Handwerk im Winter vom 8. Dezember 2007 - page 3

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Fünf Bundessieger im Leistungswettbewerb kommen aus dem Bezirk der HwK Koblenz
Mit handwerklicher Extraklasse zum
Bundessieg: Edelsteingraveurin Jenni-
fer Marie Barta, Silberschmiedin Frie-
derike Bertet, Straßenbauer Tim Stüber
sowie die beiden Metallbauer Jan Phi-
lipp Minor und David Buhr haben den
Leistungswettbewerb des Deutschen
Handwerks gewonnen. Der Norden
des Landes ist stolz auf seine Sieger.
„Es ist ein toller Erfolg, wir freuen
uns mit den Siegern. Ihre Leistung
steht für das starke Ausbildungsen-
gagement unserer Betriebe und die
überdurchschnittlicheQualität dabei.
Und sie steht auch für den Fleiß und
das Können der Jugendlichen, das
Erlernte umzusetzen“, gratulieren
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„Er hat Talent, das habenwir
vomerstenTag angesehen“,
erinnert sich der selbststän-
dige Metallbauermeister
Franz-Josef Hermann aus
Friesenhagen an den Lehr-
start von Jan Philipp Minor
aus Niederfischbach. Mit
der richtigen Ausbildung
und diesem Naturtalent
hat der 19-jährige Metall-
bauer nun die Krone in der
Fachrichtung Konstruktion
erreicht: Der junge Hand-
werker aus demWesterwald
ist Deutschlands Bester in
seinem Beruf.
SiebenStundenhattenerund
seine Mitbewerber Zeit, um
einen umfangreichen und
mitanspruchsvollenHeraus-
forderungengespicktenPar-
cour zu absolvieren. Dazu
zählte, Schweißnahtproben
abzulegen und zu beurteilen
sowie eine Umlenkrolle zu
beschreiben und zu entwer-
fen. Nach dem Bundessieg
war nicht nur die Freude
über den Erfolg groß – auch das Echo
überrascht den jungenMann nun. „Es
hagelt regelrecht Anrufe und Leute
fragen nach oder gratulieren. Damit
hatte ich nicht gerechnet. Ich genieße
es auch ein wenig ...“
„DieAufgabenstellungwar anspruchsvoll, die Zeit knapp
bemessen. Einen Fehler durfte man sich nicht erlauben“,
resümiertDavidBuhr, 22-jährigerMetallbauergeselle aus
Rheinbrohl. Er konnte in der Fachrichtung Gestaltung
den Sieg einfahren. „Dafür mussten wir Elemente für ein
Baumschutzgitter aus einem Rundstahl fertigen.“ Nach
sechs Stunden fiel wörtlich der Hammer, wurde die Ar-
beit akribisch durch die Jury unter die Lupe genommen.
Dann stand fest: Sieger ist David Buhr, der mit einer
Schatzkiste aus Metall im Wettbewerb „Die gute Form
im Handwerk“ auch den Landessieg erreichte. Gefeiert
wurde der Erfolg auch im Ausbildungsbetrieb Ars litur-
gica KunstwerkstättenMaria Laach. Ausbildungsmeister
Edgar Rader ist stolz auf seinen ehemaligen Lehrling, der
„menschlich und fachlich ganz ausgezeichnet zuuns passt
und ein hochmotivierter Jugendlicher ist, der weiß, wann
er anpacken muss und gebraucht wird“. David Buhr wird
jetzt die Meistervorbereitung bei der HwK beginnen und
denkt auch über den Kurs „Restaurator in der Denkmal-
pflege“ sowie den Lehrgang zum Schweißfachmann bei
der HwK nach.
