Handwerk im Herbst vom 29. September 2007 - page 8

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Am Rande der Ehrennadelverleihung stellte sich Ministerpräsident
Kurt Beck im TV-Talk den Fragen von Hauptgeschäftsführer Dr. h. c.
mult. Karl-Jürgen Wilbert. Dabei war die Hauptschule ein wichtiges
Thema, bei dem Politik und Handwerk eine Meinung vertreten: Das
dreigliedrige Schulsystem muss – überarbeitet – erhalten bleiben. Wil-
bert schlug eine rheinland-pfälzische „Schulkonferenz“ vor, um ein
steigendes Qualifizierungsniveau und eine Förderung aller Begabungen
zu erreichen, aus gesellschaftlichen wie aus ökonomischen Gründen.
Im Interview äußerte Beck:
„Die Hauptschule muss wei-
terentwickelt werden. Ich
glaube, dass der berufsquali-
fizierende Abschluss, den die
Hauptschule zu leisten hat,
auch in Zukunft gebraucht
wird. Deshalb sind wir auf
Landesebene dabei, dessen
Attraktivität zu erhöhen und
die Querdurchlässigkeiten zum
Realschulabschluss oder zu ähnlich qualifizierenden Abschlüssen an Be-
rufsbildenden Schulen voranzubringen. Ich hoffe, dass wir einen nahtlosen
Übergang schaffen können aus der jetzigen Hauptschulstruktur in zentral
zusammengebundene Strukturen, die aber räumlich nicht wegrücken dürfen
von den Wohnorten der Menschen. Das dreigliedrige Schulsystem ist weder
tot noch sollte es sterben. Es muss nur so organisiert werden, dass es den
Schülerzahlen entsprechend differenziert genug angeboten werden kann.“
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Der Multikulti-Alltag ist in vielen
Schulen Realität. Lehrkräfte auf der
einen und Migranteneltern auf der
anderen Seite sind nicht immer in
der gleichen Lebenswelt zuhause. Die
Kinder sind irgendwo dazwischen und
müssen ihren eigenen Weg suchen.
Um die Integration und Förderung
von Migranten in Schule und
Ausbildung in Rheinland-Pfalz
geht es in der Podiumsdiskussi-
on mit Doris Ahnen, Ministerin
für Bildung, Wissenschaft,
Jugend und Kultur des Landes,
zum Auftakt der 31. Lehrerin-
formationstage (LIT) bei der
Handwerkskammer Koblenz.
Chancengleichheit
Nach jüngsten Untersuchungen
der Organisation für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD) hat
Deutschland noch vor allen
anderen Ländern große Schwie-
rigkeiten, Einwanderungskindern
die gleichen Ausbildungschancen
einzuräumen wie deutschen Kin-
dern. Besonders kritisch ist das
Leistungsniveau von Schülern
mit Migrationshintergrund dann,
wenn in der Familie kein Deutsch
gesprochen wird. Die meist
abgeschottete Lebensweise der
Eltern, die nur mit Landsleuten
verkehren, bietet den Kindern
kaum Chancen, sich mittels der
deutschen Sprache zu integrieren.
Professor Dr. Argyro Panagio-
topoulou, Universität Koblenz-
Landau, beschäftigt sich mit
Sprachenvielfalt und interkultu-
reller Bildung. Das Miteinander in
Schule und Beruf ist Schwerpunkt
eines Impulsreferates von Dr.
med. Ezhar Cezairli, Vorsitzende
des Deutsch-Türkischen Clubs.
Selbstständige Ausländer mit
deutschem Meisterbrief, auslän-
dische Handwerkslehrlinge sowie
Ehrenamtsträger diskutieren
im Anschluss mit Podium und
Plenum Fragen des Miteinan-
ders aus praktischem Erleben.
Traditionsgemäß testen auch in
diesem Jahr Lehrer das praktische
Profiling in den Bereichen Holz,
Metall, Bau, Friseur/Kosmetik
und Verkauf. Ein Förderschultag
und ein IT-Tag zählen eben-
so zum Angebot der LIT.
Themenbezogene Workshops
mit Dozenten der HwK Koblenz
und praktisches Arbeiten im
Kunststoffzentrum sowie 3D-
Scannen, Plottern und ein Kom-
munikationstraining im Studio
des Kompetenzzentrums für
Gestaltung, Fertigung und Kom-
munikation garantieren Informa-
tionen. Spannung verspricht der
Hochschultag zum Abschluss. Es
geht um Studieren ohne Abitur
und das Duale Studium zum Ge-
sellenbrief und zum Bachelor.
30 Jahre – 18.000 Teilnehmer
Wichtigstes Anliegen der in ihrer
Art in Deutschland einzigartigen
Veranstaltung ist die Berufso-
rientierung in Handwerk und
Wirtschaft. Die LIT sind ein An-
gebot für Lehrer aller allgemein-
bildenden Schulen im nördlichen
Rheinland-Pfalz, von der Son-
derschule bis zum Gymnasium.
Mitveranstalter sind die Auf-
sichts- und Dienstleistungsdi-
rektion (ADD), Außenstelle
Schulaufsicht Koblenz, und die
fünf Agenturen für Arbeit im
nördlichen Rheinland-Pfalz.
18.000 Teilnehmer nutzten bisher
diese praxisnahe Weiterbildung.
