Handwerk im Winter vom 8. Dezember 2007 - page 10

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Anton Zimmermann machte sein Hobby zum Beruf
Die Fertigkeiten im Umgang mit
seinem Lieblingsmaterial Holz hat
er sich selbst beigebracht. Das Ta-
lent lag ihm wohl im Blut. Er lernte
autodidaktisch, indem er zahlreiche
Bücher über Holzschnitzkunst studierte
und machte schließlich sein Hobby
zum Beruf. Anton Zimmermann aus
Spabrücken ist Holzbildhauer.
„DieLeidenschaft, handwerklichmit
demnatürlichenRohstoff zuarbeiten,
begann in der Gymnasialzeit. Wenn
ich Holz sehe, sprudeln die Ideen.
1976 habe ich mich erstmals damit
selbstständig gemacht“, erzählt
Zimmermann. „Räumliches Vorstel-
lungsvermögen, Fingerfertigkeit und
große Liebe zum Material“, nennt er
alsVoraussetzungfürseinHandwerk.
„Ich fertige zuerst eineZeichnung an,
bevor ichmit demSchnitzenbeginne.
Eskanndabeischoneinmalpassieren,
dass ich abweiche,weil die natürliche
Maserung desHolzes besser sichtbar
wird“, so der 59-Jährige.
„Ich drücke meine Gedanken
zu aktuellen Themen auf meine
Art aus“, betont Zimmermann.
Er verweist beispielsweise auf
den Ersten Golfkrieg von 1980
bis 1992. Damals hat er ein
Ehepaar, das sich, von Trauer
und Hilflosigkeit gezeichnet,
umarmt, in Holz geformt.
Ein Stapel Bücher, vom
Dolch durchbohrt, zeigt
die Sinnlosigkeit des er-
bitterten Bürgerkrieges
inBosnienundHerzego-
wina in den Jahren von
1991 bis 1995. „Ich bin
selbstanMinenfeldern
vorbeigefahren, ha-
be das Ausmaß des
Balkankrieges ge-
sehen und meine
Erlebnisse auch
so verarbeitet“,
erzählt der Of-
fizier der Reserve.
Das Kunstwerk wurde
versteigert und der Erlös
kam der Minenbeseitigung in
Kroatien zugute.
Jagdkultur und Kunsthandwerk
Schnitzereien, ornamentale Ver-
zierungen für innen und außen,
Sonnenuhren sowie Figuren aller
Art und Reliefs sind im Angebot des
Holzbildhauers. Dem kunstvollem
Verschneidenvon Jagdwaffengehört
seinbesonderesAugenmerk. „Ichbin
selbst Jäger und weiß daher, dass es
schonimmerBedürfnisderMenschen
war, ihre Waffen zu verzieren. Jagd-
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Holzschnitzerei, gegründet 1976
|
Wandreliefs, Sonnenuhren, Ver-
schneiden von Jagdwaffen
|
Tel.: 06706/ 960340
|
Als passionierter Waidmann verziert
Anton Zimmermann die Büchsen sei-
ner deutschlandweiten Kunden, von
denen viele selbst Jäger sind.
kultur und Kunst liegen nahe beiein-
ander. Der erste Jagdschmuck, den
wir kennen, durchbohrte und auf eine
Darmsehne aufgezogene Grandeln,
ist so alt wie die Höhlenmalerei. Die
Jagd kann als Ursprung des Kunst-
handwerks gelten“, meint er.
Zur Weihnachtszeit präsentiert er
noch eine Seite seines Könnens. So
können sich die Besucher des Ad-
ventsmarktes im Freilichtmuseum
Bad Sobernheim an der von ihm
gebauten, 2,65 Meter großen Weih-
nachtspyramide erfreuen. 25 hand-
geschnitzte Figuren und zahlreiche
Nebenteile zieren vier Etagen.
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Fast zu schade zum Abbrennen sind die „Tanzenden Engel“ von Wachszieher-
meister Michael Moll aus Manderscheid (Tel.: 06572/ 2180). „Die Kerze wird
erst durch das Brennen zum Leben erweckt. Die Veränderung ist ein Tanz auf
demVulkan und bleibt eineÜberraschung“, lacht er. Als zweiteBesonderheit hat
er die „Eifel-Lavakerze“ imWeihnachtsgepäck. „Sie ist komplett
aus heimischemMaterial angefertigt. Das Töpfchen besteht
aus Eifel-Lava und ist gefüllt mit Bienenwachs“, beschreibt
er die Kerze, die aufgrund der großen Nachfrage bereits
nachgeliefert werden musste.
Michael Moll ist seit 26 Jahren selbstständig. Der Familienbe-
trieb fertigtKerzenals kreativeKleinserien.In seinerWerkstatt,
einem alten, umgebauten Bauernhaus, bietet er Führungen an
und lässt sich gern bei der Arbeit über die Schulter sehen.
DieWinterausstellung besucht er zumdrittenMal. „Eine gute
Adresse für Aussteller und Besucher“, betont er.
Tanzende
Engel von
Wachszie-
hermeister
Michael
Moll.
„Holz spricht die Sinne an“, so Christian Bruns (Tel.: 0261/ 15325),
Holzbildhauer und Drechsler aus Koblenz. Seine Schalen aus sorg-
fältig ausgewählten heimischen Hölzern sind fürs „Auge allein
viel zu schade“. Sie fühlen sich unterschiedlich an, verströmen
den Duft von Holz. „Ich nutze das Holz mit all seinen Ei-
genarten und weiß, dass die Gestaltung beim ersten Schnitt
mit der Motorsäge beginnt“, betont der 46-Jährige, der seit
1983 selbstständig ist. Der Baum, sein natürlicher Wuchs
ist in seinen Objekten, die er aus einem Stück arbei-
tet, stets erkennbar. „Ich lasse dem Holz seine
Kraft. Ich schwelge in allem, was die Natur mir
gibt und finde den Entstehungsprozess meiner
Objekte immer sehr spannend“, sagt er.
Er erzählt von einer Robinie in Bad Brei-
sig, die er 20 Jahre im Sinn hatte, weil sie
so „unvergleichbar schön war“. Als sie
plötzlich nicht mehr da stand, ging er akribisch auf Spu-
rensuche. Wer hat sie gefällt? Wo ist das Holz? Er wurde
fündig und bearbeitete das Holz. „Ich wählte die Schale,
weil sie etwas Ursprüngliches, Mütterliches hat“, erklärt er.
In der Symbiose von Kunst und Handwerk der aus-
gewählten Arbeiten in der Galerie Handwerk sieht
er ein „gutes Forum“ für seine Arbeiten. In diesem
Jahr hat er ausgefallene Ketten im Repertoire.
Christian Bruns’ Scha-
len spiegeln die Ur-
sprünglichkeit des
Baumes wider.
Anton
Zimmermann und seine
selbst gefertigte Weihnachtspyramide.
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