Handwerk im Herbst vom 7. Oktober 2006 - page 3

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Das Ehepaar aus Bonn verlebte
jahrelang den Sommer auf dem
Campingplatz in der Gegend – und
kaufte fast täglich in der Fleische-
rei der Familie Botte in Hartenfels
ein. Irgendwann gaben sie das
Sommerdomizil auf. „DochWurst
und Fleisch holen sie bis zum heu-
tigen Tag bei uns“, freut sich Flei-
schermeister Markus Botte. „Regel-
mäßig steht das Bonner Auto vor
der Ladentür, kommt unsere
Stammkundin vorbei.“ EinWeg,
der sich offensichtlich lohnt.
Wer mit den Augen in der Theke der
Bottes herumstöbert, hat schnell Lust
auf mehr. Wer dann reinbeißt, ist
überzeugt – so muss frische Wurst
schmecken. Die hat ihren Ursprung
wenige Meter weiter, denn hier wird
nicht nur Fleisch verarbeitet, im
Familienunternehmen wird auch ge-
schlachtet. „Die Tiere stammen von
Bauern aus der unmittelbaren Umge-
bung“, erläutert der 35-jährige Mar-
kus Botte, der das 1963 vonVater und
Mutter gegründete Unternehmen seit
2003 führt. Bereits mit 20 Jahren hat
Lecker
und
gesund
Bei Bottes Familiensache: schlachten, verarbeiten und verkaufen aus einer Hand
er die Meisterprüfung bestanden,
ging vorher als Geselle auf die Walz
und hat u.a. Erfahrungen in der
Schweiz gesammelt.
Das Fleischerhandwerk ist bei Bottes
Familiensache: Vater Edgar (68) ar-
beitet „aus Lust und Liebe zum Be-
ruf“ mit, Bruder Dieter – acht Jahre
älter und auch Fleischermeister –
ebenso. Sie gehören zu einer 14-
köpfigen Mannschaft, darunter ein
Lehrling, in den zwei Filialen in
Ransbach-Baumbach und Hartenfels.
„Wir sind auf demVormarsch ...“
Bis zu 16 Schweine und zwei Bullen
werden wöchentlich geschlachtet und
verarbeitet. Vier Punkte des Erfolges
nennen die Westerwälder: Aufzucht
und Fütterung sowie kurze Transport-
wege, eine schonende Schlachtung
und die Zerlegung, Verwurstung und
Verkauf – und das alles aus einer
Hand. „Eine Form der Qualitätsüber-
wachung, die dem Kunden nicht
kompliziert erklärt werden muss. Al-
les ist transparent.“ Kein Wunder al-
so, dass Bottes selbstbewusst feststel-
len, dass handwerkliche Fleischerei-
en wie ihre auf demVormarsch sind.
„Skandalewie der umGammelfleisch
- Kühlräume haben wir auch, doch
was montags geschlachtet wird, ist
bis Samstag verkauft! - sorgen für
eine Sensibilisierung bei den Kun-
den. Woher kommt eigentlich mein
Essen? Wer diese Frage konsequent
beantwortet, steht immer öfter schließ-
lich am handwerklichenVerkaufstre-
sen.“ Eine gute Auftragslage ist die
Folge. „Viele Kunden wissen um die
Qualität unserer Produkte, die u.a.
noch im traditionellen Räucherofen
mit Buchespänen im Keller haltbar
gemacht werden, und bestellen ein-
fach telefonisch.“ Dann gehen Pro-
dukte auf dem Postweg zumKunden.
Frisch, lecker und abwechslungsreich
geht es bei den „pfannenfertigen Ge-
richten“ der Bottes zu: Täglich hal-
ten sie ein neues, reichhaltiges
Angebot bereit, das im
Handumdrehen zube-
reitet werden kann.Wer
in größeren Dimen-
sionen denkt, kann
auf den Partyservice
zurückgreifen. Und
auch hier hat der Flei-
schermeister einen
Tipp: das Spanferkel.
