Handwerk im Winter vom 8. Dezember 2007 - page 7

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Kürschnermeister Bosch gewinnt Goldmedaille bei internationalem Design-Wettbewerb
„Es war einfach der Aha-Effekt, der
die Juroren bewogen hat, unsere Arbeit
auszuzeichnen“, ist Kürschner-
meister Martin Bosch aus Linz
überzeugt. Beim internationalen
Pelz-Design-Wettbewerb vom
Zentralverband des Deutschen
Kürschnerhandwerks in
Berlin gewannen er und
seine Geschäftspartne-
rin, Kürschnermeiste-
rin Petra Nußbaum,
für ihre Kreation,
einer Lammfelljacke
mit Silberfuchskapuze,
die Goldmedaille. Sie setzten
sich damit unter einer Vielzahl
von Pelz-Ateliers aus Frank-
reich, Österreich, Deutschland
und anderen Ländern durch.
„Die Ideen für das Design kom-
men von innen, sie leben in mir“,
betont Bosch, „und man muss ein
Näschen und Gespür für den Zeit-
geist haben.“ Solides Fachwissen
und handwerkliches Können sind die
Grundlagen für den Erfolg.
Die aktuelle Goldmedaille ist bei
weitemnicht die ersteAnerkennung
für Martin Bosch und Petra Nuß-
baum, die seit 1986 ihrAtelier inLinz
am Rhein führen. Auf 13-mal Gold
in 20 Jahren haben sie es inzwischen
gebracht. Mit diesen und zahlreichen
weiteren Preisen gehören die beiden
zu den am meisten ausgezeichneten
Pelz-Designern in Deutschland.
„Ein Schaufenster? Brauchen wir
nicht, die meisten Kunden finden
den Weg auch so zu uns“, sind die
beiden sicher. Ihre Internetpräsenz
tut dazu ein Übriges. Showroom
und Werkstatt sind auf zwei Etagen
verteilt. Hier werden die kostbaren
Felle zunächst nach Optik und
Beschaffenheit sortiert. Sie müssen
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Meisterbetrieb, gegr. 1986
|
2 Mitarbeiter (2 Meister)
|
Neuanfertigung und
Umarbeitung von Pelzen
|
Tel.: 02644/ 6116
|
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Wettbewerb: Dennis Hillen aus Neuwied ist Deutschlands zweitbester Kürschnerlehrling
Er ist derzeit der einzige bei der Hand-
werkskammer Koblenz eingetragene
Kürschnerlehrling. Aber vor allem
durch seine Leistungen macht er auf
sich aufmerksam. Beim bundesweiten
Design-Wettbewerb der Kürschnerju-
gend in Berlin erreichte Dennis Hillen
aus Neuwied einen tollen zweiten Platz.
„Omas alter Nerzmantel diente als
Vorlage. Daraus sollten neue inno-
vative Teile entstehen. Ich habemich
für eineKapuzemit passendemSchal
und Tasche entschieden“, erklärt der
20-Jährige seine Arbeit. 20 Arbeits-
stunden waren ihm vorgegeben. Den
Juroren hat es gefallen. „Ich wurde
schon oft auf die Sachen angespro-
chen“, freut er sich.
Nach dem Abitur hat Dennis
verschiedene Praktika ab-
solviert, bevor er sich für
den Kürschnerberuf ent-
schied. „Zunächst hatte
ichBedenken, mit dem
kostbaren Material
umzugehen. Pelz ist
nun mal ein Luxus-
artikel“, betont er.
Seiner Lehrmeis-
terin Kürschner-
meisterin Mar-
tina Stertz aus
Koblenz gelang
es, die Sorgen zu
zerstreuen und
seine Freude an
kreativer Arbeit
noch zu verstär-
ken. „Kreative
können sichaus-
toben und haben
Gelegenheit, selbst
Mode zu machen“,
sagt sie. Dennis plant nach
der Lehre ein Studium
Richtung Modedesign.
