Handwerk im Herbst vom 29. September 2007 - page 10

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Hörgeräteakustikerin Brigitte Hilgert-Becker ist immer am „Ohr der Zeit“ - Liebe zum Beruf
„Ich habe Freude an meinem
Beruf und genieße den Augen-
blick“, sagt die Hörgeräteakus-
tikerin Brigitte Hilgert-Becker,
Inhaberin der Firma „Becker
Hörakustik“, aus Koblenz. Die
erfolgreiche Unternehmerin im
Handwerk und Chefin von 50
Mitarbeitern in 14 Filialen feierte
unlängst ihren 65. Geburtstag. Ak-
tiv älter werden ist für sie Teil
ihrer Lebensphilosophie.
„Wichtig ist für mich,
sich auch an ganz all-
täglichen Dingen zu
freuen und diese als
etwas Besonderes zu
bewerten“, betont
Brigitte Hilgert-
Becker. Wenn sie
mit ihrer Hova-
wart-HündinStella
zum täglichen Spa-
ziergang aufbricht,
liegen die Freuden
fürsiepraktisch am
Weg. Es ist mal der
Tau auf dem Feld,
der sie erquickt,
oder die Sonne, die siemit ihremFar-
benspiel fasziniert. Erfreuen kann sie
sich auch an einemGlasWein, einem
Theater- oderMuseumsbesuch, schö-
nen Bildern und klassischer Musik.
„Solche Augenblicke wünsche ich
mir noch viele“, resümiert sie. Bri-
gitte Hilgert-Becker ist ein positiv
denkender Mensch. Sie sagt: „Das
Leben ist schön!“
Firma ist ein ideeller Wert
Sie betont, dass die Firma Becker
Hörakustik für sie ein ideeller Wert
ist, den sie täglich lebt. „Ich habe
den Betrieb von meinen Eltern
übernommen und bin dankbar, dass
es mir gelungen ist, in meinen Kin-
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Meisterbetrieb, gegr. 1925
|
50 Mitarbeiter (17 Lehrlinge)
|
Herstellung und
Reparatur von Hörgeräten
|
Tel.: 0261/ 35050 |
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Tischuhr aus Bad Neuenahrer Meisterbetrieb schlägt jetzt im Vatikan - Handwerk mit Zukunft
„Es war eine Ehre für mich, ein i-Tüp-
felchen in der Arbeit und eine Bestä-
tigung meines handwerklichen Kön-
nens“, kommentiert Uhrmachermeister
Ralf Retterath aus Bad Neuenahr
einen nicht alltäglichen Auftrag. Das
Auswärtige Amt vergab einen Instand-
setzungsauftrag für eine Tischuhr,
die jetzt in der Deutschen Botschaft
im Vatikan ihre Stunden schlägt.
„Vier Wochen habe ich daran gear-
beitet. Und ich habe gehört“, lacht
Retterath, „dass dieUhr jetzt nur vom
Botschafter persönlich aufgezogen
werden darf.“
„Generell sind eine ruhige Hand, das
Faible für Technik und Geduld für
die Präzisionsarbeiten an den winzig
keinenRädchen, SpiralenundHebel-
chen notwendige Voraussetzungen
für den Beruf des Uhrmachers“,
betont Retterath. Er arbeitete nach
der Meisterprüfung noch sechs Jahre
als Werkstattleiter in einem renom-
miertenUnternehmen, bevor er sich
vor fünf Jahren in der Kurstadt
selbstständigmachte. Seinerster
Lehrling arbeitet heute als Ge-
selleimTeam.Aktuellsuchtder
Uhrmachermeistererneuteinen
Lehrling. „Ich denke, viele
junge Leute haben falsche
Vorstellungen vom Beruf.
Sie denken, dass
der Uhrma-
cher mit der
L u p e
in ei-
ner
dernEvaundDandieLiebezumBeruf
und dem Unternehmen zu wecken.
Beide sind Hörgeräteakustikermei-
ster und Diplom-Betriebswirte und
inzwischen in die Geschäftsleitung
integriert. Ihr Meisterbrief ist für die
Tradition und den Fortbestand des
Betriebes wichtig“, betont sie. Seit
1965 ist Brigitte Hilgert-Becker im
Familienunternehmen tätig. Vorran-
gig die Verwaltung gehört zu ihren
Aufgaben. Vater Andreas Becker
gründet 1925 das Unternehmen zu-
nächstalsFirmaBrillen-Becker. (Den
Beruf desHörgeräteakustikers gibt es
erst seit 1967.) Zahlreiche Filialen
mit Optik und Hörgeräteverkauf
werden in den Jahren eröffnet. 1982
wird der Fachbereich Hörakustik
als eigenständige Firma
unter Leitung von Brigitte
Hilgert-Becker weiterge-
führt. Ausbildung gehört
für sie seitdem dazu. Drei
bis fünf Lehrlinge stellt
Becker Hörakustik jährlich
ein. „UnsereLehrlinge sind
dieFachkräfte vonmorgen.
