Handwerk im Winter vom 8. Dezember 2007 - page 14

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50 Jahre Meister im Handwerk – HwK verleiht Handwerkssenioren Goldenen Meisterbrief
„Viel hat sich im Handwerk verändert,
aber immer noch gilt der Grundsatz:
Wer sich regt und engagiert, kann
nur gewinnen“, so Hans-Joachim
Hippel, Steinmetzmeister aus Mayen.
Der Goldmeister war lange Zeit Vor-
sitzender des Prüfungsausschusses
für sein Handwerk. „Was wäre unser
Land ohne das Handwerk?! Wir
können stolz auf das Erreichte sein“,
betonte der Handwerksmeister.
Er und weitere 100 Handwerksse-
nioren waren nach Koblenz gekom-
men, um den Goldenen Meisterbrief
in Empfang zu nehmen. Mit dem
Goldenen Meisterbrief ehrte die
Handwerkskammer Koblenz in
diesem Jahr den Meisterjahrgang
1957. „50 Jahre Meisterschaft – 50
Jahre, das sind 18.250 Tage Leben
für das und mit dem Handwerk.
Tage, die Sie stündlich erlebten und
manchmal durchleben mussten. Das
ist eine herausragende Leistung, die
wir mit der Verleihung der Goldenen
Meisterbriefe würdigen“, begrüßte
HwK-PräsidentKarl-HeinzScherhag
die Handwerkssenioren.
Erstmals gab es eine Ehrung für 60
Jahre Meisterprüfung in Form eines
DiamantenenMeisterbriefes.Damen-
schneidermeisterin Alice Reinhard
aus Kirschweiler und Stellmacher-
meister Josef Michels aus Cochem
wurde diese Ehrung zuteil.
„Der Dreiklang Lehrling – Geselle
– Meister hat Bestand. Das, was Sie
vor50Jahrenerreicht haben,wirdvon
uns heute immer noch als erstrebens-
wertes Ziel für die junge Generation
formuliert. Der Titel Meister hat
nichts an Attraktivität verloren. Er
bedeutet immer noch Können, Füh-
rungsqualität innerbetrieblich und
Vertrauen in die Leistungsfähigkeit
nach außen auf dem Markt“, so
Scherhag in seiner Laudatio.
„Im Jahr Ihrer Meisterprüfung 1957
bestand die neueHandwerksordnung
nach dem Krieg gerade vier Jahre.
Sie haben nach diesen neuen Regeln
Ihre Prüfung bestanden. Es war ein
Neuanfang, der ein Teil der nach-
folgenden Wirtschaftswunderjahre
begründete. Die Welt von damals
war nicht besser und nicht schlechter
als die heutige. Sie war anders. Die
Schuhmacher, damals das häufigste
Handwerk, kämpften gegen die
billigere Industrieproduktion. Heute
kaufen beispielsweise die Tischler
einfache Standardfenster aus Bil-
liglohnländern und konzentrieren
sich hier auf anspruchsvolle Spezi-
alanfertigungen. Die Bäcker haben
die Filialisierung selbst betrieben,
um gegen Brotfabriken zu bestehen.
Der Wettbewerb wandelt sich. Was
bleibt, ist die persönliche Qualifika-
tion, um diese Herausforderungen
zu bestehen, gemeinsam in einer
Handwerksorganisation, die diese
Herausforderungen ingleicherWeise
aber auch als Chance sieht.“
„Die Tradition des Handwerks ist
seine Anpassungsfähigkeit an immer
neue Herausforderungen. Man kann
sagen, Handwerk ist traditionell
modern. An diesem Handwerks-
bild haben Sie mitgearbeitet. Der
Goldene Meisterbrief ist somit eine
Anerkennung für das, was Sie für
Ihren Berufsstand und das Gesamt-
handwerk getan haben“, betonte der
Kammerpräsident. Er unterstrich,
dass es für ihn eine besondere Ehre
sei, die Goldenen Meisterbriefe zu
überreichen. „Nicht, weil ich in of-
fizieller Funktion hier bin, sondern
weil ich in der Handwerkerfamilie
gelebt habe und noch heute arbeite,
meine Meisterprüfung vor 48 Jahren
abgelegt habe und bald selbst in den
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Genuss des Goldenen Meisterbrie-
fes komme.“ Scherhag lobte das
jahrzehntelange Engagement der
Altmeister bei der Ausbildung von
Lehrlingen, beim Heranführen der
Gesellen an die Meisterprüfung und
imhandwerklichenEhrenamt.„Ihnen
gebührt Dank und Ehre, denn Sie
schrieben ein Stück Wirtschaftsge-
schichte unseres Landes.“
Sichtbar bewegt nahmen die Alt-
meisterinnen und Altmeister aus
denHänden des Kammerpräsidenten
ihren Goldenen Meisterbrief persön-
lich entgegen.