„Ich finde es gut, vor
ja zusammenpassen, bevor sie zu
schickenMänteln, Capes oder Jacken
millimetergenau zusammengenäht
werden. Dies geschieht nach eigenen
Entwürfen. Genäht wird beim Team
Bosch/Nußbaum überwiegend von
Hand.DasMaterial für seineModelle
erwirbt Bosch bei Pelzauktionen und
Messen in Hongkong, Kopenhagen,
Mailand, Paris, St. Petersburg, Hel-
sinki oder London.
Pelze im Trend
„Glücklicherweise ist es nicht mehr
Trend, dass Tierschützer das Tragen
vonPelzen starkverübeln, Pelz ist ge-
fragt“, freut sich der Kürsch-
nermeister und Diplom-
Schnitttechniker. „Pelz
kann sportiv, elegant
und einfach, aber
auch luxuriös wir-
ken. Der Kunde
bestimmt seine
Mode, alles ist
möglich, vom
flachen Persi-
aner bis zum
vo l umi nö s e n
Fu c h s . “ Ge -
fragt nach ihrem
Lieblingsmaterial
nennen die
M e i s t e r
aus Linz den
Samtnerz. „Das
ist keine spezielle
Nerzart, sondern ein
speziell behan-
deltes Nerz-
fell, bei dem
die die här-
teren obe-
ren Haare
en t f e r n t
w e r d e n
und nur
das wei-
che Unterfell
übrig bleibt“,
erklären sie.
Einen Man-
tel aus die-
sem Material
möchte man
gar nicht wie-
der ausziehen,
weich und leicht
wie Flaumfedern
schmeichelterdem
Körper. „Samtnerz
wiegtkaummehrals
1000 Gramm“,
erklärt Bosch die
Leichtigkeit des
Seins.Starknach-
gefragt in diesem Winter sind auch
Jacken, StolenundCapes.Auchdiese
Wünsche können Martin Bosch und
Petra Nußbaum erfüllen.
Stolze 13 Goldmedaillen für herausragende Pelz-
kreationen haben die Kürschnermeister Martin
Bosch und Petra Nußbaum bereits gesammelt.
Studienbeginn eine abgeschlossene
handwerklicheAusbildung zuhaben.
Man sammelt dabei wertvolle prak-
tische Erfahrungen und weiß später,
wovon die Rede ist“, ist er sicher.
ImAtelier vonMartina Stertzwerden
nicht nur edle Stücke kreiert, sondern
auch ältere Pelze neu veredelt. Die
42-Jährige, die von Kindesbeinen an
inder elterlichenKürschnerwerkstatt
stand und 1992 ihr Geschäft in Ko-
blenz eröffnete, kombiniert Fell mit
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Meisterbetrieb, gegr. 1992
|
7 Mitarbeiter (2 Lehrlinge)
|
Kreationen
aus Pelz, Leder, Stoff
|
Tel.: 0261/ 31773
|
Leder, Stoff und anderenMaterialien
zu Mänteln, Jacken, Stolen, Capes
oder Ponchos. „Ponchos liegen im
Herbst/Winter 2007 voll im Trend“,
so die Kürschnermeisterin. Wer sei-
nen Mantel der vergangenen Jahre
modischaufpeppen lassenmöchte, ist
bei Martina Stertz ebenfalls richtig.
Exklusiv verrät die Meisterin ihre
Tipps zur Pelzkosmetik: NachRegen
und Schnee den Pelz auf einen Bügel
hängen und trocknen lassen. Nie in
Heizungsnähe aufbewahren. Staub
einfach ausschütteln. Vorsicht vor
allem, was scheuert. Schnallen an
TaschenkönnenKahlstellenverursa-
chen.Lavendel,NelkenundTeakholz
halten Motten fern.
Im Atelier von Martina Stertz lernt Dennis Hillen das Kürschnerhandwerk.
Mit einer eigenen Kreation erreichte er Platz zwei beim Bundeswettbewerb.
Die preisgekrönte Jacke aus der
Werkstatt Bosch & Nußbaum.
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