Die LIT sind als Fortbildung an-
erkannt. Jeder Teilnehmer erhält
eine entsprechende Teilnahme-
bestätigung der HwK Koblenz.
Informationen und Anmeldung
zu den Lehrerinformationstagen
bei der Pädagogischen Anlauf-
stelle der HwK Koblenz:
Tel.: 0261/ 398-324
Fax: 0261/ 398-989
E-Mail:
Internet:
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Goldene Ehrennadel: Anerkennung für jahrelanges politisches und persönliches Engagement fürs Handwerk
Ministerpräsident Kurt Beck ist Träger
der Goldene Ehrennadel der HwK
Koblenz. Mit dieser höchsten Auszeich-
nung „drücken wir als Kammer und
als Handwerk insgesamt Dank, aber
auch eine tiefe Verbundenheit zum
Politiker und Menschen Kurt Beck
aus“, so HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag und Hauptgeschäftsführer
Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert.
„Es ist für mich eine besondere
Auszeichnung, diese Ehrennadel zu
erhalten“, bedankte sich Beck. „Das
HandwerkisteinestabilisierendeSäu-
le derWirtschaft und ich empfinde es
als Ehre, einen Beitrag zur Festigung
und Stärkung dieser Säule leisten zu
könnenunddafürdieseAuszeichnung
entgegennehmen zu dürfen.“
Einsatz für den Meisterbrief
DieHwKerinnerte an dieDiskussion
umeineüberzogeneNovellierungder
Handwerksordnung (HwO) Anfang
des Jahrzehnts auf Kosten des Meis-
terbriefes in vielen Handwerken, die
aufBundesebene entscheidenddurch
das Land zugunsten des Handwerks
beeinflusst wurde. „Die HwO-No-
velle trägt deutlich die vermittelnde
Handschrift von Rheinland-Pfalz.
Was uns Ministerpräsident Beck auf
unserer Meisterfeier im Jahr 2000
angekündigt hat, hat er eingehalten“,
blickte die Kammerspitze zurück.
„UmBeschäftigung,Ausbildungund
Leistungsfähigkeit desMittelstandes
zu sichern, trat er für die Meisterqua-
lifikation ein.“ Beck unterstrich die
Rolle desMeisterbriefes, „der jungen
Leuten eine Perspektive bietet, die
vielfältige Möglichkeiten der Ver-
wirklichung bietet.“ Mit Blick auf
dieDurchlässigkeitzurakademischen
Bildung betonte der Ministerpräsi-
dent, dass „es dabei gar nicht so sehr
um den Einzelnen geht, sondern um
die Möglichkeit, mit der ich eine
grundsätzliche Wertigkeit des Meis-
terbriefesverbinde“.MitBlickaufdas
Handwerk im Land fand er lobende
Worte. „Die Mittelstandsstruktur ist
Garantie dafür, dass wirtschaftliche
Kraft in die Fläche geht.“
Chefsache Jugend und Bildung
Ein besonderes Augenmerk legte die
HwK bei der Ehrennadelverleihung
auf das gemeinsame Engagement für
Ausbildung undBeschäftigung. „Die
SelbstverwaltungdesHandwerksund
die Landespolitik wirken als verläss-
liche Partner zusammen.“ Für die
Zukunft der Jugend-
lichen die Ärmel
hochzukrempeln, ist
„Chefsache“fürKurt
Beck, der sich als
Lehrstellencoachder
ersten Stunde ein-
brachte. Bundesweit
setzte er ein Zeichen
für eine Chancengarantie auf Lehre
– auch in einer Zeit, als die Ausbil-
dungsplatzabgabedieRundemachte.
„Mit der Vereinbarung ‘Rheinland-
Pfalz fürAusbildung’ arbeitenPolitik
undWirtschaftauchinZukunftfürdie
Perspektivender Jugendzusammen“,
lobten Scherhag und Wilbert. Einen
besonderen Dank sprach die HwK
der Landesregierung für die Unter-
stützung bei der Umsetzung neuer
Bildungs- und Technologiezentren
aus. „So formt die Landespolitik das
moderne Gesicht der beruflichen
Bildung und der Berufe des Hand-
werks entscheidend mit. Wir werden
das HwK-Zentrum für Lebensmittel
und Gesundheit, für Wellness und
modernes Leben in Koblenz mit
Unterstützung des Landes und des
Bundes zügig umsetzen und so eine
neue Orientierung zur Urproduktion
in unserem Land schaffen.“
In Kurt Beck wisse das Handwerk im
Land einen Politiker an seiner Seite,
der immer ein offenes Ohr für die
Belange dieses Wirtschaftszweiges
habe und anerkennendeWorte für das
Handwerk finde. Sein unmittelbares
Handeln sei ein wichtiger Beitrag
dafür, dass Rheinland-Pfalz ein Auf-
steigerland mit dem Handwerk ist.
„Die Ehrennadel erhält heute nicht
nur derMinisterpräsident, sie geht an
einen Freund des Handwerks und der
Handwerkskammer“, so die HwK.
HwK-
Präsident
Karl-
Heinz
Scherhag
(r.) über-
reicht
Minister-
präsident
Kurt Beck
die Gol-
dene Eh-
rennadel.
Herzlicher Empfang beim Handwerk durch Handwerks-
lehrlinge in den HwK-Berufsbildungszentren in Koblenz.
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