Jahreslohn für eine Nähmaschine
„Ich habe ein
J a h r e s g e h a l t
für meine erste
Pfaff-Nähma-
schine ausgege-
ben. 602 Mark
hat sie 1947
gekostet“, erin-
nert sich Schneidermeisterin Alice
ReinhardausKirschweiler.Siebekam
denDiamantenenMeisterbrief für 60
Jahre Meisterschaft. Stolz berichtet
die 83-Jährige, dass sie dieseNähma-
schineheutenochhat.Sieerzählt,dass
sie 1940 als Einzige ihres Jahrgangs
im Umkreis eine Lehre begonnen
hat und dafür noch bezahlen musste.
„Mit demMeisterbrief habe ichmich
selbstständig gemacht und immer
weiter genäht, auch als meine Kinder
geboren waren.“
Ohne Weiter-
bildung geht
gar nichts
Friseurmeiste-
rin Meta Barn-
scheidtausFach-
ingen berichtet,
dass sie bereits mit 20 Jahren den
Meisterbriefgemachthat.„Wirhaben
damals noch die heiße Dauerwelle
angeboten. Heute undenkbar, Trend
und Technik haben sich verändert.
OhneWeiterbildung geht in unserem
Handwerk gar nichts“, betont sie.
Einen geregelten Feierabend habe
es für sie nicht gegeben. „Diez war
Garnisonsstadt, vieleSoldatenkamen
erst weit nach 18 Uhr.“
Ehrenamt hat immer Spaß gemacht
Tischlermeister
Werner Schmitz
aus Roßbach/
Wied war über
Jahrzehnte Vor-
sitzender im
Ge s e l l enp r ü -
fungsausschuss
der Innung. „Das Ehrenamt hat mir
immer Spaß gemacht. Man kann so
vieles bewegen, wenn man selbst
aktiv ist und nicht nur darauf war-
tet, dass andere etwas tun.“ Nach
30 Jahren Selbstständigkeit hat er
seinen Betrieb an die Franziskaner
Ordensschwestern verpachtet. „Mei-
ne Kinder hatten andere Pläne. Ich
schaue aber regelmäßig im Betrieb
vorbei“, bekennt er.
Mehr als 100
Lehrlinge
ausgebildet
Maurermeister
und Diplom-
Ingenieur Otto
Jung aus Sien/
BIR, hat in 50 Jahren Meisterschaft
über100Lehrlingeausgebildet.Heute
führt Sohn Michael den Betrieb mit
125Mitarbeitern. „Wir habenmit ein-
fachen Maurerarbeiten angefangen,
dann kam der Tief- und Straßenbau
dazu. ‘Geh mit der Zeit, sonst gehst
Du’, war stets unsere Devise. Das
Ohr am Zeitgeist zu haben, sich den
Erfordernissen desMarktes anzupas-
sen, ist ein Garant für Erfolg“, ist er
überzeugt.
Goldener Meister – Goldene Hochzeit
Zimmerermei-
sterJosefAdams
aus Bad Neuen-
ahr wurde von
Ehefrau Anne
begleitet.„Sieist
meinguterGeist.
Heutebekomme
ich den Goldenen Meisterbrief und
in Kürze feiern wir unsere Goldene
Hochzeit“, sagt er. Er erzählt, dass
sich in seinem Handwerk die Arbeit
sehrveränderthat.„Damalshabenwir
50 Kilogramm schwere Balken ohne
Hilfsmittel geschleppt.“ 25 Jahrewar
erObermeister der Zimmerer-Innung
Ahrweiler. SohnGerd führt heute das
1898gegründeteUnternehmen inder
5. Generation.
Name zählt etwas
nach 50 Jahren
Malermeister
Lothar Groh aus
Sensweiler hat
sich noch nicht
zur Ruhe gesetzt. „Ich brauche den
Umgang mit Menschen. Die Arbeit
hältmich fit und derNameGroh zählt
etwas“, so der 73-Jährige.
Der Handwerkerchor Kreis Birkenfeld sorgte bei der Altmeisterfeier dieses Mal für einen besonders festlichen Rahmen.
Informationen bei der HwK-Meis-
terakademie, Tel.: 0261/ 398-415,
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