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Gegr. 1999
|
4 Mitarbeiter
|
Herstellung und weltweiter Vertrieb
von Kirchenglocken
|
Tel.: 02652/ 59345
|
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Glockengießen ist ein brenzliges Unterfangen, wie der Guss einer Glocke in Maria Laach zeigt
Mehr als 700 Glocken haben Bruder
Michael Reuter und seine Mitarbeiter
in der 1999 eröffneten Glockengießerei
von Maria Laach bereits gegossen.
Und stets lief alles glatt dabei. Doch
mit der „Gloriosa“, einer fast drei
Tonnen schweren Bronzeglocke für
die Gemeinde Krumbach im Bistum
Augsburg, scheinen die Handwerker
von der Benediktinerabtei einfach kein
Glück zu haben. Kurz vor ihrer Vollen-
dung kam es jetzt zu einer Explosion.
Die Enttäuschung steht den drei
Handwerkern und ihren Besuchern
ins Gesicht geschrieben. Insbeson-
dere „Chef-Glockengießer“ Bruder
Michael Reuter sieht niederge-
schlagen aus. „Wir haben mit dieser
Glocke leider kein Glück“, sagt er
mit gedämpfter Stimme zu den gut
20 Gästen aus Krumbach, die an
diesem kalten Novembernachmittag
anlässlich des Gusses „ihrer“ knapp
drei Tonnen schweren „Gloriosa“
nach Maria Laach gekommen sind.
„Aber woran es gelegen hat, wissen
wir wohl erst, wenn wir die Glocke
wieder ausgegraben haben.“
Es war am 7. September, als Bruder
Michael und seineMitstreiterMarkus
und Sven Schneider schon
einmal versuchten, die
größte von insgesamt acht
Glocken für Krumbach
zu gießen. Trotz akri-
bischer Vorarbeit wurde
aus dem Guss jedoch ein
Fehlschlag. Statt über eine
Rinne vollständig in die
im Boden eingegrabene
Form zu sickern, schoss
die flüssige und über 1100
Grad heiße Bronze aus der
Erde plötzlich zischend in
die Höhe. Um ein noch
größeres Unglück zu ver-
hindern, schütteten die
Glockengießer die Rinne
sofort mit Erde zu. Die
knapp 200 Krumbacher,
die Zeuge des Fehlversuches waren,
blieben zum Glück alle unverletzt.
Der am selben Tag durchgeführte
Guss einer noch schwereren Glocke
für eine Kirche in Kleve verlief da-
gegen tadellos.
Hatte die Form einen Riss?
Wahrscheinlich habe die Form ir-
gendwo einenHaarriss gehabt, durch
die das flüssige Metall ausgetreten
sei, vermutete Bruder Michael nach
dem Versuch im September. Dies
wiederum habe die Gasexplosion
verursacht. Die Einschätzung einiger
Krumbacher, wonach der zweite
gescheiterte Anlauf ein Spiegelbild
des erstengewesen sei, teilt der erfah-
rene Glockengießer. Wieder schien
zunächst alles glattzugehen, wieder
war dieFormschon fast vollgelaufen,
als es zur Explosion kam.
Vorwürfe seitens der Gemeinde,
die am zweiten Adventssonntag
ihre Gloriosa eigentlich feierlich
einweihen wollte, gibt es keine. Im
Gegenteil: Krumbachs Stadtpfarrer
Josef Baur ist fest davon überzeugt,
dass es ein gutes Ende nimmt mit der
großen Bronzeglocke. „Dann findet
die Glockenweihe eben irgendwann
im Frühjahr statt“, sagt der Priester.
Bruder Michael Reuter will sich
ebenfalls nicht entmutigen lassen
– trotz der anspruchsvollen und gut
vier- bis sechswöchigen Arbeit, die
die Herstellung einer neuen Glocke
erfordert. „Aller guten Dinge sind
drei“, verabschiedet er sich von den
Krumbachern, als sich diese auf die
Heimfahrt machen. Zur Erinnerung:
700 erfolgreiche stehen zwei fehl-
geschlagenen Versuchen gegenüber.