Markus Botte, 35 Jahre: Mit 20 Meis-
ter, seit 2003 Chef im Familienunter-
nehmen, in dem auchVater, Bruder und Ehe-
frau mitarbeiten.
Meisterkurs für
Fleischer
Der nächste Meister-
vorbereitungskurs
für Fleischer beginnt
bei der HwK-Meis-
terakademie im Okto-
ber 2007 in Koblenz
berufsbegleitend in Teil-
zeit.
Infos und Anmeldung bei der
HwK, Tel.: 0261/ 398-415, E-
Mail:
Internet:
Vom Schlachten über das Verarbeiten bis zumVerkauf bieten die Bottes alles aus einer Hand. 14 Mitarbeiter zählt das
Unternehmen an den zwei Standorten Ransbach-Baumbach und Hartenfels, darunter auch ein Lehrling.
Im klassischen Räucherofen, mit Buchespänen „gefüttert“,
entsteht in vier Tagen u.a. Schinken.
„Kühlräume gibt es bei uns selbstverständlich auch, aber
was wir am Montag schlachten, ist bis Samstag verkauft!“
„Das Fleisch vom Metzger hat
einen Namen und liegt nicht an-
onym in der Kühltruhe wie bei-
spielsweise in einigen Supermärk-
ten“, so Fleischermeisterin Birgit
Seibel aus Koblenz. Die neuerliche
Verunsicherung in der Bevölkerung
aufgrund des aufgetauchten
„Gammelfleisches“ sieht sie letzt-
lich auch als Herausforderung für
den Fleischer um die Ecke.
„Wir Fleischer können die regionale
Herkunft des Fleisches lückenlos be-
legen und unsere Kunden darüber in-
formieren. So haben wir bisher alle
Krisen rund ums Fleisch überstan-
den, keine Kunden verloren, sondern
eher neue hinzugewonnen“, betont
Birgit Seibel. Die 42-
Jährige ist gemein-
sam mit ihrem
Ehemann, Flei-
schermeis-
ter
Frank Seibel,
Inhaberin der Flei-
scherei Seibel/Seul. Diese
wurde 1935 von ihrem Großvater
gegründet. Fleischermeister Hans-
Werner Seul, Obermeister der
Fleischerinnung Koblenz,
führte den Betrieb dann bis
zur Übergabe an seine
Tochter vor neun Jahren.
Fleisch „aus
der Familie“
Bei Seibels stammt das
Fleisch gewissermaßen
„aus der Familie“. Alles
Rindfleisch, was in der
Fleischerei Seibel/Seul
in Koblenz verarbeitet
wird, kommt von ei-
nem Bauernhof auf
dem Dieblicher
Berg. Landwirt
Peter Pistono ist
der Schwager
der Seibels.
„Wir wis-
s e n ,
was
Fleischer
seit
3 Generationen
Fleischermeisterin Birgit Seibel zum neuerlichen Fleischskandal: „Chance für Fleischer um die Ecke“
gefüttert wird und unsere Kunden
können sich vor Ort von der art-
gerechten Haltung der Tiere überzeu-
gen“, betonen die beiden Fleischer-
meister. Als der Koblenzer Schlacht-
hof schloss, wurde auf dem Gelände
des Landwirts auch die neue Schlacht-
stätte gebaut. 10 bis 12 Schweine und
ein bis zwei Rinder pro Woche wer-
den hier geschlachtet und dann zu
Fleischspezialitäten und an die 100
Wurstsorten weiter verarbeitet. „Ei-
gene Schlachtung ist von Anfang an
unser Markenzeichen, kurze Trans-
portwege gewähren den Frischege-
nuss“, sagt Birgit Seibel. Sie verweist
auf das vertrauensvolle Gespräch an
der Ladentheke zwischen Verbrau-
chern und Fleischern. „Information
und Aufklärung sind das A und
O. Darin liegt auch
unsere Stär-
ke.
