabrikate | Tel.:06762/1871 |
Was sollte ein junges Mädchen
an Voraussetzungen mitbrin-
gen, um berufliche Erfüllung
als Karosseriebauer zu haben?
„Sie darf keine Angst haben,
sich die Hände schmutzig zu
machen. Festes Schuhwerk statt
High Heels ist angesagt. Vor
allen aber muss sie Interesse an
Technik haben und handwerk-
liches Geschick mitbringen“,
antwortet die Karosserie- und
Fahrzeugbauermeisterin.„Unser
Beruf ist sehr vielseitig. Schäden
aus Karambolagen zurechtzu-
biegen zählt ebenso dazu wie
der nachträgliche Einbau von
Autozubehör. Gute Einfälle
sind oft beim Restaurieren von
Oldtimernnotwendig.Optisches
Tuning ist nur eine der interes-
santen Aufgaben.“
Schnuppertag
für Mädchen
ZumGirls’Day am14. April öff-
net JuttaMichels die Türen ihres
Betriebes inBrauheck, umMäd-
chen Lust auf Technik zu ma-
chen. Als Frau bringt sie dies si-
cherbesondersauthentischrüber.
Für Frauen
Am 9. April findet im
Autohaus Wagner in
Dorweiler/Hunsrück von
10 bis 14 Uhr ein spezi-
eller Workshop nur für
Frauen statt.
Nach einem gemütlichen
Frühstück zeigt die Kfz-
Meisterin Ute Wagner den
Teilnehmerinnen, wie der
Ölstand geprüft wird, was
bei einer Reifenpanne oder
einem Unfall zu tun ist. An-
meldung und Infos beimAu-
tohausWagner, 06762/ 1871.
Problemzuunskommen.Gerade
Frauen klagen oft darüber, dass
sie sich nicht ernst genommen
fühlen, wenn sie in dieWerkstatt
fahren. Genau das gibt es bei uns
nicht.WenndieKundenunseren
Hof verlassen, sollen sie das mit
einem guten Gefühl tun“, betont
die 45-Jährige, die sich seit ei-
nigen Jahren auch ehrenamtlich
im Gesellenprüfungsausschuss
engagiert.
Die Fahrzeugdiagnose ist
nur eine der vielen Aufga-
ben, die Kfz-Technikermeis­
terin Ute Wagner in der
Werkstatt für ihre Kunden
übernimmt.
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