Bruder Michael hat allen Grund,
optimistisch zu sein.
Oben: Glockengießer Sven Schneider „füttert“ den Schmelzofen mit Zinn,
das sich verflüssigt mit Kupfer zur Glockenbronze verbindet.
Unten: Über eine Rinne fließt das Metall in die eingegrabene Glockenform.
Markus Schneider (l.) und Bruder Michael überwachen den Vorgang.
Mit selbst gefertigten Holzschablonen
prüft Bruder Michael die Größe der
aus Lehm gefertigten Glockenform.
HwK-PräsidentKarl-HeinzScherhag
und Hauptgeschäftsführer Dr. h. c.
mult. Karl-Jürgen Wilbert den Bun-
dessiegern, die sich über vier Runden
durchsetzten.
Herausragendes leistete aber auch
Geselle Erich Riemer aus Dierdorf.
Der von der Günter Fichter Dämm-
technikGmbHinSelters ausgebildete
Wärme-, Kälte- und Schallschutzi-
solierer wurde in seinem Handwerk
zweiterBundessieger.Hervorragende
dritte Plätze beim Leistungswettbe-
werb auf Bundesebene erreichten
Zahntechnikerin Brigitte Knobloch
aus Koblenz, die ihr Handwerk bei
Zahntechnikermeister Stefan Kreil
in Vallendar lernte, Bäckereifach-
verkäuferin Magdalena Pietraszek
von Klein’s Backstüffje in Koblenz
sowie der bei der Exmü GmbH in
Neustadt/ Wied ausgebildetet Elek-
troniker (Fachrichtung Maschinen-
und Antriebstechnik) Marcel Oster
aus Pottum. Ebenfalls inDeutschland
weitvorne:DievonderSchiltzGmbH
in Höhr-Grenzhausen ausgebildete
KeramikerinRieke Zeller, die zweite
Bundessiegerin imWettbewerb „Die
gute Form im Handwerk“ wurde.
Informationen zum Leistungswett-
bewerb des Deutschen Handwerk,
Einewahrhaft bundessiegertauglicheAllianzgabes imStraßen- und
Tiefbauunternehmen von Albert Hähn aus Vettelschoss: In diesem
BetriebbildetemitdemfrischgebackenenHandwerksmeisterAndré
Hähn der Bundessieger im Leistungswettbewerb des Deutschen
Handwerks von 2004 den Sieger von 2007 aus! Der heißt Tim
Stüber und kommt aus St. Katharinen. „Beide sind jung und haben
vomersten Tag an prima harmoniert“, fasst Geschäftsführer Albert
Hähn zusammen und lobt seinen früheren Lehrling: „Tim ist ein
netter junger Mann, sehr fleißig und zuverlässig. Ich freue mich
sehr über seinen Sieg, den er absolut verdient hat.“ Der 20-Jährige
arbeitet momentan an einer ganz anderen Baustelle: Er holt das
Abitur nach. „Anschließend möchte ich ein Bauingenieur-Studi-
um beginnen“, sagt er. Mit dem Sieg beim Bundesentscheid hatte
er überhaupt nicht gerechnet. „Die Konkurrenz war stark. Beim
Blick auf deren Arbeitsproben – wir mussten ein Gehwegsteilstück
anlegen – wusste ich: Das wird ganz eng!“ Mit ihm freute sich
nicht nur die Familie und Freunde, „auchmein Ausbildungsbetrieb
schmeißt jetzt eine Feier!“
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Bester Jung-Geselle Deutschlands: David Buhr (Mitte), der
sein Handwerk in der Schmiede der Benediktinerabtei Maria
Laach lernte, gewann den Leistungswettbewerb des Deut-
schen Handwerks bei den Metallbauern, Bereich Gestaltung.
Vom Kammer- über den Landes- zum Bundessieg: Tim Stüber
aus St. Katharinen hat sich den Titel „Deutschlands bester Stra-
ßenbauer-Junggeselle“ gesichert.