Jemand, der gerne Fleisch isst, muss
nicht Vegetarier werden. Wir stehen
voll hinter unseremFleisch. Die Kun-
den spüren das. Sie vertrauen uns
auch darin, dass wir über die Fütte-
rung der Tiere Bescheid wissen“,
betont sie.
Partyservice und heiße Theke
Mit dem Partyservice haben sich die
Seibels ein gern inAnspruch genom-
menes zweites Standbein aufgebaut.
Bis zu 200 Personen können lukul-
lisch verwöhnt werden. Die heiße
Theke mit täglich 15 bis 20 frisch
zubereiteten Gerichten genießt einen
guten Ruf. Fleischwurst und Gu-
laschsuppe sind die Renner. „Bereits
aufgeschnitteneWurst oder durchge-
drehtes Hack wird man an unserer
Fleischtheke nicht finden. Alles wird
frisch zubereitet. Und wer 100 beleg-
te Brötchen bestellt und sie in einer
halben Stunde abholen möchte, be-
kommt sie. Wir geben 150 Pro-
zent“, ist Frank Seibel über-
zeugt, der auch Mit-
glied im Gesellen-
und Meisterprü-
f u n g s a u s -
schuss ist.
Steckbrief: Burgmetzgerei Botte, Hartenfels
gegründet 1963
|
Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung und Verkauf
|
14
Mitarbeiter, darunter 3 Meister, 1 Lehrling
|
Tel.: 02626/ 61 31
Steckbrief: Fleischerei Seul, Koblenz
Inh. Birgit Seibel
|
gegr. 1935
|
eigene Schlachtung, Verarbeitung und Ver-
kauf; Partyservice
|
3 Mitarbeiter, darunter 1 Lehrling
|
Tel.: 0261/ 82 703
Privat und beruflich ein gutes Team: die beiden
Fleischermeister Birgit und Frank Seibel.
Starker Auftritt:
Stefan Schäfer siegt im Leistungswettbewerb der Fleischer
Der 18-jährige Stefan Schäfer aus Volkesfeld in der Eifel hat bei den Fleischergesellen den Praktischen Leistungswettbe-
werb der Handwerksjugend im nördlichen Rheinland-Pfalz gewonnen. Mit seinem Erfolg beim Kammerfinale der
Innungsbesten qualifizierte sich der junge Fleischer zugleich für das Landesfinale der Kammerbesten, das am heutigen
Samstag, 7. Oktober, in Koblenz stattfindet. Platz zwei ging an den 19-jährigen Steffen Bätzel aus Kirchen an der Sieg.
Der siegreiche Stefan Schäfer erreichte 86 von
100 möglichen Punkten. „Das ist eine sehr gute
Leistung, die für den jungen Fleischer Ansporn
fürs Landesfinale sein sollte“, sagte der Vorsit-
zende der Prüfungskommission, Fleischermeis-
ter Josef Seul aus Koblenz.
Der neue Kammersieger im Bezirk der HwK
Koblenz erlernte seinen Beruf in der Fleische-
rei Jonas in Herresbach. Beim Kammerfinale
hatte Schäfer unter anderem einen Schweine-
rollbraten und ein küchenfertiges Fleischge-
richt nach Wahl herzurichten. Aber auch die
richtige Kalkulation bei der Zusammenstellung
der einzelnen Zutaten gehört zu den Aufgaben,
die im Praktischen Leistungswettbewerb von
den Nachwuchshandwerkern erbracht werden
müssen.
Informationen zum Leistungswettbewerb der
Handwerksjugend bei der HwK Koblenz, Tel.:
0261/ 398-641, Fax: -645, E-Mail:
gesellenpruefung@hwk-koblenz, Internet:
Mit dem Rollbraten zum Sieg: Nach dem Sieg auf Kammerebene hat
sich Fleischer Stefan Schäfer für den Landeswettbewerb qualifiziert.
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