Wer gute Leistungen in der
Ausbildung zeigt, wird übernom-
men“, sagt sie.
„Treffpunkt Ohr“
Als Vorsitzende des Vereins „Treff-
punkt Ohr“ organisiert sie seit
Jahren Patiententage, bei denen
Interessierte mit aktuellen In-
formationen von Medizinern
und Spezialisten der Höra-
kustik sowie konkreten
H i l f s a n g e b o t e n
versorgt werden.
„Ein Gespür für
Menschen, sich
in sie hineinden-
ken können,
gehört zu un-
serem Berufs-
ethos. Mangelndes Hörvermögen
führt zu Integrationsproblemen.
Hier sind kompetente Beratung und
viel Verständnis gefragt“, weiß sie.
Der Tradition des Hauses folgend,
verschickt sie Geburtstagskarten
an Kunden mit historischen Abbil-
dungen vonKoblenz. Inzwischen hat
sie mit dem Buchband „Koblenz à la
carte“ einvisuellesMenügeschaffen.
„Das Buch gäbe es nicht ohne diese
bildschöne Gegend und ohne die
vielenOhren, für derenVerbesserung
wir uns einsetzen können!“, sagt
sie im Vorwort. Vielleicht wird die
65-Jährige, die noch täglich im Un-
ternehmenanzutreffen ist, „zukünftig
etwas kürzer treten“. „Ich bin aber
noch kein bisschen müde“, lacht sie.
Ihr Alter sieht der modebewussten
Unternehmerin ohnehin niemand an.
ErfüllendeAufgaben, vielBewegung
und ihre Enkel Benedict und Senta
nennt sie ihre „Fitness-Garanten“.
dunklenWerkstatt sitzt
und ab und an ei-
ne Uhr repariert.
Tatsache ist,
dass längst
a n H i g h -
tech-CNC-
Maschinen
gearbeitet
wird. Ein
U h r m a -
cher wird
nie mehr ar-
beitslos und
ist weltweit ge-
fragt“, plädiert der
37-jährigeMeister für
seinen Beruf.
Aus vielen Teilen der
Bundesrepublik und
sogar aus dem euro-
päischen Ausland bringen Kunden
ihreUhrennachBadNeuenahr, damit
Retterath ihnen ihrenaltenGlanzwie-
dergibt und sie vor allem ihre
einwandfreie Funktion
als Zeitmesser zu-
rückbekommen.
Ehrfurcht vor
der Technik
desUhrwerks
habe er immer
wieder, sagt Ret-
terath. „Wenn
m a n a b e r
schonoft an
mehreren
tausend
E u r o
t e u r e n
Stücken
g e a r -
b e i t e t
hat, ent-
w i c k e l t
man dazu
eine ganz
eigene beson-
dere Beziehung“,
fügt er selbstbe-
wusst hinzu. An
einer computerge-
stütztenFräsanlage
in seiner Werkstatt
werden Ersatzteile für alte, antike
Uhren, die nicht mehr zu bekommen
sind, nach den alten Musterstücken
neu gefertigt.
Jedes Stück ein Unikat
Aktuelles Vorhaben des Meisters,
der auch eine Goldschmiedelehre
absolviert hat, ist die Anferti-
gung von Uhren, die auf den
Kunden abgestimmt sind.
„Ich denke, dass sich die
Region mit ihrer Land-
schaft undderMentalität
der Menschen anbietet,
etwasganz Individuelles
herzustellen, eineManu-
faktur-Uhr“, so Rette-
rath. „Der Kunde kann
Material undGestaltung
mitbestimmen. Ob rund
oder eckig, Messing,
edleWurzelhölzer,Gold
oder Diamanten - alles
ist machbar. Jedes so
angefertigte Stück ist ein
Unikat“, erklärt er. Retterath weiß,
dass das den Uhrmacher so richtig
fordert. Aber an Ideen hat es dem
filigranenHandwerksmeister vonder
Ahr noch nie gemangelt.
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Meisterbetrieb, gegr. 2002
|
2 Mitarbeiter
|
Neuanfertigung, Reparatur
und Verkauf von Uhren
|
Tel.: 02641/ 915912 |
Reichlich Tradition, beste Zukunftsaussichten: (von links) Brigitte Hilgert-Becker,
Tochter Eva und Enkelin Senta, der jüngste Familienspross, sowie Hündin Stella.
Jedes Schräubchen fest im Blick: Uhrmachermeister Ralf Retterath setzt alte Uhren instand.
Winzig klein ist die Mehrheit
des Materials auf dem Arbeits-
tisch eines Uhrmachermeisters.
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