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Die Verbindung aus Kirche und
Handwerk – das gilt auch für den
AusbildungsbetriebvonSilberschmie-
din Friederike
Be r t e t , d i e
Goldschmiede
und Kun s t -
werkstätte der
Schönstätter
Marienbrüder
in Vallendar.
Mit einem sil-
b e r f a r b e n e n
Handspiegelhat
die 23-jährige
Heilbronnerin,
die extra für die
Ausbildung ins
Rheinlandnach
Vallendar zog,
denBundessieg
in ihrem Hand-
werk errungen.
„Darüber hat
sich unser gan-
zes Team ge-
freut, vor allem
unserAusbilder
und Werkstattleiter Michael van
Ooyen“, schwärmt die talentierte
Handwerkerin,diesichvomerstenTag
an in ihremAusbildungsunternehmen
wie zu Hause fühlte. „Ich wurde sehr
schnell auch in anspruchsvolle Arbei-
ten einbezogen. Das stärkt nicht nur
das berufliche
Selbstbewusst-
sein, sondern
ist auch gut für
das Verhältnis
zwischen Lehr-
ling und Aus-
bilder“, sagt
Deutschlands
beste Nach-
wuchs-Silber-
schmiedin.
„Man spürt,
dass die Arbeit
beiKundenund
KollegenAner-
kennung findet
und gibt sich
entsprechend
viel Mühe, die
eigenen Fähig-
keiten Stück
für Stück aus-
zubauen“, lobt
Friederike Ber-
tet das tolle Klima an ihrem Arbeits-
platz. Und auch in ihrer neuen rhei-
nischenHeimatfühltsichdiegebürtige
Schwäbin längst wohl.
Edelsteingraveurin Jennifer Marie
Barta aus Idar-Obersteinund ihrAus-
bilder, EdelsteingraveurmeisterUdo
Juchem,freuensichüberdenBundes-
sieg. „Das ist schön, wennman sieht,
wie vermitteltes Wissen eingesetzt
wird und die Jugendlichen bei der
Sache sind“, beschreibt Ausbilder
Juchem, dessenSohnChristoph2006
als Jahrgangsbester seines Hand-
werks die Meisterprüfung bestand.
„Gute Ausbildung ist uns gerade in
diesemseltenenHandwerkwichtig“,
so Vater und Sohn, in deren Unter-
nehmen wieder eine Jugendliche
ausgebildet wird. Für Jennifer Marie
Barta ist der BundessiegMotivation,
sich als Handwerkerin weiter zu ent-
wickeln. „Vielleicht mache ich jetzt
die Meisterprüfung. Damit würden
sich eine Reihe von interessanten
Möglichkeiten ergeben.“
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Mit ihr freut sich der gesamte Betrieb:
Friederike Bertet von der Kunstwerk-
stätte in Schönstatt ist Bundessiegerin.
Jennifer Marie Barta aus Idar-Ober-
stein hat es geschafft: Sie ist Bundes-
siegerin im Leistungswettbewerb bei
den Edelsteingraveuren.
Jan Philipp Minor feilt am Erfolg: Der Metall-
bauer hat das Finale im Leistungswettbewerb
des Deutschen Handwerks gewonnen.
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Ob inMariaLaach eineGlocke entsteht oder ein jungerMetallbauer Bundessie-
ger wird: Über eine Vielfalt an aktuellen Themen aus der Welt des Handwerks
berichtetdieFernsehsendung„HwK-TV“,dieimmermittwochsundsamstagsab
18Uhr imProgrammdes regionalen Senders „TV-Mittelrhein“ läuft. HwK-TV
zeigt, was hinter den Kulissen von Handwerksbetrieben geschieht oder welche
Angebote „der Bäcker um die Ecke“ für Sie bereithält. Alle Sendungen von
HwK-TV sind übrigens auch im Internet zu